Huhu ihr Lieben!
Es ist soweit. Der neueste Palahniuk ist zwar schon zu Weihnachten bei mir gelandet, aber dank Zugfahrten habe ich das Buch vorgestern beendet. Obwohl ich inzwischen wohl wie eine kaputte Platte klinge - Chuck ist einfach großartig.
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Inhalt:
"Bist du da, Satan? Ich bin's, Madison." So beginnt die 13-jährige Erzählering mit der flinken Zunge ihre Geschichte. Als Tochter von selbstverliebten Filmstars wird sie von ihren Eltern oft alleine gelassen, dafür aber mit allen möglichen Drogen versorgt. So stirbt sie an einer Überdosis Marihuana und "erwacht" in der Hölle. Neben ihrer Zelle findet sie Freunde in einer Cheerleaderin, einem Football-Helden, einem Punk und einem Streber, ein Klischee, das sie selbst kaum glauben kann.
Madison und ihre Crew wandern durch die Hölle über den Berg geschnittener Zehennägel, durch die Schuppenwüste, um Satan in seinem Palast zu stellen...
Meine Meinung:
Chuck läuft wieder zu Höchstform auf. Madison Spencer ist als Erzählerin eher untypisch für Chuck Palahniuk. Der Satz, mit dem sie jedes Kapitel einleitet, ist ein netter Seitenhieb auf Judy Blume (Are You There, God? It's me, Margaret.), wobei Madison eben nicht zu Gott, sondern zu Satan "betet".
Einerseits erzählt sie, was im Jetzt und Hier passiert - also in der wahrhaftigen Hölle - andererseits erfahren wir von Maddys Leben auf der Erde, von ihren reichen Eltern, die in jeder Stadt eine Villa haben und süchtig danach zu sein scheinen, arme, verhungernden Kinder aus gottverlassenen Ländern zu adoptieren (sehr Brangelina ) und die Madison gerne mit Drogen experimentieren lassen.
So bösartig und Palahniuk-esque sich das liest, so amüsant fand ich es. Wieder einmal hält Chuck der Gesellschaft einen Spiegel vors Gesicht und wir müssen uns ebenso eingestehen wie Maddy, dass die Oscars auch nur die Beweihräucherung von narzisstischen Reichen ist.
In der Hölle selbst erwarten uns aber auch viele Überraschung. Dass die gängige Währung der Hölle Süßigkeiten sind, war mir z.B. unbekannt. Die Landschaft besteht aus Zigarettenstummeln, abgetriebenen Babys, Zehennägeln, Schuppen und "ungenütztem" Sperma. Neben den Sündern der Erde finden sich in der Hölle auch sämtliche Gottheiten oder Versionen des Teufels aus alten Kulturen. Maddy und ihr "Breakfast Club" von Freunden haben also alle Hände voll zu tun, wenn sie Satan erreichen wollen. Wenn nur nicht das Call Center der Hölle im Weg wäre...
Das ist ein Palahniuk Roman wie ich sie liebe. Geschickt wird Chucks Satire mit den Gefühlen eines heranwachsenden Mädchens vermischt. Die Kommentare zu unserer wohlstandsverwahrlosten Gesellschaft sind leider allzu wahr und obwohl ich oft herzhaft gelacht habe, hinterlässt das Buch (wieder einmal) einen bitteren Nachgeschmack. Der Stil liest sich sehr flüssig, Madison ist eine tolle Protagonistin und die Hölle ein erschreckend realistischer Ort. Einzig das Ende hat mich etwas unzufrieden zurückgelassen, aber der Gesamteindruck ist immer noch große Klasse. Weiter so, Chuck!
Liebe Grüße,
Wendy
Englischen Titel ergänzt. LG, Valentine