Thomas Hardy - Tess of the D'Urbervilles

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  • Sehr gut hat mir die Szene mit der Harfe draußen in der Nacht gefallen. Ich hatte fast das Gefühl, dass ich das Harfenspiel selber höre.


    Das war wirklich wunderschön :herz:


    Vielleicht ist es bei Dir gerade nicht der richtige Zeitpunkt für das Buch? Ich freu mich aber, wenn Du dranbleibst ;) (Ich komme derzeit leider nicht so viel zum Lesen, wie ich es gerne hätte ...)

    If you don't become the ocean, you'll be seasick every day.

    Leonard Cohen





  • Inzwischen bin ich in Kapitel 28 angelangt. Auch bei mir geht es langsam voran, weil insgesamt wenig Zeit zum selbstbestimmten Lesen ist.


    Diese Sommerszenen der dritten und vierten Phase taten bei dem mäßigen Wetter der vergangenen Tage richtig gut. Und morgen kann man vielleicht schon draußen lesen ... .


    Toll ist die Szene, als Clare zurückkommt und die verschlafene Tess beim Rahmabschöpfen antrifft. Wie hier Tess beschrieben wird und auch die folgende Szene am Milchtrog, das knistert vor Erotik, und ich könnte mir vorstellen, dass eine solche Szene bei den prüden Viktorianern genauso ankam und sie deshalb das Buch für unanständig hielten.


    Tess wehrt sich gegen Angel Clares Heiratsantrag, aber man könnte durch den Erzählerkommentar voraussagen, dass es kommen wird à la "halb zog er sie, halb sank sie hin".


    Interessant ist, dass Angel seinen Vater trotz des Dogamtismus seinen Brüdern vorzieht. Er schätzt wohl die echte Leidenschaft und dessen Selbstlosigkeit, während seine Brüder nur Apparatschiks sind.

    Einmal editiert, zuletzt von finsbury ()

  • Ich habe das Buch mittlerweile beendet und muss meine Eindrücke erst mal sacken lassen. Gerade die letzten beiden Abschnitte fand ich nicht so einfach zu lesen, deshalb fällt es mir im Moment schwer, meine Eindrücke in Worte zu fassen.

    Into the water I go to lose my mind and find my soul.

  • Sehr viel weiter bin ich nicht gekommen, inzwischen in Kap. 33.


    Insgesamt ist es mir im Moment zu gefühlig: Tess' ständiges Schwanken zwischen Bekenntnis und Verschweigen erscheint mir zwar durchaus realistisch, ermüdet mich beim Lesen doch etwas. Nun aber steht die Hochzeit unmittelbar bevor.


    Es ist interessant, dass Angel Clare als relativ leidenschaftsarm dargestellt wird, der Autor unterstellt ihm, dass er Tess mehr in einer ästhetisch-moralischen Dimension liebt als in physischer Hinsicht. Das könnte eine Motivationsunterfütterung sein für seine Reaktion auf eine Beichte von Tess. Wirkliche Leidenschaft würde eine solche sicher schnell überwinden, eine Einstellung wie die oben geschilderte weniger.


  • Es ist interessant, dass Angel Clare als relativ leidenschaftsarm dargestellt wird, der Autor unterstellt ihm, dass er Tess mehr in einer ästhetisch-moralischen Dimension liebt als in physischer Hinsicht. Das könnte eine Motivationsunterfütterung sein für seine Reaktion auf eine Beichte von Tess. Wirkliche Leidenschaft würde eine solche sicher schnell überwinden, eine Einstellung wie die oben geschilderte weniger.


    Das dürfte ganz gut hinkommen. Ich weiß nicht mehr, ob es in diesem Kapitel war oder später (habe das Buch gerade nicht zur Hand), aber irgendwo hieß es noch einmal relativ deutlich, dass Angel wohl mehr das romantische Bild liebt, das er sich von ihr gemacht hat, als Tess wirklich zu sehen und zu lieben, wie sie ist.

    If you don't become the ocean, you'll be seasick every day.

    Leonard Cohen





  • Bis Kapitel 60


    Das dürfte ganz gut hinkommen. Ich weiß nicht mehr, ob es in diesem Kapitel war oder später (habe das Buch gerade nicht zur Hand), aber irgendwo hieß es noch einmal relativ deutlich, dass Angel wohl mehr das romantische Bild liebt, das er sich von ihr gemacht hat, als Tess wirklich zu sehen und zu lieben, wie sie ist.


    Diese Gedanken gingen mir während der Lektüre auch des öfteren durch den Kopf. Es ist nicht die echte Tess, die er liebt, sondern ein Idealbild, das er sich selbst zusammengebastelt hat und das sowohl seinen als auch den Moralvorstellungen seiner Eltern Genüge leistet.
    In diesem Zusammenhang fällt mir wieder ein Satz ein, der die Lage sehr gut beschreibt.

    Zitat

    In Erwägung dessen, was Tess nicht war, übersah er, was sie war, und vergaß, daß das Unvollkommene mehr sein kann als die Vollendung.


    Wie erwartet, habe ich mich nach Tess' Beichte fürchterlich über Angels Verhalten aufregen müssen. Schade, dass man einer literarischen Figur nicht mal ganz undamenhaft in den Allerwertesten treten kann. :grmpf: Was mich allerdings am meisten aufregte, war Tess demütiges Verhalten, dass ihn sogar noch in Punkten in Schutz nahm, die ihm noch gar nicht eingefallen waren zu erwähnen. Gut, er hat ihr keine große Szene gemacht, aber das habe ich bei seinem Hintergrund auch nicht erwartet.
    Dass er bei seinem Besuch der Eltern die Vergangenheit seiner Frau nicht zur Sprache brachte, erscheint mir keineswegs ungewöhnlich. Sein bigotter Vater wäre wohl an einem Herzschlag gestorben. Andererseits erstaunlich, wie treffend die Mutter seine Bedrücktheit doch gleich richtig interpretierte!


    Sir John! Ich bin ja fast aus den Schuhen gekippt, als ich das gelesen habe. :breitgrins: Ein Glück, dass Hardy hin und wieder Erbarmen mit seinen Lesern hat, sonst würde man womöglich noch in Schwermut verfallen.
    Für Tess war die Lage nicht angenehm. Dass sie das Dorf bei der ersten sich bietenden Gelegenheit wieder verliess, ist verständlich. Dann besser unter Fremden.


    In Kapitel 40 fiel mir die Kinnlade runter. Ok, er hat sich dann doch noch umentschieden, aber das war ein starkes Stück. Und Izz hätte dem Ganzen auch noch zugestimmt. Ich fasse es nicht. Dieser selbstsüchtige Heuchler .... Seine Frau ist ihm nicht gut genug, aber eine andere würde er aus gesellschaftlicher Sicht mit Freude in den Schmutz ziehen, nur um sein Ego befriedigt zu sehen. :grmpf:
    Was mir nicht leicht fällt es nachzuvollziehen, ist das Verhalten der anderen Mädchen nach dem Weggang von Angel. Himmel, als ob es nur diesen einen Mann auf der ganzen Welt gäbe. Die eine säuft, die andere wird magersüchtig und die andere verfällt in Depressionen. Wahrscheinlich mangelt es mir an Einfühlungsvermögen. :rollen:
    Habe ich schon erwähnt, dass mich dieses Buch ziemlich aufregt?

  • Ich weiß nicht mehr, ob es in diesem Kapitel war oder später (habe das Buch gerade nicht zur Hand), aber irgendwo hieß es noch einmal relativ deutlich, dass Angel wohl mehr das romantische Bild liebt, das er sich von ihr gemacht hat, als Tess wirklich zu sehen und zu lieben, wie sie ist.


    Daran kann ich mich auch noch gut erinnern. Ich hatte bei Angel immer das Gefühl, als ob er mit der Realität nicht zurecht kommen würde. Er machte sich ein bestimmtes Bild, und sobald die Wirklichkeit anders aussieht, lehnte er es komplett ab. Er hat nie versucht, sein Bild der Wirklichkeit anzupassen. Gerade nach der Aussage von oben war klar, dass die Liebe zwischen ihm und Tess nie eine Chance hatte. Auch ohne die Beichte wäre früher oder später etwas passiert, mit dem er nicht hätte umgehen können.

    Into the water I go to lose my mind and find my soul.


  • Das war der Satz, den ich meinte, danke!


    Zitat

    Wie erwartet, habe ich mich nach Tess' Beichte fürchterlich über Angels Verhalten aufregen müssen. Schade, dass man einer literarischen Figur nicht mal ganz undamenhaft in den Allerwertesten treten kann. :grmpf:


    Ich war auch sehr enttäuscht von ihm :sauer: Diese plötzliche totale Ablehnung, nachdem er sie vorher quasi auf Händen getragen hat, das ging echt gar nicht. Aber für ihn ist da wohl eine vermeintliche Göttin vom Podest gestürzt, als er merkte, dass Tess nicht das unverdorbene Mädchen vom Lande ist, das er sich nach Belieben zurechtformen kann, sondern dass hinter der Fläche, auf die er seine Phantasievorstellungen projiziert, ein echter Mensch mit einem echten Schicksal steckt.


    Zitat

    Was mich allerdings am meisten aufregte, war Tess demütiges Verhalten, dass ihn sogar noch in Punkten in Schutz nahm, die ihm noch gar nicht eingefallen waren zu erwähnen. Gut, er hat ihr keine große Szene gemacht, aber das habe ich bei seinem Hintergrund auch nicht erwartet.


    Das tat schon beim Lesen weh, ja ... gewundert hat es mich allerdings nicht. So wie sie schon in früheren Kapitel beschrieben wurde, hat sie Angels Ablehnung wahrscheinlich in gewisser Weise als gerechte Strafe empfunden :sauer:


    Zitat

    Dass er bei seinem Besuch der Eltern die Vergangenheit seiner Frau nicht zur Sprache brachte, erscheint mir keineswegs ungewöhnlich. Sein bigotter Vater wäre wohl an einem Herzschlag gestorben. Andererseits erstaunlich, wie treffend die Mutter seine Bedrücktheit doch gleich richtig interpretierte!


    Ich glaube, die Brüder hätten mit Tess' Vorgeschichte noch viel mehr ein Problem gehabt als die Eltern Clare mit ihrem Hang, sich um arme verlorene Menschenkinder zu kümmern. Wer weiß, was passiert wäre, wenn Angel (oder auch Tess selbst) sich ihnen anvertraut hätten.


    Richtig schrecklich fand ich die Szene, als die Brüder mit Mercy Chant unterwegs sind und Tess' Wanderstiefel in ihrem Versteck entdecken. Wie herablassend und abfällig diese Vorzeigechristen sich da geäußert haben :grmpf:


    Zitat

    Sir John! Ich bin ja fast aus den Schuhen gekippt, als ich das gelesen habe. :breitgrins: Ein Glück, dass Hardy hin und wieder Erbarmen mit seinen Lesern hat, sonst würde man womöglich noch in Schwermut verfallen.


    Das fand ich auch als kleines Einsprengsel lustig.


    Zitat

    Was mir nicht leicht fällt es nachzuvollziehen, ist das Verhalten der anderen Mädchen nach dem Weggang von Angel. Himmel, als ob es nur diesen einen Mann auf der ganzen Welt gäbe. Die eine säuft, die andere wird magersüchtig und die andere verfällt in Depressionen. Wahrscheinlich mangelt es mir an Einfühlungsvermögen. :rollen:


    Och, nö, das wundert mich wiederum gar nicht. Angel ist, so wie ich das mitbekommen habe, der einzige attraktive Mann auf dem Hof, und die Mädels sind altersmäßig nicht viel mehr als Teenager, schätze ich mal.

    If you don't become the ocean, you'll be seasick every day.

    Leonard Cohen





  • Och, nö, das wundert mich wiederum gar nicht. Angel ist, so wie ich das mitbekommen habe, der einzige attraktive Mann auf dem Hof, und die Mädels sind altersmäßig nicht viel mehr als Teenager, schätze ich mal.


    Nun, dann schreibe ich es mal ihrem zarten Alter zu. :zwinker:


  • Vielleicht ist es bei Dir gerade nicht der richtige Zeitpunkt für das Buch? Ich freu mich aber, wenn Du dranbleibst ;) (Ich komme derzeit leider nicht so viel zum Lesen, wie ich es gerne hätte ...)


    Dran bleiben tue ich auf jeden Fall, es dauert nur diesmal eindeutig viel länger. Schwierig ist, dass ich auch nicht so viel Zeit zum Lesen derzeit finde und mir dann diese Lektüre zu anstrengend ist, aber ich bleibe stetig dran. Habe ja auch "Der Turm" bezwungen, da tut mir dieses Buch nichts! :elch:


    Liebe Grüße
    Tammy :winken:

    &WCF_AMPERSAND"Jeder der sich die Fähigkeit erhält, Schönheit zu erkennen, wird nie alt werden.&WCF_AMPERSAND" (Franz Kafka)

  • Hier ist meine abschließende Meinung:


    Tess of the D'Urbervilles ist die Geschichte eines jungen Mädchens, das immer das Richtige tun wollte und gerade deshalb viel Leid erfahren musste. Von Anfang an habe ich sie als sehr pflichtbewußt und mit einem ausgeprägten Gerechtigkeitssinn kennengelernt. Tess sucht immer zuerst die Schuld bei sich selbst und erkennt so nicht, dass die Menschen nicht so gut sind, wie sie sie sieht. In den Situationen, in denen auf sie herab geschaut wird, hat sie mir leid getan, denn niemand schien sich die Mühe zu machen, hinter das Augenscheinliche zu schauen.


    Trotzdem verliert sie nie ihren fast kindlichen Glauben daran, dass alles gut werden kann, wenn sie sich nur ausreichend bemüht. Aber alle ihre Bemühungen scheinen sie nur in noch größeres Elend zu bringen. Und wieder klagt sie nicht, sondern sucht nur wieder die Schuld bei sich selbst.


    Die Menschen, denen Tess nahe steht, sind keine Unterstürzung für sie. Nie sagt ihr jemand, dass alles gut werden wird oder unterstützt sie. Am meisten Zuspruch bekommt sie von ihrer Mutter, aber auch sie ist sehr gleichgültig. Wahre Freunde findet sie nur außerhalb der Familie.


    Auch wenn ich von Anfang an wusste, wie Tess' Geschichte verlaufen würde, habe ich ihr immer gewünscht, dass sie doch noch den weg zum Glück finden würde. Es ist schwer, jemand in sein Unglück gehen zu sehen.
    4ratten

    Into the water I go to lose my mind and find my soul.

  • Sehr schön zusammengefasst.


    Ich will auch noch eine Rezi schreiben, aber ich tu mich momentan noch ein bisschen schwer.


    Erst mal schulde ich Euch noch ein paar Kommentare zu den letzten gelesenen Kapiteln, aber das schaffe ich leider nicht vor morgen.

    If you don't become the ocean, you'll be seasick every day.

    Leonard Cohen





  • Bis Ende Phase 5


    Tess' Lebensweg wurde immer beschwerlicher, bis sie dann schließlich auf dem Hof bei Marian landete. Die Bedingungen unter denen sie ihr Geld verdiente waren sehr schwer. Marian erwähnte auch des öfteren ihre zarte Konstitution. Ich versuche mir immer noch vorzustellen, wie sich das Strohzupfen genau abspielte. :confused:



    Richtig schrecklich fand ich die Szene, als die Brüder mit Mercy Chant unterwegs sind und Tess' Wanderstiefel in ihrem Versteck entdecken. Wie herablassend und abfällig diese Vorzeigechristen sich da geäußert haben :grmpf:


    Die Selbstgefälligkeit der beiden war ja kaum auszuhalten. Vom wahren christlichen Gedankengut ist hier nichts zu finden.


    Mit Tess' Verhalten in Bezug auf Angel ist in meinen Augen selbstverachtend. Und damit habe ich nach wie vor Probleme. Im Grunde verhält sie sich kaum anders als er. Beide stellen/stellten den anderen auf ein Podest und möchten dieser Figur huldigen. Tess betreffend könnte man nun sagen, das ist die reine Liebe, die über die eigenen Bedürfnisse hinaus den Geliebten alles Böse fernhalten will. Für alles hat sie eine Entschuldigung, egal was er tut und sagt, stets sucht sie den Fehler bei sich. Duldsam erträgt sie jede Laune von ihm. Sein Ansehen verteidigt sie mit allen Mitteln. Aber dass auch ihr Respekt zustehen könnte, oder wenn schon dies nicht, dann wenigstens Milde und Güte, auf den Gedanken kommt sie fast gar nicht. Ein Anflug davon erkenne ich in ihrem Gang zu den Schwiegereltern, wo sie auf die Vermittlung ihres Schwiegervaters hofft. Allerdings frage ich mich, was sie diesem genau erzählen wollte. Mit der Wahrheit wäre sie bestimmt nicht rausgerückt, das hätte doch das Ansehen ihres Mannes in den Augen seiner Eltern herabgesetzt.


    Und nun taucht auch Alec wieder auf. Mir schwant nichts Gutes!


  • Mit Tess' Verhalten in Bezug auf Angel ist in meinen Augen selbstverachtend. Und damit habe ich nach wie vor Probleme. Im Grunde verhält sie sich kaum anders als er. Beide stellen/stellten den anderen auf ein Podest und möchten dieser Figur huldigen. Tess betreffend könnte man nun sagen, das ist die reine Liebe, die über die eigenen Bedürfnisse hinaus den Geliebten alles Böse fernhalten will. Für alles hat sie eine Entschuldigung, egal was er tut und sagt, stets sucht sie den Fehler bei sich. Duldsam erträgt sie jede Laune von ihm. Sein Ansehen verteidigt sie mit allen Mitteln. Aber dass auch ihr Respekt zustehen könnte, oder wenn schon dies nicht, dann wenigstens Milde und Güte, auf den Gedanken kommt sie fast gar nicht.


    Das fand ich auch sehr traurig. Ich war versucht, das als Phänomen jener Zeit zu sehen, aber das ist es, glaube ich, gar nicht, jedenfalls nicht nur. Es gibt heute noch genug Frauen, die sich einen Partner schönreden, der ihnen nicht guttut ...


    Zitat

    Ein Anflug davon erkenne ich in ihrem Gang zu den Schwiegereltern, wo sie auf die Vermittlung ihres Schwiegervaters hofft. Allerdings frage ich mich, was sie diesem genau erzählen wollte. Mit der Wahrheit wäre sie bestimmt nicht rausgerückt, das hätte doch das Ansehen ihres Mannes in den Augen seiner Eltern herabgesetzt.


    Mich hätte auch interessiert, was sie den Clares hätte erzählen wollen, und ja, die hundertprozentige Wahrheit wäre es sicher nicht gewesen.

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    Leonard Cohen





  • Den Ausflug zu den Schwiegereltern habe ich von Anfang an für eine hoffnungslose Idee gehalten. Ich konnte mir nicht vorstellen, dass Tess den mut finden würde, wirklich mit ihnen zu reden. Wahrscheinlich war sie so verzweifelt dass sie es zumindest versuchen wollte, obwohl sie tief im Innern selbst wußte, dass sie letztendlich den nötigen Mut nicht finden würde.

    Into the water I go to lose my mind and find my soul.

  • Das fand ich auch sehr traurig. Ich war versucht, das als Phänomen jener Zeit zu sehen, aber das ist es, glaube ich, gar nicht, jedenfalls nicht nur. Es gibt heute noch genug Frauen, die sich einen Partner schönreden, der ihnen nicht guttut ...


    Aber sie redet ihn nicht nur schön, sondern macht sich selbst auch ständig klein, wie yanni schreibt. Das ist in unserem Jahrhundert schon recht schwer zu begreifen und kommt auch in der Weltliteratur nicht alle Tage vor. Ich habe gerade Kap. 38 abgeschlossen und tue mich im Moment aus Obigem recht schwer mit der Lektüre. Natürlich sollte man so ein Werk immer auch aus dem historischen Blickwinkel lesen, aber ich bin nicht so ein Theoretiker, als dass ich mich beim Lesen nicht auch gerne in die eine oder andere Person hineinversetze, und das fällt mir bei Angel (allein schon der lächerliche Name!) und Tess zunehmend schwer.

  • finsbury: du triffst den Nagel auf den Kopf! Dieses Kleinmachen ist wirklich ungwöhnlich. Mir fällt auf Anhieb auch kein weiteres Beispiel ein, aber ich werde in Zukunft verstärkt darauf achten.

    Into the water I go to lose my mind and find my soul.

  • Da sagst Du was mit Angels Namen, finsbury! Den finde ich nämlich auch reichlich bescheuert.


    Dieses Kleinmachen ist in der Tat auffällig, es ist, als glaube sie, aufgrund ihres nicht einmal selbst verschuldeten "Makels" keinen Respekt verdient zu haben :traurig: Selbstwertgefühl gleich null.


    Nachvollziehen konnte ich ihr Verhalten diesbezüglich nicht, aber das hat mich beim Lesen nicht großartig gestört, weil ich doch sehr gespannt war, wie sich alles entwickeln wird.

    If you don't become the ocean, you'll be seasick every day.

    Leonard Cohen





  • Ende Kapitel 46


    Bei Alec d'Uberville bleibt mir einfach die Spucke weg! Erst spielt er sich als geläuterten Sünder auf, predigt wie ein Rasender und kaum wird er Tess ansichtig, schon wäre sie Schuld an jedweder Versuchung, die ihn nun überfallen könnte. Sogar schwören soll sie, dies nie zu tun. Mein Gott, dieser Mann ist so selbstgefällig, da fällt einem doch nichts mehr zu ein. Zumindest im ersten Moment. :entsetzt:
    Wenn Tess ihn dann auch noch mit Herr anspricht, dann kommt mir die Galle hoch. Das ist ein armseliger Wicht, der sich aufplustert wie ein gottgesandter Prophet. Ich persönlich hätte ihn lieber unter Flagellanten gesehen. Schade, dass es die da bereits nicht mehr gab.



    Im Moment komme ich leider nur langsam voran. Es liegt nicht am Buch. Ich habe zu meiner Allergie noch ganz kostenlos eine Erkältung bester Güte ergattern können und fröhne nun hemmungslos dem Abbau von Taschentuchvorräten. Selbst meiner Kehle lässt sich derzeit nur statisches Geknister entlocken. Also wundert euch nicht, wenn ich kaum vorwärts komme. :erkaeltung:


  • Ende Kapitel 46


    Bei Alec d'Uberville bleibt mir einfach die Spucke weg! Erst spielt er sich als geläuterten Sünder auf, predigt wie ein Rasender und kaum wird er Tess ansichtig, schon wäre sie Schuld an jedweder Versuchung, die ihn nun überfallen könnte. Sogar schwören soll sie, dies nie zu tun. Mein Gott, dieser Mann ist so selbstgefällig, da fällt einem doch nichts mehr zu ein. Zumindest im ersten Moment. :entsetzt:


    Das hat mich auch unglaublich aufgeregt. Was für ein unsäglich grässlicher Mensch, erst diese bigotte Predigerei, die ihm kein Stück abgenommen habe, und dann schiebt er Tess, die sich sowieso schon für so wertlos hält, auch noch die Schuld an allem in die Schuhe :grmpf:


    yanni, Dir gute Besserung. Sowas braucht doch kein Mensch :knuddel:

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    Leonard Cohen