Regionalkrimis - interessiert euch so etwas?

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  • Hallo ihr Lieben,


    lest ihr eigentlich auch gerne Krimis mit dem sog. "Lokalkolorit"? Vor einiger Zeit gab es in der Leserunde mit Wolfgang Burger eine Diskussion dazu.


    Einerseits ist die Definition recht schwierig: Ist ein Krimi, der in London spielt, deshalb ein Regionalkrimi? Für mich eher nicht. Wichtig ist mir dabei, dass auch die Atmosphäre der entsprechenden Region intensiv zur Sprache kommt. Also die Macken der Einheimischen, detaillierte Beschreibung der Stadt / des Landes usw.


    Es gibt einen Verlag, der sich auf solche Krimis spezialisiert hat: Der Gmeiner Verlag - ich kriege immer sämtliche Neuerscheinungen und finde die auch echt interessant (obwohl mir das auch schon wieder fast zu viele Bücher sind - :entsetzt:).


    Sehr gerne mag ich z.B. die Krimis von Anne Chaplet, die auch sehr viel Lokalkolorit rüberbringen.


    Und dann gibt es ja sogar noch Mundartkrimis - davon lasse ich aber lieber die Finger!


    Wie ist das mit euch?


    Liebe Grüße
    nimue

    Rechtsextremismus ist wieder salonfähig gemacht worden, durch CDU/CSU und FDP.

  • Hallo nimue,


    ich mag Regionalkrimis und wenn nur ein paar Sätze in Mundart geschrieben sind, komme ich damit auch gut klar.


    Am liebsten mag ich die, die in meiner Region handeln. Man kann dort so schön bekannte Plätze wiederentdecken.


    Ein Beispiel hierfür ist "Tod im Saukopftunnel". :smile:

  • Ich mag so was auch sehr gerne, weil man da viel Bekanntes entdecken kann.


    Anne Chaplets Rhön-Kaff zum Beispiel - Paul Bremers Nachbarinnen und so weiter gibt's unter anderem Namen auch anderswo, fast 1:1 :breitgrins:


    Zu Hause liegt momentan ein Würzburg-Krimi von Roman Rausch (davon gibt's wohl mittlerweile schon vier), auf den ich mich sehr freue, weil ich die Stadt einfach wunderschön finde.


    Selbst Aschaffenburg hat mit Alexander Köhl mittlerweile seinen eigenen Krimischreiber, gerade kam Hans Adelmeiers zweiter Fall auf den Markt. Der erste war gar nicht mal so schlecht. Ich hab immer überlegt, ob ich das genaue Fleckchen kenne, an dem sich die Handlung gerade abspielt ;)

    If you don't become the ocean, you'll be seasick every day.

    Leonard Cohen





  • Ich mag sowas auch sehr gerne, aber nur Krimis über meine eigene Region und da ich aus einem Weinbaugebiet komme, sind da auch immer sehr interessante Infos über Wein und ihre Hersteller bzw. Herstellungsweisen drinnen.


    lg Pünktchen

    "Ich bin wichtig",schrie das Sandkörnchen.

  • Hallo!


    ich mag solche Regionalkrimis auch, v.a. dann wenn ich die Stadt kenne. Wenn z.B. das Ganze in Wien spielt, und ich richtig die Personen mitverfolgen kann, das gefaellt mir und gibt mir auch Anlass Buecher zu lesen, die ich vielleicht sonst nicht gelesen haette.

    :blume:&nbsp; Herzliche Grüße!&nbsp; :blume: <br />creative

  • Sehr viel rheinhessischer Lokalkolorit findet sich in den Romanen und Kurzgeschichten von Lossau und Schumacher, insbesondere in den Mystery-Krimis mit den Sonderkommissaren Passfeller und Grosch. Die Bücher kann ich aber nicht uneingeschränkt empfehlen, weil die Geschichten letzten Endes doch ein wenig dünn sind und manchmal nicht überzeugend aufgelöst werden.

  • Hier mal ein paar Stimmen aus der Leserunde zum Thema Regiokrimi (chronologisch):


    Zitat von "Wolfgang Burger"

    Übrigens mögen wir Autoren die Bezeichung "Regiokrimi" nicht so sehr. Ich höre nicht auf, mich zu fragen, warum ein Krimi "regio" ist, wenn er in Heidelberg spielt, nicht jedoch, wenn der Protagonist sich in Salzburg oder Ystad tummelt... Natürlich gibt es Romane, deren einziger Charme darin besteht, dass man seine Stammkneipe und die nette Bäckerei um die Ecke darin wiederfindet. So was wollte und will ich nicht machen. Natürlich ist es schön, wenn man als Heidelbergerin seine Stadt wiedererkennt. Aber auch Ystad erkennt man wieder, wenn man Mankell liest. Wo also ist der Unterschied???



    Zitat von "Arwen"

    Zu der Sache mit den Regionalen Krimis:
    Es stimmt schon, dass es eigentlich keine Regionalkrimis gibt - oder dass es ausschließlich Regionalkrimis gibt, je nachdem. Denn schließlich spielt jeder Kriminalroman an irgendeinem Ort
    Trotzdem machen viele Leser diese Unterscheidung, ich auch.
    Krimis, die in meiner näheren Umgebung spielen, sind für mich eben Regionalkrimis. Für jemanden, der im Norden, wohnt, sind diese eben Krimis wie jeder andere, der vielleicht in Ystad oder Salzburg spielt, auch.
    Deshalb hängt dieser Begriff wohl in den Köpfen der Leser fest, auch wenn die Autoren etwas allergisch darauf reagieren



    Zitat von "Bianca"

    Das kann ich unterschreiben, ich empfinde es genauso.


    Trotzdem werde ich mich der Autoren zuliebe bemühen, diesen Ausdruck künftig zu unterlassen. Er wird allerdings auch in den Buchgeschäften ganz fleißig genutzt, heute erlebt zum Buch "Tod im Saukopftunnel"


    Zitat von "nimue"

    Wegen Regionalkrimis: Das sind für mich Krimis, die durch Lokalkolorit geprägt sind:


    Wikipedia hat folgendes geschrieben:
    "Unter Lokalkolorit (etwa: die örtliche Färbung) versteht man die Anmutung, Eigenart und Atmosphäre, die einen Ort, eine Gegend oder eine Landschaft auszeichnet."


    Also wenn ein Krimi eher durch die örtliche Färbung besticht und der Kriminalfall ansich gar nicht so wichtig ist. Als Beispiel würden mir die Landhauskrimis von Anne Chaplet einfallen. Die würde ich eher in diese Kategorie einordnen als Wolfangs Bücher. Zwar spielen sie in Heidelberg / Karlsruhe, aber die Eigenheiten der Bewohner, Landschaft, Sprache usw. spielen weniger eine Rolle.

  • Ich mag regionale Krimis sehr gerne. Mein Lieblinge sind die Eifel-Krimis von Jacques Berndorf, die Münster-Krimis von Jürgen Kehrer, und am allerliebsten lese ich eigentlich Krimis die in und um Köln spielen, weil das meine Heimat ist! :klatschen:


    Vor allem mittelalterliche Kölnkrimis finde ich immer toll! Von denen gibt es einige im Emons-Verlag:


    http://www.emons-verlag.de/frame.php

  • Die Regionalkrimis sind eine herrliche Sache. Gerade habe ich meinen ersten Siggi Baumeister gelesen und bin vollends begeistert.
    Ich habe ohnehin gerade eine leichte Sucht nach den etwas anderen Krimis, nachdem ich soviele Angelsachsen hier stehen habe. Nicht, dass die keine guten Krimis schreiben, aber die sind halt nicht die einzigen...


    Die Regionalkrimis haben, denke ich, den Charme des heimatlichen Mitdenkens. Die Leser können sich vermutlich deshalb gut reindenken, weil sie zum einen die Region selber mehr oder weniger gut kennen und zum anderen Ereignisse in Deutschland auch anders nachvollziehen können. Wenn in einem Krimi hiesige Gepflogenheiten auftauchen, kennen die die meisten aus eigener Anschauung; bei ausländischen Krimis fehlt diese Identifikation typischerweise.

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  • Bettina: da sagst Du was. Ich glaube, mir ist unter anderem durch die Lektüre deutscher Krimis aufgegangen, wie viel deutschland- und regionaltypische Sachen es doch gibt. Ausdrücke, Persönlichkeiten, Ereignisse, Fernsehsendungen, Zeitschriften ... das alles macht die Geschehnisse in einem deutschen "Regionalkrimi" so herrlich vertraut und ist für Ausländer wahrscheinlich kaum nachvollziehbar.

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    Leonard Cohen





  • Zitat von "Valentine"

    ... das alles macht die Geschehnisse in einem deutschen "Regionalkrimi" so herrlich vertraut und ist für Ausländer wahrscheinlich kaum nachvollziehbar.


    So denke ich auch. Zumal die Verbrechen in Regionalkrimis den hiesigen Umständen angepasst sind (was die Anzahl der Psychopathen, der Amok-Läufe oder ähnlicher Dinge angeht). Umgekehrt versteht kein anderer, warum die vergleichsweise ruhigen Münster-Krimis hier so gut ankommen :zwinker:

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  • Gerade ist mir aufgefallen, dass ich bisher nur die Stimmen aus der Leserunde hierher kopiert habe.



    Ich mag Krimis, die in Städten spielen, die ich gut kenne.
    Allein schon die bekannten Straßen, Orte und Plätze bringen mir die Handlung näher als die in anderen Krimis.
    Die meisten Vorzüge wurden ja bereits genannt, da kann ich mich nur anschließen.


    Heute habe ich mir wieder einen Karlsruhe-Krimi gekauft.
    Das Titelbild finde ich schon mal klasse :klatschen:

  • Ich danke für den Krimi-Tipp aus Karlsruhe - ich sammle da nämlich gerade meine Wünsche ;)

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  • In der letzten Sonntagsausgabe von "Die Welt" war ein Bericht über Regionalkrimis abgedruckt.
    Hab ich leider erst eben entdeckt, als ich die Zeitung entsorgen wollte :redface:


    Den Artikel möchte ich euch trotzdem nicht vorenthalten, er kann auch online abgerufen werden:


    http://www.wams.de/data/2005/08/21/763202.html


    Am besten in der Druckversion lesen.

  • Bei dem Begriff "Regionalkrimi" rollen sich mir immer die Fußnägel hoch. Das ist für mich eine herrliches Beispiel für deutsche Kleinkrämerei. Kein Volk der Welt kommt sonst auf solch eine Idee.


    Warum dann eigentlich nur Regional"KRIMI"? Da gibt es doch auch Regional"LIEBESROMANE", Regional"HISTORISCHE ROMANE", Regional"THRILLER" usw.


    Und diese Begründung


    Zitat

    Wikipedia hat folgendes geschrieben:
    "Unter Lokalkolorit (etwa: die örtliche Färbung) versteht man die Anmutung, Eigenart und Atmosphäre, die einen Ort, eine Gegend oder eine Landschaft auszeichnet."


    lässt sich auf sehr viele ausländischen Krimis übertragen, wie die von James Lee Burke (New Orleans und die Bajous) oder Leo Malet (jeder Krimi spielt in einem anderen Stadtteil von Paris). Und wieso hat ein Krimi, der in LA, Boston, New York, Tokio, Istanbul, Madrid oder Tokio spielt kein Lokalkolorit. Und sind die Krimis von Tony Hillerman nicht voller Anmutung, Eigenart und Atmosphäre des Navajos-Reservates??


    LG Dyke

  • dyke: natürlich haben auch Geschichten aus dem Ausland ihren Lokalkolorit, davon spricht man ja auch bei Geschichten aus der Bretagne, Provence, Cornwall, Schottland, Kanada und und und ... das Besondere am deutschen Regional-Lokalkolorit :breitgrins: ist halt, dass man oft seine eigene Heimatgegend darin so wunderbar wiedererkennen kann, dass man also nicht eine fremde Gegend in allen Schattierungen geschildert bekommt, sondern einem die eigene, vertraute Welt plastisch vor Augen geführt wird. Wenn z.B. Kommissar Heinlein im Krimi von Roman Rausch einen Rappel kriegt, weil sein Sohn mit Bayerntrikot rumläuft, während er als eingefleischter Franke natürlich "Clubberer" ist, kann ich mich darüber ungleich mehr amüsieren als wenn ein Ami-Papa sich aufregt, weil sein Sohn die falsche Baseballmannschaft verehrt ;)


    Warum man das Regionaletikett hauptsächlich Krimis aufklebt, weiß ich auch nicht so genau ... andererseits gibt's doch auch z.B. diese Provence-Bücher von Peter Mayle und ähnliche Romane, die keine Krimis sind, bei denen aber eine dicke Portion des vielzitierten Lokalkolorits gerade den Charme ausmacht.

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    Leonard Cohen





  • Hm An sich finde ich es immer interessant einen Krimi zu lesen der zb in Stuttgart spielt oder sonst irgendwo in der gegend- in Stuttgart wohn ich halt und kenn mich am besten aus. Ich finde es irgendwie auch ein wenig lustig im Krimi dann immer zu wissen wo sich derjenige gerade befindet. Oder auch zu denken oh in dem Cafe war ich schon bzw das ist sogar mein Stammcafe. Aber ich würde mir jetzt auch nicht gezielt einen Regionalkrimi heraussuchen. Ich geh nach dem Inhalt und wenn der zufällig in meiner Gegend spielt find ich das gut aber mehr auch nicht.

  • @ HoldenCaulfield
    Kennst du den neuen Wanninger schon? Er heiße Schwaben-Gier


    die Wanninger Romane gefallen mir auch. Ich habe auch ein paar Jahre in Stuttgart gewohnt und daher lese ich gerne Bücher die in Regionen spielen wo ich mich auskenne.

  • Ich stell hier mal meine Erfahrungen mit Regionalkrimis vor, und weil sie doch ein wenig anders in Deutschland sind. Bin allerdings nicht sooo der Krimileser und daher sind meine Erfahrungen ziemlich begrenzt.


    Hab vor einiger Zeit Jakob Arjouni "Happy Birthday, Turk" in englischer Uebersetzung gelesen. War ganz nett, aber nicht sooo ueberragend. Konnte auch gar nicht verstehen, dass Leute vom Witz in dem Buch sprachen - fand ich eigentlich nirgends. Da ist der Lokalkolorit des hessischen in der Uebersetzung verschwunden! Erst als die Chance hatte, die Verfilmung auf deutsch zu sehen hab ich herzlich gelacht und wirklich auch das Lokalkolorit genossen.


    Und im letzten Sommer hab ich endlich Juergen Kehrer entdeckt, dessen erster Muenster Krimi schon seit Jahren im Keller versteckt lag, ungelesen. Ich hab lange in Muenster gelebt und hab die Erinnerungen so geliebt. Laut gelacht an Stellen, die nicht-Muensteranern wohl gar nicht mal so auffallen wuerden.


    Sicherlich gibt es sowas auch ausserhalb Deutschlands. Gerade die skandinavischen Krimis zeichnen sich doch auch durch ihre besondere lokale Stimmung aus. Die Stephanie Plum Serie beschreibt auch ein sehr typisches Bild von New Jersey. Oder M.C. Beatons Serie ueber den schottischen Polizisten Hamish McBeth.

    Gruss aus Calgary, Canada
    <br />Beatrix
    <br />
    <br />***********************
    <br />Heimat ist kein Ort,
    <br />Heimat ist ein Gefühl.
    <br />
    <br />Herbert Grönemeyer

  • Zitat von "Beatrix in Canada"

    Sicherlich gibt es sowas auch ausserhalb Deutschlands. Gerade die skandinavischen Krimis zeichnen sich doch auch durch ihre besondere lokale Stimmung aus. Die Stephanie Plum Serie beschreibt auch ein sehr typisches Bild von New Jersey. Oder M.C. Beatons Serie ueber den schottischen Polizisten Hamish McBeth.


    Ich bin mir sicher, dass Lokalkolorit auch in Krimis aus anderen Ländern zu finden ist. Nicht wenige Autoren schreiben gerne über Orte, die sie selber kennen und transportieren dabei die Eigenheiten der jeweiligen Schauplätze.
    Wie Du sagst, fallen den Lesern spezifische Dinge jedoch nur auf, wenn sie diese aus eigener Anschauung kennen oder schon davon gehört haben.


    Was ich mich aber frage ist: Ordnen andere Länder ihre einheimischen Autoren mitunter ebenfalls in die Rubrik "Regionalkrimis" oder ist das ein deutsches Phänomen?

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