Schöne Diskussion. Ich sehe es ähnlich wie dubh und Heimfinderin und finde sowohl den politischen Rahmen, in dem das Buch steht, als auch Gereon Raths Unpolitisch-sein recht gelungen und glaubhaft. Damals wußte man schließlich noch nicht, was in den nächsten Jahren kommen würde. Sorry miss-mesmerized, aber Gereon als Nazi zu bezeichnen, ist absurd und sehr von heutiger politisch-korrekter Warte aus gesehen, ebenso wie deine Meinung zu Charly:
Einerseits würde sie gerne große Kommissarin spielen, gleichzeitig verfügt sie über gar kein Rückgrat, und beste Anlagen das Heimchen am Herd zu werden.
Beim Lesen dieses Satzes dachte ich auch, ich habe wohl ein anderes Buch gelesen als miss mesmerized.
Ist jede Frau, die nicht total karrieregeil ist, sondern gern heiraten würde und Kinder hätte, und für diese dann auch die Verantwortung übernehmen möchte, dann gleich ein Heimchen am Herd? Für mich ist das eher soziales Denken und Loyalität gegenüber anderen. (Schließlich gibt es sogar Berufe wie Erzieher oder Lehrer - sind die dann alle nix wert?) Was hat das mit mangelnder Emanzipation zu tun?
Abgesehen davon empfinde ich die Bezeichnung Heimchen am Herd als abwertend und verächtlich, gerade wenn sie von jemandem kommt, der sich so empfindlich daran stößt, daß Gereon Rath verachtend mit den Menschen in Masuren umgeht.
Ich finde schon, dass sie sich am Ende des Buchs dahingehend entwickelt. Ich bin jetzt nicht so der große Romantiker, vielleicht fand ich deshalb so. Ihr Geheule (z.B. S. 503) und er muss sie immer trösten, auf der Seite danach heißt es, dass sie Anlehnungsbedürfnis hat, Angst vor Streit und schon ziemlich harmoiniebedürftig ist und sich gar nciht traut, ihre eigene Theorie zu formulieren. Dafür, dass sie zu Beginn des Buchs so forsch ist, ordnet sie sich am Ende ziemlich stark unter und folgt Gereon. Auf S. 531 ärgert sie sich dann über sich selbst, weil sie "Haus und Hund hütet" und wollte eigentlich mit ihm ins Grüne fahren und bedauert schon einsame Wochenenden im Ehealltag. Das sind für mich Gedanken, die in eine andere Richtung gehen als die der emanzipierten Frau, die zu Beginn des Buchs präsentiert wurde.
Finde ich nicht. Gerade am Ende hat sie doch diese Theorie mit Dettmann und vertritt sie auch. Außerdem macht sie die ganze Zeit ganz normal ihre Arbeit im Rahmen der Ermittlungen.
Und daß man sich über einsame Wochenenden ärgert, ist das nicht ganz normal? Tun Männer das nicht?
Offenbar ist Wahrnehmung wirklich selektiv und wir werden da nie auf einen Nenner kommen. Nach wie vor verstehe ich deine Auffassung von Emanzipation nicht.