Hallo ihr Lieben!
Es ist wieder soweit. Ich muss euch von diesem Buch vorschwärmen.
Das Jahr 2014 ist zwar noch sehr jung, aber The Goblin Emperor sehe ich jetzt schon auf vielen Award-Listen. Und ich wäre sehr überrascht, wenn es nicht unter meinen Top 10 Büchern des Jahres landet.
Kaufen* bei
Amazon
Bücher.de
Buch24.de
* Werbe/Affiliate-Links
Inhalt:
Maia, der jüngste Sohn des Kaisers und ein Halb-Kobold, hat fast sein ganzes Leben im Exil verbracht, weit entfernt vom Palast und den tödlichen Intrigen, die sich dort abspielen. Doch als sein Vater und seine drei Brüder in einem "Unfall" ums Leben kommen, hat er keine andere Wahl als seinen Platz als rechtmäßiger Erbe anzutreten. Maia hat keinerlei Erziehung in Palast-Etikette oder Politik genossen, er hat keine Freunde, keine Berater, sondern nur das Wissen, dass - wer immer seinen Vater und seine Brüder ermordet hat - jeder Moment Maias letzter sein könnte.
Umzingelt von adeligen Bittstellern ist Maia einfach nur überwältigt von seinen neuen Aufgaben und kann niemandem vertrauen. Zwischen Verschwörungen, ihn vom Thron zu stürzen, einer arrangierten Heirat und der Angst vor den Mördern seines Vaters, muss Maia viel zu schnell erwachsen werden und sich als Kobold-Kaiser etablieren.
Meine Meinung:
The Goblin Emperor ist so ein Buch, in das man zusammen mit dem Protagonisten hineinwächst.
Genau wie Maia aus seinem tristen Leben gerissen und zum königlichen Hof gebracht wird, wo man mit Namen nur so um sich wirft, wo die politische Situation brodelt, genau so habe ich mich als Leserin gefühlt. Wer sind all diese Leute und was wollen sie erreichen? Maias Einsamkeit - obwohl er nie alleine ist - ist von Anfang an spürbar, ebenso wie seine Verzweiflung darüber, wem er vertrauen soll und wem nicht. Sein Sekretär Csevet und seine vier nohecharai (Leibgarde) werden ihm mehr oder weniger aufgezwungen und er hat keine Wahl als ihnen zu vertrauen. Er kennt niemanden und kann nur darauf hoffen, dass ihm zumindest einige Menschen am Hof gut gesinnt sind.
Was erst sehr verwirrend beginnt, wird mit dem Lesen immer klarer. Und so wie Maia langsam lernt, wie sich ein Kaiser zu verhalten hat, welche Faktionen welches Ziel verfolgen und wie die politische Landschaft seines Reiches aussieht, genauso bekommt man beim Lesen mehr und mehr Überblick. Ein bisschen durchhalten ist anfangs also schon nötig, aber es lohnt sich, auch bezogen auf die Sprache. Am Ende des Buches findet sich eine Art Glossar und eine kurze Beschreibung über die Verwendung von Höflichkeitsformeln und Anreden - hätte ich nicht das e-Book gelesen, hätte ich sicher öfter dorthin geblättert. Man lernt aber auch ohne Erklärung, welche Wörter wann verwendet werden, welche Titel für Frauen und welche für Männer gedacht sind - und dieses Lernen hat mir fast so viel Spaß gemacht wie Maias Geschichte selbst. Ich mag es, wenn mich ein Buch herausfordert. Auch wenn so lange Namen wie Untheileneise'meire zuerst unaussprechbar und unnötig fremd wirken, gewöhnt man sich dran. (Wenn ich mir solche Wörter merke, dann hat die Autorin etwas richtig gemacht.)
Welche Geschichte erwartet einen hier? Im englischen Klappentext ist zwar von Steampunk und Luftschiffen die Rede, in Wahrheit spielt aber der Großteil der Handlung im königlichen Palast und beschäftigt sich viel mehr mit Maia als Person als mit epischen Kämpfen. In einer Gesellschaft, wo Höflichkeit wie eine Rüstung getragen wird, ist lange nicht klar, wer nur vertrauenswürdig scheint und wem man tatsächlich trauen kann. Maia - oder Edrehasivar VII, wie er sich als Kaiser nennt - durchlebt den Alltag eines Kaisers, entkommt aber auch in spannenden Momenten knapp mit dem Leben. Die Haupthandlung ist allerdings eher still. Maia reflektiert sehr viel darüber, wie er sich verhalten soll und wie er es gerne tun würde, er sucht verzweifelt nach Freunden und - seine liebenswerteste Eigenschaft - bleibt trotz der Macht, die er plötzlich hat, im Herzen ein guter Mensch. Seine Vergangenheit ist düster und traurig und auch die muss er bewältigen. Und so ergibt sich eine wunderbare Charakterstudie eines jungen Mannes, der nicht nur völlig unvorbereitet eine Rolle spielen muss, sondern der auch darunter leidet, dass er Halb-Kobold ist und im Gegensatz zu den Elfen dunkle Haut hat.
Katherine Addison mischt noch ein bisschen Feminismus in ihre Geschichte, der aber nie störend auffällt, und schafft es ohne langwierige Beschreibungen den Palast zum Leben zu erwecken. Gegen Illustrationen oder eine (Zeichentrick?)Verfilmung hätte ich absolut gar nichts einzuwenden.
The Goblin Emperor ist ein ruhiges Buch, deren Charaktere man sehr genau kennen lernt und die einem still und heimlich ans Herz wachsen. Am ehesten würde ich den Stil noch mit Robin Hobb vergleichen. Bei ihr hat man auch oft das Gefühl, es würde nichts passieren, und 50 Seiten später steckt man komplett in der Handlung und hofft, dass Adeliger X sich mit Maia anfreundet und Adeliger Y endlich bekommt, was er verdient.
Das Buch wird mit dem Lesen immer besser und am Ende wollte ich gar nicht mehr weiterlesen, damit es nicht schon wieder vorbei ist. Die Geschichte wurde aber schön abgerundet, alle Verschwörungen aufgeklärt und ich konnte Maia mit ruhigem Gewissen zurücklassen. Eine Fortsetzung würde mich trotzdem freuen.
Liebe Grüße,
Wendy