Hansjörg Schertenleib - Das Regenorchester

Es gibt 32 Antworten in diesem Thema, welches 11.411 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag () ist von Jari.

  • Hallo zusammen,
    ich habe den Roman gestern beendet. Musste mich ein bisschen beeilen, weil heute die Leserunde zu Mr. Crippen anfängt. Aber ich poste natürlich noch gern mit euch.



    Der Kurs war echt schräg :breitgrins.


    Irgendwie war der mir auch zu schräg. Da habe ich mich schon gefragt, ob sowohl Teilnehmer, Leiter als auch Autor das ernst meinen.


    Das Schild hat mich auch geärgert, wobei ich nicht überrascht war. Es gab ja sogar Stellenanzeigen mit "No Irish need apply" :grmpf:


    Bei so etwas ist man immer schockiert. Vor allem, wenn man bedenkt, dass diese Zeiten noch gar nicht so lange her sind. Ich möchte nicht wissen, wer immer noch solche Vorurteile im Kopf hat. Gegenüber Iren hier bei uns in Deutschland wahrscheinlich weniger. Aber Homosexuelle? Und in den USA gibt es unterschwellig sicher auch immer noch Diskriminierungen der Schwarzen.


    Als sie sich das Zimmer dort nehmen, will Sean wissen, ob man sie für Mutter und Sohn hält. Dann muss der Altersunterschied doch größer sein, als ich dachte. Da fiel mir sofort Niamhs Videosammlung ein, in der sich auch Harold und Maude befand.


    Den Film kenne ich gar nicht. Aber ich musste an "Das Labyrinth der Wörter" denken.



    Niamh hat also einen Sohn! Ob wir davon noch etwas lesen werden? Ich bin gespannt. Und dann siedelte sie nach Deutschland um. Mit diesem Land scheint sie sehr viel zu verbinden. Sie spricht immer noch gut Deutsch, sieht sich deutsche Filme an, fährt ein deutsches Auto und wer weiß, was wir noch nicht wissen.


    Ich habe sogar kurz überlegt, ob Sean Niamhs Sohn sein könnte.


    Sehr treffend fand ich diesen Satz von Niamh:
    Für uns Menschen bestehen Schmerzen ja vor allem aus Vorstellungen, Erwartungen und Erinnerungen.


    Ich glaube, damit hat sie Recht. Wenn ich weiß, dass ich morgen zum Zahnarzt muss... :entsetzt:


    Immerhin sind wir den lästigen Papagei endlich los. Aus den Bienen werde ich noch immer nicht schlau.

    Gemein, aber das habe ich auch gedacht. Na immerhin hat er ja ein neues Zuhause gefunden. Da ist mir auch aufgefallen, dass Sean sich häufiger Zeitungsschlagzeilen vorstellt, wenn ihm etwas passieren könnte. Und dann muss er feststellen, dass sein Ex-Papagei ein lesenswerteres Leben führt als er. Tragisch.
    Die Bienen? Nee, ich weiß auch nicht.
    LG
    Claudi

  • So, nachdem ich meine andere Leserunde abschlossen habe und mein Buch dieses Mal tatsächlich an die richtige Adresse geliefert worden ist, habe ich heute die ersten 80 Seiten gelesen.


    Ich hätte nicht erwartet, dass mir das Buch so gut gefällt, aber es hat bereits Eindruck auf mich gemacht. Auch die englischen Einschübe stören mich nicht, für mich macht es die Geschichte glaubhafter. Ab und zu reisen Protagonisten in ein fremdes Land (wo sie bestenfalls noch NIE waren) und unterhalten sich dort mit den Landsleuten ohne Schwierigkeiten. Ja ne, ist klar. Ausserdem gefallen mir die Redewendungen auf Englisch viel besser, da klingen sie lockerer.


    Sean und seine Alltagsprobleme interessieren mich leider nicht unbedingt. Diese Trennungs-Sache hat man schon 100 Mal gehört, gesehen und/oder gelesen.


    Dafür finde ich Niamhs Erzählungen umso interessanter. Das Leben in Irland, die Familienbande... Faszinierend! Ich bin gespannt, wo es sie noch hintreiben wird.

    //Grösser ist doof//

  • Ich bin überrascht, wie schnell sich das Buch lesen lässt. Die Seiten fliegen nur so dahin. Die Sache mit dem Wal ist irgendwie traurig. Wieso möchte sich jemand einen toten Wal ansehen?
    Dafür klingt Niamhs Leben in London nach richtig viel Spass. So viel Tanzen, neue Bekanntschaften und gleich zwei Jobs!
    Ausserdem wird die Geschichte durch eine sanfte Art von Humor geprägt. Gefällt mir sehr gut!

    //Grösser ist doof//

  • Inzwischen habe ich den Roman zu Ende gelesen.
    Sean hat sich bis zum Ende um Niamh gekümmert. Als alle Geschwister, Freunde und Nachbarn kamen um die Totenwache zu halten, hätte man fast den Eindruck bekommen können, Niamh wäre noch am Leben. Man hat sie bis zum Begräbnis nicht alleine gelassen. Gegessen, getrunken und sogar getanzt. Wie selbstverständlich mit Sean umgegangen wurde. So als gehöre er eben auch dazu.


    Der Titel des Buches hat sich zum Ende dann erklärt. Erstaunlich, dass die Gefäße nicht von Wind und Hagel weggeweht oder zerstört wurden.
    Sean hat sich zu einem Neuanfang entschlossen. Ich fragte mich jedoch des öfteren, wie es genau zu dieser Wandlung kam, zu seiner neuen Demut vor dem Leben. Und warum er Niamh bei ihrem Sterbeprozess begleitete, seine Mutter aber allein im Krankenhaus sterben ließ.
    Mir erschloss sich auch nicht, warum er den Bienenstock doch noch ausheben ließ.

  • Ihr habt so viele tolle Anmerkungen und Fragen ... und ich komme gerade überhaupt nicht zum Posten :traurig: Seht es mir nach, wenn ich erst morgen oder übermorgen detaillierter auf alles eingehe. Von mir nur so viel: ich bin fertig, und das Buch hat mir zum Ende hin immer besser gefallen (auch wenn mir Seans Motivation auch nicht immer klar war).


    Die Erklärung für das Regenorchester fand ich ja schön!

    If you don't become the ocean, you'll be seasick every day.

    Leonard Cohen





  • Ich habe das Buch gestern auch beendet und es hat mir ganz gut gefallen. Vor allem zum Schluss hin hat mir Sean sehr gefallen wie er sich um Niamh gekümmert hat. Er selbst berührte mich aber auch dann weniger als Niamh und ihr Schicksal. Schön, dass sie so gute Freunde gefunden hat!

    //Grösser ist doof//

  • Ich habe das Buch noch nicht beendet, da ich mich momentan an der Nordsee befinde und gar nicht zum lesen komme, was sich aber ab morgen Abend wieder ändern wird, denn dann bin ich wieder zu Hause und werde lesen und schreiben. Ich habe mir jetzt auch gar nicht Eure Beiträge durchgelesen, da ich noch nicht so weit bin.


    Viele Grüße aus der gesunden und wundervollen, stürmischen und erfrischenden Seeluft,


    Tina


  • Irgendwie war der mir auch zu schräg. Da habe ich mich schon gefragt, ob sowohl Teilnehmer, Leiter als auch Autor das ernst meinen.


    Ich musste wirklich grinsen und ich sah diese urigen Männer vor mir. Es war so ein herrliches Kopfkino.



    Ich war an dieser Stelle auch sehr überrascht, denn ich dachte, dass der Erzähler ebenfalls älter ist.


    Ich habe jetzt auch ein wenig weitergelesen und bin sehr traurig darüber, dass Niamh so krank ist. Ich bin schon gespannt, ob sie noch einmal etwas von ihrem Sohn hört. Ich kann mir schon vorstellen, dass es sie interessieren würde, was aus ihm geworden ist. Ihre große Liebe, war ja wohl ein Reinfall. :grmpf: Das ist halt hart, wenn man es gewöhnt ist Sohn zu sein. :rollen:


  • Er bedient sich manchmal schon einer recht überzogenen Ausdrucksweise, wie etwa hier:


    Hier lässt er Sean über seine Erlebnisse sprechen. Der Mann ist Schriftsteller und wir wissen ja nicht, wie gut er ist. Vielleicht hat er im Moment nicht nur eine Schreibblockade, so interpretiere ich seine schriftstellerischen Probleme, sondern ist dazu noch ein ziemlich schlechter. Er überlegt ja auch ob er den Job als Kellner annehmen soll, was auf finanzielle Engpässe schließen lässt.
    In dem Abschnitt über Niamh sind mir so Metaphern nicht aufgefallen.


    Das hast Du gut beobachtet! So hatte ich das gar nicht gesehen, aber es wäre eine gute Erklärung. Der Tonfall in Niamhs Abschnitten ist wirklich ganz anders (und ab und zu streut er mal einen etwas schiefen Ausdruck ein, so wie ihn jemand mit englischer Muttersprache womöglich verwenden würde).


    Ich hatte also recht mit Niamhs Krankheit. Das ging mit ihr ja sehr rapide bergab :sauer: Es tat mir leid, dass sie nicht länger gelebt hat. Aber auch schön, dass Sean sie bis zum Schluss begleitet hat. Der Moment ihres Todes ging mir ziemlich nahe, das war sehr schön geschrieben, vor allem, als Sean alle Fenster geöffnet hat, während draußen der Regen rauschte.


    Dass er von Niamhs Geschwistern so ganz unkompliziert akzeptiert wurde, fand ich auch schön. Vielleicht war das eine Art von Familie, wie er sie bei sich nicht erlebt hat?


    Ich habe mich am Ende gefragt, ob ich etwas überlesen hatte, was sein Verhältnis zu seiner Mutter betraf :gruebel: Oder ist sie so plötzlich gestorben, dass er nicht mehr rechtzeitig nach Hause konnte?


    Eigentlich hatte ich damit gerechnet, dass man noch erfährt, was aus Niamhs Sohn geworden ist. Aber da sie es ja selbst nie erfahren hat, passt das schon so. Auch wenn ich es wahnsinnig traurig finde.

    If you don't become the ocean, you'll be seasick every day.

    Leonard Cohen





  • Was aus Niamhs Sohn geworden ist hätte mich auch gerne gewusst. Ich hoffte schon, dass er noch auftaucht, aber so ist das Leben eben leider nicht.

    //Grösser ist doof//


  • Ich habe mich am Ende gefragt, ob ich etwas überlesen hatte, was sein Verhältnis zu seiner Mutter betraf :gruebel: Oder ist sie so plötzlich gestorben, dass er nicht mehr rechtzeitig nach Hause konnte?


    Das war ein Punkt, den ich ebenfalls nicht ganz nachvollziehen konnte. Besonders da dieses Ereignis ja nach seiner Wandlung geschehen ist. Aber du könntest natürlich recht haben und seine Mutter ist plötzlich erkrankt und verstorben. Irgendwie hatte ich jedoch durch seine Ausdrucksweise den Eindruck, dass sie an einer langwierigeren Krankheit gestorben ist.


  • Was aus Niamhs Sohn geworden ist hätte mich auch gerne gewusst. Ich hoffte schon, dass er noch auftaucht, aber so ist das Leben eben leider nicht.


    Die Frage hatte ich mir auch gestellt, aber dadurch, dass es eben nicht erwähnt wurde, gab es der Geschichte einen sehr authentischen Charakter.


    Das war ein Punkt, den ich ebenfalls nicht ganz nachvollziehen konnte. Besonders da dieses Ereignis ja nach seiner Wandlung geschehen ist. Aber du könntest natürlich recht haben und seine Mutter ist plötzlich erkrankt und verstorben. Irgendwie hatte ich jedoch durch seine Ausdrucksweise den Eindruck, dass sie an einer langwierigeren Krankheit gestorben ist.


    Ich musste auch feststellen, dass ich an dieser Stelle wirklich überlegen musste, ob die Mutter schon einmal erwähnt wurde und ich muss gestehen, dass ich mich nicht erinnern konnte.


    Ich habe das Buch soeben beendet und es hat mir ausgesprochen gut gefallen.


    Viele Grüße Tina