8 - Sunset and Sunrise (inkl. "Finale")

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  • Kapitel 72


    Dorothea ist entschlossen, Lydgates Ruf zu retten, auch wenn ihr Schwager und selbst Mr. Farebrother das für nicht angeraten halten.


    Sir James hat ja mal wieder reizende Ansichten:

    Zitat

    "Surely, a woman is bound to be cautious and listen to those who know the world better than she does".

    :vogelzeigen:



    Kapitel 73


    Lydgate steckt in einer richtigen Zwickmühle - die öffentliche Meinung ist gegen ihn, weil er Bulstrodes Darlehen angenommen hat, doch ohne das Darlehen kann er seine Praxis und sein Haus nicht retten. Und auf Rosamonds Unterstützung und Verständnis kann er so oder so nicht wirklich zählen.



    Kapitel 74


    Zitat

    To be candid, in Middlemarch phraseology, meant, to use an early opportunity of letting your friends know that you did not take a cheerful view of their capacity, their conduct, or their position; and a robust candour never waited to be asked for its opinion.


    Wie wahr. Wer kennt solche Leute nicht.


    Mrs. Bulstrodes vermeintliche Freundinnen klatschen ganz schön gemein über sie (wobei sie ja gar nichts für die Geschäfte ihres Mannes kann, weil sie davon nichts wusste) und Rosamond, beide geborene Vincys. Rosamonds Vater ist auch nicht gerade mitfühlend seiner Schwester gegenüber.


    Wobei Mrs. Bulstrode durchaus Größe hat. Ich fand es recht eindrucksvoll, dass sie ihrem Mann auf schlichte Weise zu verstehen gibt, dass sie über alles Bescheid weiß.

    If you don't become the ocean, you'll be seasick every day.

    Leonard Cohen





  • Kapitel 75


    Rosamond ist überzeugt, dass sie auch Will um den Finger hätte wickeln können, wenn der in Middlemarch geblieben wäre oder wenn er sie schon vor Dorothea kennengelernt hätte. Und nachdem sich Lydgate nicht als der tolle Fang herausgestellt hat, den sie eigentlich machen wollte, denkt sie, er wäre auch bestimmt ein besserer Ehemann. Ganz schön von sich überzeugt, das Mädel.


    Umso bitterer ist die Pille, die sie schlucken muss, als ihr Vater ihr von dem Verdacht erzählt, unter dem Tertius im Zusammenhang mit dem Tod des ungebetenen Besuchers bei Bulstrode steht.


    Lydgate steht nun auf ziemlich verlorenem Posten - nicht einmal seine eigene Frau glaubt an seine Unschuld und will jetzt nur noch mehr als zuvor weg aus Middlemarch.



    Kapitel 76


    Und doch gibt es jemanden, der an ihn glaubt: Dorothea. Sie bietet nicht nur finanzielle Unterstützung für das Krankenhaus an, sondern versichert ihn auch ihrer Loyalität und erklärt sich überdies bereit, mit Rosamond zu sprechen und sie vielleicht umzustimmen. Auf ihre stille Art finde ich sie ziemlich mutig, sich so deutlich gegen die öffentliche Meinung zu stellen, die ja, wie wir wissen, in Middlemarch großes Gewicht besitzt.



    Kapitel 77


    Rosamond schreibt an Will, um ihn zurückzuholen, weil sie sich ja nur ihm anvertrauen will. Währenddessen denkt Dorothea darüber nach, dass sie Rosamond und Will schon so häufig zusammen gesehen hat und böse Zungen daraus womöglich unappetitliche Gerüchte stricken könnten, gerade weil Wills neu entdeckte Verbindung zu Bulstrode in den Augen der Klatschbasen nicht eben für seinen guten Charakter spricht ( :rollen: ) - wobei Dorothea aber selbst überzeugt ist, dass zumindest von Wills Seite aus da nichts läuft.


    Und ausgerechnet da entdeckt sie Will und Rosamond in sehr vertraut wirkender Pose auf dem Sofa der Lydgates und flieht Hals über Kopf. Ach Mensch ... die Arme. Schon wieder so ein idiotisches Missverständnis.



    Kapitel 78


    Will ist ziemlich erschüttert, weil er genau weiß, was Dorothea gedacht haben muss und es kaum ertragen kann, in ihrer Meinung so tief gesunken zu sein. Seinen Wutausbruch hat die alberne Gans Rosamond mehr als verdient, da hat er mir echt aus der Seele gebrüllt.


    Zitat

    "Explain my preference! I never had a preference for her, any more than I have a preference for breathing. No other woman exists by the side of her. I would rather touch her hand if it were dead, that I would touch any other woman's living."



    Kapitel 79


    Lydgate gegenüber verschweigt Will die Szene und leiht seinem Freund sein Ohr, als der ihm das Herz ausschüttet - während es ihm selber miserabel geht und er nicht mal darüber reden kann :sauer:


    Zitat

    We are on a perilous margin when we begin to look passively at our future selves, and see our own figures led with dull consent into insipid misdoing and shabby achievement


    Beide scheinen in einer Sackgasse zu stecken - Lydgate beruflich und in seiner Ehe, und für Will bricht eine Welt zusammen, weil Dorothea ihm jetzt endgültig unerreichbar scheint.



    Kapitel 80


    Dorothea ihrerseits ist ebenso unglücklich, ärgert sich aber auch über sich selbst, auf Will "hereingefallen" zu sein, und nimmt in einer schlaflosen Nacht Abschied von ihren Hoffnungen und Träumen, sie und Will könnten doch noch glücklich miteinander werden -

    Zitat

    after her lost joy of clinging with silent love and faith to one who, misprized by others, was worthy in her thought

    . Wenn sie nur wüsste, dass er ihre Zuneigung sehr wohl verdient hätte.


    Danach macht sie sich erneut auf den Weg zu Rosamond :ohnmacht: Das hätte ich nicht über mich gebracht ...



    Kapitel 81


    Dorothea redet Rosamond ins Gewissen, schildert ihre Sicht der Dinge, versucht sie zu bewegen, ihren Mann zu verstehen, und Rosamond ist ziemlich überwältigt, dass die Frau, die allen Grund hätte, sie zu hassen, sich dafür einsetzt, Lydgates Ruf und somit vielleicht auch seine Ehe zu retten.


    Im Gegenzug sagt sie Dorothea die Wahrheit über die fatale Szene auf dem Sofa. Diese ist zwar erleichtert, aber zu sehr durch den Wind, um sich wirklich zu freuen ...

    Zitat

    she could only perceive that this would be joy when she had recovered her power of feeling it

    .



    Kapitel 82


    Mit einem kleinen Trick, einem heimlich zugesteckten Briefchen, teilt Rosamond Will bei dessen nächstem Besuch mit, dass sie Dorothea die Wahrheit erzählt hat, doch er ist sich nicht sicher, ob er bei ihr noch eine Chance hat.



    Kapitel 83


    Was für ein wunderschönes Kapitel, das Wiedersehen zwischen Will und Dorothea. Endlich gestehen sich die beiden ihre Gefühle ein, wenngleich zumindest Will sich erst mal nur deshalb so offen äußert, weil er die Absicht hat wegzugehen und der Meinung ist, dass er nie wohlhabend genug für Dorothea sein wird – als ob ihr am Geld so viel läge.


    Zitat

    “You are sure to believe me better than I am in everything but one (…) I mean, in my truth to you. When I thought you doubted of that, I didn’t care about anything that was left. I thought it was all over with me, and there was nothing to try for – only things to endure.”


    Und während sich vor den Fenstern ein mächtiges Gewitter entfesselt, brechen auch bei Dorothea und Will endgültig die Schleusen, und endlich, endlich liegen sie sich in den Armen.



    Kapitel 84


    Die Tratschsessions der Middlemarcher Honoratioren lesen sich immer wieder herrlich, auch wenn ich diesem Chettam gerne mal seinen Standesdünkel aus dem Kopf schütteln möchte.

    Zitat

    “He’s not a man we can take into the family.“

    Blödmann!


    Lachen musste ich trotz allem über Mrs. Cadwallader:

    Zitat

    “It must be admitted that his blood is a frightful mixture! (…) The Casaubon cuttle-fish fluid to begin with …

    :breitgrins:


    Celia finde ich inzwischen ziemlich naiv und auf ihre eigene kleine Welt beschränkt. Über den Tellerrand hinaussehen ist ihre Sache noch weniger als die ihres Mannes, und für klug hält sie nur das, was gesellschaftlich anerkannt ist.



    Kapitel 85


    Mrs. Bulstrode schlägt ihrem Mann vor, für seine Taten Abbitte zu leisten, in dem er Lydgate finanziell unter die Arme greift. Da der aber jegliche Verbindung mit Bulstrode ablehnt und das geliehene Geld bereits zurückgegeben hat, bittet sie ihn, Fred Vincy zu unterstützen und so den Vincys etwas Gutes zu tun.



    Kapitel 86


    Mary Garths Humor gefällt mir:

    Zitat

    “Now, Father, you did praise him [Fred] last Wednesday. (…)”
    “Did I?” (…)
    “Yes, I put it all down, and the date, anno Domini, and everything. (…) You like things to be neatly booked.”


    Auch diese beiden kriegen sich nun endlich – verdientermaßen, wie ich finde. Fred hat sich für Mary ja ganz schön ins Zeug gelegt, und ich hoffe, die Garths werden ihn gut aufnehmen.

    If you don't become the ocean, you'll be seasick every day.

    Leonard Cohen





  • So, ich bin fertig und ganz traurig. Mir passiert es selten, dass ich nicht will, dass ein Buch zuende geht (vor allem, wenn es so lang ist), aber hier wäre ich gerne noch etwas in Middlemarch geblieben.


    Beachtenswert fand ich vor allem Mrs. Bulstrode, die zu ihrem Mann steht. Sie ist ein wenig die Hilary Clinton von Middlemarch, oder? Sehr schön beschrieben war auch, wie sie durch das Dorf geht und ahnt, dass etwas nicht stimmt, aber die Wahrheit eigentlich gar nicht wirklich wissen will. Ich denke, so ist es uns allen schon einmal gegangen.


    Fred und Mary bekommen also aufgrund der Hilfe von Bulstrode dann wirklich schon vorzeitig ihr Happy End, was ich sehr schön fand. Mary ist wirklich super und die Szene mit ihrem Vater fand ich auch ganz toll.


    Und auch Dorothea und Will leben glücklich bis ans Ende ihrer Tage. Gefallen hat mir, dass die Sache mit dem Geld nicht noch durch eine spontane Erbschaft oder so (siehe North and South) gelöst wird, sondern, dass Dorothea einfach auf Reichtum verzichtet. So hätte ich sie auch eingeschätzt. Es wird dann zwar angedeutet, dass sie sich Will doch ziemlich unterordnet, aber mir scheint dass schon eine glückliche Ehe zu sein, wo eben von Außen nicht zu beurteilen ist, wie es den beiden geht, weil es vor allem für die Tratschweiber in Middlemarch einfach unverständlich ist. Dorothea wird also zum Middlemarcher Mythos der Frau, die gleich zweimal unglücklich geheiratet hat... Dass Sir James hier so hart ist, führe ich darauf zurück, dass er es immernoch nicht überwunden hat, dass sich Dorothea damals gegen ihn entschieden hat. Man kann hier nur froh sein, dass Celia eher leicht gestrickt ist und sich scheinbar nichts daraus macht, dass sie ewig die zweite Wahl bleiben wird.


    Lydgate hätte ich ein schöneres Ende gegönnt. Er wird zwar einigermaßen wohlhabend und ist medizinisch erfolgreich, darf aber nie eine wirklich glückliche Ehe mit Rosamond führen. Sehr schön und passend war hier die Metapher mit der Basilikumpflanze... Hätte er nur mal nicht geheiratet. Auch traurig, dass Rosamond ihm immer vorwirft, dass er ja lieber Dorothea geheiratet hätte. Er hat so etwas doch nie angedeutet und einfach Respekt für Dorothea gehabt. Der arme Lydgate... Seine hohen Moralvorstellungen und die der Kleingeister von Middlemarch haben wohl letztendlich zu seinem Untergang geführt.


    Das Zitat, das für mich das ganze Buch geprägt hat, ist übrigens folgendes:

    Zitat

    "However slight the terrestrial intercourse between Dante and Beatrice or Petrarch and Laura, time changes the proportion of things, and in later days it is preferable to have fewer sonnets and more conversation."


    Das ist so wahr. Diese falsche Liebesvorstellung steht allen nur im Weg: Rosamond erfindet aus Langeweile Dreiecksgeschichten, Dorothea meint auch, dass Will eine andere lieben muss, etc. Wenn alle einfach mal offen miteinander geredet hätten, dann hätte es viel weniger Tragödien gegeben.
    Ich denke, dass das Zitat auch gut Eliots Schreibstil beschreibt. Middlemarch ist so viel ehrlich als z. B. alle Jane Austen Romane, finde ich. Bei Austen endet alles mit der Hochzeit und einem "sie lebten glücklich bis an ihr Lebensende". Eliot lässt alles mit einer Hochzeit beginnen und zeigt dann auf, wie enttäuschend Ehen sein können und wie einengend für Frauen und auch für Männer (siehe Lydgate oder auch Casaubon).


    Eine andere Sache, die mir noch aufgefallen ist, ist dass Dorothea unglaublich viele Freiheiten hat nachdem sie Witwe wird: Sie darf alleine leben, sie darf mit ihrem Geld tun, was sie will, sie wird im Dorf angesehen. Das ist mir so auch noch in keinem Roman begegnet. Man hat Ehefrauen, junge unverheiratete Frauen und vielleicht ein paar alte Jungfern, aber dass das Witwendasein hier wirklich eine Befreiung ist, hat mich erstaunt. Darüber hatte ich noch nie nachgedacht.

    "This was another of our fears: that Life wouldn't turn out to be like Literature" (Julian Barnes - The Sense of an Ending)


  • So, ich bin fertig und ganz traurig. Mir passiert es selten, dass ich nicht will, dass ein Buch zuende geht (vor allem, wenn es so lang ist), aber hier wäre ich gerne noch etwas in Middlemarch geblieben.


    Ach, schön, dass es Dir genauso ging. Ich hasse es normalerweise, wenn ich dermaßen lange an einem einzigen Buch herumlese, aber das hier hat mich mehr und mehr gefesselt und ich würde noch mal 800 Seiten über unsere liebgewonnenen Protagonisten lesen.


    Zitat

    Beachtenswert fand ich vor allem Mrs. Bulstrode, die zu ihrem Mann steht. Sie ist ein wenig die Hilary Clinton von Middlemarch, oder?


    Das ist ein guter Vergleich! Sie ist kein Mäuschen, das kritiklos alles hinnimmt, was passiert ist und ihre Meinung für sich behält, aber trotzdem hält sie zu ihrem Mann, als der quasi zum Ausgestoßenen wird.


    Sehr schön beschrieben war auch, wie sie durch das Dorf geht und ahnt, dass etwas nicht stimmt, aber die Wahrheit eigentlich gar nicht wirklich wissen will. Ich denke, so ist es uns allen schon einmal gegangen.


    Zitat

    Fred und Mary bekommen also aufgrund der Hilfe von Bulstrode dann wirklich schon vorzeitig ihr Happy End, was ich sehr schön fand. Mary ist wirklich super und die Szene mit ihrem Vater fand ich auch ganz toll.


    Ich habe mich total mit den beiden gefreut, und diese Scherze zwischen Mary und ihrem Vater (und überhaupt die Eltern-Kinder-Beziehung bei den Garths) waren so erfrischend locker und "normal", nicht dieser übertriebenen Respekt, den man in vielen alten Büchern findet.


    Zitat

    Und auch Dorothea und Will leben glücklich bis ans Ende ihrer Tage. Gefallen hat mir, dass die Sache mit dem Geld nicht noch durch eine spontane Erbschaft oder so (siehe North and South) gelöst wird, sondern, dass Dorothea einfach auf Reichtum verzichtet. So hätte ich sie auch eingeschätzt. Es wird dann zwar angedeutet, dass sie sich Will doch ziemlich unterordnet, aber mir scheint dass schon eine glückliche Ehe zu sein, wo eben von Außen nicht zu beurteilen ist, wie es den beiden geht, weil es vor allem für die Tratschweiber in Middlemarch einfach unverständlich ist.


    Das mit dem Geld fand ich auch sehr passend gelöst. Schließlich kommt es Dorothea auf Will and und nicht auf sein Geld oder seinen Status. Dass sie ihre eigenen Interessen zugunsten seiner Karriere möglicherweise zurückgestellt hat, dürfte ihre eigene Entscheidung gewesen sein, somit habe ich damit deutlich weniger Bauchschmerzen als bei Casaubon. Die Tratschweiber haben aber sicherlich ein Problem damit, dass sich Dorothea mit so wenig zufriedengibt.


    Zitat

    Dass Sir James hier so hart ist, führe ich darauf zurück, dass er es immernoch nicht überwunden hat, dass sich Dorothea damals gegen ihn entschieden hat. Man kann hier nur froh sein, dass Celia eher leicht gestrickt ist und sich scheinbar nichts daraus macht, dass sie ewig die zweite Wahl bleiben wird.


    Oh, stimmt, das hatte ich ja schon beinahe vergessen, dass Sir James anfangs auf Dorothea scharf war. Ich Depp.


    Zitat

    Lydgate hätte ich ein schöneres Ende gegönnt. Er wird zwar einigermaßen wohlhabend und ist medizinisch erfolgreich, darf aber nie eine wirklich glückliche Ehe mit Rosamond führen.


    Das hat mir auch leid getan. Auch, dass er so jung gestorben ist.


    Zitat

    Auch traurig, dass Rosamond ihm immer vorwirft, dass er ja lieber Dorothea geheiratet hätte. Er hat so etwas doch nie angedeutet und einfach Respekt für Dorothea gehabt. Der arme Lydgate... Seine hohen Moralvorstellungen und die der Kleingeister von Middlemarch haben wohl letztendlich zu seinem Untergang geführt.


    :sauer:


    Zitat

    Das ist so wahr. Diese falsche Liebesvorstellung steht allen nur im Weg: Rosamond erfindet aus Langeweile Dreiecksgeschichten, Dorothea meint auch, dass Will eine andere lieben muss, etc. Wenn alle einfach mal offen miteinander geredet hätten, dann hätte es viel weniger Tragödien gegeben.


    Das ist doch sooo häufig das Problem, auch im wirklichen Leben :sauer:


    Zitat

    Ich denke, dass das Zitat auch gut Eliots Schreibstil beschreibt. Middlemarch ist so viel ehrlich als z. B. alle Jane Austen Romane, finde ich. Bei Austen endet alles mit der Hochzeit und einem "sie lebten glücklich bis an ihr Lebensende". Eliot lässt alles mit einer Hochzeit beginnen und zeigt dann auf, wie enttäuschend Ehen sein können und wie einengend für Frauen und auch für Männer (siehe Lydgate oder auch Casaubon).


    :daumen:


    Sehe ich genauso. Austen lese ich zwar nach wie vor auch gerne, aber mit "Middlemarch" konnte ich noch mehr anfangen, ich fand die Charaktere lebensechter und frischer und viel bunter und abwechslungsreicher.


    Zitat

    Eine andere Sache, die mir noch aufgefallen ist, ist dass Dorothea unglaublich viele Freiheiten hat nachdem sie Witwe wird: Sie darf alleine leben, sie darf mit ihrem Geld tun, was sie will, sie wird im Dorf angesehen. Das ist mir so auch noch in keinem Roman begegnet. Man hat Ehefrauen, junge unverheiratete Frauen und vielleicht ein paar alte Jungfern, aber dass das Witwendasein hier wirklich eine Befreiung ist, hat mich erstaunt. Darüber hatte ich noch nie nachgedacht.


    Stimmt, das ist ungewöhnlich. Meist geht es nur darum, junge Witwen so schnell wie möglich wieder unter die Haube zu kriegen, sobald es schicklich ist.

    If you don't become the ocean, you'll be seasick every day.

    Leonard Cohen





  • So ich habe diesen letzten Teil jetzt fast beendet und mir fehlt nur noch das Finale.
    Ich habe mich übrigens unglaublich darüber aufgeregt, wie sich andere Menschen erlauben zu beurteilen, ob Dorothea noch einmal heiraten darf, soll oder nicht. Das unfassbar. Hallo. Sie ist eine junge Frau. Soll sie ihr Leben lang einsam leben ohne einen Mann an ihrer Seite. Das Leben einer Nonne führen? Und ich bin nach wie vor überzeugt, dass da zwischen Causabon und ihr sexuell eher nichts gelaufen ist. Sie konnte ja in dieser Zeit nicht einfach so mit einem Mann zusammenleben und so ist es absolut richtig, dass sie sich für Will entscheidet und endlich Mal ihr Recht einfordert glücklich zu sein. Ich empfinde es als Frechheit und aus als Ausdruck mangelnden Respekt einem Menschen gegenüber zu befinden, dass er nicht mehr zu heiraten hat. Was sind das nur für Egoisten :grmpf:. Cecilia sehe ich das etwas nach, denn sie erscheint mir während dem ganzen Buch eher als liebenswertes Dummchen, aber St. James, da stimme ich euch zu urteilt nur aus gekränkter Eitelkeit, so nach dem Motto: "Wenn ich sie nicht haben konnte, dann soll sie auch kein anderer haben." Arrgh, da könnte ich Gift und Galle spucken.
    Mich freut es, dass Mary und Fred zumindet keine Steine mehr in den Weg gelegt bekommen. Mr. Garth und Mr. Brook sind nach wie vor absolut sympathische, empathische und liebenswerte Zeitgenossen.


    So jetzt noch das Finale und dann heißt es Abschiednehmen von Middlemarch. :heul:


    Liebe Grüße Tina