Lloyd Jones - Die Frau im blauen Mantel

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    Von Lloyd Jones‘ Roman Mister Pip war ich ziemlich begeistert und so habe ich direkt zugegriffen als mir dieser Roman hier in der Bücherei vor die Füße lief.


    Der erste Teil des Buches heißt „Was sie sagten“ und schildert die eigentliche Protagonistin des Buches – die Frau im blauen Mantel - aus verschiedensten Blickwinkeln. Sie ist wohl eine afrikanische Illegale auf ihrem Weg nach Berlin bzw. dort. Dabei wird jedes Kapitel von einer anderen Person auf ihrem Weg geschildert, so dass man immer nur die Außenansicht bekommt und sich die eigentliche Geschichte zusammenreimen muss. Man sieht immer nur den Teil von ihr, den der jeweilige Erzähler wahrnimmt, eine jeweils eingeschränkte Perspektive. Sie nennt sich Ines, doch es ist klar, dass das nicht ihr eigentlicher Name ist – den erfährt man nie.


    In der zweiten Hälfte darf sie dann zwar selbst zu Wort kommen, doch in gewisser Weise bleibt sie eine Fremde. Ihr Grundmotiv ist zwar nachvollziehbar, doch längst nicht all ihre Handlungen. Durch diese Distanz, die stets zum Leser besteht hat mir „Die Frau im blauen Mantel“ nicht so gut gefallen, wie ich es gehofft hatte. Es ist zwar durchaus ein starkes Buch, das einige unangenehme Wahrheiten über die eingeschränkten Blickwinkel, mit denen wir alle durchs Leben gehen, aufzeigt, aber etwas mehr Nähe hätte ich schon gerne gehabt.


    4ratten

  • Die Frau im blauen Mantel schildert die Geschichte einer jungen Afrikanerin teils durch die Augen derer, die ihr während des Erzählzeitraumes begegnen. Ines, wie sie sich nennt, macht sich illegal von Nordafrika aus auf den Weg nach Berlin, um ihr Kind zu suchen. Von ihrer Arbeitskollegin erfährt man die Hintergründe, wie es dazu kam, dass sie sich auf diesen Weg machte.


    In den ersten drei Teilen des Buches kommt immer wieder eine andere Person zu Wort, die auf irgend eine Weise Kontakt mit Ines hatte. Sei es auf den Weg nach Berlin oder dann während ihres Aufenthaltes dort. Zwischendurch mischt sich ein Kapitel, das mit Inspektor betitel ist. Wie sich später herausstellt, sind alle Beschreibungen Aussagen über Ines, die von der Polizei aufgenommen wurden. Anhand dieser Aufzeichnungen kann man ihren Weg und ihr Tun nachverfolgen, soweit sich die Personen dazu äußern.


    Im vierten Teil kommt Ines selbst zu Wort. Nun wird die Geschichte aus ihrer Sicht erzählt. Dass sich das nicht immer deckt, ist nicht unbedingt verwunderlich.


    Überraschend fand ich dann den letzten Teil, in dem eine neue Stimme zu Wort kam. Diese paar Seiten haben mich am meisten beeindruckt.


    Wie wirken wir auf andere Menschen, welchen Eindruck hinterlassen wir bei unseren Mitmenschen. Jeder wird uns auf eine andere Weise beschreiben, besonders wenn man nur ein Teil seiner Persönlichkeit zeigt, ob bewußt oder unbewußt durch die jeweilige Situation. Wie genau ist man auch gewillt hinter die Fassade zu sehen.

    Je nach dem entstandenen Eindruck auf unsere Mitmenschen werden wir wahrgenommen und auch behandelt.

    Was nehmen wir alles auf uns, um unsere Ziele zu erreichen. Im Fall von Ines ist es der Wunsch ihr Kind zu finden.


    Ines Weg und Leben als Illegale in Deutschland wird nur in Einzelteilen festgehalten. Durch die Augen ihrer "Weggefährten" kann man nicht erwarten eine Beziehung zu ihr aufzubauen. Aber auch im Teil, als sie zu Wort kommt, bleibt eine gewisse Distanz erhalten und das liegt nicht nur daran, dass dort eine andere Person als Ansprechpartner fungiert.

    Wie schon erwähnt, der stärkste Teil ist für mich der letzte. Besonders die beiden letzten Sätze habe sich mir ins Gedächtnis eingebrannt. Sie haben eine enorme Aussagekraft.


    4ratten