Inhalt:
Seattle, 1942: Henry kann sich ein Leben ohne Krieg gar nicht vorstellen. Es war schon immer so, wieso sollte sich also etwas ändern? Henry ist 12, Chinese und geht auf eine amerikanische Schule, wo ihn niemand mag. Aber seinen Eltern zuliebe erdudelt er alles stillschweigend.
Doch dann taucht Keiko in der Kantine der Schule auf und mit ihr verändert sich Henrys Leben radikal. Obwohl laut Henrys Vater die Japaner der Feind sind, freunden sich die beiden an. Ihre Beziehung wird immer enger, aber auch immer komplizierter.
Nicht nur wegen Henrys Vater, der alles Japanische verflucht, sondern auch wegen des Krieges und der anstehenden Deportation aller japanischer Einwohner. Werden Henry und Keiko dies überstehen können?
Meine Meinung:
Jamie Fords Roman "Keiko" wirft einen neuen und für uns unbekannten Blick auf den Zweiten Weltkrieg:
Die Geschichte ist aus der Sicht Henrys erzählt, der rückblickend seine Erlebnisse im Jahre 1942 erzählt. Wir erleben, wie ein Kind, das nichts anderes als die Kriegszeiten kennt, aufwächst. Wie ein Kind chinesischer Einwanderer während der Kriegszeiten zu leiden hatte.
Dann kommt Keiko ins Spiel und wir erfahren, wie es für die japanisch-stämmigen Amerikaner zu dieser Zeit gewesen sein musste. Kurz nach Pearl Harbor. Wir erleben mit, wie Keiko und ihre Familie in Lager gebracht werden, fernab der Stadt und allem, was sie bisher gekannt haben.
"Keiko" ist eine Geschichte über Freundschaft, Liebe, den Krieg und auch des Fremd-seins. Weder Henry noch Keiko gehören irgendwo dazu, sie sind keine richtigen Amerikaner, aber auch keine richtigen Angehörigen ihrer Völker. Dies ist ein Grund, weshalb die beiden bald unzertrennlich sind.
Und in Zeiten der Not entspringt aus einer starken Freundschaft eine zarte Liebe. Aber kann ein solch zartes Pflänzchen auf dem kargen Kriegsboden gedeihen?
Henry erzählt uns seine Geschichte schonungslos, mit allen Höhen und Tiefen. Es ist eine so berührende Geschichte, dass ich an einigen Stellen am liebsten geweint hätte. Ich fühlte mit den Figuren mit, 1942 und auch 2008. Es ist erstaunlich, welche Wendungen ein Leben nehmen kann.
Nicht nur die Geschehnisse des Jahres 1942 stehen im Mittelpunkt, sondern auch Henrys jetziges Leben und was er bisher durchmachen musste. Auch hier ist das Thema Liebe zentral. Es gibt so viele Arten davon und Verlust bringt Schmerzen, aber man kann auch einen Neuanfang wagen...
Dieses Buch ist nicht in erster Linie eine Liebesgeschichte, aber die ist es auch. Doch was mir vor allem gefiel, waren die Stimmung und die vielen neuen Eindrücke, die das Buch vermittelt. Nicht nur erfahren wir etwas über Randvölker während des Zweiten Weltkrieges, auch die Musik spielt hier eine grosse Rolle.
"Keiko" ist eine rundum geglückte Geschichte, tiefgründig und emotional. Sie regt zum Nachdenken an und wirft ein anderes Licht auf diese dramatische Zeit. Die Figuren gehen einem nahe und man begleitet sie, merkt, wie sie sich entwickeln, und hofft mit ihnen. Sogar Henrys radikalen Vater mochte ich irgendwie. Erlebt man seinen Charakter, so sind seine Handlungen ebenfalls nachvollziehbar.
Fords Buch lässt einen das trübe Herbstwetter vergessen und versetzt uns zurück in eine Zeit, als das Leben noch anders war.
Fazit:
Jamie Fords "Keiko" ist eine Empfehlung für Leute, die sich für gefühlvolle Bücher begeistern können. Je nachdem, wie nahe am Wasser man gebaut ist, braucht es vielleicht sogar das eine oder andere Taschentuch.
Ich kann nur sagen, dass ich froh bin, das Buch nicht aussortiert, sondern nach mehreren Jahren auf dem SUB, endlich gelesen zu haben. Es war eine Lektüre mit Aha-Effekt und reiht sich nun neben "Wasser für die Elefanten" in die Reihe meiner Lieblings-Liebesgeschichten ein.
Kaufen* bei
Amazon
Bücher.de
Buch24.de
* Werbe/Affiliate-Links
&