James McBride - Die Farbe von Wasser
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Dieses Buch wurde für starke Frauen und Mütter geschrieben, ganz besonders für des Autors Eigene, Ruth McBride.
Die autobiografischen Streifzüge James McBrides reichen bis in die Kindheit seiner Mutter in einem Amerika der 30er Jahre zurück, behandeln seine eigene im New York der 60er und 70er Jahre und enden mit einem milde stimmendem, versöhnlichen Resümee.
Das Alles klingt für sich genommen erst mal nicht sonderlich spannend oder nach einer schon oft da gewesenen Geschichte.
Der Clou liegt aber im Detail, denn Ruth McBride ist eine weiße polnische Jüdin, als sie in den 30ern im Kindesalter mit ihrer Familie nach Amerika auswandert. Sie werden in Suffolk, einer traurig öden Ortschaft im Staate Vriginia sesshaft und mit einem kleinen Lebensmittelladen selbstständig. Ruth McBride ist aber auch die Muttter zwölf schwarzer Kinder und überzeugte Christin, wenn man ihr in hohem Alter wieder begegnet.
Dazwischen liegt die Geschichte dieses Buches und sie lässt sich wunderbar lesen.
Im Wechsel ist entweder James McBride oder Ruth der Ich-Erzähler und es werden viele kleine Episoden erzählt, die alle zum Ganzen und somit zum Verständnis der Situation beitragen. Hautfarbe und Glaubenszugehörigkeit scheinen dabei stellvertretend für die Frage und Suche nach Identität und Zugehörigkeit zu stehen, die sicher eine Grundsatzfrage darstellt. Beeindruckend hierbei ist, wie stolz und selbstbewusst Ruth McBride mit diesem Thema umgeht, wie selbstverständlich sie sich in den „schwarzen Vierteln“ New Yorks bewegt und die Tatsache, dass sie mit ihren schwarzen Kindern auffällt wie ein bunter Vogel unter lauter weißen Vögeln, nur gelangweilt missbilligt.
Auf die Frage ihres verunsicherten Sohnes, ob er denn nun schwarz oder weiß sei, antwortet sie „Du bist ein Mensch...bilde dich oder du bleibst ein Niemand.“
Auf der anderen Seite offenbart James McBride auch die Schwächen seiner Mutter, lässt sie jahrelang ihren tyrannischen Vater ertragen und schmerzlich monatelang um ihren ersten Ehemann und seinen Vater trauern. So wird sie menschlicher, weicher und zugänglicher.
Autobiografien können immer dann anstrengend werden, wenn sie in eine melancholische, mitleidige Selbstbeweihräucherung ausufern, aber bei diesem Buch wird man davon glücklicherweise verschont und man kann entspannt aufatmen, wenn sich Ruth bereits auf den ersten Seiten darüber beklagt, dass sie ihrem Sohn etwas über ihr Leben erzählen soll, da sie Angst hat „Dallas“ zu verpassen.
Alles in allem würde ich dieses Buch als gelungenes Zwischenstück bezeichnen, d.h. man wird sich nicht allzu lang mit ihm aufhalten müssen (ein schönes Buch für zwei, drei Tage) und trotzdem einen Denkanstoß fürs Leben erhalten.