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Für alle Fans der nordischen Mythologie (oder die, die es werden wollen) empfehle ich gerne das neue E-Book von Susanne Gerdom. Ich habe es in einer Testleserunde gelesen und sehr viel Spaß damit gehabt, obwohl ich mich mit den nordischen Göttern und Geschichten gar nicht auskenne. In ein Genre kann man das Buch fast nicht einordnen, denn es hat von vielem etwas. Außer Phantastik, findet man Humor, Krimi, Science-Fiction, Mystik und natürlich Götter, Engel und Dämonen. Aber gerade diese Mischung, die für Verlage aus irgendeinem unverständlichen Grund anscheinend unverkäuflich ist, fand ich echt klasse. :smile:
Erster Satz: "Der Wanderer lehnt auf seinen Speer gestützt in der ewigen Nacht und blickt über seinen Weltenfächer"
Inhalt
Ash und ihr Freund Ravi werden bei einem Motorradunfall getötet und landen auf dem Limbus,dem Schlachtfeld, auf dem schon mal für den Weltuntergang trainiert wird, und damit mitten in die schon ewig währenden Auseinandersetzungen zwischen Göttern, Engeln, Menschen und Dämonen. Die Flucht von diesem grausigen Ort hilft ihnen auch nicht weiter, denn sie landen in der "Zentrale", einem staubigen Bürotrakt mit einem dämonischen Vorsteher. Nun mal hineingezogen in den Kampf erkennt Ash, dass es höchste Zeit wird, etwas gegen den Schlamassel zu unternehmen.... An anderer Stelle verzweifelt Odin fast daran, dass sich die Prophezeiungen über Ragnarök offensichtlich bewahrheiten, die anderen Götter sind sogar schon nicht mehr da. Egal, wo er sucht, alles ist verwaist, selbst seine geliebte Enkelin findet er nicht mehr. Nur Loki, sein verlogener Bruder, und Jörd, seine liebe Gefährtin sind noch da. Doch so schnell lässt sich ein Göttervater nicht aufs Abstellgleis verfrachten ...
Meine Meinung
Meine Kenntnisse über die nordische Mythologie sind sehr vage, entsprechend gespannt war ich, was wohl auf mich zukommen wird und ob ich mich mit der Geschichte zurechtfinden werde. Und ich kann sagen: Ja. Das fehlende Hintergrundwissen zu den Göttergeschichten hat zwar zur Folge, dass man die immer wieder einfließenden Andeutungen dazu nicht immer versteht und die genannten Götter nicht alle kennt, aber es verhindert ganz und gar nicht, der aktuellen Geschichte zu folgen. Man kann die entsprechenden Rückblicke und Erinnerungen einfach hinnehmen, wie eine Landschaftsbeschreibung und auf sich wirken lassen und lernt dabei doch sehr gut, das Wesen der göttlichen Protagonisten kennen. Teilweise waren es mir zwar auch mal zu viele Einschübe, aber im Großen und Ganzen kam ich sehr gut damit zurecht. Es hatte sogar den Nebeneffekt, dass ich mich parallel und ganz besonders nun nach der Lektüre, intensiver mit der Mythologie beschäftigen will, anscheinend habe ich da die ganze Zeit etwas verpasst! Verwirrend sind anfangs allerdings die verschiedenen Namen für ein und dieselbe Person. Im Zweifelsfall ist es immer Odin oder man beansprucht einfach das ausführliche Glossar/Personenverzeichnis, das sehr hilfreich ist.
Doch dies ist sowieso mehr Beiwerk für die spannenden und seltsamen Erlebnisse der jungen Ash und ihres Freundes Ravi, die bei einem Motorradunfall ums Leben kommen und sich anschließend auf dem großen Schlachtfeld zur Vorbereitung auf den Weltuntergang wiederfinden. Und von dort so schnell wie möglich wieder verschwinden wollen. Die staubige Zentrale mit ihren vielen noch staubigeren Akten ist zwar auch kein viel schönerer Ort für Tote, aber hier finden sich doch genug Möglichkeiten und Verbündete, um sich um das drohende Armageddon zu kümmern.
Die Vermischung zwischen der modernen Realität, in der mit Motorrädern herumgefahren wird und auch mal Tupperdosen durch den Raum fliegen, und der gleichzeitig beschriebenen so mystisch wirkenden Mythenwelt ist klasse. Der Kontrast zwischen Modern und Alt ist toll erlebbar, auch durch die entsprechend angepasste Sprache.
Die Atmosphäre ist durchweg sehr gut beschrieben und übermittelt dem Leser ein Wechselbad an Gefühlen, tolle Bilder und beeindruckendes Kopfkino: Bedrückende und unheimliche Endzeitstimmung auf den Schlachtfeldern, wenn sich die Hellen und Dunklen Mächte gegenüberstehen, Geflügelte dabei über den Kämpfenden schweben und im nächsten Moment vom Himmel stürzen; Ernsthafte und traurige Emotionen, wenn Odin und seine Gefährtin sich voller Sorge auf die Suche nach ihrer Enkelin machen und große Verzweiflung über das ungewisse Schicksal der göttlichen Welt und ihrer verschwundenen Bewohner ausstrahlen. Die Szenen haben immer eine besondere Intensität und sind so kontrastreich zum Rest, wirken langsamer und ernster gegenüber dem schneller und lockerer wirkenden Teil um Ash und ihren Kampf; Surreale und seltsam magische Momente, wenn man Zeit und Raum wechselt, sich Ebenen verschieben, die Zeit stehen bleibt oder Figuren im wahrsten Sinne des Wortes vor Leidenschaft entflammen; Und auch skurrile Szenen, wenn man z. B. mit der toten Ash im Wartezimmer der Zentrale darauf wartet, aufgerufen zu werden. Man kann sich vorstellen, dass da offensichtlich einiges Absurdes passiert, wenn man als Leser ganz plötzlich das Gefühl bekommen kann, es müsste nun gleich ein weißes Kaninchen vorbeistürzen, das hektisch ruft, es habe keine Zeit .
Die Mischung aus Humor, rätselhaften Geschehnissen, magischen und spannenden Szenen und ernsthaften Gesprächen gefiel mir richtig gut. Ich kam beim Lesen oft in eine eigenartige und besondere "schräge" Stimmung und gleichzeitig empfand ich auch die Nachdenklichkeit und Ernsthaftigkeit anderer Szenen, ohne dass das eine das andere ausschließt. Es werden die unterschiedlichsten Sinne und Gefühle angesprochen. Das ist sehr gut gemacht!
Ganz besonders stark sind auch die Charaktere: Sie sind nicht einfach glatt schwarz und weiß, sondern sehr lebendig und vielschichtig, nicht immer zu durchschauen und haben alle eine sehr starke Ausstrahlung und ganz besondere Herzlichkeit und Wärme. Zudem entwickeln sie sich weiter, bieten dem Leser viel Grund, sich gedanklich mit ihnen zu beschäftigen und wachsen einem dabei mehr und mehr ans Herz.
Inhaltlich mag ich gar nicht mehr verraten, denn die Geschichte muss man selbst erleben und sich von ihr überraschen lassen. Ich war am Ende jedenfalls rundum zufrieden damit und könnte gleich weiterlesen, denn es gibt noch das ein oder andere, was mich beschäftigt und was Stoff für weitere Abenteuer bietet.