Gotthold Ephraim Lessing - Nathan der Weise

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  • Nathan der Weise
    Dramatisches Gedicht in fünf Akten (1779)


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    Start: 9. November 2013


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    Liebe Grüße
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  • Ich habe zwar noch nicht so viel gelesen, aber gleich zum Anfang: Drama, Baby, Drama! Wie Nathan heraufbeschwört, dass der glorreiche Retter sich todkrank vor Schmerzen windet und das arme Mädchen fast ohnmächtig wird :breitgrins: Wer weiss ob sie das menschliche Wunder noch finden werden.

    //Grösser ist doof//

  • ich habe heute begonnen und nun die ersten beiden Szenen gelesen. Wir werden hier mitten ins Geschehen hineingeworfen und erfahren, dass die Tochter Nathans beinahe einem Feuer zum Opfer gefallen wäre, hätte sie nicht ein tapferer, selbstloser Mann gerettet.


    Ich finde es irgendwie süß, wie sich Recha darauf versteift, von einem Engel errettet worden zu sein. Ich denke nicht, dass Nathan sie verletzten möchte, wenn er ihr versucht plausibel zu machen, dass es eben kein himmlisches Wesen war, sondern sie lediglich auf den Boden der Tatsachen zurückzuholen und sich bei dem Retter zu bedanken, der allerdings vom Erdboden verschwunden scheint.


    Mir gefiel der Ausspruch Nathans:


    Zitat

    Der Wunder höchstens ist, dass uns die wahren, echten Wunder so alltäglich werden können, werden sollen.


    Wie wahr. Wir nehmen viel zu viel, als selbstverständlich hin und dabei sind wirklich viele Dinge, betrachtet man sie genauer, fast unglaublich.


    Viele Grüße Tina

  • Hallo zusammen!


    Begeben wir uns also auf Nathans Spuren. Ich bin so weit wie tina gekommen.


    In der 1. Szene sind mir von Daja einige Äußerungen komisch vorgekommen. Zunächst einmal fiel mir auf, dass eine Christin im Hause eines Juden arbeitet und sich vor allem einen sehr offenen Ton gegenüber ihrem Brotherrn erlauben darf. Entweder gab es damals keine Streitigkeiten zwischen Juden und Christen, oder aber Nathan ist sehr tolerant und angesehen in der Gemeinde. Stutzig machte mich ihre Anspielung auf die Rechtmäßigkeit von Nathans "Besitz" von Recha. Später, als Nathan Daja erzählt, welche schönen Stoffe er ihr von seiner Reise mitgebracht hat, kommt noch ihre Aussage:


    "Was hilfts? Denn mein Gewissen, muss ich Euch
    Nur sagen, lässt sich länger nicht betäuben."


    Anscheinend kennt sie irgendwelche Geheimnisse und hat das Gefühl, Nathan möchte mit seinen Geschenken ihr Schweigen erkaufen. Kommt euch das auch so vor?



    Ich finde es irgendwie süß, wie sich Recha darauf versteift, von einem Engel errettet worden zu sein. Ich denke nicht, dass Nathan sie verletzten möchte, wenn er ihr versucht plausibel zu machen, dass es eben kein himmlisches Wesen war, sondern sie lediglich auf den Boden der Tatsachen zurückzuholen und sich bei dem Retter zu bedanken, der allerdings vom Erdboden verschwunden scheint.


    Nathan ist eben sehr bodenständig und hat schon zu viel erlebt, um an Engel zu glauben. Gibt es die im jüdischen Glauben überhaupt?


    Dass sich Rechas Retter nicht mehr zeigt, ist schon schade. Schließlich verdankt sie ihm ihr Leben und möchte ihren Dank loswerden. Vielleicht hat er schon gemerkt, dass sie ihm sehr zugeneigt ist und möchte verhindern, dass ihre Gefühle noch größer werden?

  • Nathan ist eben sehr bodenständig und hat schon zu viel erlebt, um an Engel zu glauben. Gibt es die im jüdischen Glauben überhaupt?


    Oh ja. Die Engel, die die Christen aus der Bibel kennen, sind letztendlich die Engel aus dem Tanach. Der jüdischen Bibel. Das alte Testament ist ja weitgehend identisch.



    In der 1. Szene sind mir von Daja einige Äußerungen komisch vorgekommen. Zunächst einmal fiel mir auf, dass eine Christin im Hause eines Juden arbeitet und sich vor allem einen sehr offenen Ton gegenüber ihrem Brotherrn erlauben darf. Entweder gab es damals keine Streitigkeiten zwischen Juden und Christen, oder aber Nathan ist sehr tolerant und angesehen in der Gemeinde. Stutzig machte mich ihre Anspielung auf die Rechtmäßigkeit von Nathans "Besitz" von Recha. Später, als Nathan Daja erzählt, welche schönen Stoffe er ihr von seiner Reise mitgebracht hat, kommt noch ihre Aussage:


    "Was hilfts? Denn mein Gewissen, muss ich Euch
    Nur sagen, lässt sich länger nicht betäuben."


    Anscheinend kennt sie irgendwelche Geheimnisse und hat das Gefühl, Nathan möchte mit seinen Geschenken ihr Schweigen erkaufen. Kommt euch das auch so vor?


    Das war eigentlich nichts besonders, dass Christen bei Juden arbeiteten. Das gab es schon immer. Den kessen Tonfall fand allerdings auch sehr gewagt, aber vielleicht kennen sich die beiden ja auch schon eine Zeitlang.
    Dass Daja in einem Gewissenskonflikt zu stehen scheint, ist mir ebenfalls aufgefallen und ich habe es auch nicht so recht verstanden, es aber nicht erwähnt, da ich dachte, dass es sich vielleicht noch zu einem späteren Zeitpunkt klären wird.
    Mal schauen.
    Mir gefällt aber die Sprache Lessings. Ich finde es ist einfacher zu lesen und zu verstehen, als so manches Shakespearestück.

  • So, ich hab jetzt extra gewartet, bis hier jemand postet, damit ich nicht wieder einen Frühstart hinlege :breitgrins:



    Mir gefällt aber die Sprache Lessings. Ich finde es ist einfacher zu lesen und zu verstehen, als so manches Shakespearestück.


    Geht mir auch so. Ich bin überrascht, wie gut sich das Stück lesen lässt. Jede Figur hat auch ihre eigene Sprache und Stimme, was ich bei Stücken oft vermisse. Bei den meisten weiss ich irgendwann gar nicht mehr, wer was gesagt hat. Dies ist hier nicht der Fall. Die Geschichte ist spannend und die Seiten fliegen nur so dahin!


    Zum Glück hab ich dem Buch noch eine Chance gegeben. Es macht halt schon einen Unterschied aus, ob man etwas freiwillig liest oder von der Schule vorgesetzt bekommt.

    //Grösser ist doof//

  • Ich habe nun auch endlich die ersten Seiten gelesen und obwohl ich es damals schon in der Schule gelesen habe, muss ich gestehen, keinerlei herausragenden Informationen mehr parat zu haben. :zwinker:


    Wie schon angesprochen lässt Daja sich offensichtlich für etwas bezahlen. Nathan ist dabei mehr als großzügig, also wird es wohl etwas mit seiner geliebten Recha zu tun haben.
    Den Tempelherrn finde ich wieder unerwartet großzügig: er rettet einen Menschen und verschwindet danach einfach. Wahrscheinlich sieht er diese Tat als angebracht an, da er selbst, offensichtlich unerwartet, vom Saladin begnadigt wurde.


  • Dass sich Rechas Retter nicht mehr zeigt, ist schon schade. Schließlich verdankt sie ihm ihr Leben und möchte ihren Dank loswerden. Vielleicht hat er schon gemerkt, dass sie ihm sehr zugeneigt ist und möchte verhindern, dass ihre Gefühle noch größer werden?


    Wahrscheinlich findet er es unpassend, sich als Engel bezeichnen zu lassen, wo er doch selbst nur knapp dem Tod entgangen ist.
    Zudem muss es lästig sein, sich jeden Tag von Daja "belästigt" zu fühlen.

  • Den ersten Akt habe ich gerade beendet.
    Der Patriarch möchte also, dass der Tempelherr für ihn spioniert, doch der hat bedenken, da ihm Saladin das Leben geschenkt hat. Das macht ihn ja nun zuerst einmal nicht zum Schurken, aber was er gegen Nathan hat und warum es ihm so egal ist Recha gerettet zu haben und ihren Dank entgegen zu nehmen, dass habe ich noch immer nicht verstanden. Nathan finde ich eigentlich ganz nett und Recha erinnert mich ein wenig ein junges Mädel. dass einfach einen Schwarm anbetet.

  • Na, jetzt machst du mich aber neugierig. Ich musste ja feststellen, dass von meiner Schullektüre kaum etwas an Erinnerung zurückgeblieben ist. Ich muss doch mal schauen, ob ich nicht doch noch irgendwo mein altes Reklamheftchen habe, mit meinem Anmerkungen, Das wäre bestimmt lustig und interessant nach ... :redface: Jahren.

  • Ich habe den 1. Akt auch fertig.


    In der 3. Szene ist nun auch vom Fürsten Saladin die Rede. Mit ihm, der Muslim sein müsste, ist das religiöse Wirrwarr dann wohl komplett. Der Derwisch als neuer Schatzmeister von Saladin erzählt Nathan von den leeren Kassen des Fürsten. Nathan wittert zunächst ein Geschäft, lässt sich dann aber doch nicht darauf ein. Welche Aversionen daran schuld sind, ist mir noch nicht klar. Es könnte mit der Religion zu tun haben, es könnten aber persönliche Animositäten der Grund sein.


    In der 5. Szene bekommt man eine Ahnung, warum sich der rettende Engel aka Tempelherr lieber versteckt hält. Zum einen scheint er tatsächlich Vorbehalte gegen den jüdischen Glauben zu haben und will vielleicht deshalb Recha nicht wiedersehen. Daja erwähnt auch so etwas, als Nathan darüber nachdenkt, den Tempelherrn in sein Haus zu bitten, um ihm für sein schnelles Eingreifen zu danken.
    Ein weiterer Grund für das Verstecken ist zumindest ab dieser 5. Szene die Tatsache, dass der Tempelherr eine Hand voll williger Männer anführen soll, die Saladin ermorden sollen. Der Urheber dieses Mordkomplotts ist der "Patriarch". Wer soll das sein? Ein katholischer Kirchenmann, der den Mönch als Vermittler geschickt hat?

  • Ich konnte nun auch ein bisschen lesen und kann daher noch etwas zum Buch schreiben. :breitgrins:


    Bis zum 3. Aufzug


    Ich kann mich dem, was Doris geschrieben hat, nur anschließen. Zudem bin ich sehr gespannt, wie die Unterhaltung zwischen dem Sultan und Nathan sich entwickeln wird. Ganz grob weiß ich es noch, aber ich bin gespannt, wie genau es ablaufen wird.
    Schön finde ich Nathans Aussage dem Tempelherrn gegenüber, dass sie für ihre Religion nichts können und vorwiegend Menschen sind, was alle gemeinsam haben.

  • ich habe gerade den ersten Aufzug des zweiten Aktes gelesen und fand diese Aussage Saladins gut beschrieben, denn genau das stößt mir auch so oft auf.


    Zitat

    Ihr (den Christen) Stolz ist: Christen sein, nicht Menschen. Denn
    Selbst das, was, vom ihrem Stifter her,
    Mit Menschlichkeit den Aberglauben würzt,
    Das lieben sie, nicht weil es menschlich ist:
    Weil's Christus lehrt, weil's Christus hat getan.


    Wie oft habe ich mich schon über Menschen gewundert, die jeden Sonntag in die Kirche gehen und sich den Rest der Tage dermassen böse und mitleidlos anderen gegenüber verhalten, nicht im geringsten Hilfsbereit sind und versuchen einem bei jeder Gelegenheit in die Pfanne zu hauen.


    Wohl gemerkt, ich spreche hier von einigen Exemplaren und nicht generell von Christen. Aber genau bei jenen habe ich mich oft gefragt, wie sie, vor sich selbst, ihren Glauben mit ihrem Handeln vereinbaren können.

  • Ich bin beim 5. Aufzug und die Geschichte wird immer vielschichtiger. Man erfährt auch etwas aus Nathans Vergangenheit :sauer: In der Schule habe ich das Buch nicht also so spannend empfunden :err:



    Wie oft habe ich mich schon über Menschen gewundert, die jeden Sonntag in die Kirche gehen und sich den Rest der Tage dermassen böse und mitleidlos anderen gegenüber verhalten, nicht im geringsten Hilfsbereit sind und versuchen einem bei jeder Gelegenheit in die Pfanne zu hauen.


    Oh ja, diese Exemplare gibt es. Es ist sehr traurig. Vor allem, weil Jesus eigentlich für das Miteinander und die Hilfsbereitschaft ist.

    //Grösser ist doof//

  • Ich bin eben bis zur Ringparabel gekommen und finde sie, wie auch in der Schule, immer noch zauberhaft. Vor allem, weil Nathan sich wieder als ein geschickter Redner entpuppt. :smile: