Ulf Schiewe - Die Hure Babylon

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  • Ulf Schiewe - Die Hure Babylon


    Verlag: Droemer
    Seiten: 576
    Bindung: Hardcover


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    Klappentext:


    Sie sprachen vom himmlischen Frieden – und riefen zum Kreuzzug auf. Sie mahnten zu Mäßigung und Keuschheit – und führten ein Leben in Verworfenheit. Rom war die biblische Hure Babylon … Südfrankreich im 12. Jahrhundert: Der junge Edelmann Arnaut ist verzweifelt, denn wieder hat seine heimliche Geliebte, die Vizegräfin Ermengarda von Narbonne, ihr Kind verloren – ein Fingerzeig des Himmels? Arnaut will Buße tun und sich dem Kreuzzug ins Heilige Land anschließen. Mit dem fränkischen Heer zieht er gen Osten und muss doch bald erkennen, dass es weniger um Erlösung als um Macht und Eitelkeit der Herrschenden geht, dass im Namen Gottes Verrat und unvorstellbare Greueltaten begangen werden. Gefährliche Abenteuer warten auf ihn, Kampf, Intrigen – und so manche Versuchung …


    [hr]


    Für die autorenbegleitete Leserunde auf Leserunden.de suchen wir noch ein paar Teilnehmer, denn wir haben noch etliche Freiexemplare übrig. Na? Wie wärs? :zwinker:


    Liebe Grüße
    nimue

    Rechtsextremismus ist wieder salonfähig gemacht worden, durch CDU/CSU und FDP.

  • Schade, im November habe ich zu viel um die Ohren für eine Leserunde. Aber Kreuzzüge interessieren mich, deshalb habe ich das Buch auf jeden Fall notiert. Danke für den Tipp :winken:

    Into the water I go to lose my mind and find my soul.

  • Ich überlege schon länger mal an einer leserunde teilzunehmen und eigentlich habe ich momentan so viel Zeit zum Lesen zur Verfügung wie schon lange nicht mehr. Das Buch steht sowieso auf meiner Wunschliste, die Vorgänger haben mir gut gefallen. Bestellt habe ich es gerade schonmal, wenn ich mich endgültig dazu "durchgerungen" habe melde ich mich auf leserunden.de. :winken:


    Seoman

  • Das ist doch schön!
    Ich hab mich auch animieren lassen, mal wieder einen historischen Roman zu lesen und hab mich angemeldet!

    LG, Dani


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  • Ich werde zum ersten Mal auch bei einer Leserunde mitlesen. Ich habe das Buch auf lovelybooks gewonnen und hoffe, dass es mich rechtzeitig erreicht.

  • 1147, Südfrankreich. Ermengarda, Herrscherin über Narbona führt ihr Reich auf ungestüme und unkonventionelle Weise. Dazu gehört die Kirche und ihre weltlichen Vertreter nicht ganz so ernst zu nehmen und bevorzugt zu behandeln, wie diese es gerne hätten, und genauso lebt sie ihre Liebe zu dem jungen Arnaut aus, obwohl sie anderweitig verheiratet ist - doch der Ehemann ist fern und sie ist ihm eh egal. Ihr Volk liebt sie, doch der Druck seitens der Kirche und herrschsüchtiger Nachbarn wächst. Es kommt eins zum anderen und die Liebe zerbricht und Arnaut schließt sich den Kreuzzügen an.


    Beschwerliche Zeiten voller Entbehrungen erwarten die Ritter, Kämpfer, Geistliche und Frauen. Die Euphorie verfliegt schon bald und die Zeiten der Märsche und Kämpfe hinterlassen ihre Spuren. Die Verluste sind groß, doch zugleich erwachsen auch neue Bündnisse, Freundschaften und auch die Liebe hat ihren Platz in schweren Zeiten. An der Seite des tüchtigen Arnaut erlebt der Leser, wie der Glaube an Gott, an die Kirche und die Richtigkeit der Kreuzzüge auf eine schwere Probe gestellt wird. Was im Namen Gottes begann, erweist sich schon bald als nur allzu weltliche Herrschsucht und Gier. Im Land des Feindes muss auch der letzte Kreuzzügler einsehen, dass hier der Name des Herrn und viele Leben missbraucht wurden.


    Das Buch erzählt eine dunkle Geschichte der Christenheit. Beschönigt wird nichts, das Grauen wird nicht nur beim Namen genannt, sondern in plastischer Sprache vorgeführt, die manchmal fast zu viel ist - was jedoch in diesem Fall kein negatives Urteil ist. Neben des historischen Figuren und Fakten, die die Geschichte Arnauts einrahmen, wird auch eine psychologisch interessante Entwicklung eines jungen Menschen geschildert, der vieles in Frage stellt, an den Herausvorderungen des Kampfes wächst, Verantwortung übernimmt und am Ende eine gewachsene Persönlichkeit darstellt, die nichts im weltlichen Leben mehr erschüttern kann.


    Ein unterhaltsamer historischer Roman, der gut recherchiert ist und viel Wissen und Verständnis des Autors zeigt, die Verbindung von historischen Tatsachen mit einer fiktiven Geschichte ist auf jeden Fall gelungen.

  • Frankreich im 12. Jahrhundert: Die Fürstin Ermengarda und der Edelmann Arnaut lieben sich und sind ein Paar. Doch die Beziehung der beiden ist verboten, denn Ermengarda ist bereits verheiratet. Als sie schwanger ist und das Kind verliert, sieht Arnaut dieses als Aufforderung an, Buße zu tun. Er schließt sich dem Kreuzzug ins Heilige Land an.

    Meine Meinung

    Ich bin immer noch ganz gefangen in dieser Geschichte, die mich sehr bewegt hat!
    Ulf Schiewe schafft es wirklich, die Vergangenheit noch einmal lebendig werden zu lassen. Die Figuren haben so viel Tiefe, dass ich immer mitgefiebert, gebangt und gehofft habe. Auch wirkt die ganze Geschichte so authentisch, was sicherlich auch daran liegt, dass hier sehr gut recherchiert wurde!
    Bei den Beschreibungen der Foltermethoden und der Kampfszenen war ich mittendrin, was mir jedesmal eine Gänsehaut beschert hat.
    Aber auch bei den schönen Szenen, die es natürlich auch gab, konnte ich genau so mitfühlen.
    Somit hat mich der Roman insgesamt sehr bewegt und wird mich sicherlich noch lange beschäftigen!
    Ganz besonders gut hat mir auch am Ende noch der Anhang gefallen! Hier werden die letzten offenen Fragen geklärt und die Personen alle noch einmal aufgeführt und beschrieben.
    Ich muss hier nicht lange überlegen und gebe dem Buch fünf Sterne; es ist ausgezeichnet!


    5ratten

    Lesen aus Leidenschaft

  • Anno Domini 1147, Narbonne in Südfrankreich.
    Die Vizegräfin Ermengarda herrscht über ihr kleines Reich. Sie hat zwar einen Ehemann, aber die Ehe existiert nur auf dem Papier, dafür hat sie eine innige Liebesbeziehung zu Arnaut de Montalban, einem jungen Edelmann, von dem sie nun sogar ein Kind erwartet. Eigentlich geht es ihnen gut, doch Ermengarda macht sich große Sorgen, aufgrund der Aufrufe der Priester zur Teilnahme am Kreuzzug.
    Als sie ihr Kind verliert, sieht Arnaut dies als Strafe für ihr ehebrecherisches Verhalten und will Buße tun, indem er sich dem Heer der beiden Könige Lois VII. und Konrad III. anschließt, die losziehen, um die Stadt Edessa von den Ungläubigen zu befreien.


    Zumindest wird diese Befreiung Edessas als Ziel genannt. Doch nachdem sich der unglaubliche Tross aus zigtausenden Menschen in Richtung Osten in Bewegung gesetzt hat und furchtbare, verlustreiche Schlachten geschlagen werden müssen, beginnt Arnaut nach und nach, die Motive hinter dem ganzen Unternehmen kritisch zu hinterfragen.


    Krieg im Namen der Religion ist ein leider auch heute immer noch aktuelles Thema. Dem Autor gelingt es großartig, den Wahnsinn eines derartigen Unterfangens wie der Kreuzzüge zu schildern. Bei vielen Äußerungen schüttelt man ungläubig den Kopf, nur um nach kurzem Nachdenken festzustellen, dass die Menschheit heute nicht wesentlich schlauer geworden ist.


    Durch eine hervorragende Kombination von historischen Fakten und fiktiven Schicksalen liest sich das Buch sehr spannend. Dies liegt auch an den sehr gut gezeichneten Nebenfiguren, die als Einzelschicksale die schier unfassbare Menge an Teilnehmern des Kreuzzuges spannend repräsentieren. Obwohl der Großteil des Buches Arnaut auf seiner Reise begleitet, kommt zu Beginn jedes Abschnittes auch die daheimgebliebene Ermengarda zu Wort. Eine äußerst interessante Frauengestalt, die die politischen Ereignisse ihrer Zeit mit bemerkenswerter Intelligenz durchschaut hat. Die Verknüpfung mit der fiktiven Handlung um Arnaut ist wunderbar in den historischen Rahmen der Geschichte eingepasst worden. Erst das Namensverzeichnis und die Anmerkungen des Autors am Schluss zeigen auf, welche Teile des Romans fiktiv und welche historisch belegt sind. Sehr gelungen ist meiner Meinung nach auch die Darstellung der historischen Figuren, wie zum Beispiel die von Louis Gemahlin Alienor, der späteren Eleonore von Aquitanien, oder die des Herzogs Raymond von Antiochia.
    Insgesamt eine wortgewaltige und farbenprächtige Darstellung einer äußerst finsteren Episode des Christentums!


    Die Handlung nimmt immer wieder kurz Bezug auf frühere Ereignisse, die in „Der Bastard von Tolosa“ und „Die Comtessa“ beschrieben wurden. Dennoch ist „Die Hure von Babylon“ problemlos ohne Vorkenntnisse zu lesen, die Hinweise machen höchstens neugierig auf die anderen Bücher!


    5ratten

    LG, Dani


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  • Inhalt:
    Erzählt wird die Geschichte von Arnaut de Montalban. Er ist ein junger Edelmann aus Südfrankreich im 12 Jahrhundert. Seine Geliebte ist die Gräfin Ermengarda von Narbonne. Diese Liebe muss ein Geheimnis bleiben da die Gräfin offiziell verheiratet ist. Doch dann erlebt sie eine Fehlgeburt. Für Arnaut ist es das Zeichen sich dem Kreuzzug ins heilige Land anzuschließen. So macht er sich mit dem fränkischen Herr auf den Weg nach Osten.


    Meine Meinung:
    Für mich war „die Hure Babylon“ der erste Roman den ich von Ulf Schiewe gelesen hatte. Ein wenig skeptisch ging ich dann auch an das Buch heran. Der Klappentext klang sehr viel versprechend und so war ich dann auch gespannt. Tatsächlich fiel mir der Einstieg in die Geschichte dann sehr leicht. Der Erzählstil des Autors ist bildhaft und mein Kopfkino wurde schnell in Gang gesetzt. Leider gab es auch Szenen die ich mir lieber nicht vorstellen wollte. Der Autor hat auch die Greueltaten die diese Kreuzzüge begleiteten eindrucksvoll geschildert. So entstand ein lebhaftes Bild des Kreuzzuges vor mir. Die Strapazen die ein solcher Ritt mit sich brachte waren gut und glaubwürdig dargestellt. Einzelne Szenen spannend geschrieben und der Wechsel zu den einzelnen Kapitel sorgte dafür, dass dieser Spannungsbogen auch hoch gehalten wurde.


    Zwischendurch wurde dann aus Sicht von Ermengarda erzählt. So dass ich als Leser auch wusste wie es in Narbonne stand. Welche Gefühle die Gräfin hatte und was sie durchmachen musste. Gerade diese Wechsel zwischen Arnaut im heiligen Land und Ermengarda haben mir gut gefallen.
    Interessant fand ich wie der Autor die Gedanken der Menschen darstellte. Von ihren Gefühlen was die Richtigkeit dieser Kreuzzüge anbelangte und wie sie damit umgegangen sind. Vor allem wie es Herrn Schiewe gelungen ist hier seine fiktiven Protagonisten mit den historischen belegten Personen der Zeit zu vermischen hat mir gefallen. Zwischendurch könnte man glatt vergessen, dass es sich hier um einen fiktiven Roman handelt. Die Geschichte um Arnaut hätte auch durchaus so geschehen sein können.


    Die Protagonisten selbst sind facettenreich gestaltet, sie haben Ecken und Kanten und ihre eigenen Macken, die sie schnell liebenswürdig machen. Nicht nur Arnaut sondern gerade die Menschen in seiner Nähe haben mir gut gefallen. Sie haben dafür gesorgt, dass diese Geschichte authentisch und glaubhaft auf mich wirkte.
    Die Aufmachung dieses Buches hat mir zudem auch noch gut gefallen. Das Cover ist eine bildhafte Darstellung einiger Ritter die in einen Kampf ziehen und passt gut zur Geschichte. Gleich im innern des Covers gibt es eine Karte die den Weg zeigt den Arnaut und seine Gefährten gegangen sind. Am Ende gibt es ein Personenregister, ein Glossar und ein ausführliches Nachwort des Autors. Gut gefallen hat mir auch, dass das Buch in einzelne Bücher unterteilt ist, die einzelnen Kapiteln Überschriften haben, so wusste ich gleich um wen es wo geht. Es gibt sogar ein Inhaltsverzeichnis. Um die gute Aufmachung des Buches noch abzurunden ist auch ein Lesebändchen vorhanden, toll. Ich mag so was immer sehr gern und hat mir auch hier gut gefallen.


    Mein Fazit: „Die Hure Babylon“ ist ein historischer Roman, dem die gute Recherchearbeit im Vorfeld anzumerken ist. Er ist stimmig und glaubwürdig in sich und auch wenn es sich hier eigentlich um den dritten Band einer Trilogie handelt kann man ihn wunderbar für sich allein lesen. Ich kenne die beiden Vorgänger „Der Bastard von Tolosa (2009), Die Comtessa (2011)“ selbst nicht, sie stehen aber fest auf meiner Wunschliste, trotzdem hatte ich nicht das Gefühl etwas Wichtiges verpasst zu haben oder irgendwelche Zusammenhänge nicht zu verstehen. Jeder der gern etwas über die Kreuzzüge lesen möchte kann ich dieses Buch nur wärmstens empfehlen. Mir hat es gut gefallen und ich freue mich darauf mehr von Ulf Schiewe zu lesen.


    5ratten

  • Hallo Ihr Lieben,


    nach der sehr informativen Leserunde mit dem Autor kommt hier meine Meinung:


    Südfrankreich im 12. Jahrhundert: Der junge Edelmann Arnaut und die Fürstin von Narbonne, Ermengarda führen eine heimliche Liebesbeziehung. Als sie erneut ein Kind verliert, ist Arnaut davon überzeugt, dass sie von Gott für ihre Sünde bestraft werden und meldet sich für den heiligen Kreuzzug. Für diesen werden schon seit längerem Freiwillige angeworben und so macht sich Arnaut mit tausenden von anderen Kriegern und Soldaten auf ins geheiligte Land, um dieses von den Ungläubigen zu befreien. Jedoch muss Arnaut bald erkennen, dass es in diesem Kreuzzug weniger um Gott, als um Macht geht und er Dinge mit ansieht, die er sich in seinen schlimmsten Alpträumen nicht erträumt hätte.


    Das Buch ist in fünf Teilbücher aufgeteilt und jeder Teil beginnt mit einem Kapitel aus der Ich-Perspektive von Ermengarda. Erst im Verlauf des Buches wurde mir klar, dass durch diese Ich-Kapitel von Ermengarda auch die Sicht derer, die zurück bleiben und nicht am Kreuzzug teilnehmen, dargestellt wird. Gerade die Frauen, deren Männer für Monate, wenn nicht Jahre gingen, haben so zumindest eine kleine Stimme bekommen.


    Der Hauptteil erzählt dann über die Reise von Arnaut und schildert die Grausamkeiten und Brutalitäten, die alle im Namen von Gott durchgeführt wurden. Schön wird gezeigt, wie es den Adeligen und auch den Kirchenvertretern weniger um Gott, als um Macht und Reichtum ging und wie gnadenlos die Menschen verheizt wurden, nur damit sich jemand mehr Land einverleiben kann oder seinen Reichtum häufen kann.


    Der gesamte Irrsinn, aber auch die unglaubliche Anzahl von Leuten, die sich auf diesen Kreuzzug begeben haben, wird sehr gut dargestellt und schön gezeigt, dass auch während des Kreuzzuges eine klare Zwei-Klassen-Gesellschaft vorgeherrscht hat. Die Adeligen wurden auch als Gefangene ganz anders behandelt, als ein gemeiner Soldat.


    Die einzelnen Figuren sind dabei sehr detailliert ausgearbeitet und ich habe mit allen mitgelitten und mitgefiebert. Sehr gut gefällt mir, dass die Personen sich weiter entwickeln und man als Leser diese Entwicklung richtig gut nachvollziehen kann.


    Die Reiseroute, die Städte und Plätze und auch die Schlachten sind ebenfalls sehr gut und detailliert beschrieben und mein Kopfkino lief auf Hochtouren. Ich konnte jederzeit die Landschaft sehr gut vor mir sehen, hatte aber auch das Gefühl mitten drin im Schlachtgetümmel dabei zu sein.


    Schön ist, dass der Autor sich sehr stark an historischen Begebenheiten orientiert hat und ein ausführliches Nachwort genau erläutert, was Tatsachen entspricht und wobei es sich um Fiktion handelt.


    Insgesamt ein sehr gut recherchierter und spannend erzählter historischer Roman, der mich restlos überzeugt hat, mir aber auch wieder mal die Sinnlosigkeit der Kreuzzüge vor Augen geführt hat. Ein ganz toller Roman, den ich einfach nur weiter empfehlen kann.


    Dafür gibt es volle 5ratten


    Liebe Grüße
    Tammy :winken:

    &WCF_AMPERSAND"Jeder der sich die Fähigkeit erhält, Schönheit zu erkennen, wird nie alt werden.&WCF_AMPERSAND" (Franz Kafka)

  • Kurzbeschreibung:


    Sie sprachen vom himmlischen Frieden – und riefen zum Kreuzzug auf. Sie mahnten zu Mäßigung und Keuschheit – und führten ein Leben in Verworfenheit. Rom war die biblische Hure Babylon … Südfrankreich im 12. Jahrhundert: Der junge Edelmann Arnaut ist verzweifelt, denn wieder hat seine heimliche Geliebte, die Vizegräfin Ermengarda von Narbonne, ihr Kind verloren – ein Fingerzeig des Himmels? Arnaut will Buße tun und sich dem Kreuzzug ins Heilige Land anschließen. Mit dem fränkischen Heer zieht er gen Osten und muss doch bald erkennen, dass es weniger um Erlösung als um Macht und Eitelkeit der Herrschenden geht, dass im Namen Gottes Verrat und unvorstellbare Greueltaten begangen werden. Gefährliche Abenteuer warten auf ihn, Kampf, Intrigen – und so manche Versuchung …


    Zum Autor:


    Ulf Schiewe wurde 1947 geboren. Eigentlich wollte er Kunstmaler werden, doch statt der “brotlosen Kunst” widmete er sich der Technik und wurde Software-Entwickler und später Marketingmanager für Softwareprodukte.
    Seit frühester Jugend war Ulf Schiewe eine Leseratte, den spannende Geschichten in exotischer Umgebung faszinierten. Im Lauf der Jahre erwuchs aus der Lust am Lesen der Wunsch, selbst einen großen historischen Roman zu schreiben, der in den “Bastard von Tolosa” , seinen ersten Roman, mündete.
    Ulf Schiewe ist verheiratet, hat drei erwachsene Kinder und lebt in München.



    Aus der Offenbarung des Johannes, 17,3 und die Hure Babylon:


    "Und er brachte mich im Geist in die Wüste. Und ich sah ein Weib sitzen auf einem scharlachfarbenen Tier, das war voll Namen der Lästerung und hatte sieben Häupter und zehn Hörner.
    ...
    Und das Weib war bekleidet mit Purpur und Scharlach und übergoldet mit Gold und edlen Steinen und Perlen und hatte einen goldenen Becher in der Hand, voll Greuel und Unsauberkeit ihrer Hurerei, und an ihrer Stirn geschrieben einen Namen, ein Geheimnis:
    Die große Babylon, die Mutter der Hurerei und aller Greuel auf Erden.
    ...
    Und er sprach zu mir: Die Wasser, die du gesehen hast, da die Hure sitzt, sind Völker und Scharen und Heiden und Sprachen.
    ...
    Und das Weib, das du gesehen hast, ist die große Stadt, die das Reich hat über die Könige auf Erden."


    Meinung:


    Mitte des 12. Jahrhunderts ruft Papst Eugen III. zum zweiten Kreuzzug auf. Auch der französische König Ludwig VII. mit seiner Frau Eleonore folgen dem Ruf des Papstes.


    Der junge Edelmann Arnaut ist zunächst nicht erbaut von dem Gedanken, dem König auf dem Kreuzzug zu folgen. Weiß er doch von seinem Großvater Jaufré und seinem Freund Hamid um die Schrecken, wenn auch abgeschwächt, die ein Kreuzzug mitbringt.


    Als seine Geliebte Ermengarda von Narbonne dann aber eine Fehlgeburt erleidet, verrennt sich Arnaut in den Gedanken, dass ihre Verbindung eine Sünde sei und Gott sie straft. Um wieder die Gnade Gottes zu erlangen, lässt Arnaut sich, wie viele andere, von Abt Bernhard von Clairvaux anwerben.


    Aber kann er auf dem Kreuzzug wirklich die Gnade Gottes erlangen? Wird er heil zurückkehren? Und welche Schrecken muss er überstehen?


    Mit diesem Buch legt Ulf Schiewe seinen dritten Roman vor. Auch wenn die Bücher aufeinander aufbauen, kann man es doch ohne Kenntnis der beiden vorangegangenen Bände lesen. Alle wichtigen Details werden geschickt in die Handlung integriert und man bekommt als Leser nicht das Gefühl, dass man die ersten beiden Bücher gelesen haben muss, um dieses verstehen zu können.


    Erzählt wird die Geschichte von Ermengarda und Arnaut. Während Ermengarda selbst berichtet, begleitet der Leser Arnaut als stiller Beobachter.


    Die Protagonisten Arnaut und Ermengarda sind auch in diesem Buch wieder sehr farbig. Kennt man sie schon aus dem zweiten Band, so freut an sich, alte Bekannte wieder zu treffen. Aber auch Leser, die die beiden noch nicht kennen, erhalten schnell einen bleiben Eindruck.


    Neben der eigentlichen Geschichte, versucht der Autor den politischen Hintergrund dem Leser nahezubringen und das Verhalten von König Ludwig VII. und seiner Frau Eleonore zu beleuchten. Dabei beschönigt der Autor nichts, sondern geht sogar sehr kritisch mit der Thematik Kreuzzug um. Arnaut geht ihm hierbei zur Hand, immerhin erlebt dieser den Kreuzzeug mit all seinen Facetten am eigen Leib und macht sich dann dementsprechend seine Gedanken dazu.


    Man merkt der Geschichte deutlich an, dass sich der Autor intensiv mit der Thematik beschäftigt hat. Dass es bereits der dritte Band ist, geht ebenfalls nicht spurlos am Autor vorüber. Wie der Leser aller Bücher, hat auch er seine Protagonisten gern gewonnen und man merkt dies nicht zuletzt an der detaillierten Beschreibung der Personen, ihrer Beziehungen zueinander und ihrer Umgebung.


    Wie auch schon bei den beiden ersten Bänden, fiel mir auch hier ein Abschied nehmen sehr schwer. Zwar hat der Autor mit dem offenen Ende Platz gelassen für eine Fortsetzung, doch wird diese auch kommen? Ich hoffe zumindest auf ein Wiedersehen mit Ermengarda und Arnaut.


    Arnauts Reise wird spannend, nachvollziehbar und logisch beschrieben. Für mich war manche Entscheidung Arnauts zwar nachvollziehbar, auch wenn ich anders gehandelt hätte. Anhand einer Karte vorne und hinten im Buch, lässt sich seine Reise an den wichtigsten Punkten nachverfolgen. Auch die einzelnen Schlachten wurden markiert.


    Das Buch teilt sich im fünf Bücher auf. Zu jedem Buch gibt es eine Zeitangabe sowie ein kurzer Vers. Ein Zitat aus der Offenbarung des Johannes läutet das Buch in Summe ein.


    Im umfangreichen Anhang findet man zunächst ein Nachwort des Autors zum geschichtlichen Hintergrund. Es folgt ein Glossar mit den Übersetzungen der fremdsprachlichen Begriffen, sei es lateinisch, französisch oder Okzitan.


    Im Personenverzeichnis findet man die wichtigsten historischen Personen. Dabei wird nicht nur der Name angeben, sondern auch ihre Stellung, Lebensdaten sowie eine kleine Erläuterung zur Person.
    Weitere historische Nebenfiguren werden nur benannt und mit Lebensdaten aufgeführt.
    Auch die fiktiven Personen dürfen in dieser Auflistung nicht fehlen und bilden den Abschluss des Verzeichnisses.


    Mit einer Danksagung des Autors endet dann schließlich auch der Anhang.


    Das Cover reiht sich in die der beiden anderen Hardcover-Ausgaben ein und macht optisch einen schönen Eindruck. Pergamentfarben mit einer mittelalterlichen Malerei verrät es nicht zuviel über die Geschichte selbst, sondern nur über den Zeitraum.


    Ein integriertes Lesebändchen rundet den positiven Eindruck der Ausgestaltung des Buches noch zusätzlich ab.


    Fazit:


    Eine spannende, farbenprächtige und emotionaler Einblick in die Facetten des zweiten Kreuzzuges. Hervorragend recherchiert und dem Leser problemlos nahegebracht. Meine Empfehlung für alle, die sich für die Thematik oder historische Romane allgemein interessieren.



    Informationen zum Buch:


    Gebundene Ausgabe: 576 Seiten
    Verlag: Droemer (2. November 2012)
    Sprache: Deutsch
    ISBN-10: 3426199300
    ISBN-13: 978-3426199305
    Preis: 19,99 EUR


    Weitere Bücher der Reihe:


    1. Der Bastard von Tolosa
    2. Die Comtessa
    3. Die Hure Babylon


    Bewertung:


    5ratten

    LG, Ariadne

  • Die Verleger und Buchhändler kennen sog. "Genres", nach denen sie ihr aktuelles Angebot sortieren. Das erleichtert ihnen, und dem potenziellen Käufer wohl auch, sich in der Fülle des Angebots zurecht zu finden. Auch wir hier können uns dieser Buchhändlereinteilung nicht ganz entziehen, so ist z.B. "Science Fiction", eines unserer häufig verwendeten Schlagwörter, im Grunde genommen so eine Genre-Bezeichnung. Jedes Genre hat im Übrigen seine Liebhaber, die denn auch gewisse Ansprüche an dieses ihr Genre stellen.


    Schiewes 2012 erschienenes <em>Die Hure Babylon</em> gehört demnach ins Genre des "Historischen Romans". Dieses Genre definiert sich so, dass ein Autor des 21. Jahrhunderts eine Geschichte schreibt, deren Handlung um Jahrhunderte in der Zeit zurückgesetzt ist. (Vermutlich - ich habe das allerdings nirgends so festgesetzt gefunden - vermutlich ist es auch so, dass von jener Zeit keine oder zumindest nur noch wenige Augenzeugen mehr existieren dürfen. Wenn ich also heute einen Roman über die 50er Jahre des letzten Jahrhunderts verfasse, wäre der vermutlich nicht "historisch", einer über die 20er vermutlich schon.) Auch andere Ansprüche werden vom Publikum an dieses Genre gestellt: Vor allem müssen die historischen Verhältnisse korrekt wiedergegeben werden (es darf also kein römischer Soldat mit einer Armbanduhr am Handgelenk herumstehen wie in <em>Ben Hur</em>). Optional sind ein Personenverzeichnis und/oder eine Karte mit den wichtigsten Handlungsorten bzw. der jeweiligen Reiseroute. (Beides wird aber auch in andern Genres gern gesehen.) Speziell beim historischen Roman ist es dann wieder fast unumgänglich, dass der Autor erklärt, welche Figuren bzw. Ereignisse des Romans nun historisch, welche fiktiv sind.


    All dies weist <em>Die Hure Babylon</em> auf. Das Buch weist noch mehr auf: die offenbar als kundenbindend empfundene Tatsache, Folgeband eines Mehrteilers zu sein. Das Buch bildet aktuell den dritten Teil einer Trilogie, von der ich aber vermute, dass sie noch auf weitere Bände ausgeweitet werden wird. Das Potential dazu hat die Story. Erzählt wird nämlich die Geschichte einer Kastellanen-Familie in Südfrankreich, und Familiengeschichten haben den Vorteil, im Grunde genommen nie fertig zu sein, oder erst dann, wenn der letzte Vertreter der Familie gestorben ist. Und das ist bei <em>Der Hure Babylon</em> nicht der Fall. Andeutungen zu den Katharern lassen mich vermuten, dass, nach den Kreuzzügen in den Nahen Osten in diesem Band, die innereuropäischen Kreuzzüge gegen die Ketzer folgen könnten.


    Die Story selber ist rasch zusammengefasst. Arnaut, dessen Geliebte eine Fehlgeburt erleidet, sieht das als Fingerzeig Gottes, dass er für ihr ehebrecherisches Verhältnis büssen muss, und er nimmt deshalb das Kreuz. Er erlebt, was wohl damals so viele erleben mussten, dass die Kreuzzüge nur vordergründig und eher bei Bernhard von Clairvaux (der in Europa blieb) als bei den Führern der tatsächlich Ausziehenden religiös motiviert waren, in Tat und Wahrheit aber machtpolitischen und/oder merkantilen Zwecken dienten. So wird der Leser auf eine Reise mitgenommen, in deren Verlauf der Held vom Knaben zum Mann mutiert.


    Soweit, so gut. Grobe historische Schnitzer konnte ich keine feststellen. Ausser dem einen, der mir dieses Genre prinzipiell vergällt: Ich sehe spätmittelalterlichen Recken zu. Ich höre und spüre Männer und Frauen des 21. Jahrhunderts. Wohl mischt der Autor okzitanische und andere Sprachbrocken in die direkte Rede seiner Protagonisten und lässt sie mittelalterlich vom "Wanst" sprechen statt vom "Bauch", um Authentizität zu erreichen. Schon Karl May kannte und verwendete ja diese Technik. Aber wenn z.B. der Held bei seiner Geliebten liegt, ihren durch die Schwangerschaft leicht gewölbten Bauch betrachtet und ihre durch die einschiessende Milch anschwellenden Brüste - dann ist das definitiv ein Mann des 21. Jahrhunderts. Selbst wenn das Kind als Knabe und gesund zur Welt gekommen wäre - was hätte ein Mann des Mittelalters damit anfangen sollen? Es hätte - falls es der Ehemann anerkannt hätte - ja nur die Linie einer andern Familie fortgesetzt. Falls es der Ehemann nicht anerkannt hätte (und die Chance hierfür war gross, war er doch gar nicht bei seiner Gattin zu jenem Zeitpunkt, hatte sie in Tat und Wahrheit ja noch nie gesehen, da die Ehe nur aus politischen Gründen geschlossen worden war), wäre wohl für beide Teile - Schwängerer wie Geschwängerte - nur das übrig geblieben, was auch Abaelard und Heloisa übrig blieb: der Gang ins Kloster. (Und dass sich Abaelard und Heloisa als Muster unbedingter Liebe bis heute gehalten haben, weist auch darauf hin, dass sie schon zu ihrer Zeit die Ausnahme und nicht die Regel darstellten.) Nun, die Dame erleidet eine Fehlgeburt - was nur schon deshalb unumgänglich war, weil ihr historisches Vorbild kinderlos blieb. Ihr Liebhaber übrigens ist - zumindest in der vorliegenden Form - reine Fiktion.


    Ich habe also prinzipielle Mühe mit dem Genre des sog. historischen Romans. Es ist auch einem einigermassen wortgewandten Autor (und das ist Schiewe ohne Zweifel) kaum möglich, den 'Look' und das 'Feeling' einer längst vergangenen Zeit zu erwecken. Insofern wundere ich mich auch jedesmal über mich selber, dass ich ausgerechnet bei diesem Genre regelmässig Ausflüge in die aktuelle literarische Tagesproduktion unternehme...

    Wo nehme ich nur all die Zeit her, so viel nicht zu lesen. (Karl Kraus)

  • Meine Meinung

    Ich kann mir gut vorstellen, dass die Leserunde zum Buch sehr interessant gewesen ist. Leider bin ich dafür ein paar Jahre zu spät dran ;)


    Mir hat an Die Hure Babylon vieles gut gefallen. Die Geschichte war gut aufgebaut, die Charaktere schön beschrieben und die Ereignisse während des Kreuzzugs waren detailliert, aber im Gegensatz zu anderen Büchern, die ich zu dem Thema gelesen habe, nicht verklärt. Es floss Blut, es stank und igitt- es gab sogar Läuse und das nicht zu knapp.


    Weniger gut gefallen haben mir die von sandhofer erwähnten "okzitanische und andere Sprachbrocken", die der Autor immer wieder eingeworfen hat. Im Vergleich zur übrigen Sprache haben sie herausgestochen und kamen mir sehr platziert vor. Sie sind mir jedes Mal ins Auge gefallen, das hat mich gestört. Ich hätte mir auch die Zeit nach dem Kreuzzug ausführlicher beschrieben gewünscht (oder den Kreuzzug ein bisschen knapper beschrieben wenn das Buch nicht viel dicker hätte werden sollen). Ich fand beide Geschichten gleich interessant, aber der zweite Teil wurde nur kurz abgehandelt. Was aus den einzelnen Personen wurde, wurde zwar beschrieben. Das aber im Gegensatz zu den Ereignissen davor zu hastig für meinen Geschmack.


    Trotzdem hat mir Die Hure Babylon gut gefallen, auch wenn ich nicht mehr so oft in diesem Genre unterwegs bin. Vielleicht sollte ich den Ausflug wieder öfter machen.

    4ratten

    Into the water I go to lose my mind and find my soul.