7 - Two Temptations

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  • Kapitel 63


    Allmählich spricht es sich herum, dass Dr. Lydgate in Geldsorgen steckt. Bei der Neujahrsfeier im Haus der Vincys will Farebrother ihn ermutigen, sich ihm anzuvertrauen, doch Lydgate hält sich bedeckt.


    Die Schilderung der Zusammenkunft hat mir wieder gut gefallen, vor allem Mary, Farebrother und die Kinder :herz:



    Kapitel 64


    Lydgate hat sich entschlossen, das Haus zu verkaufen und in eine bescheidenere Bleibe umzuziehen. Da hat er natürlich mal wieder die Rechnung ohne seine standesbewusste Frau gemacht, der sich alles bei dem Gedanken an einen Umzug sträubt und die ihm eine hübsche Szene macht.


    Ohne sein Wissen veranlasst sie dann auch noch, dass die Annonce für das Haus zurückgezogen wird und schreibt heimlich an Sir Godwin. Ich ahne Böses.



    Kapitel 65


    Sir Godwin ist ganz und gar "not amused" und schreibt seinem Neffen eine recht scharfe Absage. (Übrigens fand ich es ziemlich übel zu lesen, dass er Briefe von Frauen normalerweise gar nicht erst beantwortet! :vogelzeigen: ) Also fliegt Rosamonds Heimlichtuerei auf und Lydgate ist richtig sauer und enttäuscht.


    Wieder eine schöne Formulierung in diesem Zusammenhang:


    Zitat

    It is a terrible moment in young lives when the closeness of love's bond has turned into the power of galling.


    Ja, die Ehe hat vorerst ihren Tiefpunkt erreicht. Das Vertrauen zwischen den beiden ist ziemlich angeschlagen und Rosamond reichlich uneinsichtig, macht ihrem Mann immer weiter Vorwürfe und drückt am Ende noch kräftig auf die Tränendrüse à la "wäre ich doch mit dem Baby gestorben".



    Kapitel 66


    Lydgate ist froh, dass ihn zumindest seine Arbeit etwas von seinen Sorgen ablenkt:


    Zitat

    It was not simply that beneficent harness of routine which enables silly men to live respectably and unhappy men to live calmly - it was a perpetual claim on the immediate fresh application of thought, and on the consideration of another's need and trial. Many of us looking back through life would say that the kindest man we have ever known has been a medical man, or perhaps that surgeon whose fine tact, directed by deeply-.informed perception, has come to us in our need with a more sublime beneficence than that of miracle-workers.


    Ansonsten ist er inzwischen so verzweifelt, dass er hin und wieder Opium nimmt und beschließt, es ganz gegen seine Natur einmal mit Glücksspiel zu versuchen. Im "Green Dragon" trifft er auf Fred Vincy - und plötzlich kehren sich die Vorzeichen um, denn auf einmal ist Fred der Vorsichtige, der nur zusieht, und Lydgate der Spieler.


    Farebrother warnt Fred indessen, seinen Ruf nicht erneut aufs Spiel zu setzen, indem er sich zu häufig in dem etwas verrufenen Lokal sehen lässt. Denn schließlich ist er nicht der einzige Mann, der bei Mary Garth Chancen hat ...



    Kapitel 67


    Lydgates Pechsträhne beim Wetten heilt ihn glücklicherweise von weiteren Glücksspielambitionen. Nun bleibt nur noch eine Unterredung mit Bulstrode. Der eröffnet ihm überraschend, dass er vorhat wegzugehen und dem neuen Krankenhaus keine weiteren Gelder zufließen zu lassen. Er möge sich doch bitte an Mrs. Casaubon wenden, die als einzige in der Gegend bereit sein dürfte, das Hospital zu unterstützen ...



    Kapitel 68


    Wir erfahren, wie Bulstrode sich endgültig entschließt, Middlemarch zu verlassen und Raffles mitten in der Nacht aus dem Haus befördert und auszahlt in der Hoffnung, dass er sich nicht mehr blicken lässt.


    Und es sieht aus, als würde Fred Vincy doch noch nach Stone Court gelangen, wenn auch erst einmal nur als Verwalter des Hofes in Vertretung von Caleb Garth. Eine Bewährungsprobe also.

    If you don't become the ocean, you'll be seasick every day.

    Leonard Cohen





  • Kapitel 69


    Und wieder taucht Raffles in Middlemarch auf. Caleb Garth hat ihn, krank und ausgeraubt, unterwegs aufgelesen, und Bulstrode bleibt gar nichts anderes übrig, als ihn auf Stone Court aufzunehmen. Dr. Lydgate stellt fest, dass Raffles offenbar unter den Nachwehen einer Alkoholvergiftung leidet.


    Beim Nachhausekommen erlebt der Arzt eine böse Überraschung, der Gerichtsvollzieher steht vor der Tür, und Rosamond verkündet, ihre Koffer zu packen und zu ihren Eltern zu ziehen, bis alles vorbei ist, und wieder fallen harte Worte zwischen den beiden. (Wobei sich mein Mitgefühl für Rosamond nach wie vor in Grenzen hält. Kein Wunder, dass Lydgate bei aller Anspannung sehr deutlich mit ihr redet.)



    Kapitel 70


    Puhhh. Das ist ja eine heftige Geschichte! Bulstrode hat allen Ernstes indirekt nachgeholfen, den ungeliebten Raffles ins Jenseits zu befördern! :entsetzt: Das hätte ich ihm trotz allem nicht zugetraut.


    Lydgates Schulden sind indessen Geschichte, Bulstrode gewährt ihm nun doch noch das ersehnte Darlehen.


    Eine Kleinigkeit am Kapitelende, die ich sehr gelungen fand: Eliot beschreibt hier wieder in einem einzigen Satz wunderbar, wie der Doktor unter dem Pantoffel steht.


    Zitat

    Poor Lydgate! the "if Rosamond will not mind", which had fallen from him involuntarily as part of his thought, was a significant mark of the yoke he bore.



    Kapitel 71


    In den Kneipen (und sicher auch in den Salons) wird unterdessen geklatscht, was das Zeug hält - über Raffles' Ableben, über Bulstrodes Weg zum Reichtum, über Ladislaws Abstammung und über Lydgates Fähigkeiten. Sehr unglücklicher Zeitpunkt für Bulstrodes Darlehen!


    Im Verwaltungsrat des Krankenhauses zwingt man Bulstrode zum Rücktritt, und als er daraufhin einen Schwächeanfall hat, ist es ausgerechnet Lydgate, der es mit seinem Gewissen nicht vereinbaren kann, ihm nicht zu helfen - auch wenn das in den Augen der anderen seine Verbindung zu dem unglückseligen Banker noch bekräftigt. Ob er überhaupt in Middlemarch noch mal ein Bein auf den Boden kriegt?


    Nur Dorothea glaubt nach wie vor an das Gute im Menschen und ist überzeugt, dass Lydgate nichts Verwerfliches getan hat.

    If you don't become the ocean, you'll be seasick every day.

    Leonard Cohen





  • Jetzt kommt das große Geheimnis also ans Licht.


    Lydgate tut mir da gerade so unendlich leid. Er wäre doch glücklich und zufrieden gewesen als Arzt im beschaulichen Middlemarch und dann kommt Rosamond, sie heiraten und die Frau stellt eben Forderungen. Eine Kette an unglücklichen Ereignissen später steht Lydgate als korrupter Arzt und großer Verlierer da. Und das obwohl er doch eigentlich so hohe moralische Maßstäbe hat... Ich befürchte auch, dass Rosamond nun schneller wieder bei ihren Eltern ist, als er "Missverständnis" sagen kann. :rollen:


    Bulstrode ist ja wirklich hinterhältig. Das passt ihm natürlich sehr gut, dass die arme Frau Abel (war das ihr Name?) vergessen hat, nach dem Ende der Dosierung zu fragen und eben an die Heilmacht des Brandy glaubt. Nun kann er irgendwie letztendlich ja doch seine Hände in Unschuld waschen und die Schuld auf Frau Abel oder den armen Lydgate schieben.


    Aber ich habe Hoffnung, dass Dorothea alles noch zum Guten wenden kann... und ich hoffe, dass es auch für sie ein gutes Ende nimmt.


    Ich bin jetzt sehr gespannt auf das letzte Buch und hoffe auf ein Happy End für Dorothea und Will, Mary und Fred, und Lydgate und seine Ambitionen als Mediziner.

    "This was another of our fears: that Life wouldn't turn out to be like Literature" (Julian Barnes - The Sense of an Ending)


  • Lydgate tut mir da gerade so unendlich leid. Er wäre doch glücklich und zufrieden gewesen als Arzt im beschaulichen Middlemarch und dann kommt Rosamond, sie heiraten und die Frau stellt eben Forderungen. Eine Kette an unglücklichen Ereignissen später steht Lydgate als korrupter Arzt und großer Verlierer da. Und das obwohl er doch eigentlich so hohe moralische Maßstäbe hat... Ich befürchte auch, dass Rosamond nun schneller wieder bei ihren Eltern ist, als er "Missverständnis" sagen kann. :rollen:


    Die doofe Nuss Rosamond habe ich dermaßen gefressen - so aufgeregt hat mich schon lang kein Buchcharakter mehr. Das hat Lydgate wirklich nicht verdient, eine Frau, die so wenig hinter ihm steht. Ganz zu schweigen von diesem fürchterlichen Schlamassel mit Raffles :sauer:

    If you don't become the ocean, you'll be seasick every day.

    Leonard Cohen





  • Bis Kapitel 65


    Ich hätte zu Beginn des Buch niemals gedacht, dass mir Dorothea so sehr ans Herz wachsen würde, was ich allerdings von Rosamond nicht behaupten kann. Die geht mir einfach nur tierisch auf den Zeiger, wenn ich das mal so ausdrücken darf. Der arme Lydgate tut mir sehr leid, auch wenn er selbst nicht ganz unschuldig an der Misere ist, so zeigt sich doch genau in diesem Dilemma Rosamonds wahrer Charakter, der ja wohl nur auf Oberflächlichkeit beschränkt ist. Lydgate hätte ein wesentlich erfüllteres Leben haben können, hätte er sich weiterhin seinem Beruf gewidmet und sich, anstatt zu heiraten eine nette Geliebte an Land gezogen, mit der er wenigsten Spaß hat.
    Diese Selbstmitleidstour von Rosamond macht mich rasend.


  • Diese Selbstmitleidstour von Rosamond macht mich rasend.


    Oh ja. Natürlich ist es traurig, dass sie das Kind verloren hat, aber ich hatte den Eindruck, dass sie den Verlust ganz gut überwunden hatte, bis sie ihn hier instrumentalisieren konnte, um den schwarzen Peter wieder auf Lydgate zu schieben :sauer:

    If you don't become the ocean, you'll be seasick every day.

    Leonard Cohen





  • Ich habe diesen Abschnitt nun ebenfalls beendet und bin genau wie ihr ein wenig geshcockt über die Aktive Sterbehilfe von Seitens Bulstrode. Schlimm ist nur, dass der amre Lydgate mit hineingezigen wurde. Ich kann verstehen, dass er das Geld annahm, denn das muss für ihn die Erlösung von allen Sorgen sein. Leider hat er sich damit auch auf die Abschussliste gesetzt. Auch ich hoffe, dass Dorothea in der Lage ist, seine Unschuld am Tod von Raffles zu beweisen.


    Habe ich schon erwähnt, dass ich die DVD's jetzt auch habe. :klatschen: :klatschen: :klatschen:


    Gerade sehe ich dieses gruselige Rosamond. :Kreuz: Robert Hardy ist wie immer genial. Der perfekte Mr. Brook. Robert Hardy gehört zu meinen britischen Lieblingsschaupielern.


  • Habe ich schon erwähnt, dass ich die DVD's jetzt auch habe. :klatschen: :klatschen: :klatschen:


    Hehe. Man kommt einfach nicht drum rum, was? Ich hab mittlerweile bis zur 5. Folge geschaut und falls ich morgen frei habe werde ich es zuende schauen.


    Mir gefällt übrigens Lydgate im Film nicht so gut. Im Buch mag ich ihn total gerne und im Film kommt er ein bisschen wie ein Snob rüber, was ja so gar nicht zutrifft. Aber vielleicht wandelt sich das ja noch.

    "This was another of our fears: that Life wouldn't turn out to be like Literature" (Julian Barnes - The Sense of an Ending)


  • Habe ich schon erwähnt, dass ich die DVD's jetzt auch habe. :klatschen: :klatschen: :klatschen:


    Ach nee :breitgrins: Viel Freude damit. Erzähl unbedingt, wie's Dir gefällt. Wenn ich mal wieder Zeit habe, muss ich sie auch noch mal gucken, so im direkten Vergleich mit dem Buch ist das ja noch mal was anderes ...


    Zitat

    Gerade sehe ich dieses gruselige Rosamond. :Kreuz: Robert Hardy ist wie immer genial. Der perfekte Mr. Brook. Robert Hardy gehört zu meinen britischen Lieblingsschaupielern.


    Vielleicht hasse ich Rosamond ja deswegen so, weil die Schauspielerin sie so gut eingefangen hat. Ich hätte sie schon im Film ständig ohrfeigen mögen.


    Mr. Brooke hat mir auch gut gefallen. Die Szene mit seiner Wahlkampfrede ist ein bisschen anders gemacht als im Buch, aber sehr gelungen.


    Den Film-Lydgate fand ich jetzt nicht sooo schlecht, aber im Buch war er auch mir sympathischer.

    If you don't become the ocean, you'll be seasick every day.

    Leonard Cohen