Heult doch! - Neues zur Urheberrechtsdebatte

Es gibt 235 Antworten in diesem Thema, welches 37.898 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag () ist von helmutp.


  • Ja, derartige Diskussionen können manchmal sehr ernüchternd sein und Emotionen freilegen und Gräben aufwerfen, wo man vorher keine vermutet hat. Aber ich bin überzeugt - heute mehr als noch vor ein paar Wochen -, dass sich auch in dieser Angelegenheit die Vernunft durchsetzen wird und letztlich sowohl die Künstler möglichst unbeschädigt bleiben, als auch die Konsumenten zufriedengestellt werden.


    So wie mit der GEZ? :zwinker: Schon alleine aus diesem Grund bin ich froh, dass die Diskussion so kontrovers geführt wird und man merkt, dass man auch mit den Konsumenten das Spiel nicht endlos weit treiben darf.


    Ich fand diese Diskussion hier nicht "schlimm". Schade, dass ihr das nun so seht und Forenmitglieder aufgrund ihrer Meinung zu dem Thema "mit anderen Augen" seht. Aber das ist natürlich eure Entscheidung.


    Liebe Grüße
    nimue

    Rechtsextremismus ist wieder salonfähig gemacht worden, durch CDU/CSU und FDP.


  • Ich fand diese Diskussion hier nicht "schlimm". Schade, dass ihr das nun so seht und Forenmitglieder aufgrund ihrer Meinung zu dem Thema "mit anderen Augen" seht. Aber das ist natürlich eure Entscheidung.


    Nein, so weit würde ich jetzt nicht gehen. Von einigen wusste ich ja schon, wie sie zu der Sache stehen. :zwinker: Außerdem muss man so etwas in einer Gemeinschaft aushalten. Ich bin mit meinen Freunden auch nicht immer einer Meinung, wenn wir uns am "Stammtisch" unterhalten.


    Was mich allerdings überrascht hat (und da kann ich Thomas verstehen): Wir sind hier in einem Bücherforum, da hätte ich ein wesentlich größeres Verständnis für das Anliegen der Autoren erwartet, die sich jetzt mit dem offenen Brief zu Wort gemeldet und auf ihre Interessen aufmerksam gemacht bzw. einige Dinge richtiggestellt haben. Aber so ist das nun mal. Jeder hat seine Meinung, und die sollte man respektieren. :smile:


    Viele Grüße :winken:
    Stefan
    (der solche Diskussionen hier immer wieder toll findet :zwinker:)


  • Was mich allerdings überrascht hat (und da kann ich Thomas verstehen): Wir sind hier in einem Bücherforum, da hätte ich ein wesentlich größeres Verständnis für das Anliegen der Autoren erwartet, die sich jetzt mit dem offenen Brief zu Wort gemeldet und auf ihre Interessen aufmerksam gemacht bzw. einige Dinge richtiggestellt haben. Aber so ist das nun mal. Jeder hat seine Meinung, und die sollte man respektieren. :smile:


    Hm, finde ich jetzt eher seltsam. Gibt es denn eine gute und eine schlechte Seite bei den Künstlern? Immerhin kenne ich inzwischen sehr viele Künstler, die mit mir einer Meinung sind - und die lese ich allemal lieber als Charlotte Roche. Insofern habe ich Verständnis für das Anliegen der Autoren - nur nicht für die der Unterzeichner (übrigens unterzeichnen zahlreiche "meiner" Autoren die wir-sind-die-buerger Seite) :zwinker:

    Rechtsextremismus ist wieder salonfähig gemacht worden, durch CDU/CSU und FDP.


  • Gibt es denn eine gute und eine schlechte Seite bei den Künstlern? Immerhin kenne ich inzwischen sehr viele Künstler, die mit mir einer Meinung sind - und die lese ich allemal lieber als Charlotte Roche. Insofern habe ich Verständnis für das Anliegen der Autoren - nur nicht für die der Unterzeichner (übrigens unterzeichnen zahlreiche "meiner" Autoren die wir-sind-die-buerger Seite) :zwinker:


    Ich würde hier gar nicht in "gut" oder "schlecht" kategorisieren. Jeder Autor wird seine Gründe für seine Haltung in der Urheberrechtsdebatte haben (s. Susanne Gerdom). Aber ich nehme nun mal mehr Künstlerstimmen wahr, die sich gegen die derzeit diskutierte Einschränkung des Urheberrechts wehren, als umgekehrt.


    Und Charlotte Roche ist nur eine unter 1.500. Da sind andere auf der Liste der Unterzeichner, die für mich mehr Gewicht haben. :zwinker:

  • Ein Vorschlag: Sollen sich doch mal die "anderen" Urheber zusammentun und - meinetwegen in einem offenen Brief, das machen doch momentan alle so :zwinker: - einen Alternativvorschlag unterbreiten, wie sie sich das Urheberrecht und die Durchsetzung ihrer Rechte und Interessen vorstellen. Vielleicht stellt sich ja heraus, dass die Meinungen gar nicht so weit auseinanderliegen. :smile:

  • Ich noch mal. :breitgrins:


    Heute ist in meiner Lieblingszeitung ein schöner Kommentar zum offenen Brief der Urheber:
    [url=http://www.berliner-zeitung.de/medien/urheberrecht-kuenstler-initiative-das-geschaeftsmodell-von-gestern,10809188,15225484.html]Berliner Zeitung: Das Geschäftsmodell von Gestern[/url]


    Interessant der letzte Absatz:


    Zitat

    Wollen die hunderttausenden von Urhebern auf absehbare Zeit nicht leer ausgehen, dann werden sie statt einfach am Urheberrecht festzuhalten, nicht umhin kommen, sich einen Reim auf die milliardenfache Nutzung digitaler Inhalte im Internet zu machen. Umgekehrt werden die Internetnutzer endlich lernen müssen, dass die von ihnen gepflegte Umsonstkultur eine Erfindung solcher Großkonzerne wie Google oder Facebook ist, die sie im Sinne der freiwilligen Unterwerfung zu nützlichen Idioten des Kapitals macht. Das Internet ist nicht per se frei, sondern bedarf einer durchgreifenden Regulierung.


    Ich finde, die Rolle der Konzerne Facebook, Google & Co., die ein großes wirtschaftliches Interesse daran haben, dass alles kostenlos und frei verfügbar im Netz erhältlich ist, wird in dieser Diskussion m.E. immer noch viel zu sehr vernachlässigt. Unter diesem Gesichtspunkt spielen die Forderungen der Piraten diesen Konzernen natürlich in die Hände...

  • Hey, ich bin auch Urheberin - eigentlich dürfte ich da sogar auch unterschreiben (wenn mir diese ganzen "Wir sind"s und "Briefe an .." nicht inzwischen zu anstrengend wären :schwitz:)

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    Einmal editiert, zuletzt von nimue ()

  • Und ein toller Artikel von Frau Berg. ich muss sagen, dass ich die aktuelle Situation immer interessanter finde. Es ist so ein bisschen 70er-Jahre-Feeling, als die Menschen noch den Mund aufmachten und auf die Straßen gingen, um zu demonstrieren. Seit Fukushima meint man, dass Bewegung ins Volk gekommen ist. Die jungen Leute bleiben bei Wahlen nicht zu Hause, nein sie setzen ihr Kreuzchen bei den Piraten (und wir alle wissen - seien wir für oder gegen die Piraten - dass Nichtwählen, Rechts-Wählen bedeutet).


    Als kleine Hippie-Seele, die leider etwas zu spät geboren wurde, freut mich das. :peace:

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  • So kann "man" das als Autor übrigens auch sehen: Wir sind Urheber.


    Immer mehr Künstler melden sich zu Wort. Sehr schön. :smile: So habe ich mir das vorgestellt.



    Und das sagt Sibylle Berg dazu. (Ich liebe sie. :-))


    Ja, Sibylle Berg ist knorke. :breitgrins:
    Damit sagt sie genau, was ich denke:


    Zitat

    Die Diskussionen über das Urheberrecht bei den Piraten sind geprägt von der Meinung derer, die nicht von Kunst leben, also der Mehrheit der Bevölkerung, die eine tief verwurzelte Abneigung gegen Künstler hat. Aber es wäre an uns, den Musikern und Schriftstellern, den Autoren und darstellenden Künstlern, aufzuklären und zu überzeugen. In einer direkteren Art, als es uns bisher möglich ist.


    Aber vielleicht bleiben wir auch lieber zu Hause und machen weiter Kunst anstatt Politik, arbeiten immer mehr für immer weniger Geld und hassen die Piraten für ihre Unwissenheit.


  • Damit sagt sie genau, was ich denke:


    Du glaubst also tatsächlich, dass wir - die Autoren, die sich in die Diskussion einmischen und mit der Meinung der Piraten konform gehen - die Künstler nicht leiden können? Sozusagen ein teilweise Selbsthass? Das wäre ja direkt ein Fall für den Psychiater :zwinker:

    Rechtsextremismus ist wieder salonfähig gemacht worden, durch CDU/CSU und FDP.


  • Du glaubst also tatsächlich, dass wir - die Autoren, die sich in die Diskussion einmischen und mit der Meinung der Piraten konform gehen - die Künstler nicht leiden können? Sozusagen ein teilweise Selbsthass? Das wäre ja direkt ein Fall für den Psychiater :zwinker:


    Ja, als Künstler in den Chor der Piraten einzustimmen, hat in meinen Augen etwas Masochistisches. :breitgrins:


    Sibylle Berg spricht von "der Meinung derer, die nicht von Kunst leben, also der Mehrheit der Bevölkerung". Dabei darfst Du aber nicht von unserem überschaubaren Zirkel hier ausgehen. Da draußen im Lande gibt es viele, viele Menschen, denen das Wohl und Wehe von Künstlern und Intellektuellen am verlängerten Rücken vorbei geht. Und von ihnen ist die Diskussion bei den Piraten geprägt. Sagt Sibylle Berg. Nicht ich. Aber ich stimme ihr zu. :zwinker:


  • Da draußen im Lande gibt es viele, viele Menschen, denen das Wohl und Wehe von Künstlern und Intellektuellen am verlängerten Rücken vorbei geht.


    Ja, was auch ihr gutes Recht ist. Manche Menschen haben andere Sorgen als Kunst oder Künstlersorgen. Das ist bedauerlich, aber es ist nunmal so und es war schon immer so.

    Rechtsextremismus ist wieder salonfähig gemacht worden, durch CDU/CSU und FDP.

  • Ja, was auch ihr gutes Recht ist. Manche Menschen haben andere Sorgen als Kunst oder Künstlersorgen. Das ist bedauerlich, aber es ist nunmal so und es war schon immer so.


    Und ich finde Fußball doof, aber ich mache keine Vorschläge, wie die Spielerlizenzen und die Bezahlung geregelt werden sollen.

  • Die Diskussion über das Urheberrecht liegt mir doch einigermaßen schwer im Magen. Das hat mit meinen Grundüberzeugungen zu tun, die ich hier von den Piraten und auch von einigen wenigen im Forum verletzt sehe.


    Unser Wohlstand basiert auf den Säulen Privateigentum, Entlohnung von Leistung, und idealerweise fairen Startchancen für jedermann, so lautet eines meiner persönlichen Axiome. Das ist für mich genauso wenig diskutierbar wie bestimmte ethische Werte, die ich für „richtig“ halte.


    Auch wenn hier wiederholt geäußert wird, dass das Urheberrecht nichts mit der Bezahlung eines Autors zu tun habe, so halte ich dies dennoch für falsch. Das Urheberrecht garantiert keinem Autor seinen Erfolg, es ist aber eine wesentliche Voraussetzung, dass er Geld mit seinem Werk verdienen kann. Bei einer kurzen Schutzfrist verliert ein sehr erfolgreicher Autor a la Rowling oder der Erfinder von Star Wars (da mein Söhnchen gerade darauf steht) sein hohes Einkommen. Ich bin davon überzeugt, dass diese erfolgreichen Menschen in unserem Wirtschaftssystem einen Anreiz für andere darstellen. Natürlich gibt es Auswüchse, aber ich halte eine Nivellierung der Einkommen von sehr erfolgreichen Autoren (und auch anderen erfolgreichen Menschen), so dass sie am Ende nur im Mittelfeld liegen, für den falschen Weg.


    Parteiprogrammpunkte, die diesen Erfolg wegbesteuern möchten, oder Leistung gar nicht erst erfordern, sind mir suspekt. Wenn ich also bei den Piraten von einem „bedingungslosen Grundeinkommen“ höre, dann passt das einfach nicht in mein persönliches Weltbild. Dann lese ich etwas vom kostenlosen Personennahverkehr. Ich begrüße das ausdrücklich, denn das wäre ein Schritt wirklicher Umweltpolitik und bringt vermutlich mehr als die heutige Subvention von Solarfirmen, aber auch hier wird eine Leistung ohne Anstrengung versprochen. Und in dieses Bild passt dann der kostenfreie Konsum geistiger Werke nach Ablauf von kurzen Schutzfristen. Mir fehlen dann immer die Punkte, bei denen sich die Gesellschaft noch anstrengen muss.


    Der Aufschrei der Autoren kann daher auch als ein „Wir strengen uns an, und ihr wollt unsere Anstrengung nicht entlohnen“ verstanden werden. Vor dem oben aufgezeigten Bild, das die Piraten derzeit abgeben, keine so unwahrscheinliche Interpretation des Autorenaufrufs. Anerkennung ist ein wichtiger Wert. Künstler sind oft eitle Menschen, und sie wollen ihre Arbeit anerkannt wissen. Sollte uns geistiges Eigentum nicht mindestens so viel Wert sein wie materielles? Diese Anerkennung ist derzeit schwer zu erkennen, vor allem wenn man dann als Künstler entsprechend negative Aussagen viel stärker selektiv wahrnimmt.


    Und erst wenn man sich über diese Grundaxiome geeinigt hat, wird man darüber reden können, ob man den 13jährigen Schüler wirklich strafrechtlich verfolgen muss, der auf youtube einen geschützten Song nachsingt. Oder wie man mit dem Kopierschutz im Internet umgeht.


    Schöne Grüße,
    Thomas

    Einmal editiert, zuletzt von Klassikfreund ()

  • Eigentlich halte ich mich prinzipiell in politischen Diskussionen zurück. Schade, dass diese Diskussion hier nun doch so politisch geworden ist, aber das hängt wohl damit zusammen, dass die Forderungen zum radikalen Umbau des Urheberrechts nunmal in erster Linie von den Piraten kommen. Damit haben sie den Politikbetrieb überrascht und erst mal überrumpelt, doch allmählich kommen sie in der Gesellschaft an, da brauchen sie sich nun nicht zu wundern, wenn sie ernst genommen werden und sich allerorten Widerstand gegen ihre Vorstellungen regt.


    Deswegen: Kopf hoch, Thomas. :smile: Ich bin zuversichtlich, dass die Urheberrechtsrevoluzzer (ich rede ungern von "den Piraten", denn es sind ja nicht nur sie alleine) zwar momentan unheimlich viel Wirbel verursachen, sich aber mit ihren radikalen Forderungen letztlich nicht durchsetzen werden. Der legale kostenfreie Konsum geistiger Werke auf Kosten der Urheber wird nicht kommen.


    Das, was Du hier sagst, halte ich für den eigentlichen Knackpunkt:



    Und erst wenn man sich über diese Grundaxiome geeinigt hat, wird man darüber reden können, ob man den 13jährigen Schüler wirklich strafrechtlich verfolgen muss, der auf youtube einen geschützten Song nachsingt. Oder wie man mit dem Kopierschutz im Internet umgeht.


    Darum ging es vermutlich auch Alfa Romea, als sie dieses Thema eröffnete. Hier muss auch meiner Meinung nach etwas geändert werden. Das kann aber nicht zulasten der Urheber gehen. Ich hoffe, da sind wir uns alle einig.


    Viele Grüße :winken:
    Stefan



    P.S.: Ich halte "Heult doch!" als Teil des Threadtitels übrigens für völlig daneben. :rollen: