Literaturkritik spielt keine große Rolle mehr

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  • Moin, Moin!


    Aber ich glaube, Sibylle Berg meint eigentlich etwas anderes. Sie meint, dass es diese dicken Bücher, die alle für irgendwie wichtig halten, und von denen gern gesagt wird, dass sie das gesamte Jahrhundert enthalten (oder ähnlich gewichtig klingende Aussagen), heute irgendwie nicht mehr gibt.


    Zumindest dicke Bücher (außerhalb der Genreliteratur, die sie produziert) wird es immer geben. Die Frage ist nur, ob sie in dieser schnelllebigen, also auch vergeßlichen Zeit die Chance haben, die Art von Patina anzusetzen, die für einen Klassiker nötig ist. Daß Verlage etwas wagen, beweist zum Beispiel <a href="http://www.amazon.de/Fahlmann-Christopher-Ecker/dp/3898128776/">Fahlmann</a> von Christopher Ecker, auf das ich <a href="http://albannikolaiherbst.twoday.net/stories/christoph-eckers-fahlmann-im-arbeitsjournal-des-montags-dem-5-august-2/">durch ANH</a> aufmerksam wurde.

  • Ich glaube, die Gegenwart ist immer schnelllebig. Und die Klassikerpatina setzen Bücher ja auch nicht von selbst an, sondern im Zuge ihrer zukünftigen Rezeption durch Literaturkritik und -geschichtsschreibung. Dazu kommt noch die Diskrepanz zwischen mehr oder minder offiziellen hochliterarischen Kanonbildungen und solchen Büchern, die nicht unbedingt kanonisiert, aber noch Jahrzehnte nach ihrem Erscheinen massenhaft gelesen werden. Buchblogs und Foren wie diesem geht es (was völlig legitim ist) eher um letzteres, um Lektürestoff und nicht um einen Kanon. Dadurch werden Stimmen hörbar, die vor der Verbreitung des Internets keine Chance auf Öffentlichkeit hatten. Die Frage ist, wie die professionelle Literaturkritik mit dieser Veränderung umgehen wird – sofern der professionellen Literaturkritik angesichts der anhaltenden Zeitungskrise in naher Zukunft überhaupt noch irgendeine Bedeutung zukommen wird.