William Shakespeare - Romeo und Julia

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  • Jetzt wo du es erwähnst. Merkwürdig. Ich dachte auch die ganze Zeit, dass dieses hier viel schneller zu Ende war, als all die anderen Stücke von Shakespeare.

  • Ich habe gerade mein Inhaltsverzeichnis gecheckt und festgestellt, dass es etwas über dem Durchschnitt liegt und eher zu den längeren Stücken zählt. Dann ist das also der Handlung geschuldet. Gutes Zeichen!


  • Wirklich schade, dass es erst zu diesen sinnlosen Toden kommen musste, damit die alte Fehde dann doch überraschend schnell beigelegt werden konnte.


    Meine Professorin hat in jeder Stunde zu Romeo und Julia darauf hingewiesen, dass die Fehde genau genommen nicht beendet wurde, denn am Ende streiten sich Capulet und Montague schon wieder, wer die größere Statue aufstellt. So ganz überzeugt hat mich das Argument nicht, weil es dem Prolog widerspricht und der Prolog eigentlich nicht lügt. Aber irgendwie kann ich mir auch vorstellen, dass die Streitereien durch so Kleinigkeiten wieder angefacht werden können. Sagt das Shakespeare-Handbuch etwas dazu, Doris?



    Ich habe gerade mein Inhaltsverzeichnis gecheckt und festgestellt, dass es etwas über dem Durchschnitt liegt und eher zu den längeren Stücken zählt. Dann ist das also der Handlung geschuldet. Gutes Zeichen!


    Mir ging das auch immer so und ich schiebe es darauf, dass es eines der wenigen Stücke ist, das nur eine Plotline hat. Bei den ganzen Stücken mit zweien (King Lear, The Tempest, Much Ado About Nothing) habe zumindest ich immer das Gefühl, dass ich weniger schnell vorankomme, weil ich mich nicht auf bestimmte Charaktere einschießen kann.


    Entschuldigt übrigens, dass ich mich so wenig gemeldet habe. Bin zur Zeit beruflich recht eingespannt, aber ab Mittwoch habe ich Urlaub und dann gehe ich das Stück nochmal nach interessanten Passagen durch. :winken:

    "This was another of our fears: that Life wouldn't turn out to be like Literature" (Julian Barnes - The Sense of an Ending)


  • Meine Professorin hat in jeder Stunde zu Romeo und Julia darauf hingewiesen, dass die Fehde genau genommen nicht beendet wurde, denn am Ende streiten sich Capulet und Montague schon wieder, wer die größere Statue aufstellt.


    Ich verstehe die Eltern so, dass die Capulets ein Bild/Porträt von Romeo zu dessen Ehren anfertigen lassen wollen und die Montagues eines für Julia. Wie ein Streit um das Wertvollere mutet mich das nicht an.



    So ganz überzeugt hat mich das Argument nicht, weil es dem Prolog widerspricht und der Prolog eigentlich nicht lügt. Aber irgendwie kann ich mir auch vorstellen, dass die Streitereien durch so Kleinigkeiten wieder angefacht werden können. Sagt das Shakespeare-Handbuch etwas dazu, Doris?


    Das kann ich euch erst morgen sagen. Heute gibt es bei mir nur noch leichte Lektüre, wenn überhaupt.



    Entschuldigt übrigens, dass ich mich so wenig gemeldet habe. Bin zur Zeit beruflich recht eingespannt, aber ab Mittwoch habe ich Urlaub und dann gehe ich das Stück nochmal nach interessanten Passagen durch. :winken:


    Macht nichts, Bücheraxt liest ja noch.

  • Ja, ich weiß, ich bin langsam. Ich habe mir aber vorgenommen, den letzten Akt heute fertig zu lesen. Das sind in der Reclamausgabe auch nur 25 Seiten oder so.


    Im vierten Akt hat mich sehr verwundert, wie wenig es Julia mitnimmt, dass Tybalt tot ist. Ihre Trauer konzentriert sich ja zu großen Teilen auf die Furcht vor Romeos Bestrafung. Sie haben dann ja auch ein sehr harmonisches Wiedersehen, welches nur von der Trauer des Abschieds beschattet wird, nicht aber von der Tatsache, dass Romeo ein Mörder ist. Da hat Julia wohl etwas zu sehr die rosarote Brille auf...

  • Oder aber sie weiß, welche Hitzköpfe die Jungs sind. Tybalt genauso wie Romeo und sie wird schon erahnen, dass da beide ihre Schuld daran haben.

  • Ja natürlich, aber mir hat einfach ein bisschen die Reflexion bzw. Konfrontation mit Romeo gefehlt.
    Ich bin jetzt auch durch und muss sagen, dass ich das Ende doch wieder ein bisschen komisch finde. Nicht wegen der Geschehnisse, sondern der unglücklichen Zufälle, die da Schlag auf Schlag folgen. Der Brief an Romeo, der nicht überbracht werden kann, Friar Lawrence, der wenige Minuten zu spät erscheint, um Romeo die Wahrheit zu sagen, Julia, die gefühlte 2 Sekunden nach Romeos Selbstmord aufwacht und diesen vorfindet.


  • Meine Professorin hat in jeder Stunde zu Romeo und Julia darauf hingewiesen, dass die Fehde genau genommen nicht beendet wurde, denn am Ende streiten sich Capulet und Montague schon wieder, wer die größere Statue aufstellt. So ganz überzeugt hat mich das Argument nicht, weil es dem Prolog widerspricht und der Prolog eigentlich nicht lügt. Aber irgendwie kann ich mir auch vorstellen, dass die Streitereien durch so Kleinigkeiten wieder angefacht werden können. Sagt das Shakespeare-Handbuch etwas dazu, Doris?


    Nicht dahingehend, dass die Streitereien wieder anfangen. Die Fehde wird zwar angesprochen, aber es wird nur nachvollzogen, wie der Fürst dagegen vorgeht, dass Romeo zunächst nicht daran beteiligt ist und wie der Konflikt zwischen den Familien ausgetragen wird. Interessant ist in diesem Zusammenhang, dass sich zwei Londoner Theater, die 1750 das Stück gleichzeitig mit ihrem besten Ensemble aufführten, deshalb einen Kleinkrieg lieferten. Denen ist das Stück wohl in Fleisch und Blut übergegangen.


    Romeo und Julia ist übrigens nicht Shakespeares eigener Genialität zu verdanken. Die Ursprungsgeschichte stammt aus dem Novellino von Masuccio Salernitano und wurde im Jahr 1474 veröffentlicht. Von den unterschiedlichen Bearbeitungen hat sich Shakespeare eine Verserzählung als Vorlage genommen und sein eigenes Drama daraus gemacht.

  • Für mich deutet die Diskussion um die größte Statue nicht unbedingt wieder auf einen Streit hin. Sie versuchen sich zwar, zu überbieten, aber es kommt in meinen Augen nicht so rabiat rüber, als dass die Fehde wieder losbrechen könnte. Vielleicht alte Gewohnheiten?


    Romeo und Julia ist übrigens nicht Shakespeares eigener Genialität zu verdanken. Die Ursprungsgeschichte stammt aus dem Novellino von Masuccio Salernitano und wurde im Jahr 1474 veröffentlicht. Von den unterschiedlichen Bearbeitungen hat sich Shakespeare eine Verserzählung als Vorlage genommen und sein eigenes Drama daraus gemacht.


    Davon habe ich ja bisher noch nie gehört. Das Original scheint dann aber nicht so einprägend oder tragisch wie Shakespeares Werk gewesen zu sein.


  • Romeo und Julia ist übrigens nicht Shakespeares eigener Genialität zu verdanken. Die Ursprungsgeschichte stammt aus dem Novellino von Masuccio Salernitano und wurde im Jahr 1474 veröffentlicht. Von den unterschiedlichen Bearbeitungen hat sich Shakespeare eine Verserzählung als Vorlage genommen und sein eigenes Drama daraus gemacht.


    Davon habe ich ja bisher noch nie gehört. Das Original scheint dann aber nicht so einprägend oder tragisch wie Shakespeares Werk gewesen zu sein.
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    In Ovids Metamorphosen kommt auch die Geschichte von Pyramus und Thisbe vor, die der von Romeo und Julia sehr ähnlich ist. Das Stück lässt Shakespeare seine Charaktere im Sommernachtstraum sogar aufführen. :smile:


    Soweit ich mich erinnere, ist eigentlich nur der Sturm eine Originalgeschichte von Shakespeare. Alles andere sind abgewandelte Volksmärchen oder antike Erzählungen.

    "This was another of our fears: that Life wouldn't turn out to be like Literature" (Julian Barnes - The Sense of an Ending)


  • Davon habe ich ja bisher noch nie gehört. Das Original scheint dann aber nicht so einprägend oder tragisch wie Shakespeares Werk gewesen zu sein.


    Nein, das war noch recht einfach gestrickt. Im Lauf der Zeit gab es mehrere Bearbeitungen, in denen verschiedene Handlungselemente aufgenommen wurden. Tragisch war es auch damals schon, aber zum Drama wurde es offensichtlich erst durch Shakespeare.


    Die Infos habe ich alle aus dem Shakespeare-Handbuch von Ina Schabert, das ich sehr empfehlen kann.