Herman Melville - Taipi

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  • Hier startet am 21. März 2014 unsere Leserunde.


    Herman Melville - Taipi
    Vier Monate auf den Marquesas-Inseln oder Ein Blick auf polynesisches Leben
    (Typee, 1846)


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    Herman Melville (1819 bis 1891) stammte aus einer verarmten New Yorker Familie. Er ging früh zur See und verdingte sich als Matrose, unter anderem auch auf Walfängern. Seine Reisen führten ihn bis in die Südsee. 1844 kehrte er in die USA zurück, lebte als freier Schriftsteller und war von 1866 bis 1885 als Zollinspektor in New York tätig. Der Romancier und Autor von Kurzgeschichten und Lyrik gilt als einer der bedeutendsten amerikanischen Schriftsteller. Sein Meisterwerk "Moby Dick" zählt zu den Klassikern der Weltliteratur.


    Inhalt:
    Während eines Aufenthaltes auf der Insel Nuku Hiva setzen sich die beiden Matrosen Tom und Toby von ihrer Mannschaft ab. Sie werden von den Eingeborenen zwar aufgenommen, aber gefangen gehalten, bis sie nach einigen Monaten wieder flüchten können. Melville erzählt von dem täglichen Leben, den Traditionen und Gebräuchen der Inselbewohner.



    Teilnehmer:
    knödelchen
    yanni
    Doris
    Spontane Mitleser sind willkommen


    Viel Spaß beim Lesen und Diskutieren!


    Liebe Grüße
    Doris

  • Hallo knödelchen und yanni,


    ich habe heute mit dem Buch angefangen. Meine Ausgabe ist von Hoffmann & Campe, übersetzt von Ilse Hecht, und hat ein Vor- und Nachwort sowie einige Illustrationen. Außerdem gibt es noch knappe 20 Seiten einer Fortsetzung namens "Die Geschichte Tobys".


    Unter dem Vorwort steht kein Name, daher gehe ich davon aus, dass es von Melville selbst bzw. von seinem Ich-Erzähler ist. Es wird erwähnt, dass in dem Bericht auf Erklärungen "über Ursprung und Sinn" der Schilderungen des Brauchtums verzichtet wird. Damit gibt er sich quasi selbst den Freibrief, auch etwas ohne plausible Erklärung erfinden zu dürfen. Mal sehen, wie sehr das ausgereizt wird.


    1. Kapitel
    Gleich am Anfang gefiel mir die Vorstellung der ganzen Obstvorräte in der Takelage und auf dem Deck des Schiffes. Eine tolle Schilderung, das hört sich an wie eine segelnde Obstschale. Melville zeigt schon hier die Unterschiede zwischen den Kulturen der Alten Welt und den Eingeborenen auf, als die Inselkönigin einen tätowierten Matrosen genau betrachtet oder sich selbst ganz ungeniert entblößt, um ihre eigenen Tattoos zu präsentieren. Da braucht es schon ein ausgeprägtes Einfühlungsvermögen, um das richtig zu interpretieren. Warum aber flüchteten die Seeleute so überstürzt, wegen der Taktlosigkeit oder der Darstellung des Tattoos?


    2. Kapitel
    Die Insulaner kommen auf das Schiff, und vor allem die jungen Frauen bezaubern durch ihre naive Unbefangenheit. Und dann wie so oft, wenn das Alte Europa auf unbekanntes Neuland stößt: Die Männer toben sich aus und geben sich der "Zügellosigkeit und schamlosen Trunkenheit" hin. Es gibt so viele Berichte von anderen Seefahrern, wo das genauso verlaufen ist. Man entdeckt Neuland, fühlt sich wie im Paradies, und schon mit den ersten Aktivitäten beginnt die Zerstörung des Paradieses, ohne dass es jemandem bewusst ist. Und wegen der scheinbaren, eingebildeten Überlegenheit macht sich keiner Gedanken, wie das auf die Eingeborenen wirkt.


    Am Beginn des 3. Kapitels wird die Gewalt gleich deutlich, als der Erzähler kurz schildert, wie die Übernahme der Insel vonstatten ging. Notfalls wird gegen den Widerstand auch gewaltsam vorgegangen. Ein Satz ist mir ins Auge gesprungen:


    Zitat

    Ein hoher Bildungsgrad scheint indessen die schlechten Instinkte des Menschen nicht groß zu zügeln, und wenn man die Zivilisation selbst nach einigen ihrer Ergebnisse einschätzen wollte, wäre es vielleicht besser, wenn der Teil der Welt, den wir den barbarischen nennen, unverändert bliebe.


    Wie wahr.


    Tja, mir gefällt das Buch bisher sehr gut.

  • Hallo Doris und knödelchen,


    wenn ich deine Inhaltsangabe mit meiner vergleiche, Doris, scheinen wir die gleiche Einteilung zu haben. Mein Nachwort ist auch von Dr. Ilse Hecht verfasst.


    Dieses Buch ist einem Lemuel Shaw gewidmet, der wie ich dem Nachwort von Frau Dr. Hecht entnehmen konnte, ja, ich neige dazu das Nachwort gleich nach dem Vorwort zu lesen, sein Schwiegervater war.
    Da ich zu Melville keine klaren Vorstellungen habe, war das Nachwort für mich sehr interessant. Aber dazu möchte ich nichts vorweg nehmen.


    Das Vorwort sprach ich dem Erzähler der Geschichte zu. Da es sich dabei, wie auch bei einigen anderen seiner Bücher, um stark autobiographisch gefärbte Werke handelt, wird es die Stimme Melvilles selbst sein. Er schreibt dort, dass seine Geschichten manche Nachtwache verkürzten. Dies kann ich nach den ersten Seiten gut verstehen. Denn dieser Mann ist ein herrlicher Geschichtenerzähler. Bereits nach wenigen Seiten war ich gefangen. :herz:


    Im ersten Kapitel schildert uns der Autor die Verhältnisse an Bord, nachdem sie bereits ein halbes Jahr auf See sind. Ich bin geneigt zu glauben, dass er hier die negativen Seiten durch seine humorvolle Darstellung kaschiert. Mir gefällt dies sehr gut. Auch so kann man sich die Umstände bildlich vor Augen führen, ohne mit Gejammer gepeinigt zu werden.
    Hier schreibt jemand mit völliger Begeisterung und Einfühlungsvermögen. Sätze wie diese sind einfach köstlich:

    Zitat

    Nächsten Sonntag wird der dürre Leichnam auf dem Tisch des Kapitäns aufgebahrt und noch vor dem Abend mit all den üblichen Feierlichkeiten unter der Weste dieses würdigen Mannes bestattet.


    Gleichzeitig lässt er bereits erkennen, wie er die beiden Gesellschaftsformen kritisch beobachtet. Wenn er eine Wertung zeigt, dann scheinen seine Sympathien in Richtung Einheimische zu weisen. Seine Schilderung des Staatsbesuches des Inselkönigs samt Gattin auf dem Schiff ist herrlich. Dass die französichen Offiziere Reißaus nahmen, fand ich köstlich. Ihr puritanisches Gebahren wird jedoch bei den einfachen Inselschönheiten dahinschwinden, wie Eis in der Sonne. :zwinker: Aber bei anerkannten Hoheiten müssen sie das Weite suchen. Dabei war die Königin so stolz ihre Tätowierungen zu zeigen.
    Diese Tatoos sind wirklich sehr kunstvoll gestaltet, auch wenn ich gut darauf verzichten kann.


    In zweiten Kapitel hat man den Eindruck, die Seeleute hätten ein wunderbares Leben auf dem Schiff. In der Sonne liegen und dösen, während die Offiziere sich nicht einmal setzen durften. Es liest sich sehr angenehm, aber es wird sicherlich Schönfärberei dabei sein.
    Anders sehe ich das was die Inselbewohnerinnen betrifft. Dass er sich mehr zu den Einheimischen hingezogen fühlt, kann man hier gut verstehen. Sie werden als lebenssprühende, unkompliziert und dem Seemann willlige Schönheit dargestellt.
    Wie ich mir die Tapagewänder vorstellen muss, weiß ich noch nicht recht. Denn einmal beschreibt er Tapagürtel, die die jungen Frauen um den Arm geschlungen haben und dann wieder eher als Rock. Vielleicht finde ich ja noch irgendwo Abbildungen dazu.
    Sehr deutlich wird seine Meinung noch einmal im letzten Satz dieses Kapitels.

    Zitat

    Dreimal glücklich, wer eine noch nicht entdeckte Insel mitten im Ozean bewohnt und noch nicht in die giftende Berührung mit dem weißen Mann gekommen ist!


    Das dritte Kapitel diente dazu den Leser über die Einverleibung der zukünftigen Kolonien in Kenntnis zu setzen. Die Aufzählung aller Druckmittel gegen die einheimische Bevölkerung und deren entgegenzusetzende Kräfte war lächerlich. Der Erzähler muss die Vertreibung aus dem Paradies vor Augen gehabt haben, als er diese Szenen niederschrieb.




    Warum aber flüchteten die Seeleute so überstürzt, wegen der Taktlosigkeit oder der Darstellung des Tattoos?


    Ich bin mir sicher, es war die Taktlosigkeit dieser höher stehenden Dame, die sie zu ihrer Flucht veranlaste. Ob sich der Seemann die Zeit nahm, um die sicher interessanten Tattoos zu betrachten? :zwinker:


    Ich bin froh, dass Melvilles Stil so leicht und humorvoll ist, sonst würde mir bei mancher Beschreibung die Galle überlaufen. So erscheint mir das Vorgehen der Franzosen hauptsächlich lächerlich. Ich bin gespannt, wie seine weitere Haltung den Kolonialherren gegenüber ist und ob sich das nur auf die Franzosen bezieht, oder auf alle.

  • yanni, im Gegensatz zu dir lese ich das Nachwort lieber hinterher, um Spoiler zu vermeiden. Inzwischen habe ich selbst über Melville nachgelesen und entdeckt, dass er in diesem Buch tatsächlich eigene Erlebnisse nacherzählt. Somit dürfte meine Befürchtung erledigt haben, dass er abstruse Geschichten erfindet, die er dann nicht plausibel erklären kann. Das macht das Abenteuer für mich noch interessanter.


    Sätze wie diese sind einfach köstlich:


    Ja, der Humor ist bemerkenswert. Später kommt noch eine nette Bemerkung über einen Regenschirm. Ich kann mich nicht erinnern, dass Moby Dick auch so war.



    In zweiten Kapitel hat man den Eindruck, die Seeleute hätten ein wunderbares Leben auf dem Schiff. In der Sonne liegen und dösen, während die Offiziere sich nicht einmal setzen durften. Es liest sich sehr angenehm, aber es wird sicherlich Schönfärberei dabei sein.


    Es wird schon Tage gegeben haben, an denen die Matrosen sich mal in der Sonne ausstrecken durften, aber normalerweise gibt es auf einem Schiff immer etwas zu tun. Neues Tauwerk anfertigen, Segel oder Kleidung flicken, Messing polieren, Ober- oder Unterdeck schrubben, sich um die (lebenden) Lebensmittel kümmern...


    Das dritte Kapitel diente dazu den Leser über die Einverleibung der zukünftigen Kolonien in Kenntnis zu setzen. Die Aufzählung aller Druckmittel gegen die einheimische Bevölkerung und deren entgegenzusetzende Kräfte war lächerlich. Der Erzähler muss die Vertreibung aus dem Paradies vor Augen gehabt haben, als er diese Szenen niederschrieb.


    Eigentlich war es lächerlich, sozusagen mit Kanonen auf Spatzen zu schießen. Mit friedfertigen Mitteln, Geschenken oder Verhandlungen hätte man aber nicht viel erreicht, denn das Ziel war, für das eigene Land auch in Übersee Besitzungen einzunehmen. Das war das übliche Vorgehen, und nicht nur bei den Franzosen. James Cook beispielsweise kam ja bei einer gewaltsamen Auseinandersetzung mit Eingeborenen ums Leben, weil sie sich gegen die Behandlung der Engländer zur Wehr setzten. Man sieht ja auch ganz aktuell in Russland, dass die Mächtigen sich nehmen, was sie wollen oder als das Ihre betrachten.


    Im 4. Kapitel geht Melville weiter kritisch zur Sache. Zunächst beschreibt er noch höhnisch die Verpflegung an Bord, doch dann richtet er sein Augenmerk erneut auf die Behandlung der Insulaner. Erst der Versuch der Unterwerfung der Taipi durch einen Kapitän führte zu der Angriffslust des Stammes. Das ist also Gewalt aus Notwendigkeit, nicht aus Lust am Töten. Seit Menschengedenken gibt es immer wieder Völker bzw. Herrscher von Völkern, die sich dazu aufschwingen, die in ihren Augen Primitiven zu unterwerfen, auszubeuten und ihnen die eigene Lebensweise aufzuzwingen. Dabei sind diese Eingeborenen, wie Melville anmerkt, mit ihren geringen Eigentümern durchaus zufrieden. Die Taipi haben ihren Ruf als kampflustig weg, aber im Grund spielen sie bloß die Rolle, die ihnen durch Vorverurteilung aufgezwungen wird.


    Inzwischen bin ich bis unserem Erzähler und seinem Freund Toby bis ins 7. Kapitel gefolgt, in dem die ersten Tage ihrer Flucht beschrieben werden. Es ist eine kräftezehrende, nasse und hungrige Angelegenheit und auch schon spannend.

  • Hallo ihr Lieben :winken:,


    ich habe nun gestern auch mit dem Buch begonnen und bin bis Kapitel 6 gekommen. Das Buch liest sich gut und auch mir gefallen Melville´s ironische Bemerkungen (die ich aus "Moby Dick" auch nicht kenne, da ist Melville ja eher düster und prophetisch unterwegs) und seine kritischen Anmerkungen zur Kolonialpolitik der Europäer. Zudem ist es auch einfach spannend und interessant, über das Leben der Ureinwohner dieser paradiesischen Inseln zu erfahren.


    Zunächst mal geht es aber um das Leben der Seemänner auf dem Walfänger "Dolly".


    Gleich am Anfang gefiel mir die Vorstellung der ganzen Obstvorräte in der Takelage und auf dem Deck des Schiffes. Eine tolle Schilderung, das hört sich an wie eine segelnde Obstschale.


    Ja, hier hatte ich auch ein sehr buntes und kurioses Bild vor Augen :breitgrins:. Da sich die Reisen der Walfänger ja aber immer über Jahre hinziehen, bleibt nach einiger Zeit wohl nur das eingepökelte Fleisch und der versteinerte Schiffszwieback - nicht gerade kulinarische Hochgenüsse!
    Aber nicht nur die schlechte Versorgungslage, auch ein unfähiger Kapitän und eine schwache Mannschaft an Bord des Schiffes bringen den Erzähler dazu, sich zur Desertation zu entschließen. Einen Gleichgesinnten findet er in Toby, der wohl aus einer anderen Gesellschaftsschicht stammt als der Rest der Mannschaft, über seine Herkunft und seinen tatsächlichen Namen aber nichts preisgeben will. Vielleicht erfährt man ja im Lauf der Erzählung noch mehr über die Vergangenheit der beiden Hauptfiguren?



    Gleichzeitig lässt er bereits erkennen, wie er die beiden Gesellschaftsformen kritisch beobachtet. Wenn er eine Wertung zeigt, dann scheinen seine Sympathien in Richtung Einheimische zu weisen. Seine Schilderung des Staatsbesuches des Inselkönigs samt Gattin auf dem Schiff ist herrlich. Dass die französichen Offiziere Reißaus nahmen, fand ich köstlich. Ihr puritanisches Gebahren wird jedoch bei den einfachen Inselschönheiten dahinschwinden, wie Eis in der Sonne. :zwinker: Aber bei anerkannten Hoheiten müssen sie das Weite suchen.


    Für die Inselkönigin sind ihre Tatoos und ihre Nacktheit einfach normal, während für den Europäer / Nordamerikaner eine feine Dame sich nicht einfach die Kleider vom Leib reißt :zwinker:. Bei den jungen Mädchen haben die Seeleute diese Scheu tatsächlich nicht und freuen sich sogar über deren Unbeschwertheit. Solche Denkweisen werden uns einfach von Kindesbeinen an eingetrichtert, denn ehrlich, würden wir nicht auch die Nase rümpfen wenn z.B. im Restaurant am Nachbartisch in Bikini und Badehose gespeist würde :smile:?


    Melville ist aber auf jeden Fall auf Seiten der Eingeborenen; die Franzosen, die hier mit Kanonen auf Bambushütten schießen und in der tropischen Sonne in ihren mit Orden behängten Uniformen exerzieren, geben nur ein lächerliches Bild ab, während die Menschen, die auf den Inseln leben, in ihrer Einfachheit und Schlichtheit als die glücklicheren und besseren Menschen dargestellt werden.
    "Ist nicht am Ende doch der Wilde, der tausend Bedürfnisse nicht kennt und nichts weiß von quälenden Sorgen, vielleicht der Glücklichere von beiden?"


    Der Erzähler bezieht auch eindeutig Stellung wenn er deutlich macht, dass die "Wilden" diese Bezeichnung nie von sich aus verdienten, sondern immer nur auf Einmischung von außen reagierten. Ihr habt ja hier schon die Zitate genannt, in denen Melville darauf hinweist, wie paradiesisch das Leben ohne den Einfluss der Weißen auf diesen Inseln wäre.
    Die Frage ist, woher dieser Gedanke kommt, dass eine Rasse, Hautfarbe, Religion usw. besser ist als die andere. Wir leben jetzt in einer relativ aufgeklärten Welt und trotzdem gibt es Kriege und Konflikte wegen Religionen oder Zugehörigkeit zu einem bestimmten Volksstamm (siehe aktuelles Beispiel auf der Krim). Und immer noch ist der Europäer / Nordamerikaner überzeugt, dass sein Weg der einzig richtige ist. Wie soll man es den Menschen im Jahr 1842 verdenken, wenn sie meinen, ihre Gesinnung müsste in die ganze Welt getragen und notfalls mit Gewalt verbreitet werden? Melville scheint mit seinem aufgeklärten Gedankengut ja eher die Ausnahme zu sein... Aber sorry, jetzt bin ich wohl zuweit abgeschweift :redface:...

    :lesen: Anthony Powell - The Kindly Ones <br /><br />Mein SUB<br />Meine [URL=https://literaturschock.de/literaturforum/forum/index.php?thread/32348.msg763362.html#msg763362]Listen

    Einmal editiert, zuletzt von knödelchen ()


  • Im 4. Kapitel geht Melville weiter kritisch zur Sache. Zunächst beschreibt er noch höhnisch die Verpflegung an Bord, doch dann richtet er sein Augenmerk erneut auf die Behandlung der Insulaner.


    Hier wird Melville wesentlich deutlicher. Er will dem Leser seine wahren Beweggründe für die Flucht schildern und muss dazu die Karten auf den Tisch legen. Obwohl er, wenn er auf die Zeit nach seiner Flucht anspielt, wieder die ironische Art durchbricht. Der besorgte väterliche Kapitän, der seinen besten Mann zurückholen will.


    Taipi war Melvilles erstes Buch und so gewissermaßen eine Art Trilogie mit Omoo und Weißjacken bilden, in denen seine weiteren Abenteuer verarbeitet wurden. Wenn ihr schreibt, dass er diesen Stil in Moby Dick nicht verwendete, wäre es interessant zu wissen, wie er es in den anderen beiden Büchern hält.


    Erschreckt hat mich, wie unvorbereitet sie in meinen Augen handelten. Wenn ich einen Fluchtversuch planen würde, hätte ich etwas mehr Verpflegung mitgenommen, zumal sie damit rechnen mussten sich für einige Tage zu verstecken.
    So musste ihre kärgliche Zwiebackration arg gestreckt werden.


    In Kapitel 5 findet er in Toby einen Verbündeten. Ob dieser geheimnisvolle junge Mann vor etwas anderem auf die Dolly geflüchtet ist, da er nicht einmal seinen Namen Preis geben will?


    Wie beschwerlich sich die Flucht gestaltet, wird in den nachfolgenden zwei Kapiteln, 6 und 7, deutlich. Mit so gut wie keiner Ausrüstung, von ihren Messern mal abgesehen, müssen sich die beiden durch die Wildnis schlagen. Ihr schöner Plan sich von den Früchten der Bäume zu ernähren, zerschlägt sich, als sie das wahre Ausmaß der Insel erkennen müssen. Wenn man sich stets von der Seeseite nähert, macht man sich nicht so viele Gedanken zum Inneren der Insel. Dass sich in den Hochtälern die Feuchtigkeit länger hält, bedachten sie wohl auch nicht.


    Ihr Abstieg in das Tal mit den Wasserfällen brachte ihnen keine großen Vorteile. Woher der Erzähler die Kenntnis nahm, dass die Eingeborenen dort nach einer Wurzel graben, die sie zu Salbe verarbeiten, rechne ich seinem zukünftigen Erfahrungen zu.


    Seine Schilderung der Natur erweckt eine kraftstrotzende Flora mit wild zerklüfteten Höhenzügen vor meinem inneren Auge. Als er dann die Ausmaße der Täler beschreibt und dass manch Bewohner nie über dieses Tal hinausgekommen ist, fiel mir seine Bemerkung über den Vergleich der Bedürfnisse der Europäer und Insulaner ein. Aber ist diese Zurückhaltung nicht der Angst vor den anderen Stämmen geschuldet?


    Er erwähnt weiter vorne ja wie die Franzosen einen zum König über die gesamte Insel ernennen, obwohl sich die Stämme als unterschiedliche Völker sehen. Diese Politik wurde weltweit angewandt und so spinnefeinde Stämme zu einem Volk ernannt. Und dann wunderte man sich, dass dies nicht klappte, wenn man sie in ihrem ihnen nun überantworteten Staat allein zurück ließ. Dann hieß es, kein Wunder, sind halt immer noch Wilde. :sauer:


    Wie genau er die Zusammenhänge erfasst, die zu manchen feindlichen Angriffen seitens der Insulaner führten. Er sieht in ihnen gleichwertig Menschen und beurteilt sie danach. Ein seltener Charakterzug zu jener Zeit, wie mir oft scheint.



    Aber sorry, jetzt bin ich wohl zuweit abgeschweift :redface:...


    Das finde ich gar nicht. Es wird doch erst recht interessant, wenn man Bezüge zu aktuellen Themen herstellen kann. Schade nur, wenn man feststellen muss, dass sich im Grunde nicht viel geändert hat.

  • Dank eines ruhigen Nachmittags bin ich in der Geschichte etwas weitergekommen.


    Im achten Kapitel sind sich die beiden nicht einig, ob sie in das Tal hinabsteigen sollen oder nicht. Wer lebt dort? Taipi oder Happar? Sicher habe sie sich bisher keine Gedanken darüber gemacht, ob und wie man die beiden Stämme unterscheiden könnte.
    So kommen sie überein ein entlegeneres Tal aufzusuchen. Und bald zeigt sich, dass der Blick von ihrem erhöhten Standpunkt und die Wanderung dort hin sehr unterschiedlich ausfallen. Melville verzichtet auch hier auf übermäßiges Breittreten der Beschwerden. Und doch kann man gut nachvollziehen unter welchen Bedingungen der Weg zu bewältigen ist. Das geschwollene Bein wird zwar immer mal wieder kurz in Erinnerung gerufen, aber das war's auch schon.


    Am aufregendsten fand ich bisher das neunte Kapitel. Die beiden sind so erschöpft, dass sie sich entschließen auf gut Glück in das bewohnte Tal abzusteigen. Die Hindernisse, die sich ihnen in den Weg stellen, habe ich schon befürchtet und doch ging es einfacher als gedacht. Tobys trockener Humor verhalf auch mir als Leser zu einer Verschnaufpause.


    In Kapitel zehn kommt es endlich zum Kontakt. Wie die beiden erwartete ich insgeheim speerbewaffnete Männer, alarmiert durch zufällige Beobachter und dann stehen wir Kindern oder Jugendlichen gegenüber, die genau so viel Angst haben wie die beiden. Wahrscheinlich war ihnen gar nicht bewusst, welchen Eindruck sie sogar auf normale Europäer gemacht hätten. Seit vier Tagen kriechen sie durch feuchte Täler und Höhen, ungewaschen, unrasiert.
    Ich habe mir überlegt, was die zwei Jugendlichen sich bei dem Gestammel von "Tom" gedacht haben. Dass ihm die Happar gut schmecken? :breitgrins:
    Was sie für eine Attraktion für die Talbewohner darstellten, kann man sich gut vorstellen, besonders nachdem sie sich ihrer Kleidung entledigt hatten. Nicht anders ging es den Europäern als sie zum ersten Mal andersartige Menschen sahen. Ob noch erklärt wird, warum sie die Haut beschnüffelt haben?
    Welchen Grund das lange Angestarre durch den Häuptling hatte? Wollte er sich Zeit verschaffen um zu überlegen, was er mit den beiden anfangen soll oder war es eine Probe? Wer zuerst wegschaut hat verloren.


    Mir gefällt das Buch weiterhin sehr gut. Habt ihr bei euren Ausgaben auch diese stichpunktartigen Inhaltsangaben zu Beginn jedes Kapitels? Ich finde dies sehr hilfreich, gerade bei Leserunden. :smile:

  • Das finde ich gar nicht. Es wird doch erst recht interessant, wenn man Bezüge zu aktuellen Themen herstellen kann. Schade nur, wenn man feststellen muss, dass sich im Grunde nicht viel geändert hat.


    So schweife ich gerne ab :smile:. Und yanni hat recht - dieses Thema war immer aktuell und wird es immer bleiben.



    Die Frage ist, woher dieser Gedanke kommt, dass eine Rasse, Hautfarbe, Religion usw. besser ist als die andere.


    Das ist sicher auch dem Wettstreit einiger (damals) fortschrittlicher Nationen wie England, Niederlande oder Frankreich geschuldet, die durch ihre Seestreitkräfte die Möglichkeit hatten, primitive Völker zu unterjochen und deren Land für die eigene Nation zu beanspruchen, was zu einer Vormachtstellung führte. Da war keine Zeit, erst lange zu fragen, ob ein Inselstaat annektiert werden darf - was die Einheimischen ohnehin abgelehnt hätten :zwinker:.


    Ich glaube gar nicht, dass Melville einer von wenigen war, die sich darüber Gedanken machten, ob diese Unterjochung rechtens ist. Damals gab es sicher eine ganze Reihe von Menschen, die damit konfrontiert waren und es nicht in Ordnung fanden, nur hatten sie keine Möglichkeit, das in irgendeiner Weise anzuprangern. Entweder waren sie keine Publizisten oder aber nicht in der beruflichen oder gesellschaftlichen Stellung, um darauf aufmerksam zu machen. Für viele galten "Wilde" auf fernen Inseln wahrscheinlich nicht als schützenswerte Menschen.



    Erschreckt hat mich, wie unvorbereitet sie in meinen Augen handelten. Wenn ich einen Fluchtversuch planen würde, hätte ich etwas mehr Verpflegung mitgenommen, zumal sie damit rechnen mussten sich für einige Tage zu verstecken.


    Wenn man jung ist, überwiegt der Optimismus. Man glaubt einfach daran, dass es gut geht. Die beiden hatten ja auch gedacht, von dem zu leben, was die Insel hergibt. Das gestaltet sich nur schwieriger als erwartet.



    Ich hatte heute nur Zeit für das 8. Kapitel, aber nachher nehme ich mir das Buch noch ein wenig vor.


  • Mir gefällt das Buch weiterhin sehr gut. Habt ihr bei euren Ausgaben auch diese stichpunktartigen Inhaltsangaben zu Beginn jedes Kapitels? Ich finde dies sehr hilfreich, gerade bei Leserunden. :smile:


    Meine Ausgabe hat diese Angaben ebenfalls. Ich finde sie auch sehr praktisch.


    Im 9. Kapitel sind unsere beiden Helden noch unterwegs. Melville beschreibt während ihres Marsches die Landschaft sehr bildhaft, sie wächst Seite um Seite mehr zu einer paradisischen Insel. Den Männern gefällt es allerdings nicht so gut, es ist nämlich ziemlich anstrengend. Immerhin leidet die Stimmung nicht unter der Kletterei. Die beiden ergänzen sich gut, keiner spielt sich in den Vordergrund oder hat Probleme, Vorschläge des anderen zu akzeptieren.


    Irgendwann lässt sich ein Zusammentreffen mit den Eingeborenen natürlich nicht mehr vermeiden, doch es läuft sehr friedvoll ab. Tom und Toby bekommen zu essen und werden in ein Dorf gebracht, wo Tom wegen seiner Beinverletzung sogar einen Diener bekommt. Bei der Beschreibung des Dieners musste ich ein wenig schmunzeln, denn er verhält sich nicht nur übereifrig, sondern wird auch als ziemlich hässlich beschrieben. Mit seiner Person wird ein Ausgleich zu den hübschen weiblichen Schönheiten geschaffen. Ob das Absicht ist? Normalerweise sind ja die Männer bei den Insulanern zumindest in jüngerem Alter auch nicht gerade abstoßend.


    Obwohl es den zwei Matrosen sehr gut geht, zeigt sich doch im 12. Kapitel, dass der Friede auch trügerisch sein kann, denn sie werden zu einem besonderen Platz geführt, zu dem die Frauen keinen Zutritt haben, und müssen zu ihrem Entsetzen feststellen, dass dort ein Feuer angeschürt wurde. Beide sind der Überzeugung, dass sie nun von den Insulanern verspeist werden, was sich letztlich aber als Irrtum herausstellt. Durch dieses Erlebnis wird aber deutlich, dass sie sich nicht in Sicherheit wiegen dürfen, auch wenn sie gut versorgt werden. So wie Toby es beschreibt, hat es etwas von Hänsel und Gretel, wo Hänsel auch erst gemästet wurde, um dann gebraten zu werden. Ich bin gespannt, wie sie mit dieser neuen Einsicht umgehen. Nun haben sie wohl keine ruhige Minute mehr.

  • Kapitel 11
    Bisher hatte man stets den Eindruck, dass er hauptsächlich das Bild des edlen Insulaners vor Augen hatte. Aber kaum ist er hautnah mit ihnen zusammen bezeichnet er sie insgeheim als treulose, wankelmütige Wilde.
    Als die jungen Mädchen ohne der Begleitung ihrer Anstandsdamen kommen, um sich die Fremden genauestens anzusehen, müssen beide erkennen wie schmachvoll die Situation des Begafften ist. Noch dazu kennen die Holden keine falsche Scham und betasten ausführlich die Auslagen. :breitgrins:


    Besonders hervorgehoben wird ein Fräulein namens Fayaway. Ob sich hier bereits eine Romanze anbahnt? Hierbei bedient sich Melville wieder einer Art der Umschreibung bei der man nur schmunzeln kann.

    Zitat

    [...]hielt sich meist an die ursprüngliche Sommermode des Paradieses.


    Seine Beschreibung von Gebäuden und Personen finde ich höchst interessant.


    Kapitel 12


    So wie Toby es beschreibt, hat es etwas von Hänsel und Gretel, wo Hänsel auch erst gemästet wurde, um dann gebraten zu werden. Ich bin gespannt, wie sie mit dieser neuen Einsicht umgehen. Nun haben sie wohl keine ruhige Minute mehr.


    Diese Assoziation ist gar nicht so abwegig. Aber so ganz passt das Verhalten dann doch wieder nicht.
    Ich habe den Eindruck, dass Toby nicht ganz so aufmerksam betreut wird wie Tom. (Ich bleibe jetzt mal der Einfachheit halber bei diesen selbstgewählen Namen.) Tom scheint ihnen wichtiger zu sein als Toby. Kory-Kory verhätschelt ihn wie ein Kleinkind.


    Wie naturverbunden die Taipis leben wird auch an ihren Wegen sichtbar. Statt einen gut begehbaren Weg anzulegen, passen sie sich den Gegebenheiten an. Das Leben der Insulaner wird fast paradiesmässig beschrieben. Kaum Arbeit und die Früchte fallen ihnen schier in den Mund.


    Ganz so unähnlich dem Leben der Europäer/Amerikaner ist es in Bezug auf religiöse Verhaltensregeln dann doch wieder nicht. Frauen haben keinen Zutritt in das Heiligtum, mit der selben Begründung, die auch schon in der christlichen Kirche angeführt wird. Die Frauen werden nicht so übermässig tätowiert wie die Männer. Gibt es da vielleicht sogar einen Zusammenhang, zwischen den Tattoos und der Religion? Bei der Beschreibung der alten Männer im Heiligtum, fragte ich mich, ob die in alle Himmelsrichtungen abstehenden Zehen ein natürlicher Degenerationsprozess war oder eine Verstümmelung, die den Priestern vorgeschrieben sind.
    Mehevis Sonntagsstaat ließ mich mehr an nordamerikanische Indianer denken, während Kory-Korys Aussehen, das mich stark an das Coverbild einer anderen Taipi-Ausgabe erinnerte, eher der Vorstelllung eines Insulaners entsprach.


    Kapitel 13
    Toms Bein veranlasst ihn Toby zu bitten Hilfe in Nukuhiwa zu holen. Tobys Bedenken bezüglich einer Rettungsaktion seitens der Franzosen sind sicher reeller als Toms Hoffnungen.


    Wie erklärt sich das Verhalten der Talbewohner? Möchten sie nur keine weiteren Fremden in ihrem Tal haben und somit eine Öffnung zu den Unterdrückern oder wollen sie die beiden vor etwas schützen?
    Als man Toby erlaubt nach Nukuhiwa zu gehen, hat man da eventuell einen Überfall der Happar schon geahnt und gehofft, dass sich das Problem auf diese Weise von selbst löst? Warum sollten sie dann aber dieses Wehklagen anstimmen, als Toby blutüberströmt gefunden wird? Was immer auch gesagt und geschrieben wird, die beiden Stämmen werden sich in nichts nachstehen.

  • Wie naturverbunden die Taipis leben wird auch an ihren Wegen sichtbar. Statt einen gut begehbaren Weg anzulegen, passen sie sich den Gegebenheiten an.


    Sich anzupassen ist ein begehbarer Weg :zwinker:. Man muss ja nicht immer alles gleich optimieren.



    Die Frauen werden nicht so übermässig tätowiert wie die Männer. Gibt es da vielleicht sogar einen Zusammenhang, zwischen den Tattoos und der Religion?


    Ein interessanter Denkansatz. Bei Gelegenheit muss ich darüber mal nachlesen.



    Wie erklärt sich das Verhalten der Talbewohner? Möchten sie nur keine weiteren Fremden in ihrem Tal haben und somit eine Öffnung zu den Unterdrückern oder wollen sie die beiden vor etwas schützen?
    Als man Toby erlaubt nach Nukuhiwa zu gehen, hat man da eventuell einen Überfall der Happar schon geahnt und gehofft, dass sich das Problem auf diese Weise von selbst löst? Warum sollten sie dann aber dieses Wehklagen anstimmen, als Toby blutüberströmt gefunden wird? Was immer auch gesagt und geschrieben wird, die beiden Stämmen werden sich in nichts nachstehen.


    Ich gehe davon aus, dass die Happar über die beiden Gefangenen der Taipi Bescheid wissen. Diese Naturvölker wissen immer, was in ihrem Gebiet vor sich geht. Es könnte sein, dass die Happar mit dem Angriff auf Toby vor allem den Taipi schaden wollten. Bei nachbarschaftlichen Streitigkeiten werden gerne alle Register gezogen und Toby ist da zwischen die Fronten geraten.



    14. Kapitel Toby verschwindet nach der Ankunft des Schiffes. Als Grund gibt es mehrere Möglichkeiten: Entweder hat er sich einfach abgesetzt, wurde verspeist oder ist aus unbekannten Gründen mitgefahren, um später wiederzukommen. Tom erkennt nun mehr denn je, dass das schönste Paradies nichts wert ist, wenn man nicht mit Gleichgesinnten oder Gleichgestellten zusammen ist. Die Ungewissheit über Tobys Verbleib wird im ziemlich zusetzen.


  • Sich anzupassen ist ein begehbarer Weg :zwinker:. Man muss ja nicht immer alles gleich optimieren.


    Das sehe ich genau so. Was man davon hat, wenn man ständig in die Natur eingreift, sieht man oft genug. :rollen:



    Ich gehe davon aus, dass die Happar über die beiden Gefangenen der Taipi Bescheid wissen. Diese Naturvölker wissen immer, was in ihrem Gebiet vor sich geht. Es könnte sein, dass die Happar mit dem Angriff auf Toby vor allem den Taipi schaden wollten. Bei nachbarschaftlichen Streitigkeiten werden gerne alle Register gezogen und Toby ist da zwischen die Fronten geraten.


    Ja, das wird es sein. Die beschriebene abgeschottete Lage in dem Tal, verleitete mich zu der Annahme, dass die Talbewohner weitgehendst unbeobachtet leben. Aber das ist sicher falsch. Wie du schon schreibst, die Happar werden immer mal wieder Späher aussenden, oder sogar einen Außenposten, wie wohl auch die Taipis, haben, um sich gegen Übergriffe frühzeitig wappnen zu können.



    14. Kapitel Toby verschwindet nach der Ankunft des Schiffes.


    Ich bin gespannt, ob wir noch mal etwas von Toby hören. Mir kam auch schon in den Sinn, ob er nicht getäuscht wurde, man ihn vorgaukelte nach Nukuhiwa zu fahren und in Wirklichkeit hat man ihn gewissermaßen shanghait.
    Warum aber die widersprüchlichen Aussagen der Taipis?


    Kapitel 15
    Alles was jetzt noch fehlt, ist ein Brotbaum mit Früchten und schon könnte man das eben gelernte in die Tat umsetzen, so anschaulich waren die Ausführungen zu diesem Thema. Dabei fiel mir ein, dass ich, als ich nach Infos über die Marquesas suchte, einen Bericht gelesen habe, in dem erwähnt wurde, dass man große Behälter mit Brotfrucht in den Tälern vergraben fand.


    Im 16. Kapitel wird nun endlich ausgesprochen, was Tom schon die ganze Zeit weiß. Er ist ein Gefangener. Ein Gefangener, der das Leben eines Königs führen darf, zumindest nach Inselgepflogenheiten.


    Kapitel 17
    Tom geht es wesentlich besser. Da er sich nun ziemlich frei bewegen kann, ist es ihm möglich den Alltag der Taipis noch genauer zu studieren. Er zieht Vergleiche zwischen den beiden Lebensweisen und kommt zu dem Schluss, dass die Taipis wie auch die zivilisierte Welt von einander lernen könnten. Wie recht er doch hat. Wenn die Menschen doch nur rechtzeitig einsehen würden, dass nicht alles was fremd ist auch gleich als schlecht zu bezeichnen ist.


    Nun kommt es auch zur ersten bewaffneten Auseinandersetzung zwischen den Taipis und den Happars während Toms Anwesenheit. Es wird viel Aufhebens darum gemacht und hinterher viel geredet, dabei ging es doch eigentlich recht zurückhaltend zu, zumindest was meine Vorstellung betrifft, da ich ein wildes Gemetzel erwartet hätte. Ach, was bin ich doch für eine blutrünstige Seele! Wie viel zivilisierter sind da die Taipis gewesen.

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  • Ich bin gespannt, ob wir noch mal etwas von Toby hören. Mir kam auch schon in den Sinn, ob er nicht getäuscht wurde, man ihn vorgaukelte nach Nukuhiwa zu fahren und in Wirklichkeit hat man ihn gewissermaßen shanghait.


    Ich glaube nicht, dass Toby nochmal auftaucht. Melville erzählt hier ja eigene Erlebnisse, und ich habe nichts gelesen, dass sein damaliger Kamerad wieder zurückkam.



    Warum aber die widersprüchlichen Aussagen der Taipis?


    Darauf kann ich mir auch keinen Reim machen.



    Jetzt muss ich mich erst mal ans Lesen machen, damit ich weiter mitreden kann.

  • Kapitel 17 Der erste Teil dieses Kapitels ist wieder allgemein gehalten und beschäftigt sich mit dem Vergleich von Insulanern und dem weißen Mann (ein Ausdruck, den ich gar nicht so mag, aber wenn er im Buch vorkommt...). Melville äußert treffende Beobachtungen dahingehend, dass Unzufriedenheit mit zunehmendem Besitz oder dem Wunsch nach wertvollen Gütern einhergeht. Und es ist wahr - je mehr die Menschen haben, desto eher streben sie nach noch mehr Besitz. Dagegen die Insulaner oder Menschen aus Nicht-Industriestaaten, die gerade das haben, was sie zum Leben brauchen, aber trotzdem glücklich sind. Für die elementarsten Dinge sorgt die Gemeinschaft, das Teilen gehört dazu. Bei den Begüterten ist jeder selbst für sein Wohlergehen verantwortlich, was schnell Neid auf den Plan ruft.


    Auch in Bezug auf die Zivilisiertheit bringt Melville ein Beispiel über Strafmaßnahmen, die bei "zivilisierten" Weißen üblich sind. Die Taipis beweisen in diesem Zusammenhang, dass sie offenbar gar nicht so kriegerisch sind, wie ihnen nachgesagt wird, denn als eine Gruppe von Happars in ihr Territorium eindringt, beschränken sie sich darauf - wenn auch auf blutige Weise - diese zu vertreiben, ohne Gefangene zu foltern oder ein kannibalisches Mahl zu veranstalten.



    Man kann das Buch schon fast als Handbuch für den Südseereisenden ansehen :zwinker:. Hinweise auf Alltag, Nahrung und Gepflogenheiten wechseln sich ab mit allgemeinen Betrachtungen über das Leben der Einheimischen. Und durch die Geschichte von Tom kommt Spannung dazu. Eine runde Sache.


  • Man kann das Buch schon fast als Handbuch für den Südseereisenden ansehen :zwinker:. Hinweise auf Alltag, Nahrung und Gepflogenheiten wechseln sich ab mit allgemeinen Betrachtungen über das Leben der Einheimischen. Und durch die Geschichte von Tom kommt Spannung dazu. Eine runde Sache.


    Ja, wie wahr. Das war sicher ein Grund mit, warum das Buch sofort so ein Erfolg wurde. Zwar kann es Taipi nicht mit den oft blutrünstigen Berichten anderer Reisender aufnehmen, aber es klingt authentischer. Der Stil, besonders die humorvolle und doch auch recht kritische Art, machen es zu einem Lesegenuss.



    Melville äußert treffende Beobachtungen dahingehend, dass Unzufriedenheit mit zunehmendem Besitz oder dem Wunsch nach wertvollen Gütern einhergeht. Und es ist wahr - je mehr die Menschen haben, desto eher streben sie nach noch mehr Besitz. Dagegen die Insulaner oder Menschen aus Nicht-Industriestaaten, die gerade das haben, was sie zum Leben brauchen, aber trotzdem glücklich sind. Für die elementarsten Dinge sorgt die Gemeinschaft, das Teilen gehört dazu. Bei den Begüterten ist jeder selbst für sein Wohlergehen verantwortlich, was schnell Neid auf den Plan ruft.


    Er deutet mehrmals an, dass diese paradiesischen Verhältnisse mit dem Auftauchen der Fremden bald dem Niedergang entgegen gehen werden.


    Kapitel 18
    Tabu - ein Wort, das auch in unsere Sprache Eingang gefunden hat. Mal bedeutet es ein Verbot, nämlich hier der Gebrauch, ja sogar die unmittelbare Nähe zu den Kanus, das den weiblichen Mitgliedern auferlegt ist. Auf andere Weise bedeutet es auch Schutz. Marnu ermöglicht es das Betreten aller Täler, allerdings ist dies mit Einschränkungen verbunden.


    Für Tom verflüchtigt sich eine weitere Chance um das Tal zu verlassen. Noch dazu wird man ihn erneut genau überwachen. Die Taipis können nicht verstehen, warum er diesem angenehmen Leben den Rücken kehren will. Er kommt mir maches Mal wie ein verwöhnter Schosshund vor.


    In Kapitel 19 klärt sich nun für mich, was es mit den unterschiedlichen Tapas auf sich hat. Mittels Schlägen werden die Fasern verfilzt und nicht gewebt, wie ich anfangs dachte. Eine einfache, wenn auch langwierige Herstellung. Dass sie den so entstandenen Stoff nicht noch aufwendig einfärben oder anderweitig verschönern, ist einleuchtend, denkt man ihren dekorativen Körperschmuck.

  • Ja, wie wahr. Das war sicher ein Grund mit, warum das Buch sofort so ein Erfolg wurde. Zwar kann es Taipi nicht mit den oft blutrünstigen Berichten anderer Reisender aufnehmen, aber es klingt authentischer. Der Stil, besonders die humorvolle und doch auch recht kritische Art, machen es zu einem Lesegenuss.


    So viele Bücher über die Südsee gab es damals bestimmt auch nicht. Da wird Melville eine Lücke gefüllt haben. Ich schätze, dass die Inseln im Vergleich zu manchen europäischen Landstrichen schon immer als Paradies galten. Wer liest das nicht gerne?



    Kapitel 18
    Tabu - ein Wort, das auch in unsere Sprache Eingang gefunden hat. Mal bedeutet es ein Verbot, nämlich hier der Gebrauch, ja sogar die unmittelbare Nähe zu den Kanus, das den weiblichen Mitgliedern auferlegt ist. Auf andere Weise bedeutet es auch Schutz. Marnu ermöglicht es das Betreten aller Täler, allerdings ist dies mit Einschränkungen verbunden.


    Marnu hat mich zu einigen Spekulationen verleitet. Die besonderen Tattoos könnten ein Zeichen auf eine höher gestellte Persönlichkeit sein, auch wenn er seinen Status mittlerweile vielleicht eingebüßt hat. Er weiß genau, wie er mit den anderen Eingeborenen umgehen muss und spielt mit seiner Eloquenz. Das kann gefährlich werden, denn solche Menschen können viel Einfluss ausüben, dem sich Schwächere nicht entziehen können. Das kann auch zum Machtmissbrauch führen. Ob er später nochmal auftaucht?



    In Kapitel 19 klärt sich nun für mich, was es mit den unterschiedlichen Tapas auf sich hat. Mittels Schlägen werden die Fasern verfilzt und nicht gewebt, wie ich anfangs dachte. Eine einfache, wenn auch langwierige Herstellung. Dass sie den so entstandenen Stoff nicht noch aufwendig einfärben oder anderweitig verschönern, ist einleuchtend, denkt man ihren dekorativen Körperschmuck.


    Über Tapa habe ich bei Wikipedia einen kurzen Artikel gefunden.


    Ich fand im 19. Kapitel die Knallbüchsenherstellung bemerkenswert. Das ist zwar ein schöner Zeitvertreib für die Insulaner, aber es wäre nicht das erste Mal, dass sich solche neuen Möglichkeiten verselbständigen und man nicht erahnt, in welche Richtung sich das entwickelt. Ich denke da nur an das Internet, das ursprünglich auch einen ganz anderen Zweck verfolgte. Wer weiß, was die Eingeborenen damit noch anstellen? Schließlich ist es doch eine Waffe, wenn auch mit begrenzter Wirkung.


    Heute kommen mir lauter subversive Gedanken :breitgrins:


    Ob knödelchen schon in einem Flugzeug Richtung Südsee unterwegs ist?


  • Ob knödelchen schon in einem Flugzeug Richtung Südsee unterwegs ist?


    Nein, leider nicht... Ich habe relativ spontan im Krankenhaus einen Termin zu einer Bauchspiegelung bekommen (nämlich morgen :entsetzt:) und deshalb die Woche ziemlich viel Zeit bei diversen Voruntersuchungen und -besprechungen verbracht. Nebenbei musste ich in der Arbeit auch noch einiges erledigen und hab da auch einige Überstunden geschoben :rollen:. Tut mir leid dass ich mich nicht gemeldet habe :redface:! Aber bei den ganzen Ärzten im Wartezimmer hatte ich Zeit zum lesen und bin bis Kapitel 16 gekommen.



    Tom und Toby sind tatsächlich nicht gerade gut für ihre Flucht ausgerüstet, sie vertrauen darauf, essbare Pflanzen und Wasser in Hülle und Fülle zu finden, was ein Trugschluß ist. Nach einigen Tagen und Nächten, in denen sie hungern, frieren und durchnässt sind, beschließen sie, in ein Tal hinabzusteigen, ohne zu wissen, ob die friedlichen Happar oder die kriegerischen Taipi es bewohnen. Tom´s verletztes oder entzündetes Bein wird hier schon erwähnt.


    Unten im Tal werden die beiden sehr freundlich aufgenommen und umsorgt; es stellt sich heraus, dass sie im Tal der Taipi gelandet sind, die als Kannibalen gelten und obwohl es eigentlich keine konkreten Hinweise darauf gibt, haben die Männer Angst, im Kochtopf zu landen. Da Tom´s Bein nicht heilt, schickt er Toby nach Nukuhiwa um Hilfe und Medizin zu holen. Die Expedition, die von den Taipis nicht gerne gesehn war, endet jäh und blutig nach einem Zusammentreffen mit anderen und den Taipi verfeindeten Inselbewohnern. Toby ist verletzt, kommt aber schnell wieder auf die Beine. Als ein Schiff die Bucht der Taipi anläuft, verschwindet er. Ist er tatsächlich abgehauen und hat seinen kranken Freund im Stich gelassen? Tom glaubt den Taipi diese Geschichte nicht, zumal er selbst zu spüren bekommt, dass er ein Gefangener ist, wenn auch einer in einem goldenen Käfig.

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  • In Kapitel 5 findet er in Toby einen Verbündeten. Ob dieser geheimnisvolle junge Mann vor etwas anderem auf die Dolly geflüchtet ist, da er nicht einmal seinen Namen Preis geben will?


    Ich hatte auch den Verdacht, dass Toby ein Geheimnis hat, eben weil extra darauf hingewiesen wurde, dass er aus einem anderen Umfeld zu stammen scheint als die übrigen Seeleute.



    Ich glaube nicht, dass Toby nochmal auftaucht. Melville erzählt hier ja eigene Erlebnisse, und ich habe nichts gelesen, dass sein damaliger Kamerad wieder zurückkam.


    Damit wäre meine Theorie aber auch schon dahin. Wahrscheinlich spielen Toby und seine Herkunft gar keine Rolle, weil es Melville darum ging, seine Erlebnisse in der Südsee zu schildern. Ein Geheimnis in der Vergangenheit einer Figur ist aber so ein oft und oft ja auch gut angewandter Plot, dass man (oder zumindest ich) fast schon erwartet.





    Obwohl es den zwei Matrosen sehr gut geht, zeigt sich doch im 12. Kapitel, dass der Friede auch trügerisch sein kann, denn sie werden zu einem besonderen Platz geführt, zu dem die Frauen keinen Zutritt haben, und müssen zu ihrem Entsetzen feststellen, dass dort ein Feuer angeschürt wurde. Beide sind der Überzeugung, dass sie nun von den Insulanern verspeist werden, was sich letztlich aber als Irrtum herausstellt. Durch dieses Erlebnis wird aber deutlich, dass sie sich nicht in Sicherheit wiegen dürfen, auch wenn sie gut versorgt werden. So wie Toby es beschreibt, hat es etwas von Hänsel und Gretel, wo Hänsel auch erst gemästet wurde, um dann gebraten zu werden. Ich bin gespannt, wie sie mit dieser neuen Einsicht umgehen. Nun haben sie wohl keine ruhige Minute mehr.


    Gibt es außer den Gerüchten, die die beiden auf dem Schiff aufgeschnappt haben, eigentlich konkrete Hinweise, dass sie gemästet und verspeist werden sollen? Ein heiliger Ort mit Feuerstelle lässt ja nicht unbedingt auf Menschenopfer schließen. Hätten die beiden nicht von vorneherein Angst vor den Taipi gehabt, wären sie doch sicher niemals auf den Gedanken gekommen. Immerhin sind die beiden freundlich aufgenommen worden, haben Essen und ein Dach über dem Kopf bekommen und Tom sogar seinen eigenen Diener. Ich bin gespannt, ob ich mich jetzt hier täusche und es tatsächlich in Richtund Hänsel und Gretel geht oder ob Tom nicht doch am Ende einsehen muss, dass seine Vorurteile ihn zu falschen Interpretationen verleitet haben.

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  • Kapitel 11
    Bisher hatte man stets den Eindruck, dass er hauptsächlich das Bild des edlen Insulaners vor Augen hatte. Aber kaum ist er hautnah mit ihnen zusammen bezeichnet er sie insgeheim als treulose, wankelmütige Wilde.


    Ja, so schnell werden die aufgeklärten Gedanken wieder vom Schubladendenken verdrängt. Mich hätte interessiert, wie die Beschreibung der Inselbewohner ausgefallen wäre, wenn Tom und Toby bei den Happar gelandet wären, die ja den Ruf eines friedfertigeren Stammes geniessen (auch wenn sie es dann sind die Toby auf dem Rückweg nach Nukuhiwa angreifen).




    Ganz so unähnlich dem Leben der Europäer/Amerikaner ist es in Bezug auf religiöse Verhaltensregeln dann doch wieder nicht. Frauen haben keinen Zutritt in das Heiligtum, mit der selben Begründung, die auch schon in der christlichen Kirche angeführt wird.


    Frauen werden ja leider in den allermeisten Religionen als minderwertiger angesehen, dürfen bestimmte Ämter nicht bekleiden, müssen in einem kleinen, abgetrennten Gebetsraum sitzen usw. Deshalb hat es mich auch gar nicht verwundert, dass die Frauen der Taipi das Heiligtum nicht betreten dürfen. Interessant finde ich eher, dass es eben solche ähnlichen Regeln und Gebräuche beim aufgeklärten Europäer genauso gibt wie beim von der Außenwelt abgeschotteten Naturstamm. Gilt einafch allgemein "Frau = kleiner und schwächer = weniger wert" und hat das gar nichts mit Herkunft und Erziehung zu tun?

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  • Ich fand im 19. Kapitel die Knallbüchsenherstellung bemerkenswert. Das ist zwar ein schöner Zeitvertreib für die Insulaner, aber es wäre nicht das erste Mal, dass sich solche neuen Möglichkeiten verselbständigen und man nicht erahnt, in welche Richtung sich das entwickelt. Ich denke da nur an das Internet, das ursprünglich auch einen ganz anderen Zweck verfolgte. Wer weiß, was die Eingeborenen damit noch anstellen? Schließlich ist es doch eine Waffe, wenn auch mit begrenzter Wirkung.


    Ich muss sagen, dass diese Szenen mir auch unangenehm waren. Ich hatte kleine Kinder vor Augen, die mit Spielzeugpanzer und Spielzeuggewehren spielen. Oder sind wir was das betrifft einfach viel zu sehr sensibilisiert?
    Für die Taipis scheint es vergleichbar gewesen zu sein wie für uns eine Schneeballschlacht und da denke wir doch auch nicht gleich an Kriegsspiele.



    Nein, leider nicht... Ich habe relativ spontan im Krankenhaus einen Termin zu einer Bauchspiegelung bekommen (nämlich morgen :entsetzt:) und deshalb die Woche ziemlich viel Zeit bei diversen Voruntersuchungen und -besprechungen verbracht.


    Dann drücke ich dir die Daumen, dass alles gut verläuft. Ich habe in einem anderen Thread ja schon gelesen, dass du ins Krankenhaus musst und dachte, dass du vielleicht sogar schon dort wärst. Wir lesen uns bei Hugo auch wieder. :winken:


    Damit wäre meine Theorie aber auch schon dahin. Wahrscheinlich spielen Toby und seine Herkunft gar keine Rolle, weil es Melville darum ging, seine Erlebnisse in der Südsee zu schildern. Ein Geheimnis in der Vergangenheit einer Figur ist aber so ein oft und oft ja auch gut angewandter Plot, dass man (oder zumindest ich) fast schon erwartet.


    Zumindest in meiner Ausgabe gibt es zwei Kapitel, die darauf hindeuten, dass wir doch noch etwas über Toby zu lesen bekommen.
    Vorbemerkung zur Fortsetzung
    Fortsetzung: Die Geschichte Tobys



    Gibt es außer den Gerüchten, die die beiden auf dem Schiff aufgeschnappt haben, eigentlich konkrete Hinweise, dass sie gemästet und verspeist werden sollen? Ein heiliger Ort mit Feuerstelle lässt ja nicht unbedingt auf Menschenopfer schließen. Hätten die beiden nicht von vorneherein Angst vor den Taipi gehabt, wären sie doch sicher niemals auf den Gedanken gekommen. Immerhin sind die beiden freundlich aufgenommen worden, haben Essen und ein Dach über dem Kopf bekommen und Tom sogar seinen eigenen Diener. Ich bin gespannt, ob ich mich jetzt hier täusche und es tatsächlich in Richtund Hänsel und Gretel geht oder ob Tom nicht doch am Ende einsehen muss, dass seine Vorurteile ihn zu falschen Interpretationen verleitet haben.


    Wenn sie nicht vorher schon etwas über die Taipis gehört hätten, denke ich, wären sie ihnen viel unbeschwerter entgegengekommen. Das ist immer das Problem mit dieser Erwartungshaltung. Die kann einem alles vermiesen oder das Leben retten. :breitgrins:



    Frauen werden ja leider in den allermeisten Religionen als minderwertiger angesehen, dürfen bestimmte Ämter nicht bekleiden, müssen in einem kleinen, abgetrennten Gebetsraum sitzen usw. Deshalb hat es mich auch gar nicht verwundert, dass die Frauen der Taipi das Heiligtum nicht betreten dürfen. Interessant finde ich eher, dass es eben solche ähnlichen Regeln und Gebräuche beim aufgeklärten Europäer genauso gibt wie beim von der Außenwelt abgeschotteten Naturstamm. Gilt einafch allgemein "Frau = kleiner und schwächer = weniger wert" und hat das gar nichts mit Herkunft und Erziehung zu tun?


    Ich bin mir gar nicht mehr so sicher, dass das tei rein religiöser Natur ist. Die Frauen haben ja Zutritt zu den Heiligen Hainen, wo auch die Götterstatuen stehen. Wenn vom tei die Rede ist, dann wird oft erwähnt, dass sich dort die Männer treffen und die Häuptlinge anscheinend dort wohnen. Vielleicht auch so eine Art Männerhaus? :zwinker:
    Zumindest diese alten verkrüppelten Männer scheinen dort zu leben. Und sie sind wohl nicht die Priester, wie ich anfangs vermutet habe.