Alice Munro - Zu viel Glück/Too Much Happiness

Es gibt 76 Antworten in diesem Thema, welches 16.253 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag () ist von Sternschnuppe.

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    Kurzbeschreibung laut Amazon:
    Zu viel oder zu wenig: für das Glück gibt es kein Maß, nie trifft man es richtig. Alice Munros Heldinnen und Helden geht es nicht anders, aber sie haben das Zuviel und Zuwenig erlebt: Sie kennen die Namen der Bäume, die Last ungeschriebener Briefe. Sie wissen, wie es sich anfühlt, wenn man den Mann, der die gemeinsamen Kinder getötet hat, in der Anstalt besucht.
    Alice Munro ist die Meisterin des Nachhalls, der einem Leben seinen besonderen Klang gibt die Spannung und Vibration, die unserer Existenz ihre Farbe verleiht. Wie wir sie nehmen und verstehen entscheidet, ob wir zuviel oder zuwenig Glück messen: Alice Munro macht ihre Leser zu Komplizen dieser schwierigen Mission. Und plötzlich verstehen wir unser Leben neu.


    Teilnehmer:
    Sternschnuppe
    Jari
    Doris
    Kaluma
    Klassikfreund
    Saltanah


    [hr]


    Viel Spaß!

    Wir sind irre, also lesen wir!

  • Hallo zusammen,


    ich habe heute die erste Geschichte gelesen: Dimensionen. Der erste Eindruck bezüglich des Stils war positiv. Es liest sich leicht und ist gut geschrieben. So manche Szenerien sind wunderschön geschildert.


    Das Buch beginnt damit, dass junge Doree ihren Mann Lloyd im Gefängnis besucht. Sie hat sehr jung geheiratet und in kurzer Zeit drei Kinder bekommen. So weit nichts außergewöhnliches, abgesehen davon, dass Doree noch sehr jung war, als sie das erste Kind bekam. Nach meiner Rechnung etwa 18 Jahre. Ich hatte bald eine Ahnung, worauf die Sache hinausläuft und bekam bald die Bestätigung. Trotzdem war ich ziemlich betroffen. Über solche Fälle hat man auch schon in der Zeitung gelesen, so abwegig ist es also gar nicht, was da passierte.


    Mir stellt sich die Frage, was Doree bei Lloyd sucht. Und er weiß, dass sie ihn braucht, denn er lockt sie mit Versprechungen und Visionen von den Kindern, zu denen sie vorher selbst nicht in der Lage war. Sie hat das schreckliche Ereignis von sich weggeschoben. Und was den Mann anbelangt, warum ist sie gerade bei Lloyd hängen geblieben?


    Der Junge, den sie am Ende wiederbelebt, zeigt ihr, dass das Leben weitergeht, auch wenn ein noch so krasser Einschnitt stattgefunden hat. Sie muss sich nur darauf einlassen. Sie ist nicht nur als Mutter etwas wert. Auch ohne ihre Kinder kann sie etwas leisten für andere und dadurch auch für sich selbst.

  • Ich stimme Doris zu. Nach der ersten Geschichte Dimensionen gefällt mir der Stil sehr gut. Er ist angenehm und schön.


    Dorees Geschichte nahm mich sehr mit. Ich dachte zwar, dass etwas passieren werde, aber gleich so etwas schlimmes? :traurig: Traurig auch, dass sie nicht von Lloyd wegzukommen scheint. Dass sie anfangs nicht aus der Beziehung ausbricht, kann ich noch einigermassen verstehen. Aber danach hätte sie die Chance gehabt, ihn zurückzulassen.


    Nach dem Unfall des Jungen schafft sie es dann zum Glück auch. Sie hat wirklich Geistesgegenwart bewiesen. Ich weiss nicht, ob ich in dieser Situation richtig gehandelt hätte. Ironischerweise war es jedoch Lloyd, von dem Doree gelernt hat, wie man in einer Notsituation umgeht.

    //Grösser ist doof//

  • Hallo zusammen,


    ich habe heute nachmittag die ersten beiden Geschichten gelesen.


    Kurzgeschichten lese ich normalerweise nicht und es ist für mich gewöhnungsbedürftig. Kaum ist man mit den Protagonisten warm geworden, ist es schon wieder vorbei und es kommen die nächsten...


    Bezüglich des Stils kann ich euch nur bedingt zustimmen. Ich empfand ihn anfangs als ziemlich holprig, kurz und abgehackt, und habe auch ein paar Stellen gefunden, die ich für schlechtes Deutsch halte, zum Beispiel gleich am Anfang die Formulierung: das neue Baby.
    Das kann allerdings auch an der Übersetzung liegen.
    Inzwischen habe ich mich entweder eingelesen und an den Stil gewöhnt, oder er ist tatsächlich besser geworden.


    Des weiteren fällt auf, dass die Männer in Alice Munros Geschichten ziemliche Mistkerle sind...


    Aber zunächst mal zu Dimensionen.


    Auch ich konnte mir schon bald nach der Erwähnung der Kinder denken, was passieren würde. Und auch ich habe ein bißchen wegen Dorees Alter herumgerechnet. Bei ihrer Heirat und Sashas Geburt muß sie gerade mal 17 gewesen sein, und ich frage mich, wieso es nach dem Tod der Mutter da keine anderen Erziehungsberechtigten oder staatliche Fürsorge/Jugendamt gegeben hat.


    Ich habe den Text mit wachsender Fassungslosigkeit gelesen, denn ich habe noch nie verstanden, warum Frauen sich mit solchen Männern wie diesem Lloyd einlassen, und nicht beim ersten Anzeichen von Gewalt, Manipulation und psychischem Druck das Weite suchen. Niemals hätte ich so jemanden dann auch noch im Gefängnis/Psychiatrie besucht. Für mich ist er nicht krank, sondern manipulativ, emotionslos und jähzornig. Allerdings läßt die Geschichte da wohl bewußt mehrere Deutungsmöglichkeiten offen.


    Ironischerweise ist es tatsächlich dann die Fahrt zu einem dieser Besuche, auf denen dann eine unerwartete Wendung kommt, die wirklich glücklich war für den Pickup-Fahrer (denn der Busfahrer machte ja keine Anstalten, ihn zu beatmen) und für mich die Geschichte stark aufgewertet hat. Auch wenn ich natürlich gerne gewußt hätte, in welche Bahnen Dorees Schicksal dadurch gelenkt wird. Da wäre vieles denkbar. Aber da es eine Kurzgeschichte ist, bleibt das der Phantasie des Lesers überlassen.



    Ironischerweise war es jedoch Lloyd, von dem Doree gelernt hat, wie man in einer Notsituation umgeht.


    Ja, so hat er tatsächlich etwas Positives bewirkt.

    Freiheit ist immer Freiheit der Andersdenkenden (R. Luxemburg)

    Was A über B sagt, sagt mehr über A aus als über B.


  • Ich habe den Text mit wachsender Fassungslosigkeit gelesen, denn ich habe noch nie verstanden, warum Frauen sich mit solchen Männern wie diesem Lloyd einlassen, und nicht beim ersten Anzeichen von Gewalt, Manipulation und psychischem Druck das Weite suchen. Niemals hätte ich so jemanden dann auch noch im Gefängnis/Psychiatrie besucht. Für mich ist er nicht krank, sondern manipulativ, emotionslos und jähzornig.


    Vielleicht empfindet man diese Art von Beziehung als normal? Es wurde weder erwähnt, wie die Beziehung von Dorees Eltern aussah, noch ob sie zuvor andere Partner hatte. Sie hat sich in einer grossen Notsituation auf ihn eingelassen, aus ihrer Sicht hat Lloyd ihr geholfen. Einen solchen "Retter" verlässt man nicht so schnell. Ausserdem sind da noch die Kinder. Was wird aus ihnen? Wohin soll man gehen? Wer wird einem helfen? Oft sind die weiteren Möglichkeiten so gering, dass es einfacher ist, alles zu akzeptieren wie es ist.

    //Grösser ist doof//

  • Dimensionen


    Mit 17 hat man noch nicht viel Erfahrung und lässt sich von einem wortgewandten Mann leicht beeindrucken. So eine enge Beziehung wird sie noch nie gehabt haben, Lloyd wusste im Gegensatz zu Doree genau, worauf er sich einlässt. An eine erfahrene Frau hätte er sich wahrscheinlich gar nicht herangetraut. Ich hatte mal eine Freundin, die sich viele Handgreiflichkeiten bieten ließ, bis es schließlich eskalierte und sie mit ihren Kindern flüchtete. Für mich ist es nachvollziehbar, dass Doree bei ihm blieb. Warum sie ihn aber dann in der Haft besuchte, verstehe ich wirklich nicht.


    Die Kinder sind mit Sicherheit ein Faktor, warum Doree bei Lloyd geblieben ist. Es ist auch möglich, dass er bis zu dem Zeitpunkt, als die Tat geschah, noch nicht so exzessiv reagiert hat. In manchen Menschen brodelt es lange Zeit unbemerkt, bis sie dann eines Tages austicken.

    Einmal editiert, zuletzt von Doris ()

  • Vor allem hatte er ihr ja durch den Umzug ihr soziales Netz geraubt. In ihrer Heimatstadt hätte er es schwerer gehabt, ihr Leben so zu dominieren, denn dort gab es doch noch die Freundinnen ihrer Mutter, die (vermute ich mal) ein Auge auf sie gehalten und sie unterstützt hätten.


    Nach dem Umzug sitzt sie dann irgendwo auf dem Land in einem isoliert stehenden Haus, ohne große Möglichkeit, Freundschaften zu schließen. Wie auch, ohne Auto oder auch nur Führerschein und zudem mit mehreren kleinen Kindern? Auch den Kontakt zu Maggie sucht Lloyd mit gutem Grund auf ein Minimum zu reduzieren. Er will ihr Leben bis ins Detail bestimmen und schafft das auch, da er ein geschickter Manipulator ist und zudem viel mehr Lebenserfahrung als Doree hat.


    Doree findet sich also völlig isoliert in der "Pampa" wieder und bekommt eben auch keine Rückmeldung von außen, dass ihre Beziehung vielleicht nicht die gesündeste ist. Lloyd bestimmt ihr Denken und Fühlen, für sich selbst verantwortlich zu sein, muss sie erst noch lernen.

    Wir sind irre, also lesen wir!

  • Dimensionen



    Doree findet sich also völlig isoliert in der "Pampa" wieder und bekommt eben auch keine Rückmeldung von außen, dass ihre Beziehung vielleicht nicht die gesündeste ist.


    Wenn man so sukzessive ins Schlamassel rutscht, kommt es einem auch gar nicht so schlimm vor oder es dauert zumindest lange, bis man es sich eingesteht. Andere Menschen, die damit dann plötzlich konfrontiert werden, erkennen viel schneller, wenn etwas im Argen liegt. Das hat Doree gefehlt.

    Einmal editiert, zuletzt von Doris ()

  • Wenn man so sukzessive ins Schlamassel rutscht, kommt es einem auch gar nicht so schlimm vor oder es dauert zumindest lange, bis man es sich eingesteht. Andere Menschen, die damit dann plötzlich konfrontiert werden, erkennen viel schneller, wenn etwas im Argen liegt. Das hat Doree gefehlt.


    Das erinnert an den Frosch im heissen Wasser, den man langsam aber stetig kocht. Bei Lloyd schien es mir immer auf einem feinen Draht zu balancieren. Er steigert sich langsam in seine Gedanken hinein und Doree passt sich an. Ist ja nicht so schlimm. Er tut das nur, weil er mich liebt. Schlussendlich dann der grosse Absturz...

    //Grösser ist doof//

  • Gestern habe ich noch Erzählungen gelesen. Obwohl man solche Begebenheiten bereits bekannt sind, gefällt mir die Geschichte. Aus einer nicht anwesenden Figur wird plötzlich ein wichtiger Charakter. Irgendwie fragte ich mich jedoch, ob Christie die Geschichte selber geschrieben hat oder ob sie ihr vielleicht von jemandem mit demselben Namen erzählt wurde? Sie schien Joyce ja nicht wiederzuerkennen. Aber vielleicht wollte sie auch nicht? Dennoch hätte sie zumindest ein klein wenig reagieren sollen, wenn sie sie erkannt hätte, nicht wahr?

    //Grösser ist doof//

  • Ich bin auch noch am lesen. Muss mir Dimensionen noch mal auffrischen.
    Bin froh, dass diese Runde doch noch zustandegekommen ist - dank Saltanah ! :smile:


    Liebe Grüße

  • Zu Erzählungen:



    Irgendwie fragte ich mich jedoch, ob Christie die Geschichte selber geschrieben hat oder ob sie ihr vielleicht von jemandem mit demselben Namen erzählt wurde? Sie schien Joyce ja nicht wiederzuerkennen. Aber vielleicht wollte sie auch nicht? Dennoch hätte sie zumindest ein klein wenig reagieren sollen, wenn sie sie erkannt hätte, nicht wahr?


    Ich habe mich auch gefragt, ob sie Joyce wirklich nicht erkannte, ob sie es nur nicht zeigte, oder ob sie es nicht war und Christie die Geschichte über ein anderes Mädchen geschrieben hatte, die es ihr erzählt hatte (was dann allerdings viel Zufall gewesen wäre). Vielleicht spielt auch die Erinnerung Joyce einen Streich, oder Christie, oder beiden. Man kann sich ja falsch erinnern, ohne es zu merken.
    Generell wird hier aber sehr deutlich, wie unterschiedlich manche Ereignisse von verschiedenen Personen wahrgenommen und gewichtet werden... das war schon interessant.


    Insgesamt wirkte Erzählungen ziemlich trostlos auf mich. Alle diese Paare, die den zweiten oder dritten Partner haben und sich nicht wirklich nahe sind... Und wie knapp sich Jon nach mehreren Jahren Ehe von Joyce trennt ("Es gibt kein Wir".) Schon bitter.

    Freiheit ist immer Freiheit der Andersdenkenden (R. Luxemburg)

    Was A über B sagt, sagt mehr über A aus als über B.

  • Erzählungen



    Ich habe mich auch gefragt, ob sie Joyce wirklich nicht erkannte, ob sie es nur nicht zeigte, oder ob sie es nicht war ...


    Mir kam es so vor, als hätte die junge Frau Joyce erkannt und ließ es sich nicht anmerken. Für sie muss Joyce eine lebhafte Erinnerung sein, denn als die beiden Lehrerin und Schülerin waren, nahm die Lehrerin eine wichtige Stellung in Leben der Kleinen ein. Sie hat sich auch nach der Schule um sie gekümmert und sogar nach Hause gefahren. Nur war das der Anfang vom Ende, denn als Joyce feststellte, wer die Mutter des Mädchens war, nämlich Joyce' Nebenbuhlerin, hat sie die Kleine ausgehorcht und dann offensichtlich den Kontakt abgebrochen. Der Kleinen war klar, dass da etwas faul ist, konnte aber nicht festmachen, was genau. Und Jahre später hat sie sie einfach ignoriert, vielleicht weil sie ihr es mit gleicher Münze heimzahlen wollte.


    Die vielen in die Brüche gegangenen Beziehungen sind mir auch aufgefallen. Es gab ja auf dieser Party kaum ein Paar, bei denen nicht wenigstens einer schon eine Trennung hinter sich hatte. Aber das ist bei uns heutzutage ja auch nicht viel anders.

  • Vielleicht war sie auch einfach überfordert? Klar, sie war auf der Party. Aber vielleicht wusste Christie ja auch nicht, dass ihre ehemalige Lehrerin dort wohnt? Und dann steht sie plötzlich da. Einfach so. Vielleicht war es sogar so, dass sie sie im ersten Moment nicht erkannte? Sowas kommt vor. Dass man sich fragt, wer das war, und es einem erst einige Stunden später einfällt. Oder sie bekam einen leichten Schock, weil sie so plötzlich mit diesen kindlichen Gefühlen der Zuneigung konfrontiert wurde?


    Der Grat von Wenlock gefiel mir nicht ganz so sehr. Ich fand die Geschichte recht merkwürdig. Natürlich geht es auch hier wieder um kaputte Beziehungen. Scheint das Lieblingsthema von Munro zu sein. Hoffentlich verleidet es mir nicht über die nächsten Geschichten. Eine oder zwei Geschichten zum Thema sind gut, aber ob mir ganze zehn davon nicht schlussendlich auf die Nerven gehen werden? :gruebel:


    Zur Geschichte: Ich fand die Sache mit dem entblössten Abendmahl recht seltsam. Wieso liess die Erzählerin sich darauf ein? Ich hätte ja rechts und kehrt gemacht. Obwohl... ich wäre gar nicht erst zu einem Fremden ins Haus gegangen. Dann Ninas Vergangenheit... Nina ist mir sehr suspekt. Die ganze Sache mit all den Kindern... Einerseits war ich betroffen, was dem Mädchen widerfahren ist, andererseits finde ich sie unüberlegt und unvorsichtig. Aus diesem Kapitel werde ich nicht ganz klug. Auch aus dem Ende nicht.

    //Grösser ist doof//

  • Erzählungen



    Vielleicht war sie auch einfach überfordert? Klar, sie war auf der Party. Aber vielleicht wusste Christie ja auch nicht, dass ihre ehemalige Lehrerin dort wohnt? Und dann steht sie plötzlich da. Einfach so. Vielleicht war es sogar so, dass sie sie im ersten Moment nicht erkannte? Sowas kommt vor. Dass man sich fragt, wer das war, und es einem erst einige Stunden später einfällt.


    Und dann findet man es peinlich zuzugeben, dass man das Gegenüber nicht beim ersten Anblick erkannt hat. Ja, das ist auch gut möglich.



    Allgemein:


    Natürlich geht es auch hier wieder um kaputte Beziehungen. Scheint das Lieblingsthema von Munro zu sein. Hoffentlich verleidet es mir nicht über die nächsten Geschichten. Eine oder zwei Geschichten zum Thema sind gut, aber ob mir ganze zehn davon nicht schlussendlich auf die Nerven gehen werden? :gruebel:


    Irgendwo habe ich gelesen, dass Munro Geschichten aus dem wahren Leben schreibt und da gehören kaputte Beziehungen dazu, bei den meisten Menschen sogar in mehrfacher Ausführung. Da liest (oder schreibt) man auch gerne mal über die Probleme anderer. Zehn Mal dasselbe Thema - ich weiß auch nicht, ob mir das gefällt. Aber wenn nur der Kern sich gleicht und das Drumherum unterschiedlich ist, kann doch auch das spannend sein.

    Einmal editiert, zuletzt von Doris ()

  • Irgendwo habe ich gelesen, dass Munro Geschichten aus dem wahren Leben schreibt und da gehören kaputte Beziehungen dazu, bei den meisten Menschen sogar in mehrfacher Ausführung. Da liest (oder schreibt) man auch gerne mal über die Probleme anderer. Zehn Mal dasselbe Thema - ich weiß auch nicht, ob mir das gefällt. Aber wenn nur der Kern sich gleicht und das Drumherum unterschiedlich ist, kann doch auch das spannend sein.


    Natürlich gehört das auch dazu. Aber das Leben besteht doch nicht nur aus kaputten Beziehungen. Was ist mit der besten Freundin? Der netten Bedienung, die so lieb war? Das niedliche Kind auf dem Spielplatz? Ein alter Freund, der sich plötzlich wieder meldet. Auch das gehört zum Leben. Mir missfällt diese einseitige Betrachtungsweise. Das Leben ist doch nicht einfach nur schlecht. Auch ich habe kaputte Beziehungen hinter mir. Auch ich habe geliebte Menschen verloren. Deswegen finde ich das Leben aber noch lange nicht trist und eintönig. Bei Munro wartet man in jeder Geschichte auf die Tragödie. Irgendetwas muss schief gehen. Auch dann, wenn einmal alles gut läuft.

    //Grösser ist doof//

  • Allgemein



    Natürlich gehört das auch dazu. Aber das Leben besteht doch nicht nur aus kaputten Beziehungen.


    Das ist richtig. Beziehungen sind aber wichtig im Leben eines Menschen und haben daher viel Einfluss. Egal, ob jemand arm oder reich ist, es macht viel aus, ob wie die Beziehung zum Lebenspartner läuft. Ich glaube auch, dass die Leute lieber von schlechten Beziehungen lesen (die dann glücklich enden dürfen). Wer würde schon GZSZ anschauen, wenn dort nur die heile Welt stattfindet? Munro macht es auch nicht anders als andere.



    Der Grat von Wenlock



    Der Grat von Wenlock gefiel mir nicht ganz so sehr. Ich fand die Geschichte recht merkwürdig. Natürlich geht es auch hier wieder um kaputte Beziehungen.


    Das schon, aber die kaputten Beziehungen im Sinn von "beendet" stehen nicht im Mittelpunkt. Der Grat von Wenlock ist eine ziemlich abstruse Geschichte, die mir immer besser gefällt, je länger ich darüber nachdenke, auch wenn sie mir nur unbeantwortete Fragen hinterlässt. Mr Purvis hat seltsame Erwartungen an die jungen Frauen. Ich glaube aber, dass das nur unterschwellig sexuelle Gründe hat. Obwohl er ziemlich alt ist, scheint er ja noch potent zu sein, da er der Vater von Ninas drittem Kind ist. Befriedigung auf diese Weise hat er also nicht nötig. Wenn er möchte, dass ihm nackte junge Frauen beim Essen Gesellschaft leisten, hat das mehr mit Machtausübung und Unterwerfung zu tun. Und sie tun es freiwillig. Das ist es, was mich stutzig macht. Warum tun sie es? Es gab keinerlei Versprechungen. Haben sie trotzdem Erwartungen?


    Offen bleibt, warum Nina unbedingt flüchten will und warum sie es so verstohlen macht. Es wurde leichter für sie, als sie die Erzählerin quasi als Nachfolgerin dorthin schickt, wissend, was auf sie zukommt.


    Ich kann mir wirklich keinen Reim darauf machen, warum die beiden Frauen sich darauf einließen. Jetzt finde ich es schade, dass dies nur eine Kurzgeschichte ist. Ich hätte zu gern gewusst, wie es weitergeht. Das hat mich sehr an Roald Dahl erinnert.

    Einmal editiert, zuletzt von Doris ()

  • Dimensionen


    Das Schrecklichste des Schrecklichen. Grenzenloser, bodenloser, abgrundtiefer Schmerz. Kann man, kann Doree, kann ich noch leben, existieren? Nein, das ist das Ende-da ist kein Ausweg, kann kein Ausweg sein, darf kein Ausweg sein. Nur das Ende ist der Ausweg, ein Weiterleben nicht mehr möglich. Wo mir das Liebste auf die entsetzlichste Art geraubt wurde, wo mich alles verschlingen möge, wo ich zu Staub zerfallen, mich in Nichts auflösen möchte.
    Dies ist die Situation und der Blickwinkel einer der erschütterndsten Geschichten.

  • @alle:
    Schreibt bitte über alle Beiträge den Titel der Geschichte, auch wenn ihr euch auf einen früheren Beitrag bezieht! Es wird dann einfacher, den Überblick zu behalten, welche Geschichte ihr gerade diskutiert.

    Wir sind irre, also lesen wir!