Ulrich Plenzdorf - Die neuen Leiden des jungen W.

Es gibt 9 Antworten in diesem Thema, welches 4.747 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag () ist von Lykantrophin.

  • Da es bisher nur einen Thread über das Hörbuch gibt, hier nun auch einer für das richtige Buch.
    Wer von euch hat es gelesen? Wer will es nochmal irgendwann lesen? :smile:


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    Hier meine kurze Rezension:


    Old Werther lässt grüßen


    Wer kennt sie nicht, “Die Leiden des jungen Werthers”? Das Werk Goethes gehört wohl zur gängigen Schulliteratur und hat seinerzeit für einige kuriose Selbstmordwellen gesorgt. Das war 1774. Das Buch um Werther beschäftigt auch heute noch und wurde bereits oft rezipiert. Eine solche Rezeption ist “Die neuen Leiden des jungen W.” von Ulrich Plenzdorf aus dem Jahr 1972, Literatur, welche selbst außerhalb der DDR Bekanntheit erlangte.


    Die Geschichte handelt von dem jungen Edgar Wibeau, der seine Ausbildung trotz guter Noten abbricht und sich in eine Laube in Ostberlin zurückzieht, welche den Eltern seines Freundes Willi gehört, um sich hier eine Karriere als Maler zu ermöglichen. In der Laube findet er auch eine Ausgabe vom Werther, welches er mit Gefallen liest. Zeitgleich lernt er eine bereits verlobte Kindergärtnerin kennen, welche er im Werther-Wahn Charlotte nennt. Edgar identifiziert sich zunehmend mit Werther, beginnt seinem Freund Tonbandaufzeichnungen zukommen zu lassen und empfindet die Originalgeschichte nach, inklusive dem bekannten Werther-Effekt.
    Der kurze Roman, der ursprünglich ein Theaterstück war, ist im Jugend-DDR-Slang der 70er geschrieben, beim Lesen dachte ich ab und an mal an den lockeren Slang aus Anthony Burgess’ Roman “Clockwork Orange”.
    Neben der eigentlichen dramatischen Dreiecksgeschichte, wenn man sie denn so nennen mag, zwischen Edgar, Charlotte (Charlie genannt) und ihrem Verlobten Dieter, merkt man bereits zu Beginn, dass diese Erzählung die Perspektivlosigkeit und Traurigkeit der ehemaligen DDR unterstreicht.


    Die Geschichte wird aus zwei Perspektiven aus der Retroperspektive erzählt, zum einen aus der Sicht von Edgar, der “postmortem” von seiner Zeit in Berlin und der Bekanntschaft mit Charlotte und Dieter sowie seiner Zeit als Maler und Bauarbeiter berichtet, zum anderen aus der Sicht von Edgars Vater, welcher auf der Suche seinem verschollenen Sohn ist, der aber schon längst tot ist. Auf diese Weise klärt sich die ganze Geschichte lückenlos auf, um sowohl Edgars Aussagen als auch die einiger Zeugen zu lesen.
    “Die neuen Leiden des jungen W.” ist mit Sicherheit ein guter Einstieg in die Literatur der DDR, in der nicht nur die Jugend jener Zeit umleuchtet wird, sondern gleichzeitig die Intertextualität eines deutschen Klassikers des Sturm und Drang im Handlungsmittelpunkt steht. An der Ausgabe aus dem Suhrkamp Verlag ist leider nur eines zu bemängeln und zwar die große Schriftgröße, um das Buch wahrscheinlich nicht noch schmaler aussehen zu lassen. Ich bin wirklich auf das Buch von Plenzdorf “Die Legende von Paul und Paula” gespannt, welches ich mir ebenfalls im Rahmen des DDR Seminars gekauft habe.


    3ratten und :marypipeshalbeprivatmaus:

  • Ach, das war mal vor baffzigtausend Jahre meine Schullektüre! Ich fand das Buch damals gut! Vielleicht ist da mal ein Re-read fällig... :smile:

    Gruß suray

  • Ja damals haben das einige Kurse bei uns in der Oberstufe gelesen, als wir den Original-Werther als Thema hatten ^^ mein Kurs (trotz Leistungskurs) hat das irgendwie nicht gebacken bekommen...naja, nun hole ich das für die Uni nach.

  • Wir haben das Buch auch in der Schule gelesen, direkt nach Goethes Werther.


    Den meisten hat Plenzdorfs Roman "besser" gefallen, als das Original von Goethe, da die Geschichte moderner wirke. Ich fand das Ganze allerdings damals schon relativ "angestaubt" und konnte mit dem Roman ehrlich gesagt nicht wirklich viel anfangen.
    Da ich außerdem in Österreich aufgewachsen bin, und wir kaum etwas tiefergreifendes über die DDR in der Schule gelernt haben, konnte ich mich mit diesem Aspekt weder identifizieren, noch irgendetwas herauslesen, da mir die Zusammenhänge fehlten.


    Ich war allerdings auch nicht sehr begeistert von Goethes Werther, obwohl mir andere Werke Goethes durchaus sehr gut gefallen.

    “Grown-ups don't look like grown-ups on the inside either. Outside, they're big and thoughtless and they always know what they're doing. Inside, they look just like they always have. Like they did when they were your age. Truth is, there aren't any grown-ups. Not one, in the whole wide world.” N.G.

  • ja, Goethes Werther mussten wir in der Schule (leider) auch lesen ^^ ich bin zwar kein großer Goethe-Fan, aber irgendwie fand ich die Geschichte damals an sich recht ansprechend und mitreißend (muss wohl daran gelegen haben, dass ich damals eine ähnliche Situation miterlebt habe...netten Jungen in einer fernen Stadt kennengelernt der eine Freundin hatte...die hat er dann verlassen, hatte ein kurzzeitiges "Verhältnis" mit mir, und ist dann wieder mit seiner Freundin zusammengekommen -.-...Werthers Welt konnte ich dementsprechend sehr gut nachvollziehen).

  • Wir haben beide Bücher im Deutsch-LK gelesen, unmittelbar hintereinander.
    Obwohl die Bücher (wie alle, die im Unterricht gelesen werden...) ziemlich zerredet und die Geschichten auch nahezu zu Tode analysiert wurden, haben mir beide sehr gut gefallen.


    Details kann ich aufgrund der großen Zeitspanne aber leider nicht mehr bieten.

  • Wir haben nur die neuen Leiden im Deutschunterricht gelesen - ohne Goethe. Ob es mir deshalb so überhaupt nicht gefallen hat?

    Bücher sind Magie zum Mitnehmen.

  • Hey, meine Deutschlehrerin in der 11. Klasse auf dem ersten Gymnasium hat uns so nebenbei von den "Neuen Leiden des jungen W." erzählt, als wir Goethes "Werther" behandelt haben.

    Ein Mitschüler und ich haben das schmale Büchlein dann noch freiwillig gelesen. Mir hat es damals ganz gut gefallen, dem ehemaligen Mitschüler nicht.

    Ich kann mich aber leider nicht mehr an Details erinnern was die Handlung betrifft.