2 - Old and Young

Es gibt 20 Antworten in diesem Thema, welches 5.771 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag () ist von Valentine.

  • Ich habe jetzt bis Kapitel 14 gelesen und muss wohl noch einmal meine Meinung zu dem vorher gesagten revidieren.
    Mir erscheint der Onkel von Fred nicht mehr ganz so nett, als ich sah, wie er mit Mary umgeht. Der Ton , in welchem er ihr Befehle erteilt, finde ich sehr verletzend und entwürdigend. Fred scheint Mary sehr zu lieben, aber Mary hat auch ihre Grundsätze und das finde ich gut. Auch ihre Einstellung zu der Wahl des Berufes oder des Lebensunterhaltes. Dass man nämlich nicht das macht, was viel einbringt, sondern das was man kann, denn ansonsten würde man ungerechter Weise Geld für nicht erbrachte, oder nur unzureichend erbrachte Leistung erhalten.
    Habe ich das richtig verstanden, am Ende des 14. Kapitels, dass der Wechsel bei seinem Gläubiger eine gefälschte Unterschrift trägt? Mary ist doch die Tochter von Featherstone oder habe ich da was falsch verstanden? Ich merke, dass ich momentan eine kleine Leseflaute habe und oft sehr unkonzentriert lese, was aber nicht darin liegt, dass ich keine Lust zum lesen habe, sondern mich gewisse Dinge gedanklich momentan so beschäftigen, dass chi völlig durch den Wind bin. :breitgrins:

  • Nein, Mary ist bei Featherstone nur angestellt, als Gesellschafterin oder sowas. Das erklärt vielleicht auch seinen Tonfall im Umgang mit ihr (auch wenn nichts dagegen spräche, auch zu einer Angestellten freundlich zu sein.)


    Kapitel 13


    Fred Vincy hat also Spielschulden und Featherstone verdächtigt ihn, quasi im voraus sein zu erwartendes Erbe verpfändet zu haben. Vater Vincy soll jetzt für ihn bei Banker Bulstrode eine offizielle Erklärung besorgen, dass das nicht der Fall ist. (Dieses Kapitel fand ich relativ schwierig zu verstehen :redface: Correct me if I'm wrong!)


    Die komplette Vincy-Familie ist mir nicht so richtig sympathisch, ehrlich gesagt ... Emporkömmlinge mit einem ganz schönen Standesdünkel, vor allem bei Rosamond und dem Vater.


    Kapitel 14


    Freds Problem lässt sich doch nicht so einfach lösen wie er dachte - als er Featherstone den gewünschten Brief bringt, lässt der ihn trotzdem nicht vom Haken. Vielleicht hat er nur einen schlechten Tag erwischt (er zeigt sich ja generell ziemlich launisch an dem Tag), ich glaube aber eher, dass er Fred nicht so ganz über den Weg traut. Mit den Geldscheinen hat er ihn ja wieder gelinkt - Fred hatte sich deutlich mehr Bares erhofft.


    Dass Fred ausgerechnet Pfarrer werden soll, passt für mich so gar nicht zu ihm.


    Mary gefällt mir. Sie weiß, was sie will, und sie weiß auch, was sie nicht will, nämlich einen lernfaulen Kerl zum Ehemann.


    Das mit dem Scheck am Ende habe ich auch nicht so ganz verstanden. Ist Marys Vater sein Gläubiger?



    Kapitel 15


    Hier erfahren wir mehr über Tertius Lydgate, ein sehr interessantes Kapitel. Dass er schon als Kind eine Leseratte war, macht ihn sehr sympathisch ;) Auch als Arzt gefällt er mir, er hat ein gewisses Berufsethos und ist bestrebt, zu helfen und zu heilen, ohne die Doppelmoral mancher seiner Kollegen. Und er möchte, wo möglich, innovative Methoden anwenden. Das gefällt mir gut.


    Er hat aber auch eine große Schwachstelle: seine Impulsivität gegenüber Frauen, die ihn faszinieren. Diese französische Schauspielerin war ja ein reizendes Beispiel. (Gut, dass sie nicht mehr heiraten wollte. Am Ende hätte ihm irgendwann auch ein Messer zwischen den Rippen gesteckt.)


    Ein Zitat, das mir im Zusammenhang mit den wissenschaftlichen Neuentdeckungen, die Lydgate machen möchte, gefallen hat:


    Zitat

    ... we are apt to think it the finest era of the world when America was beginning to be discovered, when a bold sailor, even if he were wrecked, might alight on a new kingdom; and about 1829 the dark territories of Pathology were a fine America for a spirited young adventurer.



    Kapitel 16


    Bulstrode ist mir einigermaßen suspekt. Er hat die Fäden in Middlemarch in der Hand, weiß als Banker um die Geheimnisse vieler und trägt dabei eine asketische Einstellung zur Schau. Religiöse Beweggründe spielen bei ihm wie auch generell in jener Zeit auch in weltlichen Belangen eine große Rolle - wahrscheinlich ist deshalb auch die Frage der Neubesetzung dieser Kaplansstelle im Krankenhaus so ein Politikum.


    Was ich sehr interessant fand, war die Diskussion über die Frage, wer als Leichenbeschauer amtieren darf, wie bisher die Juristen oder, ganz neumodische, doch sinnigerweise Mediziner?


    Farebrother ist von den gesammelten Klerikern, die bisher mitspielen, derjenige, den ich am ehesten mag. Sein Auftritt ist schön beschrieben:

    Zitat

    He came like a pleasant change in the light (...)


    Lydgate hat anscheinend wirklich ein Auge auf Rosamond geworfen. Die ist mir nach wie vor etwas zu perfekt. Leider finde ich die Stelle nicht mehr, an der Eliot sie sinngemäß als eine Schauspielerin beschreibt, die ihre Rolle so gut spielt, dass sie gar nicht mehr merkt, dass es nur eine Rolle ist. Dass ihr ein Sinn für Humor abgeht, macht sie mir überdies nicht sympathischer. Alles an ihr wirkt kalkuliert auf mich.



    Kapitel 17


    Lydgates Besuch bei Farebrother fördert einige erstaunliche Wahrheiten zutage - unter anderem, dass der mit drei alten Jungfern unter einem Dach lebt und nicht allzu viel zu Hause zu sagen hat, was er aber offenbar mit Humor nimmt. Und es sieht so aus, als wäre er lieber Insektenforscher als Pfarrer geworden.


    Die beiden Männer verstehen sich auf Anhieb bestens, was Lydgate allerdings im Hinblick auf die Kaplans-Entscheidung in die Bredouille bringen könnte, da Farebrother ja nicht des mächtigen Bulstrodes Vorzugskandidat ist.



    Kapitel 18


    Nun fällt in illustrer Runde also die Entscheidung über den neuen Kaplan. Und Lydgate gerät durch sein Zuspätkommen stärker unter Zugzwang, als er sich wohl hätte träumen lassen - alle haben schon ihre Stimme abgegeben und es steht genau 50:50. Also bekommt doch Bulstrodes Favorit seine Stimme. Mh. So richtig gefallen will mir das nicht, ich hätte mir mehr Rückgrat von ihm gewünscht; andererseits ist auch verständlich, dass er es sich nicht gleich nach Ankunft mit dem wichtigsten Mann am Platz verscherzen will.



    Kapitel 19


    In Rom begegnen wir nicht zuerst, wie vielleicht erwartet, den Flitterwöchnern, sondern einem anderen alten Bekannten - Will Ladislaw ist mit einem deutschen Freund in den Vatikanischen Museen unterwegs, um zu zeichnen, als dieser Freund fasziniert von einer jungen Museumsbesucherin ist, die sich als Dorothea Casaubon entpuppt. Statt sie anzusprechen, macht sich Will aus dem Staub (warum, weiß er selbst nicht so recht, wie mir scheint - aber offenbar hat sie einen stärkeren Eindruck auf ihn gemacht, als man zunächst angenommen hätte.)



    Kapitel 20


    Dorothea sitzt in ihrer Unterkunft und weint. Die Hochzeitsreise läuft nämlich genau so, wie ich es befürchtet hatte - Casaubon hat kaum Zeit für sie, schließt sie von seinen Forschungsarbeiten aus und schlägt ihr auch die Bitte ab, sie doch assistieren zu lassen. Er empfindet ihr ehrliches Interesse als ungebührliche Neugier, ja Überwachung. Ohne fachkundige Führung ist sie von den vielen Schätzen und Sehenswürdigkeiten Roms einfach erschlagen. Wann immer sie etwas besichtigen möchte, versteht es Casaubon, dies in ein paar spitz formulierten Sätzen abzutun, so dass ihr schon von selbst die Lust vergeht. Ein grässlicher Mensch!


    Als er Dorothea als "ignorant onlooker" seiner ach so wertvollen Arbeit bezeichnet, hätte ich ihm am liebsten eine gescheuert, diesem vertrockneten alten Gelehrten. Und den Streit beendet er nicht, weil er seinen Fehler einsieht oder ihr wirklich verzeiht, sondern nur, weil er Besseres mit seiner Zeit anzufangen weiß als sich zu ärgern. Grrr.


    Kapitel 21


    Aufmunterung für Dorothea naht in Gestalt von Will Ladislaw, der sich nach ihrer Unterkunft erkundigt hat und nun kurz guten Tag sagen möchte. Die beiden unterhalten sich erstaunlich gut, sie taut in seiner Gegenwart auf wie Schnee in der Sonne, während Wills Selbstsicherheit gehörig ins Schwanken gerät.


    Ich mag es sehr, wie Eliot ihn beschreibt - als krasses Gegenteil von Casaubon: er hat Sinn für Humor, lacht gern und ist aufgeschlossen und interessiert.


    Zitat

    Will Ladislaw's smile was delightful (...): it was a gush of inward light illuminating the transparent skin as well as the eyes, and playing about every curve and line (...)


    Zitat

    The first impression on seeing Will was one of sunny brightness (...)


    Ich bin gespannt, ob er sich nun der Literatur statt der Malerei zuwenden wird. Seine Gedanken übers Malen fand ich auch recht interessant, wie etwa die Bemerkung, man könne beispielsweise die Stimme einer Frau nicht im Bild festhalten.


    Casaubon höchstpersönlich kommt natürlich dazu und ist prompt eifersüchtig auf seinen jungen Verwandten. War ja klar. Dorothea soll einfach schön brav zu Hause sitzen und auf ihren Herrn warten. Bloß kein bisschen Spaß haben.

    If you don't become the ocean, you'll be seasick every day.

    Leonard Cohen





  • Bis einschließlich Kapitel 15


    So langsam komme ich in das Buch rein. Ich glaube, ich muss da immer längere Zeit am Stück lesen statt kapitelweise, um dran zu bleiben. :redface:


    Fred hat also Schulden und muss seinem Onkel Featherstone eine Art Gutachten bringen, dass er nicht schon sein Erbe, auf welches er ja auch nur spekulieren kann, als Sicherheit dabei vorlegt. Ich glaube, Fred ist kein übler Kerl, aber eben leider nicht wirklich erwachsen, was Mary dazu bringt, seinen Antrag abzulehnen. Diese Szene fand ich sehr schön, weil Mary klar macht, dass sie nicht sofort davon ausgeht, dass ein Mann sie heiraten will, wenn er ein bisschen Interesse zeigt. Sie scheint mir eine sehr starke Frau zu sein und ich finde es schade, dass es für sie als Gouvernante nicht funktioniert hat. So im Dienste Featherstones zu stehen ist wahrhaft kein schönes Leben.


    Was das mit der Unterschrift von Marys Vater auf sich hat, habe ich auch nicht so recht verstanden. :rollen: Ich gehe mal davon aus, dass es zur Folge hat, dass Fred sein Erbe/Geld doch nicht bekommt und irgendwann verarmt. Vielleicht will Mary ihn ja dann heiraten, wenn er kein fauler Spieler mehr ist, sondern die harten Seiten des Lebens kennengelernt hat? Ich gebe die Beiden noch nicht auf. :breitgrins:


    Lydgate ist nach diesem Kapitel zu meiner Lieblingsfigur geworden: Er ist der selbsterwählte Außenseiter in Middlemarch und ich finde es super geschickt von George Eliot so klar zu stellen, dass der Leser jetzt mehr weiß als alle Middlemarcher zusammen, die ja weiterhin nur spekulieren können und denen das vermutlich sogar gefällt: Lydgate als der exotische Fremde.
    Schade nur, dass er sich Frauen jetzt nur noch der Wissenschaft halber nähern will... aber ich denke, auch das wird sich noch ändern. :breitgrins:


    Ich finde es generell spannend, dass ich mir noch nicht so recht im klaren bin, wer hier zu wem gehört. Bei Jane Austen und auch bei den Brontes scheint mir das immer so klar: Jane kriegt Rochester, Elizabeth kriegt Darcy... Hier ist das alles komplexer, was wohl auch daran liegt, dass es keine dezidierten Protagonisten gibt. Man erhält eher ein Tableau der englischen, ländlichen Gesellschaft mit all ihren Schattierungen und das gefällt mir sehr gut, auch wenn ich fürchte, dass es auf die Länge des Buches doch zu einigen langatmigen Stellen führen kann.


    Mein Lieblingssatz aus dem Lydgate-Kapitel ist übrigens:


    Zitat

    "And it had already occurred to him that books were stuff, and that life was stupid."

    "This was another of our fears: that Life wouldn't turn out to be like Literature" (Julian Barnes - The Sense of an Ending)


  • Was das mit der Unterschrift von Marys Vater auf sich hat, habe ich auch nicht so recht verstanden. :rollen: Ich gehe mal davon aus, dass es zur Folge hat, dass Fred sein Erbe/Geld doch nicht bekommt und irgendwann verarmt. Vielleicht will Mary ihn ja dann heiraten, wenn er kein fauler Spieler mehr ist, sondern die harten Seiten des Lebens kennengelernt hat? Ich gebe die Beiden noch nicht auf. :breitgrins:


    Ich glaube, ich verrate nicht zuviel, wenn ich sage, dass sich das noch klären wird. (Ich dachte ja schon, ich bin doof, weil ich das nicht auf Anhieb verstanden habe, aber vielleicht war das von der Autorin als kleiner "Cliffhanger" beabsichtigt.)


    Zitat

    Lydgate ist nach diesem Kapitel zu meiner Lieblingsfigur geworden: Er ist der selbsterwählte Außenseiter in Middlemarch und ich finde es super geschickt von George Eliot so klar zu stellen, dass der Leser jetzt mehr weiß als alle Middlemarcher zusammen, die ja weiterhin nur spekulieren können und denen das vermutlich sogar gefällt: Lydgate als der exotische Fremde.


    Ich mag die Erzählweise auch gerne. Mir gefällt es auch, wie sich Eliot manchmal kurz selbst einschaltet à la "I'm sorry to say ..."


    Zitat

    Ich finde es generell spannend, dass ich mir noch nicht so recht im klaren bin, wer hier zu wem gehört. Bei Jane Austen und auch bei den Brontes scheint mir das immer so klar: Jane kriegt Rochester, Elizabeth kriegt Darcy... Hier ist das alles komplexer, was wohl auch daran liegt, dass es keine dezidierten Protagonisten gibt. Man erhält eher ein Tableau der englischen, ländlichen Gesellschaft mit all ihren Schattierungen und das gefällt mir sehr gut, auch wenn ich fürchte, dass es auf die Länge des Buches doch zu einigen langatmigen Stellen führen kann.


    Hier bin ich natürlich angespoilert durch die Verfilmung (auch, wenn die nicht 100% der Buchvorlage entspricht, gehe ich doch davon aus, dass die "Beziehungskisten" gleich bleiben), aber wenn ich diese nicht kennen würde, fiele es mir auch relativ schwer, da etwas vorherzusagen. Es zeichnet sich zwar das eine oder andere ab, doch ich könnte mir vorstellen, dass Eliot noch einige Überraschungen bereithält.


    Zitat

    "And it had already occurred to him that books were stuff, and that life was stupid."


    Das ist auch ein sehr schönes Zitat (das mir beim Lesen zwar ins Auge gestochen ist, aber ich hab's dann vergessen rauszuschreiben).

    If you don't become the ocean, you'll be seasick every day.

    Leonard Cohen





  • Kapitel 22


    Ich musste ziemlich schmunzeln, als Will sich mit Unschuldsmiene in dessen Beisein über Casaubon lustig gemacht hat. Und dass Naumann ihn als Heiligen porträtieren will, schmeichelt seiner trotz allem vorhandenen Eitelkeit enorm (wie Naumann richtigerweise feststellt, als die Casaubons gegangen sind), viel mehr als das Ansinnen, Dorothea als heilige Clara zu malen. Und so wie der junge Mr. Ladislaw über seinen Cousin vom Leder zieht, von dem er am liebsten nicht einmal mehr Geld annehmen würde, und zuvor ruhelos durch den Raum tigert, während sein Kumpel malt, hat er sich wohl ganz schön in Mrs. Casaubon verknallt ...


    ... und diese ist der Unterhaltung mit ihm gar nicht abgeneigt. Endlich mal ein Mensch, der offen mit ihr redet! Der Austausch der beiden über das Verständnis von Kunst hat mir gut gefallen. Ich mag seine Einstellung, dass es gut und richtig ist, das Schöne im Leben zu sehen, zu erkennen und zu genießen, auch wenn es viel Leid und Armut in der Welt gibt, das es zu lindern gilt, wie Dorothea meint.


    Zitat

    "I call that the fanaticism of sympathy", said Will, impetuously. " (...) The best piety is to enjoy -when you can. You are doing the most then to save the earth's character as an agreeable planet. And enjoyment radiates. (...) I suspect that you have some false belief in the virtues of misery, and want to make your life a martyrdom."


    Wenn man seinen künstlerischen Überschwang und seine Lebensfreude und ihr idealistisches Bestreben, Gutes zu tun, zusammenspannen könnte ...

    If you don't become the ocean, you'll be seasick every day.

    Leonard Cohen





    Einmal editiert, zuletzt von Valentine ()

  • Wollte mich mal kurz melden und sagen, dass ich gerade aufgrund meiner Hausarbeit, die in den letzten Zügen steckt, und der Kursvorbereitung für das nächste Semester nicht viel zum Lesen komme. Außerdem bin ich ab Mittwoch im Kurzurlaub, werde aber danach definitiv weiterlesen. :winken:


    Das Zitat zum Schauspielern, dass Valentine mal irgendwo gesucht hatte, habe ich übrigens gefunden und auch direkt in meine Hausarbeit eingebaut. :breitgrins:


    Zitat

    Every nerve and muscle in Rosamond was adjusted to the consciousness that she was being looked at. She was by nature an actress of parts that entered into her physique: she even acted her own character, and so well, that she did not know it to be precisely her own.

    "This was another of our fears: that Life wouldn't turn out to be like Literature" (Julian Barnes - The Sense of an Ending)

  • :winken: Ich bin diese Woche auch nicht sehr viel (bis zum 18. Kapitel) weitergekommen.

    Ich glaube, ich verrate nicht zuviel, wenn ich sage, dass sich das noch klären wird. (Ich dachte ja schon, ich bin doof, weil ich das nicht auf Anhieb verstanden habe, aber vielleicht war das von der Autorin als kleiner "Cliffhanger" beabsichtigt.)


    Ich hatte das so verstanden, dass Marys Vater für irgendwelche Schulden von ihm eingestanden ist, oder ihm Geld geliehen hat, dass er eigentlich nicht übrig hatte - oder so etwas in der Richtung...


    Zitat

    Diese französische Schauspielerin war ja ein reizendes Beispiel. (Gut, dass sie nicht mehr heiraten wollte. Am Ende hätte ihm irgendwann auch ein Messer zwischen den Rippen gesteckt.)


    Da habe ich mich aber auch gefragt ob es nun wirklich Absicht war, oder sie nicht nur gelogen hat, um Lydgate schnell loszuwerden :rollen:

    Zitat

    Lydgate hat anscheinend wirklich ein Auge auf Rosamond geworfen. Die ist mir nach wie vor etwas zu perfekt. [...] Alles an ihr wirkt kalkuliert auf mich.


    Sie klingt für mich nur äußerlich und oberflächlich perfekt und - wie du geschrieben hast - sehr kalkuliert. Sie möbliert ja kurze Zeit nachdem sie sich "auf den ersten Blick" in Lydgate verliebt hat schon das gemeinsame Haus...
    Ich hatte ja gehofft, dass Lydgate noch nicht gleich ein so ernstes Interesse an ihr entwickelt - sowohl hier als auch ein ein paar Kapitel vorher heißt es ja, dass er sich eigentlich noch keine Ehe leisten kann. Ihre Unterhaltung klingt für mich aber schon wie auf dem halben Weg zum Heiratsantrag:
    "I have certainly found some charms in it which are much greater than I had expected. [...] No, I mean something much nearer to me."
    "Do you care about dancing at all? [...] I would dance with you, if you would allow me."


    Die sehr unterschiedlichen Vorstellungen von Bildung bei Dorothea und Rosamund sind auch interessant. Rosamund gilt bei den Middlemarchern als "educated to a ridiculous pitch", weil sie die besten (und zweitbesten :zwinker:) Romane gelesen und viele Gedichte auswendig gelernt hat, was bei Dorothea aber gar nicht als Bildung zählen würde.

    Zitat

    Die beiden Männer verstehen sich auf Anhieb bestens, was Lydgate allerdings im Hinblick auf die Kaplans-Entscheidung in die Bredouille bringen könnte, da Farebrother ja nicht des mächtigen Bulstrodes Vorzugskandidat ist.


    Farebrother in seinem häuslichen Umfeld gefällt mir sehr gut. Er denkt sehr viel realistischer oder weitsichtiger (oder hat vielleicht nur mehr Erfahrung mit Middlemarch) als Lydgate. Und ich finde es nett von ihm, dass er gleich sagt, dass er nicht vorhat eingeschnappt zu sein, falls Lydgate für Bullstrodes Kandidaten stimmt.

    :lesewetter:<br />Tad Williams - To Green Angel Tower - Storm<br />Caitlín R. Kiernan - The Red Tree

  • Schön, dass Ihr noch am Ball seid! ;)


    Danke für das Zitat, Mrs. Dalloway. Genau das meinte ich!



    Die sehr unterschiedlichen Vorstellungen von Bildung bei Dorothea und Rosamund sind auch interessant. Rosamund gilt bei den Middlemarchern als "educated to a ridiculous pitch", weil sie die besten (und zweitbesten :zwinker:) Romane gelesen und viele Gedichte auswendig gelernt hat, was bei Dorothea aber gar nicht als Bildung zählen würde.


    Das zeigt, finde ich, ziemlich schön die unterschiedlichen Charaktere der beiden. Dorothea beschäftigt sich mit dem, was sie persönlich interessiert, Rosamond mit dem, was die Gesellschaft unter Bildung (für eine Frau) versteht.


    Zitat

    Farebrother in seinem häuslichen Umfeld gefällt mir sehr gut. Er denkt sehr viel realistischer oder weitsichtiger (oder hat vielleicht nur mehr Erfahrung mit Middlemarch) als Lydgate. Und ich finde es nett von ihm, dass er gleich sagt, dass er nicht vorhat eingeschnappt zu sein, falls Lydgate für Bullstrodes Kandidaten stimmt.


    Ich mag ihn auch sehr gerne. Er hat Lydgate gegenüber den großen Vorteil, dass er die Middlemarcher schon lange genug kennt, aber der Doktor muss, denke ich, seine eigenen Erfahrungen mit der Mentalität der Ortsansässigen machen ...

    If you don't become the ocean, you'll be seasick every day.

    Leonard Cohen





  • Ich habe jetzt bis zum 16. Kapitel gelesen und ich muss wirklich gestehen, dass dieses Buch ein ganz anderes Kaliber ist als Jane Austen. Ich merke, dass ich mich wirklich konzentrieren muss, sonst verliere ich den Faden. Interessant finde ich persönlich (ich arbeite in einer Klinik) in diesem Kapitel, die Beschreibungen des Gesundheitswesens der damaligen Zeit und die Kämpfe für Dinge, welche heute selbstverständlich sind.
    Ausserdem bin ich immer wieder etwas verwirrt, wenn die Autorin sich an den Leser wendet und ihm ihre eigene Meinung zu gewissen Themen mitteilt. Ich habe ausserdem das Gefühl, dass viel von ihrem eigenen intellektuellen Naturell in der Figur der Dorothea steckt.


    Ml sehen, wie weit ich heute noch komme.


    Viele Grüße Tina


  • Ich habe jetzt bis zum 16. Kapitel gelesen und ich muss wirklich gestehen, dass dieses Buch ein ganz anderes Kaliber ist als Jane Austen. Ich merke, dass ich mich wirklich konzentrieren muss, sonst verliere ich den Faden.


    Mir geht es gerade eher so, dass ich mich bei Middlemarch mehr konzentriere (und auch meistens am Computer mit offenem LR-Thread lese) während ich Emma eher entspannter genieße und dann manchmal am Ende des Kapitels nicht mehr genau weiß, was jetzt alles passiert war...

    :lesewetter:<br />Tad Williams - To Green Angel Tower - Storm<br />Caitlín R. Kiernan - The Red Tree


  • Interessant finde ich persönlich (ich arbeite in einer Klinik) in diesem Kapitel, die Beschreibungen des Gesundheitswesens der damaligen Zeit und die Kämpfe für Dinge, welche heute selbstverständlich sind.


    Das finde ich mit meinem Faible für medizinische Themen auch äußerst spannend. Wie jeder Pionier stößt Lydgate auf ziemliches Unverständnis für manche seiner Methoden und Denkansätze.


    Ich habe übrigens auch angefangen, mir schon beim Lesen Notizen zu machen, weil ich sonst beim Nachblättern die Hälfte vergesse.

    If you don't become the ocean, you'll be seasick every day.

    Leonard Cohen





  • Ich habe den zweiten Teil jetzt auch ausgelesen - beim mir bremsen gerade Arbeit und Masterarbeit...


    Kapitel 18

    Zitat

    Mh. So richtig gefallen will mir das nicht, ich hätte mir mehr Rückgrat von ihm gewünscht; andererseits ist auch verständlich, dass er es sich nicht gleich nach Ankunft mit dem wichtigsten Mann am Platz verscherzen will.


    Wobei ich das so verstanden hatte, dass er weniger aufgrund Farebrothers Geeignetheit als aus Freundschaft und wegen dessen finanzieller Situation für ihn gestimmt hätte. Ich finde das nicht so schlimm (vor allem auch wegen Farebrothers Einstellung dazu), als wenn er von der Sache her von einem der Kandidaten überzeugt gewesen wäre, und gegen den hätte stimmen müssen.
    Brookes


    Kapitel 19

    Zitat

    ...offenbar hat sie einen stärkeren Eindruck auf ihn gemacht, als man zunächst angenommen hätte.)

    Ja, und als Naumann sie als seine Tante bezeichnet reagiert er ja ganz schön allergisch :zwinker:

    Zitat

    Ich bin gespannt, ob er sich nun der Literatur statt der Malerei zuwenden wird.


    Hier gibt es noch eine Stelle, die darauf hindeutet, dass er von der Malerei auf die Sprache/Literatur umgestigen ist:
    "And what is a portrait of a woman? [...]
    They perturb and dull conceptions instead of raising them.
    Language is a finer medium."


    Kapitel 20 und 21
    Ich finde es auch wirklich unschön, wie er ihr den Spass an Rom verdirbt...

    Zitat

    Als er Dorothea als "ignorant onlooker" seiner ach so wertvollen Arbeit bezeichnet, hätte ich ihm am liebsten eine gescheuert, diesem vertrockneten alten Gelehrten. Und den Streit beendet er nicht, weil er seinen Fehler einsieht oder ihr wirklich verzeiht, sondern nur, weil er Besseres mit seiner Zeit anzufangen weiß als sich zu ärgern. Grrr.


    Casaubon vergeht auch mir immer mehr... Vor allem im Vergleich der Erwartungen und Einstellungen der Beiden zu ihrer Ehe: Dorothea glaubt noch daran, ihm helfen zu können, während er wegen seiner Empfindlichkeiten und Eifersucht schon erste Probleme schafft, die sie aber wiederum viel stärker belasten :grmpf:


    Mir hat auch Wills Beschreibung von Casaubon ("Bat of erudition"...) sehr gut gefallen.


    Kapitel 22

    Zitat

    Ich musste ziemlich schmunzeln, als Will sich mit Unschuldsmiene in dessen Beisein über Casaubon lustig gemacht hat.


    Die "Vorarbeit" Wills und Naumanns, um Dorothea als Modell einsetzen zu dürfen fand ich auch nett - die gesammelten Andeutungen auf Vorbereitungen, die Unterhaltung über die Skizze von Casaubon (oder auch nicht :breitgrins:)...
    Will klingt auch für mich ziemlich verliebt :zwinker:

    :lesewetter:<br />Tad Williams - To Green Angel Tower - Storm<br />Caitlín R. Kiernan - The Red Tree


  • Ich habe den zweiten Teil jetzt auch ausgelesen - beim mir bremsen gerade Arbeit und Masterarbeit...


    Umso schöner, dass Du noch am Ball bist :klatschen:


    Zitat

    Wobei ich das so verstanden hatte, dass er weniger aufgrund Farebrothers Geeignetheit als aus Freundschaft und wegen dessen finanzieller Situation für ihn gestimmt hätte. Ich finde das nicht so schlimm (vor allem auch wegen Farebrothers Einstellung dazu), als wenn er von der Sache her von einem der Kandidaten überzeugt gewesen wäre, und gegen den hätte stimmen müssen.


    Ja, Farebrother sieht das Ganze ziemlich gelassen. Trotzdem hätte es mich gefreut, wenn Lydgate für ihn gestimmt hätte - auch wenn er es sich "politisch" wirklich nicht hätte leisten können, es sich gleich mit Bulstrode zu verderben.


    Zitat

    "And what is a portrait of a woman? [...]
    They perturb and dull conceptions instead of raising them.
    Language is a finer medium."


    Oh ja :herz: Danke fürs Zitat.


    Zitat

    Mir hat auch Wills Beschreibung von Casaubon ("Bat of erudition"...) sehr gut gefallen.


    Mir auch :lachen: Eliot kann ja teilweise echt herrlich böse sein.


    Zitat

    Will klingt auch für mich ziemlich verliebt :zwinker:


    Den Jungen hat's ordentlich erwischt. (Komisch, ich stelle ihn mir beim Lesen immer jünger vor als Dorothea, obwohl er zwei, drei Jahre älter ist. Wahrscheinlich, weil sie so ernst und sachlich ist und er so übersprudelnd.)

    If you don't become the ocean, you'll be seasick every day.

    Leonard Cohen





  • Ich habe beute wieder ein Stückchen weitergelesen (bis Kapitel 20), aber es dauert, weil ich alle zwei Seiten, ganze Absätze noch mal lesen muss. :rollen: Einen Satz den ich sehr interessant, fand war dieser.


    Zitat

    Die Tatsache ist unumstößlich, daß ein Mitmensch, mit dessen Wesen du nur durch die kurzen Auftritte und Abgänge weniger phantasieumrankter Wochen, genannt Brautzeit, bekannt geworden bist, sich, in ständiger ehelicher Gemeinschaft gesehen, als etwas Besseres oder Schlechteres offenbaren kann, als du dir vorgestellt hattest, dir auf jeden Fall aber nicht als der gleiche erscheinen wird.


    Natürlich würde man das heutzutage nicht mehr so ausdrücken, aber letztendlich ist es doch heute genauso, wenn man sich verliebt und sich dann allmählich näher kommt. Ich konnte nur denken: "Wie wahr." :breitgrins:


    Dorothea tut mir wirklich leid. Dieses Hochzeitsreise ist wohl nur en Griff ins Klo. Ich ahne schon schreckliches, oder auch gutes, wenn man sich so Will ansieht. Auf alle Fälle sieht es so aus, als würde es noch eine Katastrophe geben.


    Allerdings muss ich gestehen, dass ich die ganze Geschichte um die Wahl die Klinikskaplans ausgesprochen langatmig fand.
    Mal schauen wie weit ich heute noch komme.


    Viele Grüße Tina

  • Schön, Dich zu lesen, Tina!



    Ich ahne schon schreckliches, oder auch gutes, wenn man sich so Will ansieht.


    Du gehörst wohl auch zum "Team Will", was? :lachen:



    Natürlich würde man das heutzutage nicht mehr so ausdrücken, aber letztendlich ist es doch heute genauso, wenn man sich verliebt und sich dann allmählich näher kommt. Ich konnte nur denken: "Wie wahr." :breitgrins:


    Manche Dinge ändern sich wirklich nie. Das habe ich mir in diversen Zusammenhängen schon beim Lesen dieses Buches gedacht.


    Zitat

    Allerdings muss ich gestehen, dass ich die ganze Geschichte um die Wahl die Klinikskaplans ausgesprochen langatmig fand.


    Hmmm, kann ich verstehen. Aber auch das kommt mir bekannt vor - ich war mal eine Weile im Pfarrgemeinderat. Da ging es oft sehr ähnlich zu. Überhaupt, diese ganzen Besonderheiten des Kleinstadtlebens, der Klatsch, das Misstrauen gegenüber Zugezogenen, die kleinen Klüngel und Grüppchen, die sich da bilden, das ist alles universell, ob es im Gewand des 19. oder des 21. Jahrhunderts daherkommt. Im wesentlichen ändern sich doch nur die Klamotten und ein Teil der Gesprächsthemen ;)

    If you don't become the ocean, you'll be seasick every day.

    Leonard Cohen





    Einmal editiert, zuletzt von Valentine ()

  • Manche Dinge ändern sich wirklich nie. Das habe ich mir in diversen Zusammenhängen schon beim Lesen dieses Buches gedacht.


    Der Satz war mir auch aufgefallen, und ich dachte mir als erstes dass es heute doch gut ist, dass man die Zeit hat sich allmählich näher zu kommen, ohne schon verheiratet sein zu müssen... Wenigstens eine Veränderung zum positiven :zwinker:

    :lesewetter:<br />Tad Williams - To Green Angel Tower - Storm<br />Caitlín R. Kiernan - The Red Tree

  • So, ich bin auch wieder da. :breitgrins: Bei mir hat die Uni wieder angefangen, was zwei Stunden Pendeln pro Tag bedeutet und daher habe ich jetzt wieder genug Muse für Middlemarch.


    Das zweite Buch habe ich gerade im Bus beendet und so langsam bildet sich das romantische Dreieck heraus. Dorothea ist mit ihrer Ehe schon jetzt unzufrieden und noch schlimm als dass Casaubon sie nicht wirklich bei der Arbeit helfen lässt, ist für sie, dass sie so allmählich an seinem Genie zu zweifeln scheint. Da passt das ganz gut, dass genau diese Zweifel auch von Will geäußert werden, der ja augenscheinlich ein Auge auf Dorothea geworfen hat. Dass er jetzt nach England zurückkehren will, wird Casaubon wohl nicht so gut passen.

    &quot;This was another of our fears: that Life wouldn&#039;t turn out to be like Literature&quot; (Julian Barnes - The Sense of an Ending)


  • So, ich bin auch wieder da. :breitgrins: Bei mir hat die Uni wieder angefangen, was zwei Stunden Pendeln pro Tag bedeutet und daher habe ich jetzt wieder genug Muse für Middlemarch.


    Hach, schön! :smile:

    If you don't become the ocean, you'll be seasick every day.

    Leonard Cohen





  • Hach, schön! :smile:


    Hab mich auch direkt für ein Referat über Middlemarch verpflichtet, um nicht wieder abzudriften. :breitgrins:

    &quot;This was another of our fears: that Life wouldn&#039;t turn out to be like Literature&quot; (Julian Barnes - The Sense of an Ending)