David Mitchell - Cloud Atlas (Der Wolkenatlas)

Es gibt 55 Antworten in diesem Thema, welches 11.349 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag () ist von Alexander90.


  • Das geht mir auch so, obwohl sich ihre Geschichte, bzw. das Thema durch das ganze Buch hindurchzieht. Es geht ja in jeder Geschichte um Sklaverei und die Beschneidung der Freiheit durch die MAchthabenden und deren Willkürherrschaft. Erschreckend ist, dass es sich durch alle Zeitalter zieht, bin in die ferne Zukunft und die Menschheit anscheinend niemals daraus lernt und die Moral besitzt Sklaverei, in welcher Art auch immer, abzuschaffen.


    Solange die Menschheit existiert, wird es Ausbeutung geben - das zeigt die Vergangenheit. Die Menschheit hat da bisher noch nichts dazu gelernt. Egal, ob es die eigene oder andere Spezies betrifft. Es wird immer noch und immer wieder ausgebeutet :sauer:

    Rechtsextremismus ist wieder salonfähig gemacht worden, durch CDU/CSU und FDP.

  • Ich habe soeben das Buch beendet und kann sagen, dass es eines der Lesehighlights für dieses Jahr war. Bis zur letzten Seite ein Genuss zu lesen, spannend und bewegend. Das Ende ist perfekt und der letzte Satz hatte nicht besser sein können. Schade dass es zu Ende ist, zumal noch einige Fragen offen sind, die ich mir jetzt selbst beantworten muss. Ich hätte noch 1000 weitere Seiten lesen können.

  • [size=13pt]David Mitchell - Der Wolkenatlas[/size]

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    OT: Cloud Atlas
    OA: 2004
    672 Seiten
    ISBN: 978-3499240362


    Inhalt:
    Sechs Lebenswege, die sich unmöglich kreuzen können: darunter ein amerikanischer Anwalt, der um 1850 Ozeanien erforscht, ein britischer Komponist, der 1931 vor seinen Gläubigern nach Belgien flieht, und ein koreanischer Klon, der in der Zukunft wegen des Verbrechens angeklagt wird, ein Mensch sein zu wollen. Und dennoch sind diese Geschichten miteinander verwoben.


    Eigene Meinung:
    Dieses Buch hat mich von der ersten bis zur letzten Seite gefesselt - ja ich bin geradezu begeistert. Der Leser hat es hier mit 6 verschiedenen Geschichten, Protagonisten, Orten und Zeiten zu tun. Es sind streckenweise sogar grundverschiedene Genres wie Abenteuerroman, Liebesgeschichte, Thriller, Science-Fiction und Utopie und trotzdem - sie passen zusammen, sie ergänzen einander und Mitchell gelingt es auf absolut fantastische Weise die losen Handlungsfäden gegen Ende zu verflechten und ein beeindruckendes literarisches Gesamtwerk zu erschaffen, wie es selten existiert. Ein Hauptthema zieht sich durch das ganze Buch und zwar durch alle Geschichten. Die Geschichte der menschlichen Grausamkeit andere zu unterdrücken, zu versklaven und die Gier nach Macht. Ob die Hoffnung sich erfüllt, dass die Menschheit aus ihren Missetaten lernt und zu einer sozialen Art und Weise findet miteinander umzugehen und sich zu respektieren, das muss und wird der Leser dieses Buches herausfinden. Dieses Buch bewegt, es lässt einen den Atem anhalten, man freut sich, wenn man seinen Protagonisten im Laufe des Buches wieder begegnet und man nimmt Anteil an ihrem Schicksal. Die Charaktere, die Landschaften und die Atmosphären sind so bilderreich beschrieben, dass man all die verschiedenen Szenerien vor dem eigenen Auge sieht. Dass gegen Ende dennoch einige Dinge nicht erklärt werden, tut der Wirkung des Buches keinen Abbruch und wenn der Leser diesen Geschichten aufmerksam gefolgt ist, dann wird er auch selbst seine Rückschlüsse ziehen.
    Dieses Buch ist eine Hommage an die Freiheit und die Würde jedes einzelnen Lebewesens.
    Ich war traurig, als ich den letzten - und übrigens auch perfekten - Satz las, denn ich hätte dieses Buch gerne noch weitere tausend Seiten gelesen.
    Von diesem Autor werde ich auf alle Fälle noch weitere Romane lesen.


    5ratten + :tipp:

  • Inhalt:


    Aus sechs Schicksalen wird hier eine Geschichte: von 1850 bis in die fernste Zukunft sind alle Personen miteinander verbunden. Sei es nun der tagebuchschreibende Adam Ewing, die Journalistin Louisa Rey oder ein Klon, der plötzlich mehr sein will.


    Meine Meinung:


    Es ist ziemlich schwierig den Inhalt des "Wolkenatlas" von David Mitchell kurz zusammenzufassen, besteht das Buch doch aus sechs Geschichten, die eigentlich selbstständig sind. Doch sehr bald stellt der aufmerksame Leser fest, dass es etwas gibt, das die einzelnen Figuren miteinander verbindet und somit entsteht aus den einzelnen Kapiteln eine gesamte Geschichte.


    Wir folgen dem Lauf der Zeit einmal hoch und wieder runter. Fangen 1850 an und gehen weit, weit in die Zukunft. Dabei hat jede Figur ihren einzelnen Stil, jede Geschichte ist so erzählt, dass sie zu den Umständen und den Zeiten passt. Dafür kann ich vor David Mitchell nur den Hut ziehen. Es muss wahrlich ein grosses Können sein, sich so in seine Figuren hineindenken zu können, dass man sogar seine eigene Handschrift anpasst.


    Spannend fand ich auch Mitchells Bild der Zukunft. Er zeigt auf, wie sehr sich ein Ding wie Sprache verändern und sich den äusseren Umständen anpassen kann. Dies zeigen uns Sonmi und Zachry sehr eindrücklich. Vor allem das "letzte" Kapitel um Zachry ist teilweise sehr schwer zu lesen, dennoch sog ich es in mir auf als wäre ich ein nasser Schwamm.


    "Der Wolkenatlas" ist ein Buch, das einen so leicht nicht wieder los lässt. Es bietet eine Vielfalt wie ein Kaleidoskop, es bietet Ideen, Gedanken, Hoffnung, Angst. Es bietet einfach unheimlich viel. Die Figuren sind lebendig und gehen einem nah (manche mehr, manche weniger - wie es nun einmal so ist), sie sind alle einzigartig und fügen sich in dieses schillernde Puzzle, auch wenn es dem Leser schwer fallen mag, die Teile richtig zu platzieren.


    Doch dies ist meiner Meinung nach auch gar nicht so wichtig. Das Gefühl beim Lesen stimmt. Voll und ganz. Ob das Puzzleteil sich nun von selbst einfügt oder ob man mit dem Hammer draufhaut - wieso auch nicht. Schlussendlich kann man das Puzzleteil auch einfach weglegen und das Gesamtbild geniessen. Denn es wird nicht auffallen, dass ein Teil fehlt.


    Fazit:


    Fantastisch! Genial! Einzigartig! Grandios! Grossartig! So, jetzt ist gut, oder?


    5ratten

    //Grösser ist doof//

  • Tolle Rezi Jari! Jetzt muss das Buch definitiv bei mir einziehen. Wir beide haben einen sehr ähnlichen Lesegeschmack: Bei so einer positiven Meinung von Dir, wird es mir zu 90 % auch so gehen.

    Pessimisten stehen im Regen, Optimisten duschen unter den Wolken.

  • Oh, das klingt toll, Zara! :klatschen: Hoffentlich wird es dir auch wirklich gefallen :smile:

    //Grösser ist doof//

  • Neulich haben wir den Film gesehen. Den fand ich deutlich schlechter als das Buch, aber gefallen hat mir, dass Somni ihre Gedanken auch aussprechen durfte und man sie mal erfahren hat.
    Die Liebesgeschichte zwischen Meronym und Zach war überflüssig und dass der letzte Teil irgendwo auf einem anderen Planeten spiekt finde ich auch nicht so gut.
    Auch im Film war Somnis Geschichte mMn am stärksten, auch wenn die Verbindung zu Soylent Green direkt angesprochen wurde, das Ganze also nicht so subtil wie das Buch war.


    Sehr schade: Die Verbindung von dem Verleger zu Luisa Ray fehlte komplett.

    Gib dem Leben Farbe, bring dich ein mit einem Wort, einem Lächeln.

  • Sehr schade: Die Verbindung von dem Verleger zu Luisa Ray fehlte komplett.


    Nun, komplett nicht wirklich, aber nur sehr kurz. Als Cavendish im Zug sitzt auf dem Weg nach Schottland, hat der das Manuskript von Louisas erstem Fall in der Hand.

  • Der Wolkenatlas ist kein herkömmlicher Roman.
    Es geht um sechs Personen, sechs Zeiten und sechs Schicksale, die auf dem ersten Blick nichts miteinander verbindet.
    Da ist zum einen Adam Ewing, der sich auf einem Schiff befindet und immer kranker wird, ein Komponist, der eine neue Arbeit sucht, eine junge Journalistin, die herausfinden will, was ein Atomkonzern wirklich plant, ein alter Verleger, der scheinbar in den Urlaub fährt, eine Duplikantin, die dafür geschaffen ist in einem Restaurant zu bedienen und Zachary, der auf einer Insel in ganz ferner Zunkunft lebt.


    Alle sechs Geschichten verbindet Mitchell zu einem großen Ganzen. Ein Buch das aufzeigt, dass Vergangenheit und Zukunft sich ähnlicher sind, als wir es heute vermuten würden. Eine Menschheit, die immer von Unterdrückung geprägt sein wird und die zu ihren Ursprüngen zurück kehrt, weil wir aus der Vergangenheit nichts lernen.


    Ein wichtiger Bestandteil ist dabei auch der Stil. Jede Geschichte wird in ihrer eigenen Form dargestellt, beispielsweise als Tagebuch, Roman oder Interview. Aber auch die Sprache verändert sich. Je weiter man in die Zukunft vordringt umso interessanter die Entwicklung. Dabei ist dies nicht immer eine Entwicklung nach vorn, sondern auch zurück. Dies ist gleichzeitig auch mein einziger Kritikpunkt an der Geschichte. Denn dadurch fiel mir mancher Einstieg nicht so leicht und ich hatte Mühe mich auf das Geschehen zu konzentrieren und nicht ständig die Grammatik in Gedanken zu korrigieren.


    Dieses Buch würde ich nicht uneingeschränkt empfehlen, denn aus eigener Erfahrung habe ich feststellen müssen, dass nicht jeder etwas damit anfangen kann. Ich selbst hätte wohl niemals zu dem Buch gegriffen, wenn es nicht durch den Film so gehypt worden wäre. Dennoch hat mich dieses Buch beeindruckt und mir neue Denkmöglichkeiten aufgezeigt.


    4ratten

  • Ich lese das Buch gerade und bin restlos begeistert. Ich habe jetzt die ersten drei Geschichten gelesen und mir macht jede wieder auf neue Art und Weise richtig viel Spaß. Ich weiß gar nicht, warum ich so lange gewartet habe, das Buch zu lesen! Mich hat der Umfang etwas abgeschreckt und einige Meinungen, die ich gehört hatte, dass es wohl nicht leicht zu lesen wäre.


    Ich kenne den Film schon und habe deshalb auch schon einige Bilder vor Augen, aber im Buch wird doch viel mehr erklärt und man darf länger an einem Ort bleiben. Wenn ich den Film richtig in Erinnerung habe, hat er ja eine andere Struktur und wechselt öfter den Schauplatz.


    Ich bin seit langer Zeit mal wieder richtig begeistert, mir gefällt die Geschichte und ich finde es unglaublich faszinierend, was David Mitchell mit Sprache macht - jede Geschichte hat ihren ganz eigenen Stil. Am liebsten würde ich die ganze Zeit nur lesen, aber andererseits auch wieder nicht, denn dann wäre das Buch ja bald vorbei.

    ~~better to be hated for who you are, than loved for who you&WCF_AMPERSAND're not~~<br /><br />www.literaturschaf.de

  • Mitte des 19. Jahrhunderts freundet sich ein US-amerikanischer Notar auf einem Kauffahrteischiff, das in der Südsee unterwegs ist, mit einem geflüchteten neuseeländischen Ureinwohner an, der ein von den Kolonialherren sanktioniertes Massaker überlebt hat.


    1931 flieht ein junger Spieler vor seinen beträchtlichen Schulden aus England nach Belgien und wird dort Gehilfe eines schwerkranken Komponisten, der nicht mehr ohne fremde Hilfe arbeiten kann.


    Eine Journalistin versucht in den 70er Jahren einen üblen Vertuschungsskandal um einen US-Atomreaktor aufzudecken und sticht dabei in ein gefährliches Wespennest.


    Ein angejahrter Verleger landet gegen seinen Willen in einem Altenheim und setzt alles daran, sich aus dieser misslichen Lage wieder zu befreien.


    In der näheren Zukunft entwickelt eine koreanische Klonfrau, die eigentlich auf Gehorsam getrimmt ist, plötzlich Kritikfähigkeit und hinterfragt die Glaubenssätze ihrer engen Lebenswelt in einer gnadenlos durchkommerzialisierten Gesellschaft, in der man unter "Seele" nur noch einen implantierten Bezahlchip versteht. Die herrschende Klasse sieht das natürlich gar nicht gerne.


    Einige hundert Jahre nach unserer Zeit lebt ein Junge in einer primitiven Zivilisation. Das Zeitalter der Technologie ist lange vorbei, die Menschheit ist wieder auf einfachste Verhältnisse zurückgeworfen. Da taucht plötzlich eine Fremde auf und sorgt für Aufruhr.


    Diese sechs ganz unterschiedlichen Lebenswege in verschiedenen Zeiten stellt David Mitchell in einem ausgeklügelt konstruierten Roman einander gegenüber. Auf den ersten Blick haben sie nicht viel gemeinsam außer ein paar kleinen Berührungspunkten, die aufmerksamen Leser*innen nicht entgehen dürften, doch bei genauerem Hinsehen verbindet sie doch ein roter Faden: es geht immer gewisser Weise um Ausbeutung (sei es Ausbeutung der Natur oder von Menschen vermeintlich "niedrigerer" Herkunft), Diskriminierung, Unterdrückung, Fremdbestimmtheit. Flucht ist auch immer ein Thema, ebenso wie die Suche nach Wahrheit in einem Umfeld, das genau das verhindern möchte.


    Stil und Sprachebene wechselt Mitchell wie ein Chamäleon, je nachdem, wer gerade erzählt, und passt teils sogar die Rechtschreibung an seine jeweiligen Protagonisten an. Das ist einerseits genial und verleiht den verschiedenen Abschnitten ganz besondere Farbe, andererseits liest es sich streckenweise sehr anstrengend, vor allem bei dem Jungen in ferner Zukunft, der sich einer versimpelten Sprache mit eigenwilliger Orthographie bedient.


    Die Konstruktion des Romans ist perfekt und die einzelnen Geschichten lesen sich alle auf ihre Weise spannend, nicht zuletzt wegen der gesellschaftlichen und moralischen Fragen, die dabei angesprochen werden - aber trotzdem blieb bei mir am Ende auch ein kleines Fragezeichen hängen, weil sich mir der tiefere Sinn des Ganzen dann doch nicht so recht erschlossen hat und ich mich nicht völlig des Eindrucks von "style over substance" erwehren konnte.


    3ratten + :marypipeshalbeprivatmaus:

    If you don't become the ocean, you'll be seasick every day.

    Leonard Cohen





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    David Mitchell - Der Wolkenatlas


    Im Wolkenatlas geht es um sechs verschiedene Menschen, die alle in verschiedenen Zeitaltern leben und deren Geschichten alle miteinander verknüpft sind - vom Anwalt, der im 19. Jahrhundert im Pazifik reist, über einen Komponisten, der in den 1930ern vor seinen Gläubigern flieht, bis zu einem Klon, der aus seiner Gefangenschaft entflieht - und darüber hinaus.


    Ich muss ganz ehrlich gestehen, dass mich das Buch jetzt nicht sonderlich umgehauen hat. Mitchell gibt jedem Charakter einen ganz eigenen Stil, selbst die Erzählweisen unterscheiden sich (mal Tagebuch, mal Briefwechsel, mal Interview etc.), so dass jeder Charakter ganz eigen ist, im Großen und Ganzen fühlte sich das Buch für mich jedoch eher wie eine Kurzgeschichtensammlung an (ja, Kurzgeschichten passt jetzt nicht ganz - nennen wir es "Mediumgeschichten"^^). Durch die vielen verschiedenen Charaktere kann man zu diesen nur schlecht eine Bindung aufbauen - hat man sich an einen Charakter "gewöhnt", geht es auch schon mit der nächsten Geschichte weiter. Noch dazu sind die Geschichten aus meiner Sicht eher lose verbunden - das Tagebuch von Charakter 1 wird Jahre später von Charakter 2 gefunden, dieser schreibt ein Musikstück, das von einem späteren Charakter gehört wird usw. usw. - hier hätte ich mir eine engere Verbindung gewünscht.

    Hinzu kommt, dass ich die ganze Zeit damit gerechnet habe, dass es irgendeine Art "Großes Geheimnis" gibt, das sich über alle Geschichten erstrecken und diese miteinander verbinden würde - leider Fehlanzeige, so dass ich mich frage: Was soll das? Was ist der Hintergedanke? Es fühlt sich nicht an, als ob diese Geschichten auf ein gemeinsames großes Ziel zusteuern würden.

    Man muss Mitchell zugute halten, dass jede Geschichte für sich ihre Eigen- und Besonderheiten hat, die sie alle unterscheiden, aber mein Fall war das Buch leider nicht. 3/5 Ratten.

    3ratten

    Aragorn: "Ihr habt schon gefrühstückt."

    Pippin: "Wir hatten das erste, ja. Aber was ist mit dem zweiten Frühstück?"

    Merry: "Ich glaube nicht, dass er weiß, dass es sowas gibt."

    Pippin: "Und der Elf-Uhr-Imbiss? Mittagessen? Vier-Uhr-Tee? Abendessen, Nachtmahl? Das kennt er doch wohl, oder?"

    Merry: "Ich würde mich nicht darauf verlassen."

    Aus: "Der Herr der Ringe: Die Gefährten"