Rebecca Gablé - Das Lächeln der Fortuna

Es gibt 48 Antworten in diesem Thema, welches 16.795 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag () ist von Annette B..

  • So jetzt auch noch meine Meinung zum Buch:


    Den Inhalt haben andere schon perfekt wiedergegeben, den Rezi-Abschnitt spare ich mir also diesmal.


    Der erste Satz:
    "Wenn sie uns erwischen, wird es sein, als sei das Jüngste Gericht über uns hereingebrochen", prophezeite Lionel düster.


    Meine Meinung zum Buch:


    Über die Bücher von Frau Gablé habe ich schon sehr viel Gutes gehört, siehe auch die Meinungen hier im Thread. Aus irgendwelchen Gründen habe ich aber erst jetzt eines von ihr lesen können.


    Zuerst hat mich der unglaubliche Umfang von fast 1200 Seiten abgeschreckt, aber als ich erst einmal angefangen hatte zu lesen, wollte ich das Buch zumindest bis zur Mitte überhaupt nicht mehr aus der Hand legen. Frau Gablé schafft eine wunderbare Atmosphäre und ich habe die Ereignisse um Robin Waringham atemlos und fasziniert verfolgt.


    Doch irgendwann ab der Mitte der Geschichte fiel mir auf, dass zwar viel passiert, aber alles an Robin abzuprallen scheint und er aus jeder noch so gefährlichen Situation ziemlich locker herauskommt. Und er kommt nicht nur heraus, er steht danach auch besser da als vorher. Immer findet sich ein Gönner oder ein Helfer. Zusätzlich bleibt er vom Charakter her immer die gleiche Person wie am Anfang. Im Prinzip kommt er schon als Erwachsener auf die Welt und ändert sich ab da nicht mehr. Das hat mich dann immer mehr gestört.


    Sandi hat es sehr gut in Worte gefasst:


    Die Ursache, warum ich das Buch bisher nicht mag, ist Robin. Er war mir von der ersten Seite an unsympathisch und ist es noch immer. Aber extrem. Ein großmäuliges (Himmel, das nervt) und ach so tolles Kerlchen :rollen:


    Von der ersten Seite an war Robin mir zwar nicht unsympathisch, eber er verliert im Lauf der Geschichte sowohl an Sympathie als auch an Glaubwürdigkeit.


    Ich bin froh, dass ich dieses Buch gelesen habe und eine meiner Leselücken geschlossen habe. Aber ich denke nicht, dass ich noch ein weiteres Buch von Frau Gablé lesen muss, zumal ich gehört habe, dass sie einem ziemlich einheitlichen Strickmuster folgen.


    Eigentlich ist das schade, denn Frau Gablé kann toll und fesselnd schreiben, das hat sie hier bewiesen. Und sie kann auch Charaktere weiterentwickeln, das wird an den Figuren um Robin herum deutlich. Warum sie ausgerechnet bei ihrer Hauptperson darauf verzichtet hat, ist mir ein Rätsel.


    Für den Anfang des Buches würde ich glatte 5 Ratten vergeben, aber insgesamt bleiben jetzt übrig:
    3ratten + :marypipeshalbeprivatmaus:


    Grüße von Annabas :winken:

  • Ich habe das Buch vor ein paar Jahren gelesen und werde es jetzt wohl mal wieder ausgraben um es noch mal zu durchstöbern. :breitgrins: Auf jeden Fall ist es einfach gelungen, total spannend und lebendig geschrieben. Es ist recht gut recherchiert und überzeugt historisch, ist dabei aber kein langatmiger, blutleerer Tatsachenbericht.


    Die Mischung machts. :zwinker:

    Work like you don't need the money, love like you've never been hurt, and dance like there's no one watching — "write like there are no critics." (Karen Marie Moning)

  • *kramkram* ...


    Es sind ja erst fast 20 Jahre seit der Ersterscheinung vergangen … und nun habe auch ich den 1. Teil der Waringham-Saga gelesen. Trotz der 1200 Seiten wäre ich über Hunderte weitere glücklich gewesen – zum Glück wartet der nächste Band bereits hier.


    Das Buch kommt mit einer Fülle an Personen daher – mal trennt man sich kurz- oder langfristig von ihnen, dann tauchen sie wieder auf, dann kommen neue hinzu oder sie begleiten einen durch das ganze Buch hindurch. Und dennoch muss man sich höchstens einen Moment konzentrieren, um sich zu erinnern wer wie zueinander steht. Jede Person hat ihren eigenen Charakter, mag sie noch so kurz auftauchen. Das Personenverzeichnis ganz vorne hilft auch auf die Sprünge, besonders zu Beginn. Ebenfalls positiv ist, dass es nicht zu viel verrät, indem weder Daten noch alle Personen aufgezeigt werden.


    Man wächst mit dem Helden Robin und erlebt mit ihm die Entwicklung seiner eigenen Person und der Englands. So nimmt je nach aktueller Lage Robins das Leben der einfachen Leute oder derer, die es bei der Geburt glücklicher getroffen haben mehr Platz ein. Wie einige von euch schon geschrieben haben, war auch mir Robin zu glatt. Er ist wirklich stets gutmütig, loyal, stark, mutig, weitsichtig, … und selbst kurze aufbrausende Momente sind schnell verziehen, weil er natürlich sofort bereut. Etwas weniger wäre schön gewesen.

    Vor allem Mortimer kommt für meinen Geschmack zu kurz.


    Den Gedanken hatte ich auch ab und zu. Gerade weil Mortimer ein interessanter Charakter ist – so ganz kann ich immer noch nicht sagen welche Gefühle bei ihm den Ausschlag gegeben haben.

    Ab und zu gibt es ein paar Orientierungsschwierigkeiten, wenn mal ein paar Tage, dann wiederum ein Jahr – und das innerhalb einer Seite – vergangen sind. Doch durch die Unterteilung des Buches in mehrere Abschnitte hat man zumindest immer zu Beginn davon eine Vorstellung wie alt Robin & Co aktuell sind.
    Bei so vielen Seiten und so viel Zeit am Hofe wimmelt es natürlich nur so an Intrigen. Schnell besteht die Gefahr, dass es konstruiert wirkt, was glücklicherweise jedoch nur in Einzelfällen so ist.


    Fazit:
    Das Buch hat alles, was man als Liebhaber historischer Romane wünscht: Nicht nur der Rahmen basiert auf historischen Tatsachen, man wird innerhalb einer Seite in die Vergangenheit versetzt und das Leben aller Beteiligten ist so schön ausgearbeitet, dass sie einem schnell nahegehen und die Seiten nur so dahinfliegen, bis man sich gar nicht von ihnen trennen möchte!
    Sollte es also wider alle Wahrscheinlichkeit außer mir noch jemanden geben, der die Reihe noch nicht begonnen hat, wird es höchste Zeit. :zwinker:


    5ratten


    Was mir ganz allgemein an dem Buch gefallen hat, ist die Zeitspanne, die es umfasst. Zu häufig wird diese Periode in Büchern vernachlässigt ist mein Gefühl – häufiger liest man etwas über die Zeit um Richard Löwenherz oder ab Heinrich VIII., weniger über das was dazwischen passiert ist.

    Es geschah kurz nach Anbruch des neuen Jahres, zu einem Zeitpunkt,

    als die violetten und gelben Blüten der Mimosenbäume rings um die Ambulanz

    aufgesprungen waren und ganz Missing in Vanilleduft gehüllt war.


    Abraham Verghese – Rückkehr nach Missing

  • Die Geschichte beginnt in England im Jahr 1360. Der zwölfjährige Robert of Waringham, genannt Robin, erfährt vom Abt seiner Klosterschule, dass sein Vater wegen Hochverrates hingerichtet wurde. Nun ohne Rechte, Besitz und Titel, reißt Robin aus und findet schließlich Arbeit als einfacher Stallbursche auf dem Gestüt von Waringham. Die Pferdezucht hatte seine Familie begonnen und er hat eine ganz besondere Gabe, mit störrischen Tieren umzugehen. Mit der Zeit wird Conrad, der Verwalter des Gestüts, eine Art Vaterersatz für ihn. Und einer der anderen Stallknechte, Isaac, wird sein bester Freund und diese Freundschaft hält ihr Leben lang. Aber es gibt auch jede Menge Probleme, denn Mortimer, der Sohn des neu ernannten Earl of Waringham, ist ein besonderes Ekel und schikaniert Robin wo er nur kann.
    Im Laufe der Jahre führt das Schicksal Robin nach London und vom Knappen wird er schließlich zum Ritter und trifft auf König Edward III. sowie seine Söhne Edward, genannt "Der Schwarze Prinz" und John of Gaunt, den Duke of Lancaster. An der Seite des charismatischen Lancaster erlebt er blutige Feldzüge, Aufstände und politische Triumphe und Intrigen. Trotz aller Machenschaften in der Welt des Adels und am Königshof bemüht er sich immer, sein aufrechtes und loyales Wesen beizubehalten, zum Schutz seiner Familie, Freunde und zum Wohle Englands. Aber Mortimer hat nichts vergessen und schließlich stehen sich die beiden Todfeinde wieder gegenüber...


    Mehr will ich nicht verraten, aber ihr könnt euch vorstellen, dass auf fast 1300 Seiten so einiges passiert. Und Rebecca Gablé gelingt es durch Überraschungen und Wendungen immer wieder die Spannung aufrecht zu erhalten. Ich finde hier die Mischung aus historischen und erfundenen Ereignissen sehr gelungen. Ebenso die Verknüpfung von realen und fiktiven Charakteren. Lancaster hat sicher einen Berater gehabt und warum soll es nicht jemand wie Robin of Waringham gewesen sein?
    Robin war mir von Anfang an sympathisch. Trotz der bösen Gerüchte über seinen Vater ist er stolz auf ihn und seinen Titel und verliert nie aus den Augen, sich diesen irgendwann zurückzuholen. Auch John of Gaunt, der Duke of Lancaster, mochte ich sehr. Er bewies großes Geschick, die politischen Tretminen zu umgehen und hat manches auf sich genommen zum Wohle seines Landes und seines Sohnes Henry, in der Hoffnung, dass dieser eines Tages die Krone Englands tragen würde und der zu junge, unfähige König Richard abgesetzt würde.
    Keine Figur im Roman bleibt blass. Neben Robin und Lancaster mochte ich Agnes, Conrad, Isaac, Leofric, Anne, Elinor, Blanche und jungen Henry of Lancaster. Zum Ende dann erhielt die jüngere Generation etwas mehr Raum und Raymond und der junge Mortimer werden sicher in den weiteren Teilen der Reihe einige Abenteuer bestehen.
    Die Geschichte hat alles, was ein guter historischer Roman braucht: eine spannende, gut erzählte Geschichte, interessante Charaktere und die richtige Dosis Herz und Humor. Nur ein paar Sätze und man taucht ein in die Welt der Rittergeschichten von König Artus und den Rittern der Tafelrunde. Und doch bietet das Buch so viel mehr.


    5ratten

    Ich kaufe keine Bücher. Ich adoptiere sie. :hexe:

  • Das Lächeln der Fortuna


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    [spoilerfrei]



    Über das Buch:


    Dieser historischer Roman ist Ende der 90er Jahre das erste Mal erschienen und zählt stolze 1200 Seiten.

    Es ist der erste Teil der "Waringham-Saga", welche bis dato fünf Teile zählt (meines Wissens, Stand Februar 2019).

    Es wurde auch als Hörbuch inszeniert, gelesen von Detlef Bierstedt.



    Inhalt und Stil:


    Die Geschichte beginnt im 14. Jahrhundert und spielt in England. Der junge Robin wächst in einem Mönchshaus auf und erfährt eines Tages, dass sein Vater - Earl von Waringham - nicht nur des Hochverrats angeklagt wurde sondern nun auch tot ist. Mit einem Schlag besitzlos flieht Robin und kämpft sich von nun an quasi alleine durch. Hier und da findet er wichtige Verbündete, aber auch lebenslange Feinde. Besonders Pferde werden für ihn wichtig - sie werden seine Zukunft bestimmen.


    Der Roman umfasst viele viele Jahre, die Kapitel sind jedoch meiner Meinung nach nicht zu lang und das Ganze ist auch nicht furztrocken irgendwie besonders "historisch" geschrieben. Im Gegenteil, alles wirkt sowohl authentisch als auch ausreichend spannend und dramatisch. Das eine oder andere offensichtlich fiktionale Element (Stichwort "Seelenverwandtschaft-mit-Pferden" ;)) wird, wie ich finde, fließend mit der vermuteten Wirklichkeit verknüpft.

    Die Charaktere werden zumeist gut ausgearbeitet. Bei ein paar Charakteren hätte Gablé schon auch in die Tiefe gehen können - ich verstehe aber auch, dass bei dieser Menge an Narration und Figuren eben das eine oder andere vernachlässigt wird.


    Meine Meinung:


    Ich habe die Hörbuchversion dieses Romans ge'lesen', was natürlich aufgrund der mir so wohl im Ohr klingenden Stimmen und der netten musikalischen Ergänzungen zu einer leichten Verzerrung der Lese-Erfahrung führt. Bei meiner Bewertung versuche ich also wirklich nur Gablés Seite zu bewerten, nicht die Hörspielproduktion an sich.


    Dass das Buch gut werden würde hatte ich bereits geahnt, von der Jonah-Reihe kommend war ich absolut guter Dinge. Robin als Figur hat mir wieder sehr gut gefallen, es hat Spaß gemacht, Zeugin seines Lebens und Werdegang zu werden. Hin und wieder erschien mir manches ein wenig vorhersehbar.

    Auch hätte ich gerne mehr über Leofric (!) und Mortimer erfahren.


    Ich vergebe 4,5 Ratten und bin bereits dabei, den Rest der Waringham-Saga zu genießen.


    4ratten+:marypipeshalbeprivatmaus:

  • Auch hätte ich gerne mehr über Leofric (!) und Mortimer erfahren.

    Vielen Dank für deine Hörbucheindrücke und auch für deine Meinung zu diesem Buch von Rebecca Gablè.

    Ich habe auch die nachfolgenden Bücher sehr gerne gelesen, obwohl mir das Spiel der Könige nicht mehr so gut gefallen hat. Da gehen aber dann auch die Leser-Meinungen immer wieder etwas auseinander.

    Zu Leofric und Mortimer kann ich dir aber jetzt schon sagen: "Du hörst/liest von den Beiden noch etwas im >Hüter der Rose<." ;)

    Ich wünsche dir weiterhin viel Spaß mit den Warringhams.

  • Dankeschön :)


    Tatsächlich bin ich bereits dabei, die Hörbuch-Teile zu "Hüter der Rose" zu hören (mit Teil 1 der Hörbuchreihe bin ich auch schon fertig). Ich habe "Das Lächeln der Fortuna" schon vor ein paar Wochen zuende gehört und habe dann quasi gleich weiter gemacht.


    Bisher spielen weder Leofric noch Mortimer (Senior übrigens) erneut eine größere Rolle aber das mindert meine Freude beim Hören-Lesen natürlich nicht.


  • Bisher spielen weder Leofric noch Mortimer (Senior übrigens) erneut eine größere Rolle aber das mindert meine Freude beim Hören-Lesen natürlich nicht.

    Ja das ist schon richtig, dass die Beiden keine größere Rolle mehr spielen im Hüter der Rose. Allerdings habe ich mich immer gefreut, wenn ich einige "alte" Bekannte aus dem Vorgänger-Teil wieder getroffen habe.

    So hat man dann doch immer noch gelesen, wie es mit den Personen weiter ging.


    Es hat mich auch immer etwas traurig gemacht, wenn ich mich von einem lieben Warringham verabschieden musste, aber es betritt halt jetzt John die Bühne als Hauptdarsteller.

    John war mir auch sehr ans Herz gewachsen, von ihm habe ich mich ebenfalls nur schwer verabschieden können. :heul:

    Dagegen bin ich mit den Zwillingen Julian und Blanche Warringham, aus dem Spiel der Könige, nie richtig warm geworden. Die beiden waren für mich sehr verwirrend mit ihrer Denkweise und ihren Eigenarten.


    Tja und wenn ich grad so darüber nachdenke..... :gruebel:

    Du machst mir hier große Lust mal wieder nach Warringham, in den alten grauen Kasten, zurück zu kehren. Das ist ja lesetechnisch für mich immer so ein Stück "nach Hause kommen" in meiner persönlichen Bücherwelt.


    Allerdings wäre für mich nun der dunkle Thron das nächste Buch und mit Henry VIII habe ich so gar kein gutes Verhältnis.... :boahnee: