Heult doch! - Neues zur Urheberrechtsdebatte

Es gibt 235 Antworten in diesem Thema, welches 37.906 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag () ist von helmutp.

  • Danke für Deine Klarstellung, Alfa. Darauf habe ich angesichts Deines gestrigen, nicht in allen Teilen angemessenen Wutausbruchs gehofft.



    Diejenigen, die auf der anderen Seite behaupten, es gebe so etwas wie geistiges Eigentum nicht und das Urheberrecht gehöre abgeschafft, kann ich einfach nicht hinreichend ernst nehmen um mich über ihre unreifen Auslassungen überhaupt aufzuregen. Sie werden am Ende nicht die sein, die die Debatte prägen. Irgendwann stehen sie als Extremisten hinten in der Ecke und kein Mensch wird ihnen mehr zuhören.


    Damit versuche ich mich auch zu beruhigen. :smile: Politische Extrempositionen haben sich glücklicherweise seit langem nicht mehr durchsetzen können.


  • Ein sehr guter Artikel.


    Ein Leser der ZEIT kommentiert die ganze Diskussion passend:


    "Die Diskussion sollte nicht über das Für und Wider des Urheberrechts geführt werden. Am Urheberrecht gibt es nichts zu rütteln. Diskutieren kann man über die Geschäftmodelle der Verwerter."


    Geht es nicht vielmehr um diese Geschäftsmodelle? Ich lese das jedenfalls so bei Petra van Cronenburg.


    Gruß, Thomas

  • Natürlich geht es auch um die Geschäftsmodelle, aber Petra van Cronenburg schreibt auch über das Urheberrecht (sogar mit dem Beispiel der Erben) :winken:


    Was viele bei der ganzen Diskussion nicht verstehen: Beide Seiten wollen, dass Kunst weiter bestehen bleibt. Und das ist nur möglich, wenn die Künstler auch für ihre Arbeit bezahlt werden.

    Rechtsextremismus ist wieder salonfähig gemacht worden, durch CDU/CSU und FDP.


  • Was viele bei der ganzen Diskussion nicht verstehen: Beide Seiten wollen, dass Kunst weiter bestehen bleibt. Und das ist nur möglich, wenn die Künstler auch für ihre Arbeit bezahlt werden.


    Da bin ich mir nicht immer sicher, wenn ich so manchen Beitrag in Foren, Blogs und Kommentarspalten lese. Da spüre ich eine zunehmend ablehnende Haltung Künstlern gegenüber. Aber das ist nur meine Empfindung. Ich mag mich irren.


    Aber im Prinzip hast Du natürlich recht. :smile:


  • Beide Seiten wollen, dass Kunst weiter bestehen bleibt.


    Das wird behauptet. Das Problem sind die teilweise radikalen Stimmen.


    Was hat eine Petra von Cronenburg als Autorin davon, dass die Werke eines Bestsellerautors nach seinem Tod sofort gemeinfrei werden. Eine solche Änderung des Urheberrechtes nutzt ausschließlich dem Leser, aber keinem Autor.


    Ich bin jetzt nicht von vornherein dagegen, dass man nicht auch dem Leser entgegenkommen kann, aber man soll bitte nicht in falscher Weise argumentieren.


    Gruß, Thomas


  • Das Problem sind die teilweise radikalen Stimmen.


    Leider werden radikale Stimmen halt sehr oft aufgebauscht, auf beiden Seiten eines Konflikts, und fälschlicherweise auf eine ganze Gruppe ausgedehnt. Auch medial lassen sich diese Stimmen besser verkaufen, als die der kompromissbereiten Mitte.

    “Grown-ups don't look like grown-ups on the inside either. Outside, they're big and thoughtless and they always know what they're doing. Inside, they look just like they always have. Like they did when they were your age. Truth is, there aren't any grown-ups. Not one, in the whole wide world.” N.G.

  • Offensichtlich legt sich die Piratenpartei doch fest, was die Dauer einer Schutzfrist für urheberrechtlich geschützte Werke betrifft. In ihrem Piraten-Wiki steht als "offizielle Aussage der Piratenpartei":


    Zitat


    Die Piratenpartei Deutschland spricht sich für eine gesetzliche Regelung aus, nach der es jedem möglich ist, 10 Jahre nach Erstveröffentlichung, Werke lizenzkostenfrei und ohne Genehmigung zu verwenden, zu kopieren, zu ändern, zu fusionieren, zu verlegen, zu verbreiten oder zu verkaufen. Nichtkommerzielle Nutzung soll bereits zum Zeitpunkt der Veröffentlichung erlaubt sein.


    (Quelle: Piraten-Wiki, Positionspapiere/Freie Verwendung von urheberrechtlich geschützten Werken nach 10 Jahren)



    Im Forum von Spiegel-Online habe ich dazu einen netten Kommentar gelesen:


    Zitat

    Das heisst nichts anderes, als das ich heute hergehen könnte und die Rammstein "Mutter"-CD mit schönerem Cover verkaufen könnte ohne die Band zu fragen oder sie zu beteiligen.
    Ich kann verstehen, dass man dann als Künstler offene Briefe schreibt...


    :breitgrins: :breitgrins: :breitgrins:


  • Natürlich könnte man das - ich könnte auch sämtliche gemeinfreien Texte downloaden, etwas aufmotzen und verkaufen. Ja, das könnte ich tun. Warum mache ich das eigentlich nicht?

    Rechtsextremismus ist wieder salonfähig gemacht worden, durch CDU/CSU und FDP.

  • Natürlich könnte man das - ich könnte auch sämtliche gemeinfreien Texte downloaden, etwas aufmotzen und verkaufen. Ja, das könnte ich tun. Warum mache ich das eigentlich nicht?


    Andere machen es und verdienen daran.


    Schöne Grüße, Thomas

  • Keiner würde mehr Geld für Harry Potter Band 1, Erscheinungsjahr auf Deutsch 2001, ausgeben. 10 Jahre ist eine sehr kurze Zeitspanne für eine Schutzfrist. Bisher hat noch kein Autor aufzeigen können, worin ihn das derzeitige Urheberrecht behindert. Einzig und allein der Leser wird durch das Urheberrecht behindert. Dann soll man das bitte auch so sagen. Nach 10 Jahren soll jedes geistige Werk kostenlos zur Verfügung gestellt werden. Nach 10 Jahren gibt es jedes Buch, jede CD kostenlos zum Download.


    Eine wunderbare Welt! Wirklich?


    Gruß, Thomas


  • Keiner würde mehr Geld für Harry Potter Band 1, Erscheinungsjahr auf Deutsch 2001, ausgeben.


    Doch, natürlich würde Geld dafür ausgegeben. Gerade bei Harry Potter, weil die Leute die Bücher lieben und im Original besitzen wollen. Und die Zukunft wird vermehrt auf Merchandising setzen. Kerstin Gier hat davon z.B. jede Menge.


    Was für eine schöne Welt es doch ist, wenn Bücherserien nur teilweise übersetzt werden und der Verlag dann merkt "Ach, das Buch wird nur von Fans gekauft - das rentiert sich nicht". Also Serie absetzen. Die Rechte liegen noch beim Autor - und der? Der hat kein Interesse sich um den deutschen Markt nochmal zu bemühen.


    Was für eine schöne Welt es doch ist, wenn alte, nostalgische Computerspiele, die nicht mehr verkauft werden, weil nur Freaks Interesse daran haben, aussterben. Der Urheber hat kein Interesse daran, sich um so ein Ding zu bemühen. Also müssen diese besagten Freaks zu Kriminellen werden, diese Computerspiele kopieren und für zukünftige Platformen weiterentwickeln, damit sie nicht völlig aussterben.


    Ja, in der Tat eine sehr schöne Welt. Die beiden obigen Beispiele sind Alltag und keine Ausnahme.

    Rechtsextremismus ist wieder salonfähig gemacht worden, durch CDU/CSU und FDP.

    Einmal editiert, zuletzt von nimue ()


  • Was für eine schöne Welt es doch ist, wenn alte, nostalgische Computerspiele, die nicht mehr verkauft werden, weil nur Freaks Interesse daran haben, aussterben. Der Urheber hat kein Interesse daran, sich um so ein Ding zu bemühen. Also müssen diese besagten Freaks zu Kriminellen werden, diese Computerspiele kopieren und für zukünftige Platformen weiterentwickeln, damit sie nicht völlig aussterben.


    Die Plattform GOG, good old games, bemüht sich hier, etwas an der Situation zu ändern, und bietet viele alte Spiele (und die von CD-Project, den Gründern) DRM-frei an.
    Allerdings weiß ich auch nicht, wie die Beschaffung dieser Spiele aussieht :gruebel:


    Übrigens geben User von Tauschbörsen mehr Geld für die Medien aus, als andere, und sind mehr dazu bereit, für die Inhalten auch zu bezahlen (Quelle habe ich jetzt leider nur eine englische, nicht mehr ganz aktuelle).
    Wenn ich einen Film sehe, der mir sehr gut gefällt, dann möchte ich ihn auch gekauft auf DVD haben, auch wenn ich ihn gratis haben könnte, ich gebe ja sogar doppelt Geld aus, wenn ich ins Kino gehe und die DVD dann auch noch erstehe.
    Dazu zwingt mich keiner, ich könnte genauso alles gratis aus dem Netz beziehen, wenn ich wollte. Nur will ich das ja auch gar nicht (und das liegt primär nicht daran, dass es illegal ist oder in irgendwelchen Grauzonen).
    Ob Film, Buch, Spiel oder Song oder sonstiges digitales Medium macht für mich dabei keinen Unterschied.

    “Grown-ups don't look like grown-ups on the inside either. Outside, they're big and thoughtless and they always know what they're doing. Inside, they look just like they always have. Like they did when they were your age. Truth is, there aren't any grown-ups. Not one, in the whole wide world.” N.G.


  • Gerade bei Harry Potter, weil die Leute die Bücher lieben und im Original besitzen wollen.


    Die nächtse Generation wächst mit e-books auf und wird über unsere Büchersammelwut nur stauen. Das Orginal ist dann eine Datei. Die könnten sie nach 10 Jahren kostenlos haben.


    Ich bin über diese Diskussion mehr als überrascht. In wie vielen Threads haben wir uns über die schlechte Entlohnung von Autoren beklagt und nun scheint es mir, dass die Rechte der Autoren mit Füßen getreten werden. Gerade wir sollten geistiges Eigentum ebenso schützen wie materielles.


    Da schwingt eine große Portion Enttäuschung mit. Aber gut, die Diskussion bringt keine neuen Argumente mehr. Ich werde die beiden gegensätzlichen Standpunkte akzeptieren müssen, sehe nun einige Forumsmitglieder mit deutlich anderen Augen. Politik ist vielleicht kein gutes Thema für ein Bücherforum.


    Schöne Grüße, Thomas

  • Gott, wie mich diese Diskussion und die Polemik, Häme und Rechthaberei auf beiden Seiten der aktuellen Diskussion nervt. (Die ich leider auch hier im Thread teilweise spüre)
    Da kommt die junge Piratenpartei, naseweis wie man in der Jugend eben ist und stellt eine Reihe von Forderungen. Und die ältere Generation hat nichts anderes zu tun, als sich aufzuplustern und herumzuzetern wie die Kindergartenkinder.


    Man mag von den Forderungen der PP halten, was man will - mir persönlich gehen sie zu weit - aber sie haben wenigstens erkannt, dass sich in Sachen Urheberrecht etwas tun muss. Man kann hunderte von Protestbriefen schreiben, mit dem Fuß aufstampfen und herumblöken, dass alles genau so bleiben muss, wie es ist. Das wird nichts daran ändern, dass digitale Güter immer kopiert werden werden. Da kann ich noch so ausgeklügelten Kopierschutz draufpacken, es reicht eine einzige geknackte Kopie und schon ist das Ding im Umlauf.
    Wie will man das verhindern? Härter bestrafen, Sperrgesetze, Überwachung, Datenspeicherung? Ganz ehrlich, bei all diesen Gesetzesentwürfen wird immer immer ganz mulmig. Nicht, weil ich ein böser Raubkopierer bin, sondern weil solche Systeme und Datensammlungen Begehrlichkeiten wecken und ich nicht weiß, wofür diese Machanismen dann verwendet werden.


    Wir können die Zeit nicht zurückdrehen, wir müssen nach Lösungen für die Zukunft suchen. Und würdeloses Herumstänkern, oft unter Verdrehung der Tatsachen, Vereinfachung und einem guten Teil Unkenntnis führt uns wirklich nicht zu diesen Lösungen. Und bevor wieder jemand fragt: Nein, ich habe keine Pantentlösung für das Problem. Wenn das so einfach wäre, dann hätten wir diesen ganzen Trara gerade nicht. Tatsächlich besteht das aktuelle Problem auch aus lauter kleinen Baustellen, die ganz eigene Lösungen brauchen. Nur einen Teil davon kann die Politik lösen. Einen anderen Teil muss auch die Industrie selbst ändern (und ich meine damit nicht niedrige Preise). Aber so weit kommen wir gar nicht, weil es bequemer ist, herumzuschreien.
    Es kotzt mich wirklich an, dass jeder seine Vorurteile in die Welt brüllt, oft ohne wirkliches Hintergrundwissen, ohne Bereitschaft die Position des jeweils anderen überhaupt in Betracht zu ziehen. Sind wir denn im Kindergarten?



    EDIT: Interessanter Kommentar der Autorin und Bloggerin Petra von Cronenburg zu der Unterzeichnungswut der Autoren: http://cronenburg.blogspot.de/…5/wir-sind-ohne-mich.html

    Einmal editiert, zuletzt von Pandora ()


  • Wenn ich einen Film sehe, der mir sehr gut gefällt, dann möchte ich ihn auch gekauft auf DVD haben, auch wenn ich ihn gratis haben könnte, ich gebe ja sogar doppelt Geld aus, wenn ich ins Kino gehe und die DVD dann auch noch erstehe.


    Kann ich so unterschreiben. Und ich kenne in der Hinsicht sehr viele solcher Leute (und tatsächlich nur eine einzige Ausnahme).


    Die nächtse Generation wächst mit e-books auf und wird über unsere Büchersammelwut nur stauen. Das Orginal ist dann eine Datei. Die könnten sie nach 10 Jahren kostenlos haben.


    Und Du glaubst, dass das in 10 Jahren kein Problem sein wird, wenn das Urheberrecht so bestehen bleibt oder enger gefasst wird? Also bitte. Dann kennst Du das Internet schlecht und weißt auch nicht, dass bisher jeder Kopierschutzmechanismus umgangen werden konnte. Sollen jetzt deshalb alle 13jährigen in den Knast wandern?



    Ich bin über diese Diskussion mehr als überrascht. In wie vielen Threads haben wir uns über die schlechte Entlohnung von Autoren beklagt und nun scheint es mir, dass die Rechte der Autoren mit Füßen getreten werden. Gerade wir sollten geistiges Eigentum ebenso schützen wie materielles.


    Weil. Das. Nichts. Miteinander. Zu. Tun. Hat.


    Autoren werden doch nicht erst durch das Aufkommen von Internet und E-Book schlecht entlohnt. Sorry, aber wer hat sich denn so eine Theorie ausgedacht? Da krankt es doch an etwas ganz anderem. Aber ganz sicher nicht am Urheberrecht! Das hat mit der Entlohnung nichts zu tun!

    Rechtsextremismus ist wieder salonfähig gemacht worden, durch CDU/CSU und FDP.

    Einmal editiert, zuletzt von nimue ()

  • Ich hab sogar keine gebrannten DVDs! Ich kaufe mir aber auch nur Filme und DVDs von denen ich weiß das ich sie mehr als einmal anschauen werde. So mache ich das ja auch oft mit Büchern. (Weshalb ich z.B. auch einen Bibliotheksausweis habe).


  • Da schwingt eine große Portion Enttäuschung mit. Aber gut, die Diskussion bringt keine neuen Argumente mehr. Ich werde die beiden gegensätzlichen Standpunkte akzeptieren müssen, sehe nun einige Forumsmitglieder mit deutlich anderen Augen. Politik ist vielleicht kein gutes Thema für ein Bücherforum.


    Ja, derartige Diskussionen können manchmal sehr ernüchternd sein und Emotionen freilegen und Gräben aufwerfen, wo man vorher keine vermutet hat. Aber ich bin überzeugt - heute mehr als noch vor ein paar Wochen -, dass sich auch in dieser Angelegenheit die Vernunft durchsetzen wird und letztlich sowohl die Künstler möglichst unbeschädigt bleiben, als auch die Konsumenten zufriedengestellt werden.