Peter Ackroyd - Chatterton

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  • Peter Ackroyd - Chatterton


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    Inhalt:


    1770 begeht der junge Thomas Chatterton, Poet und größter Fälscher des 18. Jahrhunderts, in London Selbstmord.


    Etwa zwei Jahrhunderte später findet Charles Wychwood, gescheiterter Poet, per Zufall ein Gemälde, dass Thomas Chatterton im Alter darstellt. Kann es sein, dass Chatterton 1770 gar nicht gestorben ist? Wer mittelalterliche Schriften fälschen kann, kann sicher auch seinen eigenen Tod vortäuschen. Ist Chatterton vielleicht untergetaucht und hat einige der größten Gedichte des 18. Jahrhunderts verfasst?


    Und überhaupt: Wie leicht ist es eigentlich, den Stil eines Schriftstellers zu fälschen?


    Charles scheint besessen von seiner Entdeckung und im Laufe der Zeit entwickelt sich eine Spurensuche, aus der immer mehr Menschen Profit ziehen wollen. Intrigen und Fälschungen begleiten Charles auf seiner Suche nach der Wahrheit um Chatterton.



    Meine Meinung:


    Ich musste das Buch für ein Uniseminar zum Thema Postmodernismus lesen und erwartete das übliche: Interessante Gedanken zum Wert von Geschichte, Kunst und Realität, die in einen eher minder interessanten Plot eingewoben sind. Oft scheint es mir beim Postmodernismus so, dass die Autoren eigentlich lieber Essays schreiben würden, aber ein Roman verkauft sich nunmal besser. Das geht häufig auf Kosten der Unterhaltung des Lesers, der zwar interessiert den meist hochgestochenen Gedanken des Autors folgt, dabei aber nicht wirklich unterhalten wird.


    Peter Ackroyds Chatterton allerdings ist anders: Ackroyd schafft es seine Gedanken in einen spannenden Plot einzuweben, der schon fast einer Detektivgeschichte gleicht. Unerwartete Plottwist und aufschlussreiche Rückblenden ziehen den Leser ins Geschehen und verwirren ihn zugleich. Der Roman spielt auf drei Ebenen und berichtet abwechselnd von Charles' Detektivarbeit, dem Leben Chattertons im Jahre seines "Selbstmords", und dem Jahre 1856, in welchem der Dichter George Meredith Modell steht für Henry Wallis' Gemälde "The Death of Chatterton". Dass die drei Erzählstränge häufig nicht zusammenpassen, sorgt für Spannung und macht das Buch letztendlich zu einem philosophischen Pageturner. Man will ja schließlich wissen, was denn nun mit Chatterton war? Hat er tatsächlich seinen Tod gefälscht? Hat jemand anderes seinen Tod gefälscht? Und wer hat denn nun die ganzen Gedichte geschrieben und das Bild vom alten Chatterton gemalt? Wahrheit und Fälschung verschwimmern und man wird tiefer hineingezogen in eine Welt, in der Fälschungen realer erscheinen als die Realität.


    Zusätzlich schafft Ackroyd in seiner Rahmenhandlung um Charles Wychwood eine Identifikationsfigur mit der man bangt und leidet. Auch alle anderen Charaktere um Charles sind liebevoll ausgearbeitet, wie etwa sein kleiner Sohn, der der geborene Poet zu sein scheint, oder die erfolgreiche, aber skrupellose Autorin Harriet Scrope, die Nichts unversucht lässt, um die Lorbeeren von Charles' Arbeit einzuheimsen.


    Chatterton ist mitreißend und philosophisch zugleich, ein Paket, das man meines Erachtens so nur selten in die Hände bekommt.


    5ratten

    "This was another of our fears: that Life wouldn't turn out to be like Literature" (Julian Barnes - The Sense of an Ending)

  • Danke für die Rezi, Mrs.Dalloway! Das Buch werde ich auf jeden Fall kaufen, dabei allerdings auf die deutsche Version zurückgreifen.
    :winken:

    Liebe Grüße

    SheRaven