Sibylle Lewitscharoff hält Skandalrede zu künstlicher Befruchtung

Es gibt 70 Antworten in diesem Thema, welches 12.680 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag () ist von Valentine.

  • Moin, Moin!


    Ich verstehe nicht, wie man die Literatin Lewitscharoff wegen dieser Rede ächten kann oder sollte. Wenn ich nur Literatur läse von Leuten, die mir nett und sympathisch sind und die keiner Fliege etwas zuleide tun, würde ich zum Nichtleser.

  • In ein paar Jahren wird man in der Rückschau die Aufregung um diese Rede evtl. anders bewerten und das ggf. herausragende Gesamtwerk dann doch würdigen. Dennoch sind solche Äußerungen einer Intellektuellen keinesfalls hinzunehmen. Sie beleidigt Hunderttausende von Kindern und die Eltern gleich noch dazu. Dass was sie sagt, ist ausgesprochen dumm. Niemand hätte ihr abgesprochen künstliche Befruchtung und Leihmutterschaft anzuprangern, diese als unnatürlich anzusehen. Sie ist aber mit ihren Worten über das Ziel hinausgeschossen. Wer schwerwiegend man das gewichtet, muss jeder für sich entscheiden. Ich habe selten so menschenverachtende Worte gehört. Mich treffen diese bis ins Mark, da ich nachvollziehen kann, welchen Schmerz kinderlose Paare aushalten müssen. Und ein Kind aus dem Reagenzglas ist genauso liebenswert. Mit ihren krassen Worten wirft sie die Tür zu einem Dialog gleich zu. Ich sehe nämlich durchaus die Problematik, der immer weiter voranschreitenden medizinischen Vorsorge bei Schwangeren. Soll ein Kind abgetrieben werden, dass mit 90% Wahrscheinlichkeit behindert zur Welt kommt? Kann man sich als Elternpaar diesem "Vorsorgedruck" überhaupt noch entziehen? Spielt der Mensch Gott, indem Kinder mit zwei Müttern und zwei Vätern (der Leihmutter, der biologischen Mutter, dem biologischen Vater und dem sozialen Vater) aufwachsen? Wie weit will die Gesellschaft da gehen? Lewitscharoff wäre es sicher recht, wenn man darauf sich konzentrieren würde und wenn man das Fernsehinterview im ZDF anschaut, dann kann man auch zum Schluss kommen, dass sie es so wollte. Aber dennoch sind diese bösen Worte gefallen. Es gibt viele Taten, die hinterher schnell bereut werden. Das macht die Taten nicht ungeschehen.


    Gruß, Thomas

  • Moin, Moin!


    sind solche Äußerungen einer Intellektuellen keinesfalls hinzunehmen. Sie beleidigt Hunderttausende von Kindern und die Eltern gleich noch dazu. Dass was sie sagt, ist ausgesprochen dumm.


    Zweifellos. Deswegen plädiere ich dafür, der Sibylle ein paar kräftig aufs Maul zu hauen mit der Auflage, hinfort nurmehr wieder Bücher zu schreiben.


    Als Boxfan will ich auch gar nicht immer wissen, was der Athlet so außerhalb des Rings treibt. Wieviele Genies waren in irgendeiner Beziehung Schweine. Inselbegabte haben ihre Insel, aber sonst...? Nach Sportlerinterviews sind Schriftstellerinterviews und -reden das vielleicht Verzichtbarste.

  • Ich frage mich gerade warum so eine Frau Lewitscharoff keine PR-Abteilung hat die über solche öffentlichen Reden nochmal drüber schaut?

  • Du überschätzt die Möglichkeiten einer Schriftstellerin. Günter Grass ist meines Wissens der einzige der sich eine Vollzeit-Sekretärin leisten kann. Aber eben auch keine Pressestelle.


    Gruß, Thomas


  • Ich frage mich gerade warum so eine Frau Lewitscharoff keine PR-Abteilung hat die über solche öffentlichen Reden nochmal drüber schaut?



    Du überschätzt die Möglichkeiten einer Schriftstellerin. Günter Grass ist meines Wissens der einzige der sich eine Vollzeit-Sekretärin leisten kann. Aber eben auch keine Pressestelle.


    Und selbst wenn: Auch schlechte Reklame ist immer noch Reklame. Ich frage mich, wie mancher nun nicht doch ein Buch von ihr kaufen wird, nur um sich selber ein Bild zu machen von der Autorin hinter der Rede. Ausserdem möchten wir doch keine PR-geleckten, meinungsstromlinienförmigen Autor/innen, oder?

    Wo nehme ich nur all die Zeit her, so viel nicht zu lesen. (Karl Kraus)

  • @klassikfreund: Da hast du recht. Ich dachte halt gerade bei so öffentlichen Arbeiten werden die Reden nochmal kontrolliert. Nicht um einen kompletten Text umzuschreiben, sondern um der Autorin eventuell zu raten genau diese Formulierung eventuell zu vermeiden.


  • Hallo Thomas,


    soweit kann ich Dir folgen. Sie hat diese Passage ihrer Rede offenbar als Reflektion über ihre Empfindungen und die problematischen Seiten der Künstlichen Befruchtung gedacht.


    Nur: Die Dame ist Schriftstellerin und weiß um die Macht des Wortes. Und sie muss (!!) wissen, dass man den Begriff 'Halbwesen' nicht einfach in den Raum stellen kann, ohne dass das an den so bezeichneten Kindern hängenbleibt. Das ist mehr als fahrlässig und ungeschickt, das ist im Sinne einer literarisch verantworteten Rede (natürlich nicht strafrechtlich) regelrecht kriminell.


    LG
    Tom

  • Zum Büchnerpreis: Ich würde ihn nicht aberkennen wollen. Er ist für literarische Leistungen verliehen worden, und diese sind ja nicht hinfällig, nur weil sie eine zweifelhafte Rede gehalten hat. Im übrigen: Auch Martin Mosebach hat den Preis bekommen - und der bewegt sich in einem Milieu an der Grenze zur Piusbruderschaft. Das finde ich auch nicht sehr appetitlich. :zwinker:


  • Im übrigen: Auch Martin Mosebach hat den Preis bekommen - und der bewegt sich in einem Milieu an der Grenze zur Piusbruderschaft. Das finde ich auch nicht sehr appetitlich. :zwinker:


    Wusste ich gar nicht ... aber es macht ihn mir nicht sympathischer :breitgrins:

    If you don't become the ocean, you'll be seasick every day.

    Leonard Cohen