Katherine Addison - The Goblin Emperor/Der Winterkaiser

Es gibt 5 Antworten in diesem Thema, welches 1.841 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag () ist von Aeria.

  • Hallo ihr Lieben!


    Es ist wieder soweit. Ich muss euch von diesem Buch vorschwärmen. :breitgrins:
    Das Jahr 2014 ist zwar noch sehr jung, aber The Goblin Emperor sehe ich jetzt schon auf vielen Award-Listen. Und ich wäre sehr überrascht, wenn es nicht unter meinen Top 10 Büchern des Jahres landet.


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    Inhalt:
    Maia, der jüngste Sohn des Kaisers und ein Halb-Kobold, hat fast sein ganzes Leben im Exil verbracht, weit entfernt vom Palast und den tödlichen Intrigen, die sich dort abspielen. Doch als sein Vater und seine drei Brüder in einem "Unfall" ums Leben kommen, hat er keine andere Wahl als seinen Platz als rechtmäßiger Erbe anzutreten. Maia hat keinerlei Erziehung in Palast-Etikette oder Politik genossen, er hat keine Freunde, keine Berater, sondern nur das Wissen, dass - wer immer seinen Vater und seine Brüder ermordet hat - jeder Moment Maias letzter sein könnte.
    Umzingelt von adeligen Bittstellern ist Maia einfach nur überwältigt von seinen neuen Aufgaben und kann niemandem vertrauen. Zwischen Verschwörungen, ihn vom Thron zu stürzen, einer arrangierten Heirat und der Angst vor den Mördern seines Vaters, muss Maia viel zu schnell erwachsen werden und sich als Kobold-Kaiser etablieren.


    Meine Meinung:
    The Goblin Emperor ist so ein Buch, in das man zusammen mit dem Protagonisten hineinwächst.
    Genau wie Maia aus seinem tristen Leben gerissen und zum königlichen Hof gebracht wird, wo man mit Namen nur so um sich wirft, wo die politische Situation brodelt, genau so habe ich mich als Leserin gefühlt. Wer sind all diese Leute und was wollen sie erreichen? Maias Einsamkeit - obwohl er nie alleine ist - ist von Anfang an spürbar, ebenso wie seine Verzweiflung darüber, wem er vertrauen soll und wem nicht. Sein Sekretär Csevet und seine vier nohecharai (Leibgarde) werden ihm mehr oder weniger aufgezwungen und er hat keine Wahl als ihnen zu vertrauen. Er kennt niemanden und kann nur darauf hoffen, dass ihm zumindest einige Menschen am Hof gut gesinnt sind.


    Was erst sehr verwirrend beginnt, wird mit dem Lesen immer klarer. Und so wie Maia langsam lernt, wie sich ein Kaiser zu verhalten hat, welche Faktionen welches Ziel verfolgen und wie die politische Landschaft seines Reiches aussieht, genauso bekommt man beim Lesen mehr und mehr Überblick. Ein bisschen durchhalten ist anfangs also schon nötig, aber es lohnt sich, auch bezogen auf die Sprache. Am Ende des Buches findet sich eine Art Glossar und eine kurze Beschreibung über die Verwendung von Höflichkeitsformeln und Anreden - hätte ich nicht das e-Book gelesen, hätte ich sicher öfter dorthin geblättert. Man lernt aber auch ohne Erklärung, welche Wörter wann verwendet werden, welche Titel für Frauen und welche für Männer gedacht sind - und dieses Lernen hat mir fast so viel Spaß gemacht wie Maias Geschichte selbst. Ich mag es, wenn mich ein Buch herausfordert. Auch wenn so lange Namen wie Untheileneise'meire zuerst unaussprechbar und unnötig fremd wirken, gewöhnt man sich dran. (Wenn ich mir solche Wörter merke, dann hat die Autorin etwas richtig gemacht.)


    Welche Geschichte erwartet einen hier? Im englischen Klappentext ist zwar von Steampunk und Luftschiffen die Rede, in Wahrheit spielt aber der Großteil der Handlung im königlichen Palast und beschäftigt sich viel mehr mit Maia als Person als mit epischen Kämpfen. In einer Gesellschaft, wo Höflichkeit wie eine Rüstung getragen wird, ist lange nicht klar, wer nur vertrauenswürdig scheint und wem man tatsächlich trauen kann. Maia - oder Edrehasivar VII, wie er sich als Kaiser nennt - durchlebt den Alltag eines Kaisers, entkommt aber auch in spannenden Momenten knapp mit dem Leben. Die Haupthandlung ist allerdings eher still. Maia reflektiert sehr viel darüber, wie er sich verhalten soll und wie er es gerne tun würde, er sucht verzweifelt nach Freunden und - seine liebenswerteste Eigenschaft - bleibt trotz der Macht, die er plötzlich hat, im Herzen ein guter Mensch. Seine Vergangenheit ist düster und traurig und auch die muss er bewältigen. Und so ergibt sich eine wunderbare Charakterstudie eines jungen Mannes, der nicht nur völlig unvorbereitet eine Rolle spielen muss, sondern der auch darunter leidet, dass er Halb-Kobold ist und im Gegensatz zu den Elfen dunkle Haut hat.
    Katherine Addison mischt noch ein bisschen Feminismus in ihre Geschichte, der aber nie störend auffällt, und schafft es ohne langwierige Beschreibungen den Palast zum Leben zu erwecken. Gegen Illustrationen oder eine (Zeichentrick?)Verfilmung hätte ich absolut gar nichts einzuwenden. :breitgrins:


    The Goblin Emperor ist ein ruhiges Buch, deren Charaktere man sehr genau kennen lernt und die einem still und heimlich ans Herz wachsen. Am ehesten würde ich den Stil noch mit Robin Hobb vergleichen. Bei ihr hat man auch oft das Gefühl, es würde nichts passieren, und 50 Seiten später steckt man komplett in der Handlung und hofft, dass Adeliger X sich mit Maia anfreundet und Adeliger Y endlich bekommt, was er verdient. :breitgrins:
    Das Buch wird mit dem Lesen immer besser und am Ende wollte ich gar nicht mehr weiterlesen, damit es nicht schon wieder vorbei ist. Die Geschichte wurde aber schön abgerundet, alle Verschwörungen aufgeklärt und ich konnte Maia mit ruhigem Gewissen zurücklassen. Eine Fortsetzung würde mich trotzdem freuen.


    5ratten


    Liebe Grüße,
    Wendy

    Jahresziel: 2/52<br />SLW 2018: 1/10<br />Mein Blog

    Einmal editiert, zuletzt von illy ()

  • Du bist grausam, weißt Du das? :grmpf:
    Ich muss raus aus meiner Lesekrise, damit ich mich endlich auf diese ganzen tollen Bücher stürzen kann. Sofern sie denn schon raus sind...


    Das Buch klingt jedenfalls genial, seufz. Und Maia nach genau die Art von Charakter, mit dem man richtig mitfühlen kann.
    Ist denn das ganze Buch aus seiner Perspektive geschrieben? Nach Deiner Beschreibung würde das ja sehr gut passen. Oder gibt es noch ein paar andere Haupt-Nebenfiguren?


    Immerhin hat mich Deine Rezi dazu motiviert, mich endlich mal an Sarah Monettes A Companion to Wolves zu versuchen. Wenn ich schon gerade an keine Ausgabe von Mélusine herankomme ;)

    Even when reading is impossible, the presence of books acquired produces such an ecstasy that the buying of more books than one can read is nothing less than the soul reaching towards infinity... - We cherish books even if unread, their mere presence exudes comfort, their ready access reassurance.

  • Hallo Llyren,


    Das Buch ist in der dritten Person geschrieben, aber aus Maias Perspektive. Das heißt, wir wissen nur, was er weiß und kennen nur die Leute, die auch er kennt. Anfangs war das wirklich verwirrend, aber genau wie er langsam Vertrauen zu gewissen Personen fasst und manche sogar lieb gewinnt, so ging es auch mir beim Lesen.
    Ich überlege ja noch, ob ich mir das Hardcover kaufe. Das Cover gefällt mir nämlich auch sehr gut, vor allem auch weil es Maias dunkle Haut und die Koboldohren zeigt.


    Und Mélusine subbt bei mir schon seit Jahren, das wird ein Kandidat für die nächste Runde TAMKA. :breitgrins:

    Jahresziel: 2/52<br />SLW 2018: 1/10<br />Mein Blog

  • Im Oktober soll beim neugegründeten Fischer Tor übrigens die deutsche Ausgabe "Der Winterkaiser" erscheinen (verraten mehrere Blogs). :breitgrins:

  • Maia ist der jüngste Sohn des (Elfen-)Kaisers und das Ergebnis seiner gescheiterten Ehe mit der Tochter des Goblin-Herrschers des Nachbarreichs. Missachtet und missbilligt wächst er abseits von Macht und Reichtum auf, betreut von einem verbitterten und meist wütenden „Betreuer“. Doch dann geschieht das Unwahrscheinliche, der Kaiser, Kronprinz und Co verunglücken tödlich und der abgeschobenen 4. Sohn ist plötzlich Kaiser.


    Am Anfang habe ich die vielen fremdartigen Namen trotz Glossar und Erläuterungen zum Aufbau der Namen verflucht und war über das Geschlecht der Hauptfigur irritiert, Maia ist für mich eindeutig weiblich belegt. Doch ich hatte mich schnell eingelesen und konnte die Geschichte genießen.


    Was Action angeht, ist der Roman eher zurückhaltend, die meiste Zeit dreht es sich um das Innenleben Maias. Er muss damit zurechtkommen, welche neuen Regeln sein Dasein als Herrscher bestimmen, dass sein Wunsch ein Befehl ist und er sich niemals zu entschuldigen hat. Dazu kommt die aufkeimende Gewissheit, dass der Tod der kaiserlichen Kernfamilie kein Unfall, sondern ein Attentat war und abgesehen davon, dass dadurch vielleicht auch sein Leben in Gefahr ist, will Maia auch für sich herausfinden, wer seinen Vater und die anderen Prinzen auf dem Gewissen hat.


    Ich finde den Roman ansatzweise tatsächlich mit Robin Hobb, insbesondere was den Adept des Assassinen betrifft, vergleichbar, was ein Riesenlob meinerseits ist. Die Autorin hätte aber vielleicht noch etwas mehr in die Tiefe gehen können, Maias Gefühlswelt wird zwar ausgelotet, aber es gibt hier mehrfach Wiederholungen, was seine Umstellungsschwierigkeiten betrifft. Was den Unterschied zwischen Elfen und Goblins angeht bleibt sie diffus, bei den körperlichen Unterschieden konzentriert sie sich auf Merkmale, die mich eher an menschlich-rassistische als an echte rassische denken lassen. Den Fokus darauf zu legen, mag zwar eine echte gesellschaftliche Relevanz in den Roman einbringen, aber in meiner Vorstellung unterschieden sich Goblins und Elfen dann doch weiterhin gewaltig und nicht nur primär in Hautfarbe und Ohrenform.


    Insgesamt halte ich „The Goblin Emperor“ für eine gelungene Fantasy-Story um einen bis dato abgeschobenen Sohn, der plötzlich Kaiser wird, die gerade Lesern langsamerer Storys gefallen dürfte.


    4ratten + :marypipeshalbeprivatmaus:



    PS: Ich habe erfreut festgestellt, dass die Autorin unter anderem Namen (Sarah Monette) bereits ungelesen in meinem Regal steht - Zeit das zu ändern, auch wenn sie selbst durch die Nutzung eines neuen Pseudonyms keine Nähe zwischen ihren Werken sieht.

  • Meine Eindrücke sind ein wenig emotional geworden, weil ich von diesem Buch so frustriert war. Hier ist der Text aus meinem Blog, unzensiert:

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    Maia Drazhar, 18 Jahre alt, lebt mit seinem Vormund Setheris in der allertiefsten Provinz des Elfenlandes. Er ist der jüngste und ungeliebte Sohn des Elfenkaisers, halb Elf und halb Kobold. Seinen Vater hat er nur einmal aus der Ferne gesehen, die Mutter ist gestorben, Setheris hasst und misshandelt ihn. Maia kennt nur das kleine Gut, auf dem er aufgewachsen ist, hat so gut wie keine Bildung genossen - und wird nach einem Unfall, dem der Kaiser und dessen drei Söhne zum Opfer fallen, selbst zum Kaiser.


    Klingt interessant, nicht wahr? Als ich von diesem Buch hörte, musste ich es einfach haben. Was bekam ich? Einen Monat Frustlesen.

    Es ist nicht schlecht, es hat praktisch keine Stellen, die ich verabscheut habe, es ist bloß elend lang. Und es passiert - nichts. Kein Scherz. Das Buch ist eine Geschichte darüber, wie ein kluger und doch weltfremder junger Mann versucht in seine neue Rolle hineinzuwachsen. Er tastet sich an seine Aufgaben heran wie ein blinder Welpe. Ohne Hilfe wäre er verloren, die großen bösen Hunde würden ihn sofort fressen.

    Erst ab Seite 300 (nach 60 % des Buches) kommt ein wenig Spannung auf, die nach einem Kapitel wieder verpufft. Das reicht bei weitem nicht, um das Buch zu retten. Ebenso reicht es für ein gutes Buch nicht, eine sympathische Hauptfigur in Gestalt von Maia in die Handlung zu schreiben. Er ist zu gut, zu edel, trifft die richtigen Entscheidungen. Da weint man als Leser:in fast Tränen aus Zucker. Das einzige, das Maia ein wenig menschlicher (auch wenn er ein Elfkobold ist) macht, ist seine traurige Vergangenheit.


    Wenn die Autorin nicht immer wieder betont hätte, dass jemand die Ohren hängen lässt und die Geschichte im Elfenreich spielt, ich wäre nicht darauf gekommen. Es gibt NICHTS Elfisches an diesem Buch. 0,00 Prozent. Das Buch hätte in jeder anderen Fantasywelt spielen können. Was noch? Magie - ja, gibt es, wird ganze dreimal erwähnt bzw. angewendet. Neben Elfen und Kobolden bevölkern noch Oger diese Welt, letztere werden einmal erwähnt, sind also vielleicht auch bloße Hirngespinste. In Maias Welt gibt es Luftschiffe und dampfbetriebene Gerätschaften, d. h. das Buch ist eher Steampunk als Fantasy.


    Das zentrale Thema des Romans ist der Brückenbau. Gemeint sind nicht nur Konstruktionen, die über ein Hindernis hinwegführen, sondern fortschrittliche Entscheidungen, die der neue Kaiser für das Land trifft. Ich fand es stellenweise zu dick aufgetragen.


    Das Buch hat 541 Seiten. Die letzten 16 Seiten sind ein Anhang mit Erklärungen zur Elfenwelt und ein Glossar. Das Glossar haut einen um. Hätte ich zuerst einen Blick dort hineingeworfen, ich wäre in Panik geflohen und hätte das Buch sicher nicht mehr angerührt. Allein die Namen der verstorbenen Kaiser füllen ganze Seiten. Kein Name lässt sich auf Anhieb lesen, die meisten scheinen eine willkürliche Ansammlung von Buchstaben zu sein. Entsprechend hatte ich große Probleme, in das Buch "reinzukommen". Man weiß nicht, wer wer ist, alles klingt ähnlich und jeden verflucht man.


    Alles in allem wird das wohl eines dieser spurlos verschwundenen Bücher, die nach dem Lesen sofort wieder aus dem Gedächtnis verschwinden. Bei mir wird es vielleicht ein-zwei Tage länger dauern, da ich es einen ganzen Monat lang gelesen habe. Ich werde es nicht vermissen.

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    In meinem Blog schreibe ich oft über "Kaminbücher", also Bücher, die ich nach dem Lesen am liebsten sofort verbrennen würde. Dieses hier ist dem Kamin gerade so entkommen.


    3ratten


    ***

    Aeria

  • Valentine

    Hat den Titel des Themas von „Katherine Addison (Sarah Monette) - The Goblin Emperor (Der Winterkaiser)“ zu „Katherine Addison - The Goblin Emperor/Der Winterkaiser“ geändert.