Mark Helprin - Wintermärchen

Es gibt 46 Antworten in diesem Thema, welches 14.392 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag () ist von Weratundrina.

  • Hallo ihr Lieben!


    Einen schönen ersten Advent euch allen. :winken:
    Ich starte (bzw. mache weiter) mit meinem glitzernden Märchenwelt-Buch. Beim ersten Anlauf, das gestehe ich gleich, bin ich gescheitert. Man muss schon in der richtigen Stimmung sein, um sich auf Mark Helprins Sprache einzulassen. Aber fangen wir von vorne an.


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    Originaltitel: Winter's Tale
    Taschenbuch: 768 Seiten
    Erschienen: 1983


    Inhalt:
    New York wird von arktiscchen Winden, dunklen Nächten und weißen Lichtern überflutet. In einer Winternacht versucht Peter Lake - Waise und Dieb - eine Villa in der Upper West Side auszurauben. Doch in dem vermeintlich verlassenen Haus trifft er auf die junge Tochter der Familie. So beginnt die Liebe zwischen Peter Lake und Beverly Penn, einem jungen, sterbenden Mädchen.
    Peter ist ein einfacher, ungebildeter Mann, der durch Liebe dazu getrieben wird, die Zeit zu stoppen und die Toten wiederzuerwecken. Sein großer Kampf in einer Stadt, die durch ihre Lichter ständig wach ist und ein eigenes Leben zu führen scheint, ist eine der schönsten und außergewöhnlichsten Geschichten der amerikanischen Literatur.


    Und wer noch mehr auf den Geschmack kommen will (und/oder Colin Farrell mag), kann sich den Trailer zur kommenden Verfilmung ansehen.


    Meine Eindrücke bisher:
    Was ich jetzt schon sagen kann ist, dass
    1. ich bezaubert bin von der poetischen Sprache (ein zweiter Anlauf wirkt oft Wunder)
    2. die Geschichte wesentlich größer und komplexer ist als Klappentext und Filmvorschau vermuten lassen


    Der Prolog liest sich beinahe wie ein Märchen, aus der Sicht des weißen Pferdes, das auf manchen Covers zu sehen ist. Der Hengst ist von seinem Besitzer davongelaufen, weil ihn die Stadt New York fasziniert und er frei durch die Straßen traben will. Dabei trifft er Peter Lake, der vor einer Gang flieht, und beschließt ihm zu helfen.
    So schön dieser Prolog geschrieben ist, mir ist es schwergefallen, mich in der Zeit zurechtzufinden. Ein New York, wo die Unterwelt von Gang-Kriegen beherrscht wird, wo Männer draußen immer Hüte tragen, wo Pferde durch die Straßen laufen ohne dass sich jemand wunder? Klappentexte lesen hilft. :breitgrins:
    Peter Lake wird von den Short Tails gejagt, deren Anführer Pearly Soames jetzt schon einen Preis als toller Bösewicht von mir bekommt. Er hat eine Art Krankheit (oder Gabe?): Er ist so fasziniert von Farben, dass er diese jagt. So bleibt er beispielsweise, mitten auf der Flucht oder auf der Jagd nach Peter, stockstill stehen und beobachtet, wie ein Haus frisch gestrichen wird. Sein größtes Ziel ist aber, einen Raum komplett aus Gold zu bauen, und die Farbe in sich aufzusaugen, wenn die Sonne die goldenen Wände berührt.
    Ich bin jedenfalls Feuer und Flamme. Vielleicht schaffe ich ja doch noch ein richtig dickes Buch dieses Jahr.

    Jahresziel: 2/52<br />SLW 2018: 1/10<br />Mein Blog

  • Da klingt verlockend und interessant.
    In welcher Zeit spielt denn das Buch? Ist es Fantasy oder handelt es in der "normalen" Welt? Auf diese Fragen konnte ich beim Stöbern keine Antworten finden.

  • Hallo Tina,


    Es ist schon Fantasy, weil irgendwann auch Zeitreisen ins Spiel kommen. Bisher scheint es Anfang des 20. Jahrhunderts zu spielen, aber eine genaue Jahreszahl hat mir Helprin noch nicht genannt. :breitgrins:


    Nachdem ich den Bösewicht nun etwas kennen lernen durfte, habe ich auch erfahren, wo Peter Lake herkommt. Hier höre ich schon auf, etwas zu verraten. Das Herz bricht es einem aber allemal.
    Jetzt wo die Arbeitswoche wieder beginnt, werde ich wohl nur langsam vorankommen, aber die Stimmung des Buches passt wirklich schön zum Monatsthema und zur Jahreszeit.

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  • Ich habe es Anfang/Mitte des Jahres gelesen (war eher ein Langzeitprojekt) und mir hat es stellenweise sehr gut gefallen, es gab aber auch ein paar Abschnitte, die sich ziemlich gezogen haben.
    Insgesamt aber ein positiver Eindruck und ich wünsche dir weiterhin viel Spaß damit! :winken:

  • Langzeitprojekt trifft es gut. Ich bin immer noch nicht auf Seite 100 angelangt, genieße die Lektüre aber sehr.


    Peter ist bis zum Alter von 12 Jahren bei den Sumpfleuten aufgewachsen. Jetzt ist er zum ersten Mal in New York und diesen totalen Kulturschock hätte ich nicht erwartet. Zuerst sucht er sich ein paar hübsche Mädchen und führt eine Art Balzritual durch. Er denkt, mit seiner vollen Flasche Bier und seiner Kleidung reicht es, um die Damen zu beeindrucken.
    Außerdem merkt er schnell, dass diese Welt nur mit Geld funktioniert. Und - schwupp - wird er durch einen Zufall zum Dieb oder zumindest zum Komplizen. :breitgrins:


    Mir tut er im Moment einfach nur leid. Da wird er ohne weiteres in die Welt geworfen, ohne Aussicht auf Arbeit, ohne jemanden, der sich um ihn kümmern kann. Peter is praktisch wieder ein Waisenkind, aber mit dem Wissen eines Säuglings. Manhattan ist für ihn so fremd wie für uns eine Alien-Zivilisation wäre. Ich bin fast erleichtert, dass er zwei Diebe gefunden hat, denen er sich anschließen kann - so kann er sich wenigstens etwas zu essen kaufen.

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  • So, mein Wintermärchen wird nun wirklich etwas märchenhafter.


    Peter Lakes Kindheit und Jugend sind erzählt und obwohl es teilweise spannend war, bin ich froh, wieder im Hier und Jetzt zu sein.
    Er hat mir fast die ganze Zeit über leid getan, besonders als er lernt, dass man Geld nur in einer Bank sicher aufbewahren kann. Der 14-jährige Junge bringt doch tatsächlich 30.000 Dollar, die er "verdient" hat ins Bankgebäude, lässt den Packen Geld aber in einer Ecke an der Wand liegen, sicher, dass seinem Reichtum so nichts passieren kann. :heul:
    Früher oder später greift ihn eine Art Waisenhaus auf und noch ein bisschen später landet er in Pearly Soames Bande, den Short Tails. Pearly ist immer noch einer der besten Bösewichte, die ich kenne. Normalerweise lese ich lieber über Helden und ihre Abenteuer, aber Pearly ist so faszinierend, dass mich noch ein Kapitel über ihn gar nicht stören würde.


    Und jetzt (ich glaube es ist Kapitel 3, aber etwa 120 Seiten weit) ist Beverly aufgetreten. Sie ist ein bildhübsches, junges Mädchen, das an Schwindsucht leidet und sich nach der weiten Welt sehnt. Und Peter hat gerade beobachtet, wie alle außer Beverly ihr Haus verlassen. Ich weiß genau, was der Meisterdieb vorhat und bin gespannt, ob Beverly ihn aufhält. Sie ist mir gleich am Anfang ans Herz gewachsen!


    Helprins Sprache trägt weiterhin viel zur Magie bei. Winter hat ohnehin etwas Märchenhaftes an sich, wenn es schneit, und die ganze Welt glitzert, aber so wie er die Sterne beschreibt, die Beverly jede Nacht anstarrt, kleben meine Augen richtig an den Seiten und ich grinse vor mich hin. Mir gefällt es also immer besser. Die restlichen 650 Seiten werde ich wohl trotzdem nicht mehr im Dezember schaffen.

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  • *seufz* Jetzt hat mich das Buch gefangen genommen. Peter hat Beverly getroffen und sich prompt in sie verliebt.
    Normalerweise mag ich solche Liebe-auf-den-ersten-Blick Geschichten ja weniger, aber hier ist es insofern überzeugend, weil Peter von ihrer Stärke begeistert ist. Sie ist totkrank und fast immer fiebrig. Trotzdem steht sie mit letzten Kräften vom Klavier auf, obwohl es ihr sichtbar Schwierigkeiten bereitet. Peter erkennt sofort, dass er es hier mit einem starken, mutigen Mädchen zu tun hat, das dem Tod trotzt, wo sie nur kann.


    Und Beverly, dieses arme Mädchen, war noch nie verliebt, noch nicht mal jemanden geküsst. Ihre Familie liebt sie, sehr sogar. Aber romantische Liebe ist ihr bisher fremd. Ich bin jetzt schon furchtbar traurig darüber, dass sie wohl nicht mehr lange zu leben hat...


    Das weiße Pferd ist übrigens immer noch da und inzwischen hat es auch einen Namen bekommen (der mir glatt wieder entfallen ist - Athansor oder so?). Da dieses Buch als Fantasy verkauft wird, darf ich ja vielleicht noch auf ein magisches Wunder hoffen.
    Die Sprache gefällt mir auch immer besser. Irgendwann bin ich wohl reingerutscht. Auch wenn Mark Helprin mal mehrere Seiten damit verbringt, die Sterne zu beschreiben, trägt das nur zur Magie der Geschichte bei und stört mich gar nicht mehr.

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  • Scheint ein interessantes Buch zu sein und ehrlich gesagt warte ich inzwischen sehnsüchtig auf weitere Beiträge .

    :biene:liest :lesen: und hört

    07/60

    2116 /25.525 Seiten


    Einmal editiert, zuletzt von Bine1970 ()

  • Ich finde auch, dass es dich super interessant anhört.


    Wie weit bist du denn inzwischen? Ich hoffe du berichtest weiter, ich bin schon neugierig wie es mit den Beiden weitergeht.

  • Ach, ich bin ungefähr auf Seite 160 oder so. Also immer noch gar nicht weit. Die letzten Tage war ich mit Erkältung zuhause und hätte zwar Zeit gehabt zu lesen, aber mit Kopfschmerzen empfehle ich dieses Buch nicht. Man muss sich schon konzentrieren.


    Ich berichte aber natürlich weiter, auch wenn ich im Dezember nicht mehr fertig werden sollte. :zwinker:

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  • Ich habe doch gerade festgestellt, dass dieses Buch dasselbe Cover hat wie der Roman von Helene Wecker, Golem und Dschinn.


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    Ich habe es nicht direkt erkannt, weil dieses Cover hier wesentlich heller ist, aber vorhin dachte ich: Den Bahnhof mit dem Lichteinfall, den kennst du doch.

  • Ist mir auch gleich aufgefallen, als das deutsche Cover von Golem und Dschinn hier gepostet wurde.


    Aber sind sie wirklich ganz gleich?


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    Ich mag ja das Original-Cover für The Golem and the Jinni eine Spur besser:

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    Um zum Thema zurückzukommen: Das Wintermärchen geht sehr schön weiter.


    Peter Lake ist völlig überwältigt von seiner ersten Liebe. Bisher waren Frauen für Peter zwar toll und schön und aufregend, aber Beverly hat es ihm wirklich angetan. Man merkt richtig, dass es ihm ernst ist.
    Und ich bin so froh, dass Beverly das bisschen Zeit, das ihr noch bleibt, glücklich verbringen darf. Sie geht mit Peter tanzen, sie unternehmen Ausflüge und, ja, sie haben Sex. Übrigens leidet sie nicht an Schwindsucht, sondern Tuberkulose (fragt mich nicht, wie ich auf ersteres gekommen bin...).


    Gut, dass das Wochenende kommt. Ich vermute nämlich, dass ich bald bei der Lektüre heulen muss. :traurig:

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  • "Schwindsucht" war doch früher der umgangssprachliche Begriff für Tuberkulose, oder? ;)

    If you don't become the ocean, you'll be seasick every day.

    Leonard Cohen






  • Ha unglaublich, jetzt weiß ich auch was der Spruch bedeutet: Da kriegst du doch die Motten!


    Sorry Wendy, für diese Offtopicentgleisung. :engel:


    Vollumfänglich :five: :breitgrins:

    If you don't become the ocean, you'll be seasick every day.

    Leonard Cohen






  • Ha unglaublich, jetzt weiß ich auch was der Spruch bedeutet: Da kriegst du doch die Motten!


    Sorry Wendy, für diese Offtopicentgleisung. :engel:


    :redface: Nein nein, ich freue mich. Immerhin muss ich jetzt nicht ganz doof sterben.


    Also hab ich mich doch nicht verlesen und die Krankheit wurde einmal so und einmal so genannt. Auch wenn das Hirn nachlässt, die Augen scheinen in Ordnung zu sein. :breitgrins:

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