Deutscher Buchpreis 2012

Es gibt 76 Antworten in diesem Thema, welches 13.254 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag () ist von Annabas.

  • Jari
    In den letzten Jahren hatte ich oft gar kein Buch das mich interessiert hätte, da war selbst die Longlist für mich uninteressant. Dieses Jahr war das erste Mal wenigsten ein Buch dabei das ich mit ziemlicher Sicherheit in mein Regal einziehen lasse.

  • Ich bin gespannt, welches Buch gewinnen wird und ob ich es tatsächlich lesen werde. Eigentlich hatte ich es ja vor... :breitgrins:

    //Grösser ist doof//


  • Ich habe heute die Shortlist gesehen und ausser Herrndorf macht mich gar kein Buch an :traurig:


    Na, wenigstens bin ich damit nicht alleine. :winken:

    &quot;Wenn es mir schlecht geht, gehe ich nicht in die Apotheke, sondern zu meinem Buchhändler&quot; (Philippe Dijan)<br /><br />[url=https://literaturschock.de/literaturforum/forum/index.php?thread/11612.0.html]Mein SUB[/url

  • Jaaaa :klatschen:
    Mein Favorit.....
    Ich glaube, da investier ich einen Teil meines Geburtstagsbuchgutscheins.


    Ich kann mir nicht vorstellen, dass dieses Buch gewinnt. Schon die ersten Zeilen finde ich sehr anspruchsvoll und laut Besprechung der ZEIT gibt es dann auf den über 600 Seiten ein paar Längen, obwohl sie das Buch insgesamt schon loben.


    Gruß, Thomas

  • mal wieder 3 Stück gelesen:


    Dea Loher - Bugatti taucht auf
    Hier bin ich zwiegespalten - einerseits liest es sich toll und macht neugierig, andererseits wird mir etwas zu viel beschrieben. Z. B. besteht die Hälfte der Leseprobe aus Beschreibungen, was die Jugendlichen zum Karneval tragen, wie sie gehen, stehen, rauchen etc. Wenn es so weiter geht, ist mir das zu viel. Aber ich würde hier mal ein paar Rezensionen abwarten.


    Angelika Meier - Heimlich, heimlich mich vergiss
    Puh, zynischen Ärzten mag ich nicht zuhören. Ist mir zu deprimierend.


    Sten Nadolny - Weitlings Sommerfrische
    Da bin ich mir auch unsicher - diese Erinnerungsgeschichten mit dem Abwägen, was war richtig, was war falsch, was war unausweichlich, gefallen mir in letzter Zeit nicht mehr so sehr. Mal sehen, vielleicht gibt es dazu auch ein paar andere Meinungen.


    Grüße von Annabas :winken:

  • noch eines: Clemens J. Setz - Indigo
    Das war ein echtes Highlight heute! Ich kann nicht mal genau festmachen, was mir daran so gefallen hat, aber ich möchte unbedingt weiterlesen. Die monolog-artigen Gedankengänge sind klasse und ich bin ihnen gerne gefolgt - sie sind spielerisch und zeigen die Neugier des Protagonisten (wer das ist, wird allerdings in der Leseprobe nicht klar).
    Klare Wertung: :daumen:


    Grüße von Annabas :winken:

  • @Annabas
    So erging es mir gestern auch, da hab ich im Buchladen spontan in die Leseprobe geschaut, weil mich der Umschlag irgendwie schon so angesprochen hatte. Zum Glück hab ich vom Autor ein Buch auf dem SUB, aber ich denke Indigo werd ich mir auch Anschaffen.

  • Ich bin am Samstag abend im Frankfurter Literaturhaus. Dort werden immerhin vier der sechs möglichen Preisträger vorgestellt und interviewt. Clemens J. Setz ist auch dabei. Freue mich schon darauf.


    Schöne Grüße, Thomas

  • Christoph Peters - Wir in Kahlenbeck
    Jaja, das Dorfleben in Deutschland ist wieder mal öde, dumpf und dröge. Das ist mir zu klischeehaft. :sauer:


    Michael Roes - Die Laute
    Der Anfang gefiel mir sehr gut - die Hauptperson nimmt an einem Wettbewerb für moderne, klassische Musik teil und muss warten, bis seine Konkurrenten ihren Auftritt hinter sich haben. Die Beschreibung seiner Gedanken und Gefühle gefiel mir sehr gut. Sein Auftritt selbst war dagegen sehr eigenartig und hält mich nun doch davon ab, das Buch lesen zu wollen. Zu merkwürdig das alles.


    Grüße von Annabas :winken:


  • Ich bin am Samstag abend im Frankfurter Literaturhaus. Dort werden immerhin vier der sechs möglichen Preisträger vorgestellt und interviewt. Clemens J. Setz ist auch dabei. Freue mich schon darauf.


    Welche drei weiteren sind das denn?

  • Einer wird gewinnen - Ein Bericht von einer Lesung mit vier Autoren der Shortlist zum Deutschen Buchpreis 2012.


    Die etwas älteren unter uns werden sich an die große Samstagabendshow "Einer wird gewinnen" mit Joachim Kulenkampff sicher noch erinnern. Am Ende des Abends gab es einen Sieger und so wird es auch beim Deutschen Buchpreis kommen. Ich stelle das mit einer gewissen Ernüchterung fest. Aber der Reihe nach.


    Das Literaturhaus Frankfurt, der Börsenverein und die Stadt Frankfurt haben es möglich gemacht, die Autoren der Shortlist am Samstagabend zu präsentieren. Vier Autoren sind der Einladung gefolgt. Dabei waren drei lange Reihen allein für die Presse reserviert, leider blieben dann etliche dieser Plätze leer, so dass andere Interessierte dennoch draußen bleiben mussten. Jedoch gab es eine Videoübertragung in einen anderen Saal, dort konnte die Veranstaltung dann kostenfrei verfolgt werden.


    Nachhören kann man die vier Interviews später auf hr2.


    Mit Clemens J. Setz ging es los. Sein Roman über das rätselhafte Indigo-Syndrom, welches Kinder befällt, ist bei Suhrkamp erschienen. Jeder der diesen Kindern zu nahe kommt, befallen Übelkeit, Schwindel und Kopfschmerzen. „Ich habe schon als Kind vermutet, dass es so was gibt“, so Setz zum Ursprung seiner Romanidee. Setz ist Grazer Mathematiker, wobei er aus „Mathematik“ „Mathemaaatik“ mit österreichischer Färbung macht. Sein Buch enthält verschiedene auch grafisch von Judith Schalansky gestaltete Formen, so auch eine Kalendergeschichte in Frakturschrift. Setz gefällt diese Schrift, es seien „Buchstaben in Reizwäsche“. Gelesen wird von ihm eine Stelle über einen Johann, der einem Zählzwang unterworfen ist und sein ganz Leben lang eine Zahl weiter nach oben zählt. Dann beschäftigt er sich eine Zeit lang mit dieser Zahl, geht also der Frage nach ob 111.111 eine Primzahl ist oder nicht. Setz ist sicher das originellste Buch der Auswahl gelungen, ich frage mich, ob ich über Protagonisten mit Zählzwang lesen will – ich glaube eher nicht.


    Weiter ging es mit Ulf Erdmann Ziegler und seinem Buch „Nichts Weißes“, ein Autor, großgeworden in Neumünster, führt ein recht intellektuelles Gespräch mit seinem Moderator. Wenn die Lektüre auch so anstrengend wird, dann wird das wohl nichts mit dem Buchpreis, denke ich mir. Er liest dann aus dem Kapitel „ohne Binde“, der Vater der Protagonistin ist Werbetexter und muss nun Tampons bewerben. Dieser Text zeigt das peinliche Berührtsein des Vaters, auf der anderen Seite ist der Autor sehr offen, will wohl provozieren oder gar lustig sein. Ich kann weder darüber lachen noch provoziert sie mich. Und das trotz "Muschi, die man nicht anfassen darf." So sind sie halt, die Amerikaner. Man lese das selber nach. Ich rate jedoch ab.


    Ursula Krechel hat mit „Landgericht“ wiederum ein ganz anderes Buch vorgelegt. Es behandelt das Thema der Rückkehr aus dem Exil nach Deutschland. Das Buch kombiniert Fiktives und Dokumentarisches. Sprachlich sehr gekonnt, genau beobachtend in den Details, wäre es mein Favorit, wenn das Thema nicht so schwer daherkommen würde.


    Stephan Thome mit seinem 2. Roman „Fliehkräfte“ ist auch für Suhrkamp am Start. Seinen Roman „Grenzgang“ habe ich seinerzeit weit hinten abgebrochen, da das Buch nur so dahin plätscherte und das trotz einer viel besprochenen Swinger-Club Szene. Diese gibt es diesmal nicht und es gibt noch mehr wörtliche Rede, dabei finde ich Thome eher in den beschreibenden Sätzen stark. Seine Kritiker, die ihm viel bedeuten, bevorzugen seine Sprechszenen. Er wird wohl der Sieger werden, das Thema eines gescheiterten Professors spricht die allgemeine Leserschaft am ehesten an.


    Der Jury kann man nicht vorhalten, nur potentielle Bestseller ausgewählt zu haben. Persönlich interessanter finde ich jedoch Bodo Kirchhoff aufgrund seiner außergewöhnlichen Sprache, der auf der Shortlist nicht mehr vertreten ist. Aber der Vorsitzende des Deutschen Börsenvereins wäre über einen solchen Satz nicht traurig, der Sinn des Wettbewerbs liege in Schaffung von Aufmerksamkeit für den deutschen Roman. Auch wenn am Ende sich nur ein Titel so richtig gut verkauft, glaube ich ebenso, dass diese Aufmerksamkeit auch anderen zuteil wird. Das zeigt auch dieser Thread.


    Gruß, Thomas

    Einmal editiert, zuletzt von Klassikfreund ()

  • Und die letzten beiden:


    Frank Schulz - Onno Viets und der Irre vom Kietz
    Die einzige Leseprobe in der Auswahl, die mich mal zum Schmunzeln gebracht hat. Sehr skurrile und irgendwie liebenswerte Charaktere.


    Stephan Thome - Fliehkräfte
    Ließ sich gut lesen, leider hat man einen absolut nichtssagenden Ausschnitt für die Leseprobe gewählt. Zu diesem Buch kann ich gar nichts sagen, schade. :sauer:


    So, jetzt mal insgesamt gesehen:
    Mein Favorit (Olga Grjasnowa - Der Russe ist einer, der Birken liebt) hat es nicht in die Shortlist geschafft.
    Aus der Shortlist gefällt mir am besten:
    Clemens J. Setz - Indigo und Ulf Erdmann Ziegler - Nichts Weißes
    Mit den anderen konnte ich zumindest aufgrund der Leseproben nicht viel anfangen.


    Und jetzt warte ich gespannt ab, wer den Buchpreis bekommt.


    Grüße von Annabas :winken:

  • Ursula Krechel - Landgericht
    Wieder eine sehr schöne, atmosphärische Sprache, allerdings würde ich die fast 500 Seiten wohl so nicht durchhalten. Da brauche ich mehr Absätze und weniger Gemächlichkeit - das ist nichts für ungeduldige Leute wie mich. Mal sehen - zu diesem Buch würde ich ein paar Rezensionen abwarten und mich dann entscheiden.


    Das Buch wird heute bei Druckfrisch in der ARD vorgestellt. Kann man danach auch online ansehen.


    Gruß, Thomas

  • Ich habe mittlerweile "Indigo" von Clemens J. Setz gelesen. In meinen Augen durchaus ein Anwärter für den Preis.

    "Bücher lesen heißt wandern gehen in ferne Welten, aus den Stuben über die Sterne." (Jean Paul)


  • Ich habe mittlerweile "Indigo" von Clemens J. Setz gelesen. In meinen Augen durchaus ein Anwärter für den Preis.


    Geht man nach deiner Rezi, dann gewinnt er nie! Zu wenig massenkompatibel.


    Gruß, Thomas

  • Geht man nach deiner Rezi, dann gewinnt er nie! Zu wenig massenkompatibel.


    Gruß, Thomas


    Naja, nach einer einzigen Rezi einer nicht-Literatur-geschulten Person zu gehen wäre auch etwas seltsam. Außerdem bin ich tatsächlich der Meinung, dass vielleicht nicht unbedingt nach Massentauglichkeit gegangen wird ... aber da kann man ewige Diskussionen darüber führen, das sieht wohl jeder anders. :smile:

    "Bücher lesen heißt wandern gehen in ferne Welten, aus den Stuben über die Sterne." (Jean Paul)