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Volume 1: Apocalypse Suite Autor: Gerard Way Illustration: Gabriel Bá Coloration: Dave Stewart Einzelcover: James Jean Dark Horse Comics |
Die Geschichte bietet vordergründig nichts Neues: eine Gruppe von Superhelden, die allesamt mit individuellen Kräften ausgestattet sind, muss die Welt retten. So weit, so gut – und doch ganz anders.
Die sieben Mitglieder der Umbrella Academy wurden von Sir Reginald Hargreeves adoptiert, nachdem sie alle zum selben Zeitpunkt ohne vorhergehende Schwangerschaft zur Welt kamen. Hargreeves – oder The Monocle, wie er genannt werden möchte – bildet sie aus, die Welt zu retten; im Alter von zehn Jahren rettet die Gruppe Paris vor dem wild gewordenen Eiffelturm. Zwanzig Jahre später finden die Mitglieder der Umbrella Academy sich erneut zusammen, als sie die Nachricht vom Tod ihres Ziehvaters erreicht. Und prompt sehen sie sich einer neuen Bedrohung gegenüber, die in ihren eigenen Reihen lauert.
Man erfährt nur Bruchstücke aus der Vergangenheit, kann aber erahnen, dass Gerard Way sich ausführlich mit seinen Charakteren beschäftigt und eine komplexe Parallelwelt erschaffen hat. Anfangs führt das leider zu Verwirrung und Freunde in sich geschlossener Geschichten sollten vielleicht vom Lesen dieses Comic-Zyklus absehen, aber mir hat es nach kurzer Eingewöhnung gut gefallen. Man ist sehr schnell mitten in dieser Welt und kann auch sehr schnell die Eigenarten der Beteiligten einschätzen. Es bedarf keiner seitenlangen Einführungen, Way und Bá charakterisieren ihre Figuren durch wenige Gesten und Worte.
Dabei sind sowohl die Protagonisten als auch ihre Umgebung wunderbar skurril. Oder auch kaputt. Und abgedreht. Man darf nicht zimperlich sein, wenn man diesen Comic zur Hand nimmt, denn Blut fließt literweise und der Body Count (die Anzahl der zu zählenden Leichen) steigt in enorme Höhen. Dabei werden auch die furchtlosen Helden nicht verschont, die übrigens nichts mit glatten Helden a la Superman gemeinsam haben.
Der Zeichenstil ist rau und kantig, manchmal skizzenhaft-reduziert, wenn zum Beispiel etwas im Bild außerhalb des Fokus liegt. Definitiv ist der Stil nichts, was landläufig als schön bezeichnet wird (und manchmal doch genau das!), aber durch seine Eigenart durchaus etwas Besonderes. Die Farbgebung ist insofern außergewöhnlich, als dass die Farben meist gedeckt sind, aber auch schreiend bunt sein können, wenn es der Erzählung dient. Dieses Außergewöhnliche setzt sich fort in der Seitenaufteilung oder auch den Formen der Sprechblasen, soweit ich das beurteilen kann. Besonders gut gefallen hat mir die Mimik der Figuren, die neben all der Action nie zu kurz kam und durchaus gut beobachtet und umgesetzt ist.
Gelesen habe ich übrigens das englische Original, wodurch mir sicher der ein oder andere Witz entgangen ist, da ich die umgangssprachlichen Begriffe nicht immer kannte. Insgesamt ist es aber keine große Herausforderung, dem Text zu folgen, und es gibt auch eine deutsche Übersetzung (die allerdings, glaube ich, vergriffen ist).
Die oben verlinkte Ausgabe ist ein Sammelband der einzeln erschienenen Episoden und kann ein paar Extras vorweisen. Neben einem Vorwort von Comicautor Grant Morrison, einem Nachwort von Dark Horse-Herausgeber Scott Allie sowie Anmerkungen von Illustrator Gabriel Bá gibt es Skizzen verschiedener Mitglieder der Umbrella Academy. Außerdem sind zwei Kurzgeschichten enthalten, die vor der eigentlichen Handlung von Apocalypse Suite spielen: ein Teaser, der vor Erscheinen der Serie online zu lesen war, und eine Geschichte, die vorab anlässlich des Comic Tages kostenlos in den USA erschien. Und die wunderschönen Cover der Einzelausgaben, die James Jean gestaltet hat, sind ebenfalls enthalten.
Viele Grüße
Breña