Jean-Luc Bannalec - Bretonische Verhältnisse

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  • Kommissar Georges Dupin wurde in die Bretagne strafversetzt und hat sich dort eher widerwillig eingelebt, inzwischen gefällt es ihm dort allerdings ganz gut, wobei er mit den eigensinnigen Bretonen immer noch so seine Probleme hat und natürlich als Pariser dort nur langsam akzeptiert worden ist. Der Arbeitsalltag ist in aller Regel auch nicht furchtbar aufregend, doch eines Tages bekommt er es mit einem rätselhaften Mordfall zu tun. Im Malerstädtchen Pont-Aven, einem der großen Touristenmagneten der Region, wurde der Besitzer eines altehrwürdigen Hotels, in dem zu Beginn des 20. Jahrhunderts Gauguin und seine Künstlerfreunde ein und aus gegangen sind, erstochen im Speisesaal aufgefunden.


    Die Lokalpresse stürzt sich natürlich wie die Geier auf die Bluttat, und auf Dupin lastet ein ziemlicher Erwartungsdruck, den Fall schnell aufzuklären, doch ganz so einfach ist das natürlich nicht.


    Dieser erste Fall für den etwas knurrigen Kommissar Dupin (irgendwie hatte ich immer Jean Reno vorm geistigen Auge) liest sich spannend weg und spielt geschickt mit einem bunten Reigen diverser Verdächtiger und einigen falschen Fährten.


    Die Beschreibung von Land und Leuten ist Bannalec - hinter dessen Pseudonym sich ein deutscher Autor verbirgt - ziemlich gut gelungen. Noch besser hätte mir gefallen, wenn er sich dabei mehr seiner eigenen Formulierungen und weniger dem Reiseführervokabular hingegeben hätte, da ist durchaus noch Luft nach oben. Trotzdem bringt er den Charme schöner alter Städtchen und spektakulärer Küstenlandschaften gut rüber, was mir als Bretagneliebhaberin natürlich sehr viel Spaß gemacht hat.


    Bei den Charakteren fallen gewisse Stereotypen auf - der übereifrige junge Polizeibeamte, der ewig übellaunige Kollege, die toughe, kompetente Assistentin und der doofe Chef - aber schlimmer als in vielen gängigen TV-Krimis fand ich das nun auch nicht und habe mich trotzdem gut unterhalten.


    Alles in allem solide Krimikost in schöner Kulisse. Mal sehen, ob sich der zweite Fall noch steigern kann.


    3ratten + :marypipeshalbeprivatmaus:


    Übrigens haben wir in unserem letzten Bretagne-Urlaub in Dupins Stammlokal, dem L'Amiral in Concarneau, einen "petit café" getrunken ... der wirklich gut war ;)

    If you don't become the ocean, you'll be seasick every day.

    Leonard Cohen





  • Leider fand auch ich diesen Krimi nur mittelmäßig. Kommissar Dupin als Person hat interessante Ansätze, bleibt aber insgesamt farblos. Seine Hintergründe, seine Vorgeschichte werden allzusehr nur angedeutet. Und sein Verhalten gegenüber seinen Kollegen war mir mehr als einmal einfach nur unverständlich.


    Die Schilderung von Land und Leuten war unterhaltsam, las sich aber stellenweise wie ein Lexikoneintrag oder Reiseführer. Alles rund um Malerei war noch am interessantesten. Aber das Lokalkolorit ließ zu wünschen übrig. Dauernd wird Kaffee getrunken oder gegessen (wobei aber die meisten Personen dennoch natürlich gertenschlank sind :breitgrins:) und immer wird genauestens beschrieben, welche natürlich absolut bretagnetypischen Gerichte da so verspeist werden. Natürlich erst nach einem Hinweis, dass der Kommissar mal wieder den ganzen Tag vor lauter Arbeit das Essen vergessen hat... :rollen:


    Was die Orte betrifft, zwischen denen hin- und hergefahren wird, war ich manchmal etwas verloren und musste überlegen, wo Dupin nun gerade mal wieder ist. Die Landschaft hatte ich einigernmaßen vor Augen, da ich die Gegend mal bereist habe. Die Beschreibungen fand ich eher etwas diffus, die Sprache des Romans insgesamt etwas holprig. Der Kriminalfall selbst wurde nachvollziehbar beschrieben, allerdings war die Entwicklung, die der Fall nahm, nicht besonders originell und etwas in der Richrtung deutete sich ja schon bald an. Etwas nervig waren die vielen Diaologe bei den endlosen Befragungen, bei denen ich manchmal die Übersicht verlor, wer jetzt was sagt.



    Bei den Charakteren fallen gewisse Stereotypen auf - der übereifrige junge Polizeibeamte, der ewig übellaunige Kollege, die toughe, kompetente Assistentin und der doofe Chef - aber schlimmer als in vielen gängigen TV-Krimis fand ich das nun auch nicht und habe mich trotzdem gut unterhalten.


    Stimmt. Die fähige Sekretärin und der unfähigen, korrupte Chef erinnern mich direkt an Donna Leons Commissario-Brunetti-Bücher. Auch in Camilla Läckbergs Krimis gibt es so eine ähnliche Konstellation.


    Alles in allem: nicht überragend, und die Folgebände interessieren mich nicht.


    2ratten + :marypipeshalbeprivatmaus:

    Freiheit ist immer Freiheit der Andersdenkenden (R. Luxemburg)

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  • Die Schilderung von Land und Leuten war unterhaltsam, las sich aber stellenweise wie ein Lexikoneintrag oder Reiseführer.


    Das fand ich als Bretagne-Liebhaberin ziemlich schade. Wenn man schon vor Ort war, kann man sich natürlich vieles gut vorstellen, aber ich hätte es schöner gefunden, wenn nicht so viele Sätze zur Charakterisierung der Gegend gefallen wären, die 1:1 aus einem Reiseführer hätten stammen können.


    Wir haben die komplette Reihe zu Hause, weil Herr Valentine sie gerne liest, deshalb werde ich sicher irgendwann mal wenigstens den 2. Band lesen und bin dann gespannt, ob sich die kritisierten Punkte dann gebessert haben.


    Dass man in der Bretagne gerne, viel und auch oft die typischen Gerichte ist, entspricht aber tatsächlich der Wahrheit ;)

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    Leonard Cohen





  • Vor einem Jahr habe ich mir auf Anraten einer Kollegin den ersten Band dieser Reihe angeschafft und nun gelesen. Mir geht es damit wie Kirsten und illy. Ganz nett, wenn auch nichts Neues, aber besonders der Kommissar , auch wenn er - wie oben mehrfach zitiert und erwähnt - angeblich nicht nullachtfuffzehn ist, geht mir gegen den Strich. Das Miesepeterische mag ja noch angehen, aber so seine Mitarbeiter dauernd im Regen stehen zu lassen und selbstgerecht zu sein, das finde ich ätzend. Wie Kirsten so schön sagt:

    So verführerisch der Strand auch aussieht... nee, den Dupin mag ich nicht :winken:

    Genau! Die Reihe werde ich nicht weiterverfolgen.

    Einmal editiert, zuletzt von finsbury ()

  • Na, es muss ja auch nicht allen alles gefallen. Erfreulicherweise habe ich diesmal darauf verzichtet, mir hoffnungsvoll gleich mehrere Bände der Reihe zu kaufen, das zahlt sich jetzt aus.

  • Ich gestehe: ich mag Monsieur Dupin und sein Team, ich mag auch die Beschreibungen der Besonderheiten der Bretagne. Dieses Gesamtpaket gefällt mir.


    Allerdings bin ich mir nicht sicher, ob ich diese Bücher bzw Hörbücher deshalb so mag, weil die Bretagne ein Sehnsuchtsort ist und ich deshalb ausnahmsweise nicht überkritisch sondern eher das völlige Gegenteil bin.

    So wird jeder Band für mich zu einem Kurzurlaub;)

    Vernunft, Vernunft...

  • Na, es muss ja auch nicht allen alles gefallen.

    Das sowieso.

    Erfreulicherweise habe ich diesmal darauf verzichtet, mir hoffnungsvoll gleich mehrere Bände der Reihe zu kaufen, das zahlt sich jetzt aus.

    Das mache ich nie, ich bin lieber erst mal vorsichtig.

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    Leonard Cohen





  • Erfreulicherweise habe ich diesmal darauf verzichtet, mir hoffnungsvoll gleich mehrere Bände der Reihe zu kaufen, das zahlt sich jetzt aus.

    Das habe ich bis jetzt nur zweimal gemacht, da ging es glücklicherweise gut. Bei dem Buch habe ich mir überlegt, ob ich es mit anders bewertet hätte, wenn ich schon mal in der Ecke gewesen wäre. Manchmal hilft mir das.

    Into the water I go to lose my mind and find my soul.

  • Ja, da muss ich vorsichtiger sein. Ich kann im Übrigen gut verstehen, dass man die Krimis mag, wenn man die Bretagne liebt. Ich habe erst einmal dort Urlaub gemacht, war aber im Nordosten, da ist es ganz anders als im Süden, wie in dem Roman ja auch irgendwo gesagt wird.