Christoph Peters - Wir in Kahlenbeck

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    Titel: Wir in Kahlenbeick
    Autor: Christoph Peters


    Allgemein:
    512 S., Luchterhand Literaturverlag, 2012


    Inhalt:
    Deutschland irgendwo am Niederrein, zu Beginn der 80er Jahre:
    Carl Pacher, 15 Jahre alt und Internatschüler in Kahlenbeck, einem streng katholischen Jungeninternat. Zwischen erster großen Liebe, strengen Regeln des Internats und seiner eigenen fanatischen Religiosität, hin und her gerissen erlebt er die Höhen und Tiefen seiner Schulzeit. Sein Freund Knuffel steht ihm vor allem mit philosophischen Gesprächen bei und ist für jeden Spaß zu haben.
    Carl versucht derweil heraus zu finden, wie er mit seiner Liebe, zu der älteren Ursula umgehen soll, eine Beziehung entsteht und er hofft das sie auf ewig halten wird, muss aber erkennen, dass er sich im Grunde in etwas verrannt hat...



    Meine Meinung:
    Interessanterweise war dieses Buch auf der Longlist des Deutschen Buchpreises 2012. Vielleicht einer der Gründe, weshalb ich nicht so richtig weiß wie es mir gefallen hat... :gruebel: Gut, ich weiß erst von der Nominierung, seit ich die Suchfunktion benutzt habe, um zu sehen, ob der Roman hier schon einen Thread hat :breitgrins:


    Einerseits ist der Roman gut zu lesen und sprachlich trotzdem sehr verschlungen und definitiv nicht belanglos. Leider ist das mit der Handlung etwas anders. Irgendwie wird auf lauter Klischees zurückgegriffen. Sei es nun das Internatsleben auf einem Jungeninternat - und die allgemeine Angst des Schwul Seins bei wirklich jedem der Schüler- als auch die Religionbezüge. Beim Klappentext musste ich schmunzeln... das Heilige und Profane ist ein Aufsatz eines in der Religionswissenschaft seit langem überholten Autors... aber gut weiter im Text.


    Religion und vor allem die Tatsache, dass es sich hier um ein katholisches Jungeninternat handelt wird als sehr negativ und bedrückend, ja regelrecht einengend beschrieben. Obwohl gerade die Hauptfigur nahezu fanatisch ist und auch daher sehr mit sich zu kämpfen hat. Dieses zwiegespaltene hätte meiner Meinung nach mehr heraus gearbeitet werden können. Leider wird es oft eher angedeutet. Doppelmoral hätte ein gutes Thema werden können, wird aber leider immer nur kurz gestreift und dann fallen gelassen. Auch die Frage um Knuffel, der sich in die Hauptfigur verliebt hat. Da wird einerseits die -Angst der Jungs vor Homosexualität beschrieben, aber ansonsten wird das auch nicht thematisiert.
    Es gibt lauter interessante Ansätze die nicht weiterverfolgt werden. Stattdessen gepflegte Langeweile, selbst dann, wenn es mal heiß her gehen könnte... selbst Szenen die sexuell aufgeladen sind, werden eher emotionslos geschildert. Auch dann wenn Carl sie als unangenehm empfindet (so streift Knuffel einmal sein Bein auf eine Art und Weise die mehr als eindeutig ist). Das Gespräch der beiden darüber war mir zu wenig.


    Natürlich ist es verboten mit den Mädchen an zu bandeln, selbstverständlich ist die männliche Hauptfigur unglücklich verliebt (auch wenn ich fand das diese Liebe eigentlich ganz interessant erzählt wurde) und logischer Weise tut er so, als ob sein erotischer Traum nichts weiter zu bedeuten hätte...
    Ein guter Roman muss mich nicht mit einem lauten Knall überzeugen, er kann mit leisen Tönen, sogar oft mehr bei mir Erreichen. Hier hat mir trotz der sprachlichen Qualität, die man instinktiv spürt, einfach etwas gefehlt. Es war dröge Langeweile auf hohem Niveau. Ich habe mich mehr als einmal gefragt, wie ein Autor es schafft, sogar eine gefährliche Szene so zu Beschreiben, dass ich überhaupt nicht von ihr gefesselt wurde...
    Und dann gibt es diese Gespräche über Philosophie und alles mögliche... ein vierzehnjähriger und seine etwas älteren Freunde... ganz ehrlich? Oft habe ich gemerkt das hier ein Erwachsener schreibt und so tut als ob seine Figur ein Teenager ist...


    Trotzdem bin ich etwas hin und hergerissen. Zum einen habe ich ja den ganzen Roman gelesen - auch weil es viel um Religion geht und mich interessiert, wie in zeitgenössischen Romanen über Religion geschrieben wird (und dafür ist der Roman schon eine kleine Fundgrube). Ich glaube ich habe immer ein bissl drauf gewartet, dass noch mehr kommt. Und ich kam sehr gut voran, das ist durchaus ein Pluspunkt, wenn man immer wieder das Gefühl hat, dass die Handlung eher unspektakulär, ja trivial ist. Diese Trivialität versteckt sich hinter der Sprache und eben jenen aufbauschenden Gesprächen. Passt irgendwie natürlich zu der Tatsache das die Protagonisten alle Teenager sind und da wird ja aus allem ein Drama ;)
    Nun gut, so richtig richtig schlecht ist Wir in Kahlenbeck also nicht - was meinen Geschmack betrifft. Mag jemand anders es komplett anders sehen - schön für ihn :breitgrins: Ich für meinen Teil gebe:


    3ratten


    Tippfehler im Titel korrigiert. LG, Valentine