Leonard F. Guttridge - Die Geister von Kap Sabine. Die Greely-Expedition

  • Leonard F. Guttridge – Die Geister von Kap Sabine. Die schreckliche Wahrheit über die Greely-Expedition.


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    Im Jahr 1881 bricht die erste nordamerikanische Expedition unter dem Kommando von Adolphus Greely zu Forschungs- und Vermessungszwecken in die Arktis auf. Die Dauer der Expedition ist auf zwei Jahre angesetzt. Das erste Versorgungsschiff mit lebenswichtigen Vorräten erreicht die Expedition im Sommer 1882 nicht und auch das zweite Versorgungsschiff ein Jahr später scheitert. Unter widrigsten Umständen und mit den letzten Lebensmittelvorräten macht sich Greely daher im Herbst 1883 zu Fuß auf den Weg nach Süden, um das Überleben seiner 24-köpfigen Mannschaft zu sichern.


    Durch Versäumnisse und Missverständnisse seitens der Versorgungsmannschaft wurden keine Lebensmitteldepots auf der Strecke angelegt, so dass die Vorräte trotz strenger Rationierung immer weniger werden. Die Expeditionsmitglieder richten sich schließlich halb verhungert und erschöpft am Kap Sabine ein Lager ein, um dort zu überwintern. Als im Juni 1884 endlich eine erneute Rettungsmannschaft zu ihnen vorstößt, finden sie nur noch sieben Überlebende, die dabei sind, ihre Lederschlafsäcke und Schuhe zu verzehren. Noch dort im Lager stellt sich heraus, dass bei der verzweifelten Suche nach Nahrung auch vor den Körpern der verstorbenen Kameraden nicht Halt gemacht wurde.



    Die ohnehin schon gefährliche Fahrt ins Eis und die Forschungsarbeiten verlaufen verhältnismäßig unproblematisch. Kompliziert wird es, weil eine relativ unerfahrene Mannschaft entsandt wird, allen voran der Kommandeur Greely, der keinerlei Erfahrungen in Bezug auf die Arktis hat. Zum anderen wird die Rettung erschwert, weil widersprüchliche Befehle ausgegeben werden, die Rettungsschiffe unzureichend ausgerüstet sind und durch die Einmischung und Profilierungssucht zu vieler Menschen viel zu spät aufbrechen, um noch einen schiffbaren Weg durchs Eis zu finden. Wegen eines Memos, dessen Gültigkeit nicht feststeht, fährt eines der Rettungsschiffe sogar mit dem größten Teil des Proviants wieder zurück, anstatt die Vorräte auf dem mutmaßlichen Rückweg der Expeditionsmannschaft zu lagern.


    Guttridge hat sorgfältig recherchiert und stützt sich dabei auf viele Tagebuchauszüge, die die Männer im Lager anfertigten sowie die Dokumente, die während des politischen Hickhacks entstanden. Leider widmet er dabei den Ereignissen abseits der Expedition zu viel Zeit. Interessanter wäre gewesen, intensiver auf die Empfindungen der einzelnen Männer einzugehen. Besonders die niedrigen Mannschaftsgrade sind, abgesehen von einigen gravierenden Vorfällen, erzählerisch betrachtet nicht mehr als Statisten. Die detaillierten Planungsabläufe der Rettungsaktionen sind auf die Dauer ermüdend und nicht das, was man in einem solchen Bericht lesen möchte. Unpassend waren auch die ständigen Wechsel zwischen den Geschehnissen in der Arktis und den unterschiedlichen Schauplätzen in den Staaten, manchmal innerhalb eines Absatzes. Sie rissen die Handlung immer wieder aus dem Zusammenhang. Immerhin gibt es am Ende des Buches eine Bibliografie, anhand der man sich im Bedarfsfall selbst weiter informieren kann.


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