Hansjörg Schertenleib - Das Regenorchester

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  • Hier kommt unser Leserundenthread :smile:


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    Klappentext:


    Nachdem seine Frau gegangen ist, lebt ein Schriftsteller allein in seinem Haus in Irland. Da begegnet er Niamh, einer sechzigjährigen Irin, die ihn zum Chronisten ihres Lebens macht. Sie führt ihm die Wunder des alten, untergegangenen Irland vor Augen und erzählt ihm von ihrer verlorenen Liebe. Voller Poesie und mit großer Sprachkunst erzählt Hansjörg Schertenleib eine unerhörte Liebesgeschichte.


    Teilnehmer:


    Claudi
    Jari
    tina
    Valentine
    yanni


    Ich wünsche uns schon mal viel Spaß!


    Wie üblich noch die Bitte, auf Postings à la "Das Buch liegt bereit und ich fange gleich an" zu verzichten ... aber Ihr seid ja eh alte Hasen ;)

    If you don't become the ocean, you'll be seasick every day.

    Leonard Cohen





  • Ich habe die ersten beiden Kapitel gelesen und ich denke, dass ich die Geschichten mögen werde. Vor allem finde ich es schön, dass die Protagonisten keine erfolgreichen, jung, dynamischen Weltmenschen sind, sondern zwei ältere, vom Leben schon gezeichnete Personen, die mit Sicherheit viel wertvolles zu erzählen haben.
    Niamh ist mir direkt sympathisch, denn sie sagt was sie denkt, nimmt kein Blatt vor den Mund und hat ein gesundes Selbstbewusstsein.
    Ich bin schon sehr gespannt auf ihre Geschichte.

  • Ich habe die ersten fünf Kapitel gelesen. Mit dem Stil bin ich noch nicht so ganz warm geworden, manche Metaphern oder Ausdrücke fand ich ein bisschen schief, aber vielleicht liegt das gelegentlich auch daran, dass der Autor Schweizer ist :breitgrins:


    Niamh finde ich aber auch sympathisch in ihrer geradlinigen Art und bin gespannt, was sie zu erzählen hat, aber auch darauf, wie genau die Beziehung des Erzählers in die Brüche gegangen ist. Zwischen ihm und seiner Frau scheint es ja schon länger gekriselt zu haben.


    Mehr dazu heute abend, weil ich das Buch gerade nicht zur Hand habe.

    If you don't become the ocean, you'll be seasick every day.

    Leonard Cohen





  • Ich habe auch bereits die ersten fünf Kapitel gelesen. Mit dem Stil habe ich jetzt keine Probleme gehabt, was mich allerdings hin und wieder etwas irritierte waren seltsame Ausdrucksweisen, die ich, wie Tina, seiner Herkunft zuordnete. Es wäre sicher interessant zu erfahren, wie viel von diesem Roman autobiographisch ist. Vor allem würde ich gerne wissen, in welcher Beziehung der Titel des Buches zum Inhalt steht.


    Das nächste, was mich verwunderte war, dass Schertenleib Niamhs Text anfangs in Englisch abfasste, ebenso die irischen Redewendungen, die später im Text dann nochmals in Deutsch auftauchen. Zwar habe ich beim Durchblättern festgestellt, dass dies wohl die Ausnahme war, aber ich könnte mir vorstellen, dass es den ein oder anderen Käufer abgeschreckt haben mag.


    Niamh ist eine eigenwillige ältere Frau, die mir aber sehr schnell sympathisch war. Sie will Sean provozieren, austesten, wie weit sie gehen kann, ihn einschätzen können. Dass er so verärgert über den Swissman ist, kann ich nachvollziehen. Es klingt doch immer abschätzig, wenn man einen Menschen über seine Herkunft betituliert. Besonders wenn man seinen Namen kennt.


    Mit seiner Frau scheint Sean, ich nenne ihn jetzt auch so, seinen Anker verloren zu haben. Sie hat ihn also wegen eines anderen Mannes verlassen. Interessant! Sogar ihren geliebten (?) Vogel hat sie zurückgelassen. Das hat ihn hart getroffen und Niamh hat das sehr gut erkannt. Ich glaube ja nicht, dass seine Frau die Bilder, auf denen sie beide zu sehen waren, mitgenommen hat, ich denke, sie hat sie vernichtet. Über seine Umgestaltung des Schlafzimmers konnte ich nur lachen. Da muss sich einer aber unheimlich etwas beweisen. :breitgrins:


    Niamhs Geschichte, oder das was Sean niederschreibt, wird also extra stehen. Kommt es mir nur so vor, oder ist der Text recht emotionslos ja fast sachlich abgefasst? Mal sehen, welche Wendungen Niamhs Leben noch nehmen wird.


  • Es wäre sicher interessant zu erfahren, wie viel von diesem Roman autobiographisch ist.


    Das habe ich mich auch gefragt; ganz vorn im Buch steht ja, dass Schertenleib selbst auch in der Schweiz und in Donegal lebt.


    Zitat

    Vor allem würde ich gerne wissen, in welcher Beziehung der Titel des Buches zum Inhalt steht.


    Bisher kann ich den Titel auch noch nicht zuordnen, abgesehen davon, dass es natürlich häufig regnet in Irland. Die Beschreibung des Regens, den man fast nicht hört, fand ich übrigens sehr gelungen.


    Was die englischen Einsprengsel angeht, hatte ich denselben Gedanken wie Du. Mich stören sie nicht (abgesehen davon, dass ich mich ein bisschen an Formulierungen wie "are you not" gestoßen habe, die ich so nicht kenne, aber ich weiß auch nicht, welche Redewendungen vielleicht in Irland geläufig sind und anderswo nicht), aber ich könnte mir gut vorstellen, dass manche Leser davon nicht begeistert sind.

    If you don't become the ocean, you'll be seasick every day.

    Leonard Cohen






  • Ich habe auch bereits die ersten fünf Kapitel gelesen. Mit dem Stil habe ich jetzt keine Probleme gehabt, was mich allerdings hin und wieder etwas irritierte waren seltsame Ausdrucksweisen, die ich, wie Tina, seiner Herkunft zuordnete.


    War ich nicht, war Valentine. :breitgrins:



    Niamhs Geschichte, oder das was Sean niederschreibt, wird also extra stehen. Kommt es mir nur so vor, oder ist der Text recht emotionslos ja fast sachlich abgefasst? Mal sehen, welche Wendungen Niamhs Leben noch nehmen wird.


    Ja, bisher ist der Text nicht sehr emotional, aber ich kenne es, dass man über eigene Erfahrungen manchmal eher distanziert berichtet, weil sie einen sonst wieder so sehr einholen würden, dass man vielleicht mit den Erinnerungen ansonsten nicht adäquat umgehen könnnte.



    Das mit dem Titel ist immer so eine Sache. Mittlerweile mache ich mir schon gar keine Gedanken mehr darüber. Zu oft habe ich die Erfahrung gemacht, dass erst das letzte Kapitel Bezug auf den Titel nimmt.



    Was die englischen Einsprengsel angeht, hatte ich denselben Gedanken wie Du. Mich stören sie nicht (abgesehen davon, dass ich mich ein bisschen an Formulierungen wie "are you not" gestoßen habe, die ich so nicht kenne, aber ich weiß auch nicht, welche Redewendungen vielleicht in Irland geläufig sind und anderswo nicht), aber ich könnte mir gut vorstellen, dass manche Leser davon nicht begeistert sind.


    Mich stören sie jetzt auch nicht. Ich saß vorhin beim Hautarzt im Wartezimmer und habe gelesen, als ich auf einmal nicht mehr an mich halten konnte und nur noch vor mich hingekichert habe, obwohl ich versucht habe es zu unterdrücken. Das war die Stelle, an welcher Sean im vierten Kapitel die irischen Redewendungen zitierte. Die waren zu herrlich. :breitgrins:

  • Hallo ihr Lieben,
    ich bin auf S. 85.
    Mit dem Stil des Autors tue ich mir aber immer noch schwer. Ich finde seine Metaphern nicht nur manchmal schief, sondern auch reichlich übertrieben. Die wortreiche, blumige Sprache passt nicht so recht zu den bodenständigen Figuren mitten aus dem Leben. Auch verstehe ich die Tier-Episoden nicht. Warum hat Sean dieses Ritual mit der Kuh. Und was sollen die Bienen, die durch sein Arbeitszimmer fliegen, bedeuten? Sind das versteckte Anspielungen oder soll hier parabelhaft eine Analogie zu Seans Leben gezogen werden? :rollen:


    Niamh ist mir auch nicht so richtig sympathisch - sie bestimmt einfach über Seans Leben und ihre Selbstverständlichkeit, mit der sie ihn in Beschlag nimmt, nervt mich schon ein wenig. Ich glaube, Sean lässt das nur mit sich machen, weil er gerade in einer so schwierigen Situation in seinem Leben steckt und nicht recht weiß, wohin mit sich.


    Niamhs Geschichte interessiert mich daher auch weniger als die Rahmenhandlung.


    LG
    Claudi

  • Da diese Leserunde ja im Grunde auf dem Misthaufen meiner Rezi gewachsen ist, lese ich hier besonders interessiert mit und hoffe, dass das Buch bei euch nicht total durchfällt. :redface:


    Die englischen Einsprengsel am Anfang empfand ich auch als irritierend, aber diese werden (zum Glück) im Laufe der Geschichte weniger.
    Auch Claudis Eindruck, dass ihr Niamh unsympathisch ist, kann ich nachempfinden, aber sobald sie mit ihrer Erzählung beginnt, änderte sich meine Meinung dazu.

    Ich hieß hier mal caithlin.<br /><br />&quot;If I had a dollar for every time i felt more emotion for a fictional character than people in real life, I could pay for the psychiatric help I obviously need.&quot;

  • Claudi: das Kuh-Ritual finde ich gar nicht mal so seltsam. Manchmal entwickelt man, gerade wenn man einsam ist, solche merkwürdigen kleinen Angewohnheiten. (Eklig fand ich allerdings die "gezopfte Kotsträhne", ürgs.) "Sean" benimmt sich in seiner Einsamkeit ja generell auch ein wenig wunderlich.


    Die Bienen kann ich allerdings noch nicht so recht einordnen. Und ich frage mich, warum der Name des Papageis immer in Großbuchstaben geschrieben ist wie die Firmen- oder Kneipennamen.


    Auch wenn das Buch sprachlich gelegentlich gewöhnungsbedürftig ist, finde ich aber, dass Schertenleib unheimlich gut beobachtet und Dinge einfängt und niederschreibt, die man zwar vielleicht auch schon mal bemerkt, aber doch nie weiter drüber nachgedacht hat. Wie zum Beispiel die Feststellung, dass man seinen eigenen Geruch nicht riechen kann und auch den speziellen Geruch der eigenen Wohnung höchstens dann einmal bewusst wahrnimmt, wenn man nach längerer Abwesenheit nach Hause kommt.


    Und lustig fand ich "Ausländer und Touristen erkennt man in Irland auch, weil sie, meist vergeblich, nach Klingelbrettern suchen" :breitgrins: Auch das ist gut beobachtet ;) Überhaupt klingt zwischen den Zeilen bei aller Nüchternheit, um die sich der Erzähler bemüht, immer wieder ein schöner trockener Humor durch, bei "Sean" selbst und auch bei seiner Beschreibung der Iren.


    Interessieren würde mich ja auch, wie Sean wirklich heißt, dass Niamh die Aussprache seines Namens zu schwierig ist.


    Ich habe auch schon die ersten Seiten von Niamhs Geschichte gelesen, eine irische Kindheit, wie man sie auch aus Autobiographien wie etwa "Die Asche meiner Mutter" kennt - große Familien, wenig Geld, harte Arbeit, geprägt vom Katholizismus. In diesem Part ist der Erzählton anders und passt gut zu Niamh, wie ich finde.

    If you don't become the ocean, you'll be seasick every day.

    Leonard Cohen






  • War ich nicht, war Valentine. :breitgrins:


    Tatsächlich! :redface:



    Ich finde seine Metaphern nicht nur manchmal schief, sondern auch reichlich übertrieben.


    Er bedient sich manchmal schon einer recht überzogenen Ausdrucksweise, wie etwa hier:

    Zitat

    ... weil der blitzende Kupfergong der Maisonne direkt hinter ihr über die Hügelschulter stand.


    Hier lässt er Sean über seine Erlebnisse sprechen. Der Mann ist Schriftsteller und wir wissen ja nicht, wie gut er ist. Vielleicht hat er im Moment nicht nur eine Schreibblockade, so interpretiere ich seine schriftstellerischen Probleme, sondern ist dazu noch ein ziemlich schlechter. Er überlegt ja auch ob er den Job als Kellner annehmen soll, was auf finanzielle Engpässe schließen lässt.
    In dem Abschnitt über Niamh sind mir so Metaphern nicht aufgefallen.




    Auch verstehe ich die Tier-Episoden nicht. Warum hat Sean dieses Ritual mit der Kuh. Und was sollen die Bienen, die durch sein Arbeitszimmer fliegen, bedeuten? Sind das versteckte Anspielungen oder soll hier parabelhaft eine Analogie zu Seans Leben gezogen werden? :rollen:


    Das mit der Kuh empfand ich eher witzig. Ein Teil seines Tagesablaufs, wenn er Niamh besucht. Es zeigt auch wie einsam der Gute im Grunde eigentlich ist, sonst würde er sich mit der Kuh wohl kaum abgeben.
    Die Sache mit den Bienen blieb mir unergründlich.



    Niamh ist mir auch nicht so richtig sympathisch - sie bestimmt einfach über Seans Leben und ihre Selbstverständlichkeit, mit der sie ihn in Beschlag nimmt, nervt mich schon ein wenig.


    Über Niamh bin ich mir noch nicht ganz schlüssig. Sie ist Mitte 60 und will Sean unbedingt ihre Lebensgeschichte erzählen. Da fragte ich mich des öfteren, warum? Wenn sie gut 20 Jahre älter wäre, käme ich viel besser damit zurecht. Was ist also der Grund, dass sie es jetzt schon tun will. Steht sie vor eine schwierigen Entscheidung, fällt ihr, ähnlich wie Sean, vor Einsamkeit die Decke auf den Kopf? Irgendwie passt weder das eine noch das andere. Und sie raucht wie ein Schlot. Gut, das kann nun ihre Art sein, es könnte jedoch auch von großer innerer Anspannung zeugen. Ihre herrische Art beobachtet man auch schon mal an Menschen, denen die Zeit davon läuft. Aber warum sollte sie sich dann so viel Zeit mit dem Erzählen lassen. Sean kommt nur einmal die Woche zu ihr. :gruebel:


  • Interessieren würde mich ja auch, wie Sean wirklich heißt, dass Niamh die Aussprache seines Namens zu schwierig ist.


    Da Sean auf Deutsch Hans heißt, nehme ich an, dass er so heißen wird. Sie lebte einige Jahre in Deutschland, spricht recht gut Deutsch, daher nehme ich an, dass sie den Namen einfach übersetzt hat.
    Wäre in dem Fall ein Hinweis auf einen bereits vermuteten autobiographischen Hintergrund.

  • Bisher kann ich den Titel auch noch nicht zuordnen (..)


    Was es mit dem Titel auf sich hat, klärt sich ganz zum Schluss des Buches. :winken:

    Ich hieß hier mal caithlin.<br /><br />&quot;If I had a dollar for every time i felt more emotion for a fictional character than people in real life, I could pay for the psychiatric help I obviously need.&quot;

    Einmal editiert, zuletzt von caithlin ()

  • Auch wenn das Buch sprachlich gelegentlich gewöhnungsbedürftig ist, finde ich aber, dass Schertenleib unheimlich gut beobachtet und Dinge einfängt und niederschreibt, die man zwar vielleicht auch schon mal bemerkt, aber doch nie weiter drüber nachgedacht hat. Wie zum Beispiel die Feststellung, dass man seinen eigenen Geruch nicht riechen kann und auch den speziellen Geruch der eigenen Wohnung höchstens dann einmal bewusst wahrnimmt, wenn man nach längerer Abwesenheit nach Hause kommt.


    Da ergeht es mir wie Valentine. Das mit dem Geruch fand ich auch interessant. Auch die Geschichte mit der Kuh stört mich jetzt gar nicht. Sie gehört zu einem Ritual und bezeichnet seine Verbundenheit zu diesem Flecken Erde.
    Ich habe jetzt auch ein wenig weiter gelesen und befinde mich nun im 5. Kapitel, bei der Geschichte von Niamh.

  • Niamh ist mir auch nicht so richtig sympathisch - sie bestimmt einfach über Seans Leben und ihre Selbstverständlichkeit, mit der sie ihn in Beschlag nimmt, nervt mich schon ein wenig.


    Niamhs Geschichte interessiert mich daher auch weniger als die Rahmenhandlung.


    Ich hatte gerade das 6. Kapitel beendet und muss gestehen, dass ich hier das erste Mal ebenfalls Groll gegenüber Niamh empfand, denn die Art und Weise, in welcher sie auf die Nachfrage nach ihrem Befinden reagierte, fand ich schon fast unverschämt, aber vielleicht befindet sie sich ja in einer schwiergen Situation, in welcher ihr man es vielleicht noch verzeihen wird.


    Was die Geschichte von Liamh anbelangt, geht es mir genau umgekehrt. :smile: Liamhs Lebensgeschichte interessiert mich ganz besonders und war eigentlich ausschlaggebend für den Kauf des Buches.

  • Über die englischen Sätze haben wir ja schon geredet. Aber wie findet ihr es, dass die wörtliche Rede nicht mit Anführungszeichen sondern mit
    - Parenthesen gekennzeichnet ist? Ich finde das ungewöhnlich aber eigentlich besser lesbar. Gerade in langen Dialogen. Und so kann auch auf sich wiederholende Inquit-Formeln verzichtet werden.
    LG
    Claudi


  • Ich hatte gerade das 6. Kapitel beendet und muss gestehen, dass ich hier das erste Mal ebenfalls Groll gegenüber Niamh empfand, denn die Art und Weise, in welcher sie auf die Nachfrage nach ihrem Befinden reagierte, fand ich schon fast unverschämt, aber vielleicht befindet sie sich ja in einer schwiergen Situation, in welcher ihr man es vielleicht noch verzeihen wird.


    Ich hatte am Beginn dieses Kapitels den Eindruck, dass sie vielleicht krank ist und das nicht wahrhaben oder zumindest nicht aussprechen will. Das würde auch ihre Bitte an Sean erklären, ihre Geschichte aufzuschreiben.


    Zitat

    Was die Geschichte von Liamh anbelangt, geht es mir genau umgekehrt. :smile: Liamhs Lebensgeschichte interessiert mich ganz besonders und war eigentlich ausschlaggebend für den Kauf des Buches.


    Geht mir genauso.


    Mehr heute abend, wenn Buch zur Hand ;)

    If you don't become the ocean, you'll be seasick every day.

    Leonard Cohen





  • In dem Kapitel Kilburn November 1957 bis April 1958 war ich richtiggehend schockiert, als ich las dass an einem Geschäft wirklich das Schild hing: No cats, no dogs, no irish, no blacks.


    Unfassbar und das zu dieser Zeit, direkt nach dem zweiten Weltkrieg. :grmpf:


  • Ich hatte am Beginn dieses Kapitels den Eindruck, dass sie vielleicht krank ist und das nicht wahrhaben oder zumindest nicht aussprechen will. Das würde auch ihre Bitte an Sean erklären, ihre Geschichte aufzuschreiben.


    Diesen Eindruck hatte ich auch. Allerdings könnte es auch andere Gründe geben. Es könnte auch ein Jahrestag gewesen sein, eines Ereignisses, das sie bisher nicht verarbeitet hat.



    Ich war sehr erstaunt zu lesen, dass Sean nur 7 Jahre verheiratet war. Wie alt schätzt ihr ihn ein? Ich war der Meinung, er wäre nur etwa 10 Jahre jünger als Niamh, wenn überhaupt. Es war ja irgendwo zu lesen, dass er ein Foto von sich gefunden hat, aus dem Jahr 1960 auf dem er noch sehr jung war. Ich nahm daher an, dass er Mitte bis Ende der 50iger Jahre geboren wurde.


    Er kann mit seiner Situation nur sehr schlecht umgehen. Sogar mit Rauschgift versucht er dem Alltag zu entfliehen. Dafür lebt er nun wesentlich gesünder, da er alle Wege zu Fuss gehen kann. :breitgrins: Sehr rücksichtsvolle Bewohner, auf die er da getroffen ist.
    Köstlich amüsiert habe ich mich bei diesem Selbsthilfe-Kurs. Ich hatte ja den Eindruck, der Leiter braucht die Therapie genau so dringend wie die anderen und ließ sich das ausgesprochen gut bezahlen. Zwei Fliegen mit einer Klappe!


    Entsetzt war ich über das Schild, dass Niamh bei ihrer Ankunft in London in einem Geschäft sah.

    Zitat

    No cats, no dogs, no irish, no blacks.


    Da merkt man doch gleich, wie herzlich die Iren dort willkommen waren. :sauer:


    Die Verhältnisse, in denen die Schwestern und ihre Landsleute lebten, waren sehr eingeschränkt. Kein Wunder, dass sich dann solche Methoden entwickelten um sich gegenseitig zu unterstützen. Im Galty schien sich ihr gesamtes kuturelles und gesellschaftliches Leben abgespielt zu haben. Ein sicherer Hafen, sozusagen.
    Da findet sich dann bei Bedarf sogar ein Babysitter für ein Kind, das es gar nicht gibt, damit die Mutter ihre Familie in Irland besuchen kann.


  • Köstlich amüsiert habe ich mich bei diesem Selbsthilfe-Kurs. Ich hatte ja den Eindruck, der Leiter braucht die Therapie genau so dringend wie die anderen und ließ sich das ausgesprochen gut bezahlen. Zwei Fliegen mit einer Klappe!


    Der Kurs war echt schräg :breitgrins.


    Das Schild hat mich auch geärgert, wobei ich nicht überrascht war. Es gab ja sogar Stellenanzeigen mit "No Irish need apply" :grmpf:


    Zitat

    Die Verhältnisse, in denen die Schwestern und ihre Landsleute lebten, waren sehr eingeschränkt. Kein Wunder, dass sich dann solche Methoden entwickelten um sich gegenseitig zu unterstützen. Im Galty schien sich ihr gesamtes kuturelles und gesellschaftliches Leben abgespielt zu haben. Ein sicherer Hafen, sozusagen.
    Da findet sich dann bei Bedarf sogar ein Babysitter für ein Kind, das es gar nicht gibt, damit die Mutter ihre Familie in Irland besuchen kann.


    Das Kind hat mir ja auch leid getan ...


    (Gestern bin ich leider nicht mehr zum Posten gekommen - heute abend gibt es dann aber noch mehr Details ;) )

    If you don't become the ocean, you'll be seasick every day.

    Leonard Cohen





  • Gestern habe ich noch einschließlich Kapitel Vierzehn gelesen. Nun wurde es immer klarer, dass Niamh gesundheitliche Probleme hat. Warum sie unbedingt an den Strand fahren wollte, um diesen Wal zu sehen und nach Möglichkeit auch zu berühren, wurde mir so richtig klar, als sich herausstellte wie es um sie stand. Dass Sean bis dahin nicht begriffen hatte, wie krank Niamh war, war an seiner Bemerkung abzulesen, dass er es schrecklich fand Kranke und Sterbende in ein Zimmer zu legen.


    Wie sich herausstellt, besitzt Niamh ein deutsches Auto! Das fand ich recht ungewöhnlich. Der Autor wedelte ja schon auf der Fahrt an den Strand recht heftig mit dem Zaunpfahl durch Seans Fragen, warum sie denn gar nicht mehr so viel rauche.
    Als sie sich das Zimmer dort nehmen, will Sean wissen, ob man sie für Mutter und Sohn hält. Dann muss der Altersunterschied doch größer sein, als ich dachte. Da fiel mir sofort Niamhs Videosammlung ein, in der sich auch Harold und Maude befand.


    Niamhs Geschichte über ihre Zeit in Oxford stand sozusagen von Anfang an unter keinem guten Stern. Die eifersüchtige Frau erschien mir schon fast überzogen. Außer sie hatte Grund zur Annahme ihr Gatte würde sie mit jedem hübschen irischen Mädchen betrügen. Als sie sich mit Brendan einließ, war doch klar, dass es nicht gut ausgehen konnte. Ohne das elterliche Geld ist halt nicht so einfach über die Runden zu kommen. Da kann einem dann auch mal die große Liebe abhanden kommen. :rollen: Aber wie er sie abserviert hat, war eine Riesensauerei. Da war mir dann klar, wie man mit einem Mann wie Andrew befreundet sein kann. Die beiden sind sich sehr ähnlich.


    Niamh hat also einen Sohn! Ob wir davon noch etwas lesen werden? Ich bin gespannt. Und dann siedelte sie nach Deutschland um. Mit diesem Land scheint sie sehr viel zu verbinden. Sie spricht immer noch gut Deutsch, sieht sich deutsche Filme an, fährt ein deutsches Auto und wer weiß, was wir noch nicht wissen.


    Sehr treffend fand ich diesen Satz von Niamh:
    Für uns Menschen bestehen Schmerzen ja vor allem aus Vorstellungen, Erwartungen und Erinnerungen.


    Sean wird in nächster Zukunft die Pflege übernehmen. Wie sich das wohl auf ihn auswirken wird. Entweder wächst er über die Maßen daran und geht gestärkt aus dieser Geschichte heraus, oder er wurstelt sich so durch und fällt später in ein tiefes Loch.
    Immerhin sind wir den lästigen Papagei endlich los. Aus den Bienen werde ich noch immer nicht schlau.