Joe R. Lansdale - Edge of dark water/Dunkle Gewässer

Es gibt 11 Antworten in diesem Thema, welches 2.474 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag () ist von Kiba.

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    Inhalt
    Texas in den 30er Jahren: Als Sue Ellen und Terry ihre Freundin May Lynn tot aus dem Fluss ziehen, sind sie entsetzt: May Lynn war das schönste Mädchen weit und breit und hätte in Hollywood Karriere gemacht, wenn sie nicht mit einer Nähmaschine an den Füßen im Fluss versenkt worden wäre. Zusammen mit ihrer Freundin Jinx schmieden sie einen Plan. Sie wollen May Lynns Asche nach Hollywood bringen. Doch als sie durch Zufall eine Kiste mit gestohlenem Geld finden, geht das Abenteuer erst richtig los. Denn jetzt sind nicht nur der Sheriff und einige skrupellose Verwandte hinter ihnen her, sondern auch Skunk, ein Killer ohne Gewissen und Moral.


    Meine Meinung
    Hm, ich bin mir nicht so ganz sicher, was ich von diesem Buch halten soll. Einerseits trifft man auf jede Menge skurrile Gestalten und die Reise der Freunde ist wirklich spannend. Andererseits muss man sich mit einer wirklich deprimierend schlechten Welt abfinden und bekommt an der ein oder anderen Stelle etwas zu einfach gestrickte Lösungen serviert.


    Es gibt keinen erwachsenen Menschen in diesem Buch, der auch nur halbwegs liebenswert wäre. Die meisten sind alkohol- oder drogenabhängig, gewalttätig und habgierig. Sue Ellen muss mit einem Holzscheit unter dem Kissen schlafen, um notfalls ihren aufdringlichen Vater abwehren zu können. Terry wird von seinem Stiefvater nicht geduldet und über Jinx' Diskriminierung (sie ist dunkelhäutig) wollen wir gar nicht erst reden. Alle sind korrupt, egoistisch und geldgeil. Mir war diese krasse Schwarzzeichnerei manchmal zu viel, ein kleiner Lichtblick wäre schön gewesen. Denn auch die Kinder, die in dieser Umgebung aufwachsen, sind keine Lämmchen. Sie sind nicht wirklich unsympathisch, aber richtig ins Herz schließen konnte ich sie auch nicht.


    Insgesamt hat mir die Stimmung und die Handlung aber ganz gut gefallen. Irgendwann habe ich mich damit abgefunden, dass niemand nett ist und dass alles schrecklich ist. Und die Flucht vor Skunk war spannend zu lesen, da gibt’s nichts. Dass es dabei ziemlich brutal zugeht, brauche ich wahrscheinlich nicht zu erwähnen, soviel sei verraten: am Ende ist nicht mehr jeder im vollständigen Besitz seiner Extremitäten.


    Etwas einfach hat es sich der Autor meiner Meinung nach mit der Endlösung gemacht. Sowohl was May Lynns Tod anbelangt als auch Skunks Verfolgungsjagd … da hätte man mehr daraus machen können.


    Fazit: Eine durchaus spannende Lektüre, die mich aber nicht vollkommen überzeugen konnte.


    3ratten + :marypipeshalbeprivatmaus:


    Autorennamen im Titel korrigiert. LG, Valentine

    "Bücher lesen heißt wandern gehen in ferne Welten, aus den Stuben über die Sterne." (Jean Paul)

    Einmal editiert, zuletzt von Valentine ()

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    Inhalt
    Als Sue Ellen nachts gemeinsam mit einem Freund Terry und ihrem Vater zum Fischen geht, findet sie ihre tote Freundin May Lynn. Der Vater würde sie am liebsten wieder ins Wasser zurück werfen und auch der Sheriff hat kein echtes Interesse, den Fall aufzuklären.


    Sue Ellen und Terry finden, dass May Lynn etwas Besseres verdient hat. Sie wollte immer ein Filmstar werden und so beschließen die beiden und ihre Freundin Jinx, die Tote auszugraben und nach Hollywood zu bringen. Als sie ihre Habseligkeiten durchsuchen finden sie ihr Tagebuch und stellen fest, dass May Lynn die Beute eines Banküberfalls versteckt hat. Die Freunde nehmen das Geld und machen sich auf den Weg und ahnen dabei nicht, dass sie sich damit in tödliche Gefahr bringen.


    Meine Meinung
    Es ist mir schwer gefallen, Edge of dark water in eine Kategorie einzuordnen. Es ist ein Krimi, aber auch die Geschichte einer Freundschaft und vom Erwachsenwerden. Aber der rote Faden, der sich durch die Geschichte zieht, ist der Tod von May Lynn und seine Folgen. Deshalb denke ich, dass die Geschichte bei den Krimis gut aufgehoben ist.


    Sue Ellen hat kein schönes Leben. Das Geld ist immer knapp. Ihr Vater schlägt sie und ihre Mutter verbringt die meiste Zeit von Drogen benebelt in ihrem Zimmer. Wie viel besser geht es da ihren Freunden Terry und May Lynn! Terry kommt aus einer relativ wohlhabenden Familie und will nach der Schule studieren. May Lynn mag Pläne haben, die ein bisschen zu groß für sie sind, aber zumindest will sie etwas aus ihrem Leben machen, während Sue Ellen nur daheim herumsitzt. Nur ihre Freundin Jinx scheint auch nicht recht zu wissen, was sie mit ihrem Leben anfangen soll.


    Der Tod von May Lynn verändert alles. Als die drei Freunde sich in ihrem kleinen Haus umsehen und das Geld finden, werden sie von ihrem Vater gestört und Jinx wird fast getötet. Erst da habe ich richtig begriffen, in welcher Zeit die Geschichte spielt. Dass sie im Süden der USA spielt war mir klar, als Sue Ellen das erste Wort gesprochen hatte. Ansonsten war alles so zeitlos erzählt, dass ich erst an einer Bemerkung von May Lynns Vater merkte, dass die Geschichte in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts spielt. Sue Ellen erzählt ihre Geschichte. Sie interessiert sich nicht für die Zeit oder die Hautfarbe ihrer Freunde und erwähnt nur nebenbei, dass Jinx farbig ist.


    Die Freunde fliehen auf dem Fluß. Aber egal wie weit sie kommen, sie können ihren Verfolgern nicht entkommen. Dafür entkommen sie aber ihrem alten Leben. Sie werden erwachsen. Sue Ellen übernimmt die Verantwortung für ihre Freunde und auch ihre Mutter, die gemeinsam mit ihnen geflohen ist. Schließlich können sie sich auch ihren Verfolgern stellen.


    Edge of dark water ist so erzählt, dass ich die Handlung in meinem Kopf wie einen Film gesehen habe. Der Autor hat es geschafft, mich zu fesseln. Ich bin froh, dass ich die englischsprachige Ausgabe gelesen habe denn ich denke, dass beim Übersetzen vieles von Sue Ellens Sprache verloren geht und die Geschichte so vielleicht ein bisschen flacher wirkt.
    5ratten


    Liebe Grüße
    Kirsten

    Into the water I go to lose my mind and find my soul.


  • Ich bin froh, dass ich die englischsprachige Ausgabe gelesen habe denn ich denke, dass beim Übersetzen vieles von Sue Ellens Sprache verloren geht und die Geschichte so vielleicht ein bisschen flacher wirkt.


    Interessant, ich habe es auf Deutsch gelesen (Rezi hier) und vielleicht hätte es mir auf Englisch besser gefallen, denn die typischen Südstaatler-Eigenheiten gehen bei der Übersetzung tatsächlich etwas verloren. :heul:

    "Bücher lesen heißt wandern gehen in ferne Welten, aus den Stuben über die Sterne." (Jean Paul)

  • mondy: manches kann man einfach nicht übersetzen.


    Ich habe auch nach Landsdale gesucht und nichts gefunden.... komisch :gruebel:

    Into the water I go to lose my mind and find my soul.

  • Hmm... ich habe nach dem Titel gesucht... aber egal. Schön, dass noch jemand das Buch gelesen hat. Ich finde, es verdient noch ein paar Leser mehr :zwinker:


    Edit:... aber ich habe nur nach dem englischen Titel gesucht. Kein Wunder, dass ich da den deutschen nicht gefunden habe :redface:

    Into the water I go to lose my mind and find my soul.

    Einmal editiert, zuletzt von Kirsten ()

  • Nach den Männern und Jungs der letzten Romane schickt Lansdale nun eine Heldin ins texanische Hinterland. Besonders weiblich ist die sechzehnjährige Sue Ellen allerdings auch nicht, angeln gefällt ihr besser als Hausarbeit.... Im Gegensatz zu ihrer Freundin May Lynn, die alle schon auf halbem Weg nach Hollywood gesehen haben. Doch die ist nun tot und Sue Ellen ist auch noch dabei, als ihr Vater sie beim Angeln aus dem Wasser zieht. Gemeinsam mit ihren beiden Freunden, der schwarzen Jinx und dem schwulen Terry wollen sie May Lynns Traum erfüllen und wenigstens ihrer Asche in Hollywood verstreuen. Doch dabei finden sie auch noch eine Menge Geld aus einem Überfall und plötzlich sind sie auf der Flucht, gemeinsam mit Sue Ellens Mutter Helen, die lange genug aus ihrem Drogenrausch aufgetaucht ist, um endlich ihren Mann zu verlassen und sich der Truppe anzuschließen, fahren sie den Fluss hinab.


    Dieses „Außenseiter fahren den Fluss hinunter“ hat natürlich etwas von Mark Twain. Lansdale löst sich aber von der Grundgeschichte und erzählt stattdessen seine eigene Roadtrip-Geschichte. Es geht ums Erwachsenwerden, seine Zukunft erkennen und sich selbst und seinen Freunden treu bleiben unter schwierigen Umständen. Drogen, Brutalität, Gier, Rassismus oder auch einfach nur Engstirnigkeit sind die Probleme denen sie auf ihrer Reise begegnen und die sie überwinden müssen, um ihr Ziel zu erreichen.


    „Dunkle Gewässer“ ist ein extrem stimmungsvolles Buch, welches auf sehr gelungene Weise die romantischen Südstaaten entzaubert, dabei aber neben all dem Negativen den Zauber des Flusses am Leben erhält.


    4ratten + :marypipeshalbeprivatmaus:

  • Oh, das klingt mal wieder toll. Bei der Flussfahrt musste ich an Jerome K. Jerome oder auch an Connie Willis denken ;)

    If you don't become the ocean, you'll be seasick every day.

    Leonard Cohen






  • Oh, das klingt mal wieder toll. Bei der Flussfahrt musste ich an Jerome K. Jerome oder auch an Connie Willis denken ;)


    Wernn du einen Jerome K. Jerome erwartest, liegst du falsch... zum Glück :teufel:

    Into the water I go to lose my mind and find my soul.


  • Wernn du einen Jerome K. Jerome erwartest, liegst du falsch... zum Glück :teufel:


    Nein, den erwarte ich sicher nicht, aber wo illy schon literarische Flussfahrten erwähnte, fiel er mir gleich ein.

    If you don't become the ocean, you'll be seasick every day.

    Leonard Cohen





  • Die Geschichte von Sue Ellen, die mit ihren Freunden und ihrer Mutter auf dem Wasserweg flüchtet, macht wütend und traurig. Eine Gesellschaft voller Gescheiterter, Abhängiger, Misshandelter, Missbrauchter. Aber sehr atmosphärisch und spannend.


    Bechdel-Test: :)


    Zitat

    "Ich kriege euch alle, jeden einzelnen von euch."

    "Du kriegst ja nicht einmal eine Erkältung."


    Das war mein erstes Buch von Joe R. Lansdale. Wenn er immer so schreibt, dann lese/höre ich gern mal wieder eins.



    4ratten

    Bücher sind Magie zum Mitnehmen.

  • Valentine

    Hat den Titel des Themas von „Joe R. Lansdale - Edge of dark water (Dunkle Gewässer)“ zu „Joe R. Lansdale - Edge of dark water/Dunkle Gewässer“ geändert.