Colm Tóibín - Brooklyn

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  • Leider nahm ja das Kapitel gegen Ende eine tragische Wendung.


    Das kam für mich auch völlig überraschend. Im Nachhinein habe ich mir aber überlegt, dass einige Anzeichen für etwas in dieser Richtung gegeben hat. Ich glaube, dass Rose lange etwas geahnt hat. Beim zweiten Lesen würde ich wahrscheinlich viel früher merken, was los ist.

    Into the water I go to lose my mind and find my soul.

  • @ Kirsten: Ich glaube nicht, dass wir da etwas überlesen haben, denn Rose hatte niemals irgend jemanden davon erzählt. Mir ist auch nicht bewusst, dass der Autor etwas in dieser Art angedeutet hat, aber das heißt natürlich nichts. Ich musste erst vor kurzem feststellen, dass ich auch Thomas Manns Andeutungen im Zauberberg nicht kapiert habe. :breitgrins:


    Eilis hat ihr Jungfräulichkeit verloren, aber es tat mir ein wenig leid, dass es dann doch für sie nicht so schön war. Ich fand es übrigens gut, dass der Autor diese Szenen, nicht wie heute üblich in allen Einzelheiten und ewig lang erörtert hat. Ich glaube, dieser Akt war für damalige und vor allem irische Verhältnisse schon etwas, dass doch eher tabu war, war vor der Ehe. Man merkt richtig, dass Eilis immer amerikanischer wird.
    Das Schloss, dann an dem Tor zum Basement fand ich wiederum extrem heftig und vermessen, denn die Erklärung die Mrs. Kehoe dafür abgab, nahm ich ihr nicht wirklich ab. Sie tat ja so, als hätte Eilis sie persönlich betrogen. Na ja, vielleicht hat sie sich ja auch einfach um die gesorgt und hatte Angst vor den Folgen und den Problemen, die dann Eilis ereilen hätten können. Ich denke, dass die Verhütung damals noch nicht so populär war.
    Der Brief von Eilis Bruder lässt schon erahnen, welche schwerwiegende Entscheidung da auf Eilis zukommen wird.
    ich mag übrigens Tonys Bruder Frank sehr. Ich finde ihn witzig und direkt.

  • Vorab kleine Vorwarnung: ich bin auch fertig, habe das Buch aber gerade nicht zur Hand und komme wahrscheinlich vor Freitag nicht zum Kommentieren.


    Roses Tod hat mich auch total geschockt. Ich hätte mit allem gerechnet - dass der Mutter oder den Brüdern was passiert ist oder dass Tony etwas zustoßen könnte, aber das, puh, das war echt heftig. Bei Jacks Brief, in dem er die Beerdigung in einfachen Worten, die ihm aus dem Herzen sprechen, geschildert hat, musste ich ein paar Tränchen verdrücken.


    Eilis' erstes Mal war sehr realistisch beschrieben. Für sie war das ein riesengroßer Schritt, den sie wohl aufgrund ihrer (katholischen) Erziehung auch nicht hundertprozentig freiwillig gegangen ist, auch wenn Tony nichts Böses im Sinn hatte.


    Frank finde ich auch witzig, und Eilis scheint ihn trotz seiner großen Klappe zu mögen und findet den richtigen Umgangston für ihn, während sie dem Rest der Familie doch ein wenig skeptisch gegenübersteht. Ich weiß auch nicht, wie ich das gefunden hätte mit den Grundstücken, auf denen die ganze Familie Häuser bauen soll - ich glaube, ich hätte mich davon überrumpelt gefühlt, auch wenn es gut gemeint ist und Tonys Familie einfach diesen großen Zusammenhalt hat.

    If you don't become the ocean, you'll be seasick every day.

    Leonard Cohen