T. Coraghessan Boyle - Wenn das Schlachten vorbei ist

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    Zwei Fraktionen von Umweltschützern liefern sich einen erbitterten Kampf. Schauplatz sind die Channel Islands vor der Südküste von Kalifornien, wo die Umwelt vom Menschen empfindlich gestört wurde. Soll man das Gleichgewicht des Ökosystems mit viel Steuergeldern wiederherstellen - was zwangsläufig die Ausrottung mancher Tierarten bedeutet -, oder soll man um jeden Preis das Töten verhindern? T. C. Boyles furioser, apokalyptischer Roman handelt von der Ausbeutung der Natur durch den Menschen und den katastrophalen Folgen. Boyle hat eines seiner ältesten Themen weiterentwickelt, nie war er so bitter und böse, nie war es ihm so ernst.



    "Apokalpytisch" finde ich ein bisschen übertrieben, aber wenn man den Gedanken weiterspinnt, könnte es irgendwann schon zur Apokalypse kommen. Boyle schildert, wie eine Gruppe von Menschen unter der Leitung von Alma Boyd Takesue eine Ratten- und später eine Schweineplage auf Inseln eindämmen möchte, was neben der Ausrottung der Ratten auch den Tod anderer Tiere bedeutet, die die Insel bevölkern. Als Gegner tritt eine Gruppe von Tierschützern auf, deren fast schon militanter Anführer Dave LaJoy alle Möglichkeiten ausschöpft, um das Ausbringen von Gift zu verhindern. Beide handeln mit den besten Absichten, was die jeweils andere Seite aber ganz anders sieht. Beide haben letztlich nur das Wohl der Tiere im Sinn, wobei es aber immer Opfer geben wird. T. C. Boyle beschreibt die Projekte der beiden Gruppen so objektiv, dass man als Leser kaum entscheiden kann, auf welche Seite man sich schlagen soll.


    Sprachlich überzeugt das Buch ebenfalls. Boyle schreibt eloquent und ausführlich, aber ohne Längen aufkommen zu lassen, und findet ein ausgewogenes Maß an Aktionen und ruhigen Phasen. Insgesamt eine eindrucksvolle Vision darüber, wie ein von Menschen verursachtes Ungleichgewicht nicht nur ein natürliches Ökosystem zugrunde richtet sondern gleichzeitig die beteiligten Verantwortlichen beeinträchtigt.


    5ratten


    Mein erster Boyle und gleich ein Volltreffer :smile:! Ich freue mich schon darauf, seine anderen Bücher zu lesen.

  • Guten Morgen Doris,


    mein Thema :breitgrins: Ich lese das Buch auch gerade



    Übrigens geschieht das gerade auch in der wirklichen Welt. Nämlich in Neuseeland. Dort sind es nicht Ratten, sondern von Menschen zur Pelztierzucht eingeschleppte Opossums. Sie führen Neuseelands einzigartige Vögel dem Artensterben entgegen :winken:


    Liebe Grüße
    nimue

    Rechtsextremismus ist wieder salonfähig gemacht worden, durch CDU/CSU und FDP.


  • Übrigens geschieht das gerade auch in der wirklichen Welt. Nämlich in Neuseeland.


    Da braucht man gar nicht bis nach Neuseeland zu gehen, das gibt es auch bei uns. Zum Beispiel die amerikanische Rippenqualle, die in die Ostsee eingeschleppt wurde und dort die einheimische Tierwelt auf den Kopf stellt. Oder bei uns im Ort eine bestimmte Pflanze, die zwar sehr schön blüht, aber nach und nach entlang eines Bachlaufes oder der Straße die einheimischen Pflanzen verdrängt. Das sind Beispiele, die nicht so sehr ins Auge fallen wie das Aussterben von Singvögeln wegen einer Rattenplage, aber trotzdem akut sind. Aber das sind Vorgänge, die es seit dem Bestehen von Flora und Fauna immer wieder gegeben hat und geben wird. Wir sind nur jetzt viel sensibler gegenüber dieser Problematik.


    Bezogen auf das Buch finde ich übrigens spannend, dass Dave LaJoy ganz bewusst in Kauf nimmt, dass er


    Liebe Grüße
    Doris

  • Oder bei uns im Ort eine bestimmte Pflanze, die zwar sehr schön blüht, aber nach und nach entlang eines Bachlaufes oder der Straße die einheimischen Pflanzen verdrängt.


    Du meinst sicher das Drüsige Springkraut, oder? Weiteres Beispiel: Die spanischen Wegschnecken, die unsere heimischen Schnecken verdrängen (die weitaus weniger Schaden in den Gärten anrichten). Es gibt noch sehr viele dieser invasiven Arten. Das Beispiel mit Neuseeland habe ich gebracht, weil die Opossums von der Regierung bejagt werden sollten. Dafür wurden eigens Jäger angeheuert, aber als die Bilder der niedlichen - und getöteten - Opossums um die Welt gingen, gab es einen Aufschrei. Nun ist es wohl so, dass heimlich still und leise Gift verteilt wird (aus Flugzeugen) und dass daran nicht nur die Opussums sterben :rollen:


    Das sind Beispiele, die nicht so sehr ins Auge fallen wie das Aussterben von Singvögeln wegen einer Rattenplage, aber trotzdem akut sind. Aber das sind Vorgänge, die es seit dem Bestehen von Flora und Fauna immer wieder gegeben hat und geben wird. Wir sind nur jetzt viel sensibler gegenüber dieser Problematik.


    Und genau das ist der Grund, weshalb auch ich mich nicht für eine Seite entscheiden kann. Ich finde das Artensterben schrecklich, aber es sterben seit Millionen von Jahren die Arten aus. Der Mensch wird das nicht verhindern können und ich glaube auch, dass der Mensch irgendwann selbst ausgestorben sein wird. Die Dinos sind ja auch schon weitgehend von der Erde verschwunden und darüber beschweren sich nur wenige :breitgrins: Ich bin ja grundsätzlich der Meinung, dass der Mensch eher für ein ökologisches Gleichgewicht sorgen sollte, dann kommt die Natur selbst klar (das würde aber bedeuten, dass die intensive Landwirtschaft, die Pestizide und Lebensraumvernichtung maßgeblich eingeschränkt werden müsste). Tja.. sehr komplexes Thema. Ich freue mich, dass ich bald weiterlesen kann.

    Rechtsextremismus ist wieder salonfähig gemacht worden, durch CDU/CSU und FDP.

    Einmal editiert, zuletzt von nimue ()

  • Ich bin ja grundsätzlich der Meinung, dass der Mensch eher für ein ökologisches Gleichgewicht sorgen sollte, dann kommt die Natur selbst klar (das würde aber bedeuten, dass die intensive Landwirtschaft, die Pestizide und Lebensraumvernichtung maßgeblich eingeschränkt werden müsste).


    Wenn der Mensch gar nicht erst eingreifen würde, wäre es natürlich am besten. Dann wäre aber unser Leben auf dem heutigen Niveau in vielen Bereichen gar nicht möglich. Viele Eingriffe entstehen unbewusst oder mit den besten Absichten, aber manchmal entwickelt sich eine Sache eben in eine ungeplante oder ungeahnte Richtung. Und dann ist es manchmal zu spät, ohne Folgen alles rückgängig zu machen.


    Übrigens ist es tatsächlich das Drüsige Springkraut. Ich wusste nur, dass es irgendetwas mit Indien zu tun hat.


    Viel Spaß noch beim Weiterlesen!

  • Meine Meinung
    Ich bin ein bekennender Boyle-Fan und auch dieses Buch hat mich wieder überzeugt. Am meisten schätze ich seine differenzierten Charaktergestaltungen, auf die er sein Augenmerk legt. In "Wenn das Schlachten vorbei ist" trifft man wieder auf jede Menge interessanter Personen, allen vorweg die zwei Hauptcharaktere Alma und Dave, die sich bis aufs Blut bekämpfen. Boyle schafft es mal wieder, zwei Personen in den Mittelpunkt zu stellen, die ich persönlich nicht besonders sympathisch fand. Aber gerade das macht für mich seine Bücher so spannend, denn nicht umsonst gestaltet Boyle seine Charaktere so kontrovers. Im Gegenteil, da beim Leser keine Sympathien für die eine oder andere Seite geweckt werden, nur weil die eine Person vielleicht netter ist als die andere, macht man sich mehr Gedanken um die Handlung bzw. um die Hintergründe. Außerdem liebe ich die Menschlichkeit seiner Charaktere ... mit ihren positiven und negativen Seiten, wie im wahren Leben eben auch.


    Was die Handlung betrifft: Schon von der ersten Seite an empfand ich ein unterschwelliges, bedrohliches Gefühl. Zwei Parteien, die sich unerbittlich gegenüber stehen ... das kann nicht gutgehen. Überraschenderweise legte sich das Gefühl bis zur letzten Seite nicht, das unbehagliche Gefühl begleitete mich noch über das Buch hinaus. Boyle schafft es nämlich, dem Leser ein schwieriges Thema nahezubringen, ohne mit dem erhobenen Zeigefinger dazustehen ... und das zeigt Wirkung (zumindest bei mir, mit erhobenen Zeigefinger kommt man bei mir nicht weit). Man muss sich seine eigenen Gedanken machen und sich selbst überlegen, auf wessen Seite man steht, eine Löung bietet Boyle nämlich nicht.


    So nebenbei erzählt Boyle auch noch eine interessante Geschichte. Jede Person hat seine Hintergrundgeschichte und jeder hat seine ganz individuellen Gründe für sein Handeln. Die detaillierten Rückblicke in das Leben der Protagonisten fand ich klasse. Dennoch gab es vereinzelte Passagen, die ich eher uninteressant fand, aber das sei verziehen.


    Insgesamt halte ich Boyle für einen genialen Geschichtenerzähler, der auch in diesem Buch mal wieder sein Können gezeigt hat. Fast hätte es fünf Ratten gegeben, da ich aber ein paar seiner früheren Werke noch besser fand, gibt es
    4ratten + :marypipeshalbeprivatmaus:


    Nichtsdestotrotz: Ein sehr empfehlenswertes Buch!

    "Bücher lesen heißt wandern gehen in ferne Welten, aus den Stuben über die Sterne." (Jean Paul)

  • Meine Meinung


    Ich muss vorweg schicken, dass ich mit völlig anderen Erwartungen an das Buch herangegangen bin.
    Habe es hier im Rahmen einer Leserunde gelesen und bei der Planung haben wir uns schon gefragt, wie das wohl sein wird mit diesen zwei Lagern, ob es zu heftigen Auseinandersetzungen kommt, wer die besten Argumente hat etc..
    Ich als Veganer war besonders begierig auf diese Auseinandersetzungen, da ich meinte, mich im Voraus schon positionieren zu können.


    Letzten Endes ist der Klappentext irreführend, weil man eben eine Art Umweltkrimi erwartet und es sich dann um eine Charakterstudie handelt. Dabei sind die Charaktere teilweise derart absurd und irreal, dass es schwer fällt das Buch als solches zu geniessen.
    Die Wiederholungen der Schicksale im Buch haben mich mehr genervt, als dass ich sie als Stilmittel betrachten konnte.


    Der Schreibstil war OK, mehr aber auch nicht.


    Ist immer sehr schade, wenn die Erwartungen so enttäuscht werden.


    Ich komme so leider nur auf


    2ratten:marypipeshalbeprivatmaus:

    Viele Grüsse,

    Weratundrina :verlegen:


    Help me, help me ~ Won't someone set me free? ~ There's no right side of the bed ~ With a body like mine and a mind like mine

    ~ IDLES ~


  • Meine Meinung

    Ich stimme mondy zu wenn sie sagt, dass ihr die Protagonisten nicht sympathisch waren. Das passiert mir oft bei den Romanen von T.C. Boyle und im Gegensatz zu anderen Romanen stört es mich nicht. Er beschreibt seine Personen so genau, dass ich ihre Handlungen verstehen kann, auch wenn ich sie nicht akzeptiere.


    So, wie in diesem Buch. Weder Alma noch Dave waren mir sympathisch (wie eigentlich niemand, dem ich in Wenn das Schlachten vorbei ist begegnet bin) , aber ich konnte sie verstehen. Was ich nicht verstanden habe, war dass sie sich nicht einigen konnten. Wenn die beiden ihre persönlichen Gründe beiseite geschoben hätten, hätten sie vielleicht einen Kompromiss finden können.


    Die Geschichte ist bedrückend aktuell, aber sie hat mich nicht so berührt, wie ich es bei dem Thema erwartet hätte. Vielleicht wäre ein bisschen Sympathie für die Hauptpersonen doch nicht schlecht gewesen.

    3ratten :marypipeshalbeprivatmaus:

    Into the water I go to lose my mind and find my soul.