Sue Townsend - Die Frau, die ein Jahr im Bett blieb

Es gibt 10 Antworten in diesem Thema, welches 2.819 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag () ist von Kirsten.

  • Originaltitel: The Woman Who Went to Bed for a Year


    Am Tag, als ihre siebzehnjährigen Zwillinge von zu Hause ausziehen und ihr Studium beginnen, entschließt sich Eva Biber, sich ins Bett zu legen und nicht mehr aufzustehen. Sie möchte ein ganzes Jahr in ihrem Bett verbringen und hält dieses Vorhaben auch durch. Mit den Konsequenzen, die sich daraus für sie und ihre Familie ergeben, hätte sie allerdings nicht gerechnet.
    Eva verlässt ihr Bett nicht mehr. Familie und Bekannte versorgen sie mit Lebensmitteln; da sich niemand bereit erklärt, ihre Ausscheidungen zu entsorgen, baut sie sich eine "Verlängerung" des Bettes hin zur Toilette. Eva ist sehr konsequent und direkt, vor allem ihren Familienangehörigen gegenüber. Ihrem Mann Brian überlässt sie den Haushalt, ihre Mutter und ihre Schwiegermutter greifen helfend ein. Und auch als die Geliebte ihres Mannes, von deren Existenz Eva gerade erst erfuhr, quasi mit einzieht, lässt sich Eva nicht aus der Ruhe bringen. Außerdem ist da ja noch Alexander, der erst ihrem Mann bei der Einrichtung des Gartenhauses half, dann aber auch von Eva mit Umbaumaßnahmen und Ähnlichem beauftragt wird - und mit der Zeit mehr wird als nur ein Angestellter.
    Währenddessen müssen Evas Kinder (die übrigens Brianne und Brian junior heißen) damit fertig werden, auf sich alleine gestellt zu sein - und mit ihrer seltsamen Mitbewohnerin Poppy, die bald auch im Hause Biber für einige Aufregung sorgen wird.
    Als dann noch Evas "Projekt" in den Medien bekannt wird und sie manche Menschen als Wunderheilerin sehen und um ihren Rat bitten, läuft das Leben der Familie Biber völlig aus dem Ruder.


    Das Buch beginnt so, wie ich es von anderen Büchern von Sue Townsend gewohnt bin: kurios, wild, durcheinander. Manchmal hatte ich aber beim weiteren Verlauf der Handlung das Gefühl, dass es etwas zu viel wurde. Gerade Poppy fand ich zu anstrengend, die hätte ich längst aus dem Haus geworfen. Und dass es Eva nicht gelang, gegen den Medienhype anzukommen, oder dass sie sich so dem Lauf der Dinge ergab, konnte ich auch nicht immer nachvollziehen.
    Dennoch hat mir "Die Frau, die ein Jahr im Bett blieb" insgesamt sehr gut gefallen. Es gab viele lustige Momente, auch kritische, vielleicht sogar böse, und ich hatte viel Spaß bei der Lektüre.


    Das Buch ist nicht unbedingt vergleichbar mit den Büchern ums Königshaus (Queen Camilla & Co) und natürlich auch nicht mit den Adrian-Mole-Büchern, aber dadurch nicht schlechter. :zwinker:


    Einen Minuspunkt gibt es allerdings für die Übersetzung. Das ist das erste Mal, dass ich Sue Townsend auf Deutsch lese und ich fand es schon befremdlich, dass der Text teilweise eingedeutscht wurde, obwohl die Handlung klar in England spielt. Da soll sich der Mann zum Kochen eine Sarah-Wiener-App als Hilfe laden oder es gibt einen Vergleich mit Alemannia Aachen... Das hätte man bestimmt besser lösen können und mich hat es beim Lesen doch irgendwie gestört.


    Kaufen* bei

    Amazon
    Bücher.de
    Buch24.de

    * Werbe/Affiliate-Links

     

    Kaufen* bei

    Amazon
    Bücher.de
    Buch24.de

    * Werbe/Affiliate-Links


  • Da soll sich der Mann zum Kochen eine Sarah-Wiener-App als Hilfe laden oder es gibt einen Vergleich mit Alemannia Aachen... Das hätte man bestimmt besser lösen können und mich hat es beim Lesen doch irgendwie gestört.


    Das ist doch albern. Eine Jamie-Oliver-App (oder wie auch immer die im Original heißt) und einen englischen Fußballverein hätten die Leser doch auch einordnen können. Und wenn nicht, gibt's immer noch Tante Google :rollen:

    If you don't become the ocean, you'll be seasick every day.

    Leonard Cohen





  • Ja, eben, ich fand das auch seltsam. Keine Ahnung, was man sich dabei gedacht hat...
    Beim nächsten Mal les ich wieder auf Englisch!

  • Wieso wundert mich das jetzt nicht? :breitgrins:


    Ganz im Ernst, in einer so stark vom Englischen geprägten Zeit verstehe ich wirklich GAR nicht, wieso man da so einen Blödsinn mit der Übersetzung getrieben hat.

    If you don't become the ocean, you'll be seasick every day.

    Leonard Cohen





  • Ach nee...


    Erleichterung ist, was Eva Biber empfindet, als ihre 17-jährigen Zwillinge ans College gehen. Ihr Mann Brian bringt die beiden Teenager an die Universität Leeds und währenddessen fühlt sich Eva so müde, dass sie beschließt zu Bett zu gehen. Doch es wird nicht bei einem Tag bleiben…Eva beschliesst ein ganzes Jahr im Bett zu bleiben, denn 17 Jahre lang hat sie geputzt, gekocht, eingekauft, gebügelt, den Garten bestellt … nun ist Schluss damit.



    Wer hat sich nicht schon mal vorgestellt und gewünscht, morgens einfach im Bett zu bleiben, statt seinen täglichen Pflichten nachzugehen? Was viele von uns träumen, setzt Eva um. So weit, so gut! Ich fand den Plot interessant, denn ich wollte unbedingt wissen, was Eva dazu verleitet, ein Jahr in ihrem Bett zu bleiben. Sie hat dann auch unterschiedliche Gespräche am Bettrand, die nach und nach ihre Motivation offenbaren. Einmal diskutiert sie mit ihrer Mutter, dann mit der Nachbarin und auch ihre Schwiegermutter taucht im Schlafzimmer auf. Immer wieder ist da auch ihr Mann Brian, der erst frustriert, dann genervt ist und schlussendlich resigniert.


    Diese Passagen in Bibers Schlafzimmer wechseln sich ab mit Kapiteln, die am College der Zwillinge Brianna und Brian Junior handeln. Kein Verschreiber sind die Namen. Vater Brian, Tochter Brianna und Sohn Brian Junior! Die Teenager haben autistische Züge und die werden sehr gut, wenn auch sehr klischeehaft, eingebracht. Leider taucht im Wohnheim der Zwillinge die Figur Poppy auf, die nicht nur komplett überzeichnet, sondern auch komplett nervig ist. Ich habe mich ertappt, dass ich ganze Abschnitte grob überschlagen habe, sobald der Name Poppy irgendwo stand.


    Der Plot ist skurril, die Figuren ebenfalls und die Gespräche sind oft so überdreht, dass ich nicht wusste, ob ich schmunzeln oder staunen soll, ab so viel Schrott. Geärgert habe ich mich über einige Passagen unter der Gürtellinie, sei es, als Eva sich überlegt, wie sie ihre Ausscheidungen entsorgen soll (vor allem wer, da sie ja das Bett nicht verlassen will). Oder aber, als der Astronom und Mathematiker Dr. Brian Biber eine Gruppe Kinder mit einer Beeinträchtigung durch das Space Zentrum, seinem Arbeitsort, führt und dabei alles andere als Political Correctness anwendet.


    Die Handlung wurde immer absurder, lustig war es nie. Es war eher so, dass ich das Gefühl hatte, die Autorin wollte ein humorvolles Buch schreiben und hat dabei aus den Augen verloren, dass dazu auch eine einigermaßen sinngebende Handlung gehört.


    2ratten

  • Eva beschliesst ein ganzes Jahr im Bett zu bleiben,

    Klingt irgendwie nach einer Depression, oder?

    Mhm...versuche nicht zu spoilern. Eva hatte einfach genug sich für die Familie krumm zu machen. Zudem hat Brian Senior es ihr nicht unbedingt gedankt.

  • Für ein Buch von Sue Townsend beginnt die Geschichte ungewöhnlich ernst. Weder Ehemann noch Mutter oder Schwiegermutter versuchen zu verstehen, warum Eva nicht mehr aufstehen kann oder will. Gerade Brian reagiert so, als ob Eva ihre Entscheidung getroffen hat, um ihn zu demütigen. Wer wird für ihn kochen oder waschen und wo soll er schlafen? Das ist ihm wichtiger als herauszufinden, wie es Eva geht und wirft kein gutes Bild auf die Ehe, die die beiden geführt haben oder die Familie, die sie eigentlich nicht waren.


    Je länger Sue im Bett bleibt, desto mehr überschlagen sich die Ereignisse. Ihr Rückzug ins Schlafzimmer verändert das Leben der Menschen um sie herum mehr, als sie sich vorstellen konnte.


    Anfangs hat mir das Buch gut gefallen. Aber je länger sie im Bett blieb, desto chaotischer wurden die Ereignisse um sie herum und ich hatte das Gefühl, dass sich die Autorin in den vielen unterschiedlichen Handlungssträngen ein wenig verzettelte. Einige der Geschichten wurden nicht zu Ende erzählt, das fand ich schade. Andere wiederholten sich mit nur wenigen Veränderungen. Insgesamt hat mich Evas Geschichte gut unterhalten, aber mir hat auch ein bisschen eine klare Linie gefehlt.

    3ratten :marypipeshalbeprivatmaus:

    Into the water I go to lose my mind and find my soul.