Jonathan Safran Foer - Alles ist erleuchtet/Everything Is Illuminated

Es gibt 56 Antworten in diesem Thema, welches 8.640 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag () ist von Valentine.

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    Hallo zusammen,



    die letzten zwei Wochen habe ich mich mit dem im Thema genannten Roman beschäftigt. Ein zwiespältiges, aber überwiegend positives Leseerlebnis!


    Der junge, jüdischstämmige Autor (*1977) erweckt den Eindruck, selbst in die Ukraine gereist zu sein, um der Geschichte seines Großvaters nachzuspüren, der bei der Auslöschung seines Schtetls Trachimbrod durch die Nazis dem Tod nur durch die Hilfe eines Mädchens namens Augustine entgangen ist. Dem Autor zur Seite gestellt sind zwei Ukrainer aus Odessa, Alex und sein Großvater gleichen Namens, die ihm als Übersetzer und Chauffeur helfen sollen, Trachimbrod und Augustine zu finden.
    Die Geschichte wird nun in Briefform (Alex) und historischen Rückblenden (Autor) erzählt. Alex spricht ein grammatisch korrektes, aber semantisch teilweise sehr komisches Amerikanisch (die deutsche Übersetzung zeigt sich hier sehr gelungen) und erzählt die Geschichte der Reise. Der Autor berichtet in Rückblenden mit häufigen Verschachtelungen die Geschichte seiner Ahnen in Trachimbrod von 1791 bis zur Auslöschung durch die Nazis 1942.
    Das Aufdecken der Vergangenheit während der Reise zeigt sich für alle als sehr schmerzlich, auch für Alex und seinen Großvater, der ganz in der Nähe Trachimbrods zu jener Zeit ebenfalls Schuld auf sich geladen hat.


    Das Buch bringt einen am Anfang häufig zum Schmunzeln, wegen Alex' prachtvoller semantischer Verirrungen, der Personnage des halbblinden Großvaters und seiner liebestollen Hündin Samy Davies jr.jr., und auch die Geschichte des Schtetls ist ganz im Stil des uns auch von vielen anderen jüdischen Autoren bekannten melancholisch-humorvollen Rückblicks erzählt.


    Aber es ist auch ungeheuer bedrückend, weil es die Frage der Schuld nicht nur auf die Nazis schiebt, sondern auch immer wieder im Zwischenmenschlichen sucht, in der fehlenden Liebe und Verantwortung füreinander, aber auch in ausweglosen Situationen, bei denen man Schuld einfach auf sich laden muss.


    Zum Teil gerät der Schreibstil ein wenig zu manieristisch und überladen, was aber auch dem jugendlichen Alter des Autors zuzuordnen ist, aber es ist auf jeden Fall ein sehr anrührender Versuch, sich mit eigener Geschichte und ethisch-ontologischen Problemen auseinanderzusetzen.


    Prädikat empfehlenswert 4ratten


    finsbury

    Einmal editiert, zuletzt von fairy ()

  • Hui, finsbury, da bist Du einer der wenigen, denen das Buch gefallen hat ;)


    Ich habe es vor einiger Zeit einmal mit hohen Erwartungen angefangen und fand es schlichtweg furchtbar. Die Personen waren mir zu gewollt skurril, die Sprache zu verdreht, es hat mich ganz einfach nichts an diesem Buch angesprochen :hm:


    Im Leselust-Forum war es übrigens der meistgenannte FLOP 2003 :breitgrins:

    If you don't become the ocean, you'll be seasick every day.

    Leonard Cohen





  • Hallo Valentine,


    na, das ist doch gut, dass die Geschmäcker der Publikümer unterschiedlich sind. Wo ist denn das "Leselustforum"? Und mit welcher Begründung wurde der Roman so sehr verrissen?


    HG
    finsbury

  • Hallole!


    Valentine: ich stimme Dir voll und ganz zu! Ich bin zu dem Buch über eine extrem positive Kritik im Focus gestossen, die meiner Meinung nach völlig ungerechtfertigt war. Mir war alles zu gekünstelt und an den Haaren herbei gezogen. Ich war selten von einem Buch so enttäuscht wie von dem.


    Grüßli
    Kirsten

    Into the water I go to lose my mind and find my soul.

  • finsbury: Wenn Du mal gucken magst: Leselust-Forum


    Am besten bei der Suche den Titel eingeben, dann kriegst Du die ganzen Beiträge angezeigt, die sich mit dem Thema befassen.


    Es war nicht nur eine Rezension, sondern auch in der Diskussion haben sich die meisten ziemlich negativ geäußert, mit ähnlicher Begründung wie Kirsten und ich. Aber lies selbst!

    If you don't become the ocean, you'll be seasick every day.

    Leonard Cohen





  • Hallo Valentine,


    vielen Dank für den Link.


    So ganz habe ich die Ablehnung immer noch nicht verstanden, denn die meisten haben das Buch ja gar nicht durchgelesen. Ich hab's am Anfang auch ziemlich merkwürdig gefunden , aber das Ende war ziemlich beeindruckend und nachdenklich stimmend.
    Die Übersetzungsprobleme kann ich auch nicht so ganz nachvollziehen, aber das mag daran liegen, dass ich das Original nicht kenne. Im Gegensatz zu dem, was einige im Leselustforum sagen, meine ich, dass der Übersetzer bei Alex' Texten die Grammatikprobleme sehr zurückhält und sich meist im Semantischen austobt: Das gelingt ihm ziemlich häufig witzig, wie ich finde.


    HG
    finsbury
    Dass das Buch seine Manirismen hat, habe ich schon geschrieben, aber ich finde, es ist trotzdem interessant, weil es die oben existentiellen beschriebene Probleme wieder einmal und individuell beleuchtet

    Einmal editiert, zuletzt von finsbury ()

  • Ich muss auch zugeben, dass ich den Stil so gräuslich fand, dass ich nicht zu Ende gelesen habe :redface:

    If you don't become the ocean, you'll be seasick every day.

    Leonard Cohen





  • Jonathan Safran Foer - Alles ist erleuchtet


    Klappentext:


    Ein junger Amerikaner kommt in die Ukraine. Er heißt zufällig Jonathan Safran Foer. Im Gepäck hat er das vergilbte Foto einer Frau namens Augustine. Sie soll gegen Ende des 2. Weltkrieges seinen Großvater vor den Nazis gerettet haben. Jonathan will Augustine finden und Trachimbrod, den Ort, aus dem seine Familie stammt. Sein Reiseführer ist ein alter Ukrainer mit einem noch älteren klapprigen Auto, sein Dolmetscher, dessen Enkel Alex, ein unglaubliches Großmaul und ein Genie im Verballhornen von Sprache. Mit von der Partie ist noch Sammy Davis jr.jr., eine neurotische Promenadenmischung mit einer Leidenschaft für Jonathan, der Angst vor Hunden hat. Die Reise führt durch eine verwüstete Gegend und in eine Zeit des Grauens. Alex berichtet in seiner unnachahmlichen Sprache von den Abenteuern und irrsinnigen Missverständnissen während der Fahrt, Jonathan erzählt die phantastische Geschichte Trachimbrods bis zum furchtbaren Ende, und der alte Ukrainer begegnet den Gespenstern seiner Vergangenheit. Alex und Jonathan aber sind zum Schluss der Reise Freunde geworden….


    Aufbau:


    Das Buch besteht aus 3 Handlungssträngen, die sich immer mehr verweben.
    Zum einen wird die Reise des Jonathan Safran durch die Ukraine – auf den Spuren seiner Familie – im Jahr 1997 geschildert. Im Zuge dieser Reise schreibt er einen surrealen Roman über das Leben der Juden in Osteuropa, am Beispiel des Schtetls Trachimbrod und verarbeitet darin seine familären Wurzeln.
    Zum anderen wird diese 2-tägige Reise von Alex kommentiert, der mit seinem Großvater Alexander den amerikanischen Juden auf dieser Reise begleitet und als Dolmetsch fungiert.
    Der 3. Strang behandelt den Briefwechsel zwischen Alex und Jonathan Safran. Jonathan Safran schickt Alex immer wieder Kapitel seines Buches zum Korrigieren, Übersetzen bzw. eigentlich auch zur Beurteilung. Alexander antwortet ihm und versorgt ihn auch gleich mit den Neuigkeiten aus seiner Familie.


    Meine Meinung:


    Es ist gar nicht so leicht, die Eindrücke zu diesem Buch halbwegs vernünftig zusammen zu fassen. Es liest sich wie ein Schelmenroman, die unglaubliche Reise der drei Kreaturen in ihrem klapprigen Gefährt lässt eine vergnügliche Abenteuerfahrt erahnen, wäre der Hintergrund nicht so traurig. Die Geschichte ist voller Situationskomik, Wort- und Irrwitz und fast schon Absurdigkeiten, dennoch wird das Schicksal der osteuropäischen Juden während des 2. Weltkrieges sehr berührend und bedrückend geschildert, ohne zu verharmlosen. „…weil humorvoll die einzige wahrheitliche Art ist, eine traurige Geschichte zu erzählen“ (S.81) – dieser Satz liegt dem Buch zu Grunde, das Jonathan Safran schreibt.


    Einen besonderen Charme machen die "Dolmetschkünste" des jungen Alex aus. Seine Übersetzungen sind in Bezug auf Wortwahl und Grammatik sehr erstaunlich! Hier ist wohl ein Lob dem Übersetzer des Romanes (Dirk van Gunsteren) auszusprechen.


    Durch den Aufbau der Geschichte – die drei Handlungsstränge, die abwechselnd erzählt werden – ist der Leser natürlich gefordert, den Überblick zu bewahren. Langsam verweben sich die Stränge, Zusammenhänge lassen sich erahnen und auch der Eindruck, dass Alex’ Großvater ein Geheimnis zu verbergen hat, verhärtet sich…


    Alles in allem ein sehr beeindruckender Roman des jungen Schriftstellers Foer. Ich habe von ihm bereits „Extrem laut und unglaublich nah“ gelesen, doch „Alles ist erleuchtet“ hat mich nun wirklich überzeugt!


    Das Buch wurde 2005 verfilmt.
    Der Film liegt bereit, ich werde ihn mir in den nächsten Tagen ansehen und mich hier an dieser Stelle wieder melden


    4ratten:marypipeshalbeprivatmaus:


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    :blume:&nbsp; Herzliche Grüße!&nbsp; :blume: <br />creative

  • Das ist ja wohl ein Buch, an dem sich die Geister scheiden.


    Mir ging es extrem auf die Nerven, ich konnte der Geschichte, den Charakteren und dem Stil überhaupt nichts abgewinnen und habe es abgebrochen ...

    If you don't become the ocean, you'll be seasick every day.

    Leonard Cohen





  • Hallo!


    creative: ich kann Deine Begeisterung leider auch nicht teilen :sauer: Ich fand das Buch zu verworren und konnte, wie Valentine auch, den Charakteren nichts abgewinnen. Das ging zum Teil so weit, dass ich mich richtig über sie geärgert habe. Ein :flop: war's zwar nicht, aber es wird das einzige Buch von JSF für mich bleiben.


    Liebe Grüße
    Kirsten

    Into the water I go to lose my mind and find my soul.

  • Ich kann durchaus verstehen, dass man Foers Stil nicht mag, er ist auch "anders" und gewöhnungsbedürftig.


    Die Geschichte und die Zusammenhänge werden erst im Nachhinein, d.h. im Laufe der Geschichte enthüllt. Doch dann ergeben sie klare Zusammenhänge und eine nachvollziehbare Geschichte, vergleichbar mit einem Puzzle, das langsam zusammengesetzt wird.


    Ich mag seine skurilen Personen, seine absurden Nebenbemerkungen auf dem diese so traurige Geschichte aufgebaut ist. Aber - wie gesagt - es ist Gesmchacksache und gerade bei diesem Buch scheiden sich wohl die Geister!

    :blume:&nbsp; Herzliche Grüße!&nbsp; :blume: <br />creative

  • Hallo creative,


    mir hat der Roman auch gut gefallen: Er lässt einen zwischen Lachen und Entsetzen schwanken.
    Wenn die merkwürdige Schreibweise des jungen Alex manchmal etwas überzogen ist, dann kann man das dem jugendlichen Alter des Autors zurechnen.
    Ein gelungenes Buch, das ein bekanntes Thema von einer überraschenden Seite her beleuchtet.


    HG
    finsbury

  • habs zwar nicht gelesen, aber den film gesehen (ja ich weiss, aber zum lesen was nicht uni ist hab ich gerade so gar keine zeit) und mochte den film sehr - mal sehen irgendwann werd ich mal das buch lesen.

    &quot;Ganze Literaturen wären nicht, riegelten die Maedchen ihre Türen auf&quot; Kurt Tucholsky

  • In der Zwischenzeit habe ich mir auch den Film angesehen, und kann diesen ebenfalls sehr empfehlen.


    Es ist ein recht ruhiger, stimmiger Film, der von Eindrücken, Gesten, Mimik, Landschaftsaufnahmen und einer sehr eigenwilligen aber angenehmen Hintergrundmusik geprägt ist.


    Allerdings halte ich es schon für wichtig, das Buch vorher zu lesen, denn ansonsten findet man wohl nicht so richtig in den Film hinein bzw. versteht wohl auch nicht alle Vorgänge. Aber als Ergänzung und Abrundung absolut empfehlenswert!


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    :blume:&nbsp; Herzliche Grüße!&nbsp; :blume: <br />creative

  • Das Buch habe ich mal begonnen, doch mit der Erzälweise und den Charakteren wurde ich nicht warm und mich nervte es nach ein Paar Seiten schon und ich kam nur sehr langsam voran. Da es ein Bibliotheksbuch war, brach ich es ab.


    Vor etwa vier Wochen habe ich dann den Film gesehen, der mir dafür um so besser gefiel. Ein etwas schräger, komischer Film, der aber durchaus ernste Hintergedanken und traurige Stellen beinhaltet. Durch die vielen Landschaftsaufnahmen (die ich sehr schön finde) und die Musik, wirkt der Film allerdings nicht hektisch.

  • Hallo,


    ich habe das Buch beendet und heute auch den Film dazu gesehen.
    Beides ist auf seine eigene Weise sehr schön.


    Zum Buch:
    Am Anfang hatte ich eingige Schwierigkeiten mit den verschiedenen Erzählsträngen zurechtzukommen, aber nach und nach hat sich alles aufgeklärt. Ich hätte es vielleicht besser gefunden zu Anfang zu erklären, woher die Informationen über die Geschichten aus dem Schtetl kamen, denn ich war mir lange Zeit nicht sicher, ob es nun wahre Begebenheiten oder eine fiktive Geschichte war, die Jonathans Fantasie entsprungen ist.
    Jeder Erzählstrang hat seine ganz eigene Note. Die Reisebeschreibung ist stellenweise sehr witzig und auch nötig, um die Grauen wieder etwas abzufangen. Ausserdem finde ich Saschas englisch einfach herrlich. Die Briefe von Sascha an Jonathan waren für mich sehr wichtig, denn sie offenbarten am meisten von Saschas Charakter und seiner faszinierend lieben und zarten Seele, was man zu Anfang bei ihm ja nicht vermutete. Die Geschichten aus dem Schtetl, waren die bittere und grausame Realität. Das waren die Stellen, die mir abwechselnd Herklopfen, Trauer, Wut und Tränen beschert haben.
    Ein Buch, daß es auf alle Fälle wert ist gelesen zu werden, aber es geht an die Substanz. Meines Erachtens waren die Geschichten aus dem Schtetl deswegen so wichtig, da durch sie Trachimbrod eine ganz persönlich Seite bekam. Es waren keine annonymen ukrainischen, jüdischen Dorfbewohner, sondern Menschen mit ihren liebenswerte Macken und Geschichten. Das machte die ganze Geschichte noch um ein vielfaches intensiver. Ich hatte während ich es las im Hintergrund Musik von Giora Feidman laufen (Klezmer), denn die passt einfach perfekt, ohne zu stören. Im Gegenteil, ich konnte mich dadurch noch viel intensiver in das Buch hineinversetzen.
    5ratten


    Zum Film:
    Als ich heute den Film sah, fand ich sehr schön, daß auch dort Klezmer-Musik genommen wurde. Diese Musik drückt ohne Worte so viel Sehnsucht, Leid und Freude aus, wie ich es selten bei Musik so intensiv erlebe.
    Der Film ist eine gelungene Literaturverfilmung und sehr nah, an der Romanvorlage, Natürlich habe auch in diesem Film passagen gefehlt, aber das ist nun einmal nicht anders machbar, denn sonst hätte er den zeitlichen Rahmen gesprengt. Schade fand ich trotzdem, daß im Film nicht so sehr auf die Geschnisse im Schtetl eingegangen wurde, aber viele Szenen aus dem Schtetl, vor allem aus der Anfangszeit, waren für die eigentliche Handlung auch eher unwichtig. Sie waren im Buch einfach ein Blick zurück in die Vergangenheit.
    Ich kann auch den Film jedem nur ans Herz legen. Elijah Wood ist sehr gut, aber am beeindruckensten fand ich die Darstellung des Großvaters Alexander, Riska und Sascha/Alex.
    5ratten


    Tina


    Valentine: Schade daß Du aufgehört hast. Vielleicht war es zu früh? Wie weit hattest Du denn gelesen? Ich hatte ja zu Anfang auch erst einige Schwierigkeiten in die Geschichte hereinzukommen, aber irgendwann konnte ich nicht mehr aufhören zu lesen.

  • Ich habe relativ früh abgebrochen :redface: ... ich glaube, weiter als 50 Seiten bin ich nicht gekommen, weil mich der Schreibstil so genervt hat.


    Vielleicht läuft es mir ja noch mal über den Weg, wenn ich dafür empfänglicher bin ;)

    If you don't become the ocean, you'll be seasick every day.

    Leonard Cohen





  • Da creative in ihrer Rezension eigentlich schon alles beschrieben hat, hier nur ein paar subjektive Eindrücke - unter anderem auch zu der Originalausgabe "Everything is illuminated".


    Der Anfang fiel mir etwas schwer, weil er mit Alexander Perchovs seltsamem Englisch beginnt. Seine Teile des Romans sind aufgrund der seltsamen Grammatik und falschen Wortwahl sehr humorvoll und voller Situationskomik, aber auch sehr verquer.


    Das "Problem" ist, dass ich seine Sätze lese, dann versuche, sie in korrektes Englisch zu übersetzen, um danach noch die Übersetzung ins Deutsche vorzunehmen. Nach diversen Kapiteln in seiner abstrusen Sprache lachte ich mich nur noch weg! Mein neuer Lieblingssatz (nachdem er Jonathan kennenlernt) ist: "I was underwhelmed to the maximum." (In einer deutschsprachigen Rezension habe ich gelesen, dass es folgendermaßen übersetzt wurde: "Ich war total unterwältigt.")


    Interessanterweise verbessert sich sein Englisch im Verlauf der Berichte zunehmend (sicher bedingt durch seinen regen Austausch mit Jonathan nach der Reise) und ab einem bestimmten Punkt entspricht die Stimmung seiner Berichte der allgemeinen Atmosphäre.


    Zudem hat es auch etwas gedauert, bis ich verstanden habe, dass es drei verschiedene Erzählebenen gibt:


    Alexanders Briefe
    die Geschichte von Trachimbrod
    die Reise von Alexander und Jonathan



    Die Geschichten sind allesamt harter Tobak! Zum Lesen nebenbei eindeutig nicht geeignet, aber wenn man sich die Zeit und Muße nimmt, die Bewohner von Trachimbrod und Kolki kennenzulernen, leidet man mit ihnen, lacht mit ihnen über die skurrilen Persönlichkeiten, die in jeder Epoche auftreten und versucht mit ihnen, die Liebe zu ergründen.


    Bei der Lebensgeschichte von Yankl, der in Trachimbrod lebt, bin ich von Ton und Grundstimmung an Leo Gursky aus "Geschichte der Liebe" (Nicole Krauss)erinnert. Eine wunderschön-melancholische Atmosphäre, zwischen Traurigkeit und Hoffnung.


    Kurze Zeit nach der Lektüre habe ich auch den Film gesehen und finde ihn sehr gut! Er fängt die Stimmung gut ein - wunderschöne Bilder, melancholische und kraftvolle Musikuntermalung sowie vordergründig einfache Unterhaltungen mit viel Aussagekraft transportieren die Geschiche in einfacher klarer Weise! Die Geschichte des "Shtetls" Trachimbrod wird auf ein Minimum reduziert, aber das schadet dem Film in keinster Weise. Die Kombination von Leiden und Galgenhumor werden jeweils wundervoll transportiert und rühren ans Herz!


    PS: Wer den Roman im Original lesen möchte, sollte schon sehr gute Sprachkenntnisse haben, um nicht völlig zu verzweifeln!


    4ratten + :marypipeshalbeprivatmaus:

    Ich werde kein&nbsp;Geld hinterlassen. Ich werde keinen Aufwand und Luxus hinterlassen. Aber ich möchte ein engagiertes Leben hinterlassen.<br />(Martin Luther King)