Kate Pullinger - Eine Liebe in Luxor

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  • Kate Pullinger - Eine Liebe in Luxor


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    Klappentext
    England, 1862. Das Dienstmädchen Sally weicht ihrer Lady nicht von der Seite, auch nicht, als diese vom Doktor nach Ägypten geschickt wird, um ihre Krankheit zu kurieren. Sie begeben sich auf eine Flussfahrt den Nil hinauf, und für Sally beginnt in der exotischen Fremde ein neues Leben: Lady Duff Gordon tauscht ihr Korsett gegen Männerkleidung und eröffnet einen wöchentlichen Salon, und das Dienstmädchen genießt plötzlich eine ungeahnte Freiheit. Doch als Sally sich auf den schönen Ägypter Omar einlässt, geht der Lady die Freiheit zu weit ...


    Meine Meinung
    Die kranke Lady Duff Gordon hat tatsächlich gelebt. Die Autorin hat sich nach eigenen Angaben sehr frei der Tatsachen um ihr Leben bedient und die Geschichte von Sally und Omar hinzugedichtet.
    Das Buch findet sich bei den Liebesgeschichten, von daher habe ich es auch dieser Rubrik zugeordnet, dabei ist es viel mehr. Es ist ein historischer Roman, ein Zeugnis der Epoche vor 150 Jahren.
    Mit der Ich-Erzählerin Sally machen wir uns auf die beschwerliche Reise nach Ägypten. Wunderbar wird dem Leser hier das Leben in Ägypten von Alexandria bis Luxor vermittelt, wobei gerade Luxor, als eigentliches Ziel der Reise, zu begeistern weiß. Man spürt beim Lesen fast die Hitze in Luxor (Einiges hat sich dabei bis heute tatsächlich nicht geändert, wird doch ein Ort namens Qena erwähnt, in welchem auch heute noch sehr hitzige Gemüter wohnen.)
    Exotisch mutet es an, dieses Leben in Ägypten. Aber es gibt Regeln, die es einzuhalten gibt, Regeln denen sich Omar unterwirft, Regeln die auch Lady Duff Gordon nicht brechen kann. Schwer von ihrer Krankheit gezeichnet ist sie nicht in der Lage Sally zu verzeihen, schlimmer noch, sie gibt ihr alleine die Schuld an dem Verhältnis zu Omar.
    Sally scheint die Leidtragende zu sein. Aber nein, dem strengen viktorianischen Leben entflohen wächst sie über sich hinaus, entwickelt sich zu einer tapferen mutigen Frau die ihren eigenen Weg in Ägypten geht.


    Kate Pullinger hat zum Schreiben dieser Geschichte Ägypten besucht, ich habe das Buch in Ägypten gelesen, wobei es eine nette Anekdote zu erzählen gibt:
    Ich habe das Buch in Hurghada gelesen, es war aber ein Freund aus Luxor vor Ort, dem ich jeden Tag erzählen musste was in dem Buch bisher geschehen war. Wir beide bangten um die Liebe von Sally und Omar und es gab die herrlichsten Diskussionen zwischen meinem Freund und mir wie sich die Geschichte weiterentwickeln wird.


    4ratten :marypipeshalbeprivatmaus:

  • Danke für deine Rezi, Papyrus. :winken:
    Ich schleiche schon ganz lange um dieses Buch herum und dank Deiner Rezi werde ich es mir jetzt auch bestellen!

    Mögest du dir die Zeit nehmen, die stillen Wunder zu feiern, die in der lauten Welt keine Bewunderer haben. ~ Altirischer Segenswunsch

  • Ich kann mich der Meinung und Bewertung von Papyrus nur anschließen.


    Beschreibung:


    "Eine Liebe in Luxor" ist die fiktive Geschichte der realen Personen Lady Duff Gordon, ihrer englischen Zofe Sally Naldrett und ihres Dragomanen Omar Abu Halawy.


    Lady Duff Gordon ist gesundheitlich schwer angeschlagen und das kalte Wetter Englands verträgt sie ganz und gar nicht. Auf dringendes Anraten ihres Arztes muss sie reisen. Doch erst das heiße, trockene Klima Oberägyptens bringt ihr Genesung. Getrennt von ihrer Familie aber begleitet von ihrer treu ergebenen Zofe Sally und eines Dragomanen, Mr. Abu Halawy bezieht sie schließlich ein Haus in Luxor.


    Es beginnt eine Zeit idyllischen Zusammenlebens zwischen den drei Personen. Die beiden Damen legen ihre steife, westliche Kleidung und starre englische Konventionen ab und lernen Ägypten mit all seinen Facetten kennen. Lady Gordon, gewitzt und gebildet, empfängt oft und gerne Besuch von den angesehenen Bürgern des Dorfes und Umgebung und führt angeregte Debatten mit ihnen. Auch Sally ist in der neuen Heimat sehr glücklich, umso mehr, als sich zwischen ihr und Omar eine Liebesbeziehung entwickelt.


    Doch dann führt eine Folge von Ereignissen dazu, dass die Idylle gestört und schließlich zerstört wird ...


    Meine Meinung:


    Der Roman wird auch Sicht Sallys erzählt und beschreibt wunderbar anschaulich das Leben im Französischen Haus und das Dorfleben, die flirrende Hitze, Gerüche und Farben, die religiösen und kulturellen Eigenheiten Ägyptens, Omars fremdländische Küche. Interessant war, dass auch Bezug genommen wird auf historische Ereignisse von damals. Sehr schön fand ich den vertrauten Umgang zwischen der Lady und ihren beiden Dienern, ich habe mich einfach wohlgefühlt beim Lesen. Doch das Glück des Dreiergespanns währt eben nicht ewig und im zweiten Teil des Buches kehrt Lady Gordon zu ihren starren Verhaltensregeln zurück mit fatalen Folgen für Sally. Das ist nicht unrealistisch beschrieben, aber eben unsympathisch und darum hat mir der zweite Teil des Buches wesentlich weniger gut gefallen als der erste. Sally, die mir als Leserin ans Herz gewachsen ist, muss unter Lady Gordons Hartherzigkeit leiden und ich mit ihr, sodass ich manchmal sogar nur widerwillig weitergelesen habe. Alles in allem aber eine lohnenswerte Lektüre. Daher gibt's von mir 4 Ratten.


    4ratten

    Ich hieß hier mal caithlin.<br /><br />&quot;If I had a dollar for every time i felt more emotion for a fictional character than people in real life, I could pay for the psychiatric help I obviously need.&quot;

  • Worum es geht
    Mitte des 19. Jahrhunderts reist Lady Lucie Duff Gordon auf Anraten ihres Arztes nach Ägypten, um dort ihre Tuberkulose auszuheilen. Begleitet wird sie von ihrem Dienstmädchen Sally Naldrett, die mit ihrer Herrin im fremden Land schon bald eine besondere Vertrautheit verbindet. Als die Lady den Ägypter Omar Abu Halawy als Dolmetscher, aber auch zur Unterstützung im Haushalt einstellt, entwickelt Sally Gefühle für den verheirateten Mann, die sie alsbald in große Schwierigkeiten bringen sollten.


    Meine Meinung
    Lange lagerte das Buch auf meinem SuB, nicht ahnend, wie sehr mich die Geschichte der Zofe Sally Naldrett in ihren Bann ziehen sollte. Dabei war es gar nicht so sehr der Inhalt, der mich derart faszinierte, sondern die vielen Details, die die Autorin unglaublich plastisch zu schildern versteht, und die dem Roman das gewisse Etwas geben.
    Die Schönheit der Landschaft, die Gastfreundschaft, die den beiden Frauen überall begegnet, aber auch die Mühsal der Reise in einem Land und einer Zeit, die den Begriff "Tourismus" noch nicht kannte. Ganz ungezwungen bewegen sich die Bewohner zwischen den Ruinen ihrer großen Vergangenheit, leben zwischen Hieroglyphen und halb im Sand versunkenen Denkmälern. Beinahe meint man den in der Mittagsglut träge dahinfließenden Nil vor sich zu sehen, glaubt, die Hitze, unter der die beiden Engländerinnen in ihrer unpassenden Garderobe leiden, am eigenen Leibe zu spüren. Langsam wird die Veränderung erkennbar, die Sally und ihre Lady erfahren; nicht nur in ihrem Lebensstil passen sie sich den fremden Sitten an, auch ihre Beziehung zueinander wird eine andere.
    Besonders gut hat mir gefallen, wie Kate Pullinger dieses beinahe selbstverständliche Annehmen ganz neuer Lebensgewohnheiten schildert. Keine Rede von einem Aufeinanderprallen der Kulturen, sondern eher eine von gegenseitiger Neugier getragene und von Toleranz bestimmte Annäherung. Trotz aller Begeisterung für das fremde Land, bleibt Lady Duff Gordon die Armut und Unterdrückung der untersten Bevölkerungsschichten, der ihre besondere Aufmerksamkeit und Fürsorge gelten, nicht verborgen. Selbst schwer krank, widmet sie sich voller Engagement den Ärmsten und hilft beim Ausbruch einer Seuche tatkräftig in der von ihr provisorisch eingerichteten Krankenstation mit. Im krassen Gegensatz dazu steht die Härte, mit der sie ihre geschätzte Zofe behandelt, als diese in eine für sie problematische Lage gerät. Beeindruckt hat mich hingegen die charakterliche Stärke der Sally Naldrett, die ihren Gefühlen nachgibt, ohne in ihrer Unerfahrenheit an die Konsequenzen zu denken, die Folgen aber mit bewundernswertem Mut trägt.
    Eine sehr authentische Erscheinung, die sich nahtlos ins Geschehen einfügt, ist auch der Ägypter Omar. Er begleitet Lady Duff Gordon auf ihrer Reise, und steht ihr als Dienstbote und persönlicher Betreuer zur Seite. Trotz aller Verbindlichkeiten bleibt er für mich undurchschaubar, ein Mann, der sich nicht so leicht in die Karten blicken lässt.
    Treffend fand ich auch die Einteilung des Buches in die Kapitel "Leben", "Tod" und "Leben danach", die den Verlauf der Reise ankündigen, und Hoffnung aufkeimen lassen für das weitere Schicksal der tapferen Sally. Stilistisch hat mir das Buch ebenfalls sehr gut gefallen, vor allem die gehobene Sprache, die so gut zu einer englischen Lady auf großer Reise im 19. Jahrhundert passt.


    4ratten


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  • Im Nachwort erfährt man, dass die Erzählung auf einer wahren Begebenheit beruht, Lady Duff-Gordon gab es wirklich, ihre Briefe aus Luxor wurden seit 1865 mehrfach neu aufgelegt und ihre Zofe Sally hatte wohl tatsächlich eine Beziehung mit ihrem ägyptischen Führer/Leibdiener Omar. Details dazu sind allerdings kaum erhalten - es war ja nur Dienerschaft und so hat die Autorin dort ihrer Phantasie freien Lauf gelassen.


    Die Geschichte wird aus der Perspektive Sallys erzählt, die als junges Mädchen im Haushalt der Gordons Arbeit fand und zur Zofe der in der Dienerschaft beliebten Lady des Hauses emporstieg. Ihren freien Tag nutzte sie oft dafür, nach London zu fahren und dort im Museum die ägyptischen Ausstellungsstücke zu bewundern. Natürlich ist sie begeistert, als sie die Lady begleiten soll, die in der trockenen Luft Ägyptens versuchen will, ihre Tuberkulose in den Griff zu bekommen. In der ägyptischen Hitze verschwinden die englischen Konventionen aber nur eine Zeitlang und so zerbrechen letztlich die freundschaftlichen Beziehungen.


    Meine Sympathien für Sally sind groß, beginnend mit ihrer Faszination für Ägypten. Aber auch die Anpassungen an das Leben dort, die sie und Lady Duff-Gordon selbstverständlich vornahmen, das Lernen des Arabischen, das Interesse für den Koran passt so gar nicht zum steifen englischen Besucher, wie ich es erwartet hätte und gefiel mir sehr gut.


    Trotz des Titels erzählt das Buch keine simple Liebe vor historischem Hintergrund, die Liebesgeschichte ist hier nicht zentral, sondern Bestandteil der interkulturellen Beziehung, was das Buch auch für Leserinnen wie mich attraktiv macht, die vor klassischen Lovestories eher zurückschrecken.


    4ratten

  • Der Titel klingt ja wirklich wie eine billige Schnulze vor exotischem Hintergrund, eigentlich schade :( Ich habe gerade mal nach dem Originaltitel gesucht, es heißt eigentlich "The Mistress of Nothing".


    illy: danke, dass Du das Buch noch mal in meinen Fokus gerückt hast, das wandert gleich mal auf die Wunschliste.

    If you don't become the ocean, you'll be seasick every day.

    Leonard Cohen