Susan Cain - Still. Die Bedeutung von Introvertierten in einer lauten Welt

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  • Danke Cookie.


    Ich habe mir das Buch jetzt auch gekauft und werde es in den nächsten Wochen lesen. Ich werde berichten :winken:

    Die Literatur gibt der Seele Nahrung,<br />sie bessert und tröstet sie.<br /><br />:lesen:<br />Alfred Kerr: Die Biographie

  • Zitat

    Denkbar ist es schon, dass zwei Introvertierte sich verlieben, einen Leuchtturm mieten und dort glücklich leben (...)


    Das fand ich hübsch ausgedrückt :lachen:


    Schöne Artikel, danke!

    If you don't become the ocean, you'll be seasick every day.

    Leonard Cohen





  • Ich habe diesen Thread erst heute entdeckt und mit größtem Interesse überflogen.
    Ich selbst bin seit Kindheit an ein extrem introvertierter Mensch und kann gar nicht mehr aufzählen, wie oft ich damit bereits auf Missverständnis und Kopfschütteln gestoßen bin.
    Die geposteten Artikel kann ich nur unterschreiben. Es wird einem ständig nahe gelegt, man solle doch mehr sprechen. Die Leute unterstellen einem entweder Arroganz oder Traurigkeit, obwohl es mir selbst blenden geht. Ich merke oft, dass ich die Menschen in meiner Umgebung mit meiner Introvertiertheit verunsichere und finde das selbst sehr schade. Auch die Aussage in dem Artikel, dass introvertierte Personen einfach mehr Zeit benötigen, um neue Eindrücke und Personen abschätzen zu können, kann ich voll unterschreiben.
    Mir wurde auch schon gesagt, dass mein Schweigen unfreundlich und desinteressiert wirkt, dabei habe ich oft wahrscheinlich mehr Interesse an meinem Gegenüber als all die Small talker, die im Endeffekt nicht wirklich zuhören. Aber leider wird das oft missverstanden.



    Cookie
    Deine Rezension klingt sehr vielversprechend und ist der Grund dafür, weshalb das Buch jetzt auf meiner Amazon-Wunschliste steht. :smile:


    Es ist schön, das Ganze auch mal von der wissenschaftlichen Seite aus betrachtet zu wissen.
    Ich kann leider auch heute noch das Gefühl, ich müsste mich ändern und gesprächiger werden, nicht immer ablegen, da einem das in der Gesellschaft immer wieder suggeriert wird.
    Mittlerweile habe ich für "Notfälle" schon einen regelrechten Small talk in meinem Kopf konstruiert, um mir nicht immer ganz so unhöflich vorzukommen :rollen: .
    Wohl fühle ich mich damit aber keineswegs und ich wünschte, ich könnte das ganz ablegen.


  • Cookie
    Deine Rezension klingt sehr vielversprechend und ist der Grund dafür, weshalb das Buch jetzt auf meiner Amazon-Wunschliste steht. :smile:


    Das freut mich sehr :winken:



    Mittlerweile habe ich für "Notfälle" schon einen regelrechten Small talk in meinem Kopf konstruiert, um mir nicht immer ganz so unhöflich vorzukommen :rollen: .


    Das kenne ich auch nur zu gut. Ich fühle mich immer, als hätte ich so eine Art Small-Talk-Tonband im Kopf, was dann bei Bedarf abgespult werden muss. Ich fand daher das Buch einfach deshalb so schön, weil mir das erste Mal bewusst wurde, dass es keine "Macke" oder falsche Erziehung oder ein schlimmes Erlebnis in der Kindheit oder sonstwas war, sondern, dass es für eine Introvertierte ganz normal ist, so zu sein. Jedenfalls hat es mir sehr dabei geholfen, zu akzeptieren, dass ich so bin. Und mir fällt es nun auch viel leichter anderen zu sagen, dass ich keine Lust auf Party etc. habe, "ich bin halt introvertiert und muss meine Akkus wieder aufladen. Sorry". Ich hoffe, du hast auch so viele erleichterte Aha!-Momente beim Lesen. :smile:

    ~ The world is quiet here ~

  • Introvertiertheit wird leider oft als Makel wahrgenommen und es ist so erleichternd, wenn jemand sagt, dass es eben einfach ein Persönlichkeitsmerkmal ist.
    Ich habe immer das Gefühl, dass viele Menschen davon ausgehen, dass Extrovertiertheit sozusagen die höchste Entwicklungsstufe ist. Also entweder man ist wohl irgendwie zurück geblieben oder hatte eine schlechtes Kindheitserlebnis, das einen an dieser "gesunden" Entwicklung gehindert hat. Die Leute sind der Meinung, sie müssten einen dabei unterstützen und dazu animieren, sich weiter zu entwickeln, sprich zu einem geselligen und redseligen Zeitgenossen zu werden, um einem was Gutes zu tun.


    Andererseits kann ich natürlich auch nachvollziehen, dass extrovertierte Leute oftmals viel selbstbewusster, imponierender und damit leider automatisch auch glücklicher wirken, obwohl sie es vielleicht gar nicht sind.


  • Introvertiertheit wird leider oft als Makel wahrgenommen und es ist so erleichternd, wenn jemand sagt, dass es eben einfach ein Persönlichkeitsmerkmal ist.
    Ich habe immer das Gefühl, dass viele Menschen davon ausgehen, dass Extrovertiertheit sozusagen die höchste Entwicklungsstufe ist. Also entweder man ist wohl irgendwie zurück geblieben oder hatte eine schlechtes Kindheitserlebnis, das einen an dieser "gesunden" Entwicklung gehindert hat. Die Leute sind der Meinung, sie müssten einen dabei unterstützen und dazu animieren, sich weiter zu entwickeln, sprich zu einem geselligen und redseligen Zeitgenossen zu werden, um einem was Gutes zu tun.


    Ja, ganz besonders wird man als Introvertierter damit in der Schule konfrontiert. Wie oft habe ich von Lehrern die Sätze "Du musst dich mal mehr melden", "Du bist so still" oder "Komm doch man aus deinem Schneckenhaus" gehört - die bewirken nämlich genau das Gegenteil von dem, was sie erreichen wollen: Man fühlt sich schlecht, minderwertig, "anders", und zieht sich daraufhin noch mehr zurück. Nicht gut fürs Selbstbewusstsein.... dieses Buch hat mir in der Hinsicht die Augen geöffnet, was in meiner Schulzeit falsch lief und auch warum es so lief. Man muss vor allem lernen, sich selbst zu akzeptieren, und für o.g. Sprüche eine freundliche, aber gepfefferte Standardantwort parat haben (klingt doof, ich weiß).

  • Für mich war es in der Pubertät sehr bedrückend. Da gehen allle jedes Wochenende aus und machen Party - natürlich will ich da auch mit. Obwohl... nein, eigentlich nicht. Ich hab an der Türe zum Club halt gemacht und bin nach Hause gegangen... :sauer:

    //Grösser ist doof//

  • Ging mir auch so. Gerade in der Schule war ich immer das "Mauerblümchen, das alles beobachtet". Also eher Außenseiter.
    Später wurde ich dann doof angeguckt, als ich immer sagte: Disko ist nichts für mich.


    Seit vielleicht 6-7 Jahren ist es mir aber egal, was andere von mir denken.
    Das war immer mein größtes Problem: Die mitleidigen Blicke, das Unverständnis. Jetzt juckt mich das alles nicht mehr (zumindest meistens :zwinker: )

    Pessimisten stehen im Regen, Optimisten duschen unter den Wolken.

  • Inzwischen geht's mir wie Dir, Zara - aber gerade in der Pubertät war das schon oft ziemlich schwierig, so "anders" zu sein. In der Disco war ich übrigens genau einmal :lachen: (danach konnte ich dann wenigstens guten Gewissens sagen, dass mir das nicht sonderlich gefällt :breitgrins: ).

    If you don't become the ocean, you'll be seasick every day.

    Leonard Cohen






  • In der Disco war ich übrigens genau einmal :lachen: (danach konnte ich dann wenigstens guten Gewissens sagen, dass mir das nicht sonderlich gefällt :breitgrins: ).


    Ich war genau 1 mal in einer "richtigen" Disko, und etwa 4-5 mal in Studentenclubs, wo es eher alternativer zuging. Aber beides hat mir nie wirklich zugesagt, ich habe beim Tanzen eh zwei linke Füße. :breitgrins:
    Aber von vielen Gleichaltrigen werde ich selbst heute mit 26 Jahren noch komisch angeschaut, wenn ich sage, ich gehe nie in Discos/Clubs. Als wenn es keine anderen Möglichkeiten gäbe, seine Freizeit/ einen Abend zu verbringen. :rollen:


  • Als wenn es keine anderen Möglichkeiten gäbe, seine Freizeit/ einen Abend zu verbringen. :rollen:


    Und wenn Du dann noch sagst, dass Du lieber liest oder forumst oder Filme guckst ... ;)


    Ich bin inzwischen der Quotennerd in meiner Familie, aber ich trag's mit Fassung. Soll meine Schwester doch auf ihre Feste gehen. Ich bleibe lieber zu Hause und lese was Schönes. Zum Glück ist mein Freund genauso wie ich, der läuft in der Regel schreiend davon, wenn man irgendwelche Veranstaltungen mit vielen Menschen erwähnt :breitgrins:

    If you don't become the ocean, you'll be seasick every day.

    Leonard Cohen






  • Zum Glück ist mein Freund genauso wie ich, der läuft in der Regel schreiend davon, wenn man irgendwelche Veranstaltungen mit vielen Menschen erwähnt :breitgrins:


    Dito. :breitgrins: Wo wir wieder bei der These wären: Introvertierte suchen sich eher introvertierte Partner.


  • Dito. :breitgrins: Wo wir wieder bei der These wären: Introvertierte suchen sich eher introvertierte Partner.


    Leider nicht immer alle. :verlegen: Ich war meistens mit "Extros" zusammen, wobei ich dank Susan Cain rückblickend viel eher verstehen kann, woran es gescheitert ist. Erst ziehen sich die Gegensätze an, dann wird es aber oftmals recht anstrengend.

    ~ The world is quiet here ~

  • Leider nicht immer alle. :verlegen: Ich war meistens mit "Extros" zusammen, wobei ich dank Susan Cain rückblickend viel eher verstehen kann, woran es gescheitert ist. Erst ziehen sich die Gegensätze an, dann wird es aber oftmals recht anstrengend.


    Ich hatte eine ziemlich "interessante" Beziehung mit einem Extrovertierten. Die Art von Beziehung, die man sein Leben lang nicht vergisst. Aber es funktionierte natürlich nicht. Ich wusste das von Anfang an, aber es war interessant, mal mit dem Feuer zu spielen.
    Jetzt bin ich mit einem auch eher introvertierten Menschen zusammen. Wir verbringen den Abend lieber in trauter Zweisamkeit, das passt mehr zu uns. So soll es sein :zwinker:

    //Grösser ist doof//

  • Dafür, dass Ihr offenbar alle hier recht introvertiert seid, geht Ihr aber ziemlich extrovertiert damit zu Markte. Ich frage mich gerade, ob die letzten paar Postings nicht eher in den Mitgliederbereich gehörten, da das Buch offenbar keine Rolle mehr spielt, dafür aber persönliche Outings. Hm ...

    Wo nehme ich nur all die Zeit her, so viel nicht zu lesen. (Karl Kraus)


  • Dafür, dass Ihr offenbar alle hier recht introvertiert seid, geht Ihr aber ziemlich extrovertiert damit zu Markte.


    Was mal wieder, um zum Buch zurückzukommen, eine der Theorien von Cain bestätigt: Introvertierte sind im Internet, besonders in Foren, sehr aktiv und offen, weil sie sich eben lieber schreibend ausdrücken.

    ~ The world is quiet here ~


  • Dafür, dass Ihr offenbar alle hier recht introvertiert seid, geht Ihr aber ziemlich extrovertiert damit zu Markte. Ich frage mich gerade, ob die letzten paar Postings nicht eher in den Mitgliederbereich gehörten, da das Buch offenbar keine Rolle mehr spielt, dafür aber persönliche Outings. Hm ...


    Wir diskutieren lediglich die im Buch vorgestellten und ausgearbeiteten Theorien - dazu zählen auch Partnerschaften sowie die Freizeitgestaltung. Wie man sieht, können viele "Intros" hier die von Cain aufgestellten Thesen bestätigen, oder sich zumindest zu einem erheblichen Teil wiederfinden.

  • Ich hab den Thread erst jetzt gesehen und mir alles durchgelesen. Was ihr da schreibt, könnte von mir sein.


    Für mich ist es immer sehr bedrückend, dass ich, während um mich herum alle erst richtig in Fahrt kommen, langsam aber sicher völlig geschafft bin und am liebsten nach Hause gehen möchte. Wenn ich mit Leuten zusammen bin, die ich schon etwas kenne und mit denen ich die gleiche Wellenlänge habe, kann ich aber auch gut aus mir heraus kommen, dann strengt mich ein Gespräch auch nicht an.


    Ich gehe zum Beispiel sehr gerne an Festivals, habe aber gemerkt, dass ich das nur unbeschadet überstehe, wenn mein Hotel ruhig gelegen ist und ich mich in der Zeit auch erholen kann. Alles andere schafft mich dermassen, dass ich Tage brauche, um meine Batterien wieder aufzuladen. Wie ist es bei euch mit Lärm? Mich beeinträchtigt es extrem, wenn mein Zuhause nicht ruhig ist und ich daheim auch nicht zur Ruhe kommen kann.


    Das Buch klingt so gut, dass ich es mir gleich bestellt habe. :daumen:

    Liebe Grüsse Hanni 8)

  • Dass viele meinen, dass Extravertiertheit als das zu erreichende Ziel gilt und besser als Introvertiertheit sein soll, habe ich auch schon oft erlebt.


    Ich habe in meiner neuen Arbeitsstelle gerade erst wieder das Feedback bekommen, dass ich "ein bisschen ruhig" war.
    Eigentlich bin ich ja eher ein Mischtyp. Wenn ich in eine neue Situation komme bzw. in eine neue Gruppe an Menschen, bin ich intuitiv erst mal der Beobachter und schaue mir die Menschen so an, mit denen ich es zu tun habe. Wenn das dann noch dazu eine Einschulungssituation im Job ist, wo sehr viel Information auf mich nieder prasselt, umso mehr. Erst nach und nach, und vor allem nur, wenn ich mich wohl fühle, komme ich immer mehr aus mir heraus und kann auch richtig extravertiert wirken.
    Oft bekomme ich nämlich auch zu hören "Ich dachte zuerst, du wärst so schüchtern..."


    Ich finde es nur schade, wenn mich andere Menschen immer wieder so vorschnell beurteilen.

    “Grown-ups don't look like grown-ups on the inside either. Outside, they're big and thoughtless and they always know what they're doing. Inside, they look just like they always have. Like they did when they were your age. Truth is, there aren't any grown-ups. Not one, in the whole wide world.” N.G.