Nicci French - Höhenangst

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    Inhalt
    Als Alice Adam kennenlernt, ist es Liebe auf den ersten Blick. Nach anfänglichem Zögern gibt sie alles für ihn auf: ihre Beziehung zu Jake, ihre Freunde, fast ihr gesamtes altes Leben. Nichts ist mehr wichtig für sie, nur noch Adam und ihre Liebe.


    Die beiden heiraten schnell. Kurz nach der Hochzeit geschehen Dinge, die Alice beunruhigen. Sie bekommt anonyme Briefe, jemand bricht in ihre Wohnung ein und tötet schließlich ihre Katze. Langsam wird ihr beuwsst, dass es Adams Vergangenheit ist, von der Gefahr droht.


    Meine Meinung
    Liebe auf den ersten Blick ist etwas Wunderbares. Aber was bleibt danach? Für Alice gibt es offensichtlich kein "Danach", denn obwohl Adams perfekte Fassade schon vor der Hochzeit erste Risse bekommt, hält sie unerschütterlich zu ihm. Unfreundliches Auftreten, das seltsame Verhalten seiner Freunde und Bekannten ihr gegenüber und sogar körperliche Gewalt- nichts kann ihre Liebe erschüttern :rollen:


    Dann beginnt sie, für mich fast aus heiterem Himmel, an Adam zu zweifeln. Was ist damals wirklich im Himalaja passiert? Was mit den Frauen, die er vor ihr geliebt hat? Seinen Beteuerungen, dass sie die Einzige für ihn ist und immer sein wird, kann sie nicht mehr glauben. Endlich! Ich habe ihm von Anfang an nicht geglaubt, dazu war sein Verhalten nicht immer logisch.


    Aber auch Alice benimmt sich immer seltsamer. Je mehr sie über Adam herausfindet, desto weniger kann sie ihm trauen und desto mehr Angst hat sie vor ihm. Und trotzdem bleibt sie bei ihm und tut so, als ob nichts wäre. Er scheint ihr Herumschnüffeln auch nicht zu bemerken.


    Das ist alles sehr seltsam und nicht logisch. Die Geschichte hätte noch ewig so weitergehen können, aber zum Glück hatte die Autorin irgendwann Mitleid mit ihren Protagonisten und Lesern und hat dem Ganzen ein Ende gemacht.
    2ratten


    Liebe Grüße
    Kirsten

    Into the water I go to lose my mind and find my soul.

  • Es ist schon Jahre her das ich das Buch gelesen habe. Aber ich war damals so begeistert davon das ich das Buch ganz sicher nochmal kaufen werde. Mal sehen wie es mir dann heute (wo ich eindeutig mehr Lese wie damals) gefällt.
    Schade das es dir nicht so gefallen hat.

  • Ich bin bei den Büchern von Nicci French zweigeteilt. Manche gefallen mir sehr gut, bei anderen geht es mir wie bei diesem hier. Finde ich aber nicht schlimm.

    Into the water I go to lose my mind and find my soul.

  • Mir gefallen die früheren Bücher von Nicci French besser, dazu gehört auch "Höhenangst", und tatsächlich ist es mein Lieblingsbuch von den beiden. Ich habe es sogar im Original gelesen, was ich normalerweise nicht mache.



    Dann beginnt sie, für mich fast aus heiterem Himmel, an Adam zu zweifeln. Was ist damals wirklich im Himalaja passiert? Was mit den Frauen, die er vor ihr geliebt hat? Seinen Beteuerungen, dass sie die Einzige für ihn ist und immer sein wird, kann sie nicht mehr glauben.



    Das ist eine Reaktion, die früher oder später einsetzt, wenn man mit solch einem Menschen zusammen ist. Irgendwann meldet der Verstand, dass etwas faul ist. Bei Alice muss man aber berücksichtigen, dass sie Adam hörig war, und je stärker diese Abhängigkeit ausgeprägt ist, desto weniger stellt man den Partner in Frage. Bis es so weit ist, dauert es meist eine Weile. Immerhin ist Alice auch an diesen Punkt gekommen, aber der Weg dahin war sehr spannend geschildert. Ich kann mich nicht erinnern, dass ich es unlogisch fand. Mich hat das Buch damals völlig in seinen Bann gezogen. Leider haben Nicci French dieses Niveau für meine Begriffe nie wieder erreicht.


    Einen kleinen Abstrich gab es trotzdem, aber ich kann nicht mehr nachvollziehen, warum. Meine Wertung damals


    4ratten + :marypipeshalbeprivatmaus:

  • Leider haben Nicci French dieses Niveau für meine Begriffe nie wieder erreicht.


    Ich kann mich auch erinnern, dass ich lange vor Forenzeiten ein Buch von ihr gelesen habe, das mir sehr gut gefallen hat. So begeistert hat sie mich leider nie wieder.

    Into the water I go to lose my mind and find my soul.

  • Ich habe "Höhenangst" von Nicci French auf einem Bücherflohmarkt entdeckt und mitgenommen. Da ich momentan ziemlich für Outdoorthemen schwärme und auch viel draußen bin, fand ich den Titel ansprechend und hab es umgehend gelesen.



    Ich konnte Alice' Verhalten während des gesamten Werks verstehen, vor allem ihren Wunsch nach Klarheit und warum sie beginnt in Adams Vergangenheit zu forschen. Was mir gänzlich schleierhaft blieb war jedoch, warum sie sich diesem Mann überhaupt so hingegeben hat. Er verletzt sie körperlich und wirkt von Anfang an wie ein Irrer auf mich (und auch auf sie). Aber sie trifft ihn und sie will ihn. Den leidenschaftlichen Aspekt kann ich nachvollziehen, auch den Seitensprung und die anschließende emotionale Verwirrung machen Sinn, aber mir fehlt die entscheidende Erklärung warum sie sich komplett von Jake abwendet.
    Ein weiterer Punkt sind die psychologischen Aspekte des Romans. Die Frage warum sich in Partnerschaften immer wieder Konstellationen ergeben, in denen Gewalt und Unterwerfung Raum finden fasziniert mich seit langem. Diesen spannenden Aspekt aus der Psychologie fand ich leider nur wenig erklärt, dafür aber packend beschrieben. Den Begriff "Höhenangst" habe ich im Roman nicht nur als Titel, sondern auch als Gefühl im neuen Leben von Alice wiedergefunden. Wenn man plötzlich unter Höhenangst leidet, befindet man sich an einem Punkt von dem man sich nur mit viel Überwindung und Mut wegbewegen kann, man muss sich sehr beherrschen um dem Schwindel zu trotzen. Und genau das macht Alice durch, als sie sich entschließt Adam zu hinterfragen.
    "Höhenangst" ist ein auf irritierende Weise packender Psychothriller mit einem wirklich spannenden Ende. Punktemäßig schließe ich mich dem ersten Beitrag von Kirsten an.

    Einmal editiert, zuletzt von Bina ()


  • "Höhenangst" ist ein auf irritierende Weise packender Psychothriller mit einem wirklich spannenden Ende. Punktemäßig schließe ich mich dem ersten Beitrag von Kirsten an.


    Das wären dann bloß zwei Ratten. Dein Kommentar liest sich eigentlich positiver. Ich war ja von dem Buch ziemlich begeistert und fand nicht, dass die sexuellen Kontakte zu stark in den Fokus gerückt wurden. Gewalt wurde ja in mehrfacher Hinsicht ausgeübt, nicht nur physisch.

  • Ja, ich geb dem Buch auch nicht mehr Punkte in meiner Excel-Tabelle (die, für die LitSchock-Statistik :breitgrins:), sondern nur zwei. Das liegt tatsächlich daran, dass die ersten zwei Drittel gefühlt andauernd nur gevögelt wird und die Protagonistin dabei so schrecklich leidet. Vielleicht bin ich da auch dünnhäutig, aber es riecht für mich schon nach einer Abhängigkeit und Gewaltbeziehung. Da verliert es zwei Sterne in meiner Skala.
    Deshalb habe ich das Buch leider nicht so hoch bewertet. Vom Schreibstil, dem sonstigen Spannungsaufbau und auch vom Thema her ist es echt klasse. Ein weiterer Punktabzug erfolgt für mich, weil der spannendste Part relativ knapp abgehandelt ist. Einerseits ist das toll, weil man dann das Buch gar nicht weglegen mag, sondern auch mal wieder weiterliest, obwohl es vielleicht schon Schlafenszeit ist. Andererseits fällt dadurch auf, was da vorher alles in der Geschichte stattfand. Und das missfällt mir leider eher, als dass es mich anmacht. :sauer: :winken:

  • Das ist für mich gut nachvollziehbar. Manche Bücher verursachen bei mir auch solche ambivalenten Gefühle.

  • Die Bücher von Nicci French sind für mich immer ein zweischneidiges Schwert. Einerseits werden wirklich spannende Themen behandelt, die Seite für Seite darstellen zu was wir als Menschen fähig sind, andererseits muss ich immer aufpassen meinen „Psychologenhut“ nicht die ganze Zeit aufzusetzen, um das Buch nicht allzu kritisch genießen zu könen.


    Kurz gesagt: Es liest sich wie ein nüchterner Bericht, der im krassen Gegensatz zur Handlung steht, in der die Spirale in eine immer gewalttätigere Beziehung eindrücklich beschrieben wird. Fängt es anfangs noch mit Leidenschaft und Begierde und einem verklärten Blick auf die Tatsachen an, nehmen psychische und körperliche Gewalt immer mehr zu. Erst immer wieder unterbrochen von zärtlicher Zuwendung und dem berechneten Zugehen auf Alice, später immer direkter und mit offenerer Manipulation und Kontrolle.



    Der Showdown lässt dann nochmal das Herz höher schlagen, während die Handlung zuvor durchgehend bedrückender wirkte. Nun stellt jeder – ja, selbst Alice – mehr oder weniger ihren Verstand in Frage. Das macht nur einmal mehr deutlich wie sich solch toxische Beziehungen entwickeln und im Geheimen stattfinden, während die Umwelt meist ein ganz anderes Bild davon hat – hier durch die Medien ja in Extremform dargestellt.


    Ankreiden muss ich wie auch in den anderen Büchern von Nicci French, dass die anderen Charaktere blass bleiben und wenig Tiefe besitzen. Manchmal wusste ich nicht einmal mehr um wen es sich handelte.


    [...] Unfreundliches Auftreten, das seltsame Verhalten seiner Freunde und Bekannten ihr gegenüber und sogar körperliche Gewalt- nichts kann ihre Liebe erschüttern :rollen:


    [...]

    Das ist alles sehr seltsam und nicht logisch.

    Du hast absolut Recht! Für Außenstehende ist meist nichts davon logisch. Der Blick von außen ist objektiv, nicht von Emotionen verklärt, da fällt es leichter jemanden in die Kategorie „Das kommt weg.“ zu sortieren.:aaa: – Letztes Jahr hatte ich eine Patientin, wo wir täglich sehen konnten wie sich solch eine Beziehung mit zunehmender Abhängigkeit, Manipulation, Isolation, Gaslighting, … entwickelte. Leider kann man die betroffene Person nicht „einfach zur Vernunft schütteln“. Daher finde ich es gerade so stark an diesem Buch, dass man als Leser denkt, dass das Verhalten von Alice nicht nachvollziehbar ist. Die Grenze wird ja meist ganz langsam immer ein Stückchen mehr überschritten. Ist es zunächst erst der Satz, ob man so angezogen rausgehen möchte, ist es das nächste Mal ein blauer Fleck mit anschließender „Wiedergutmachung“ und irgendwann noch Schlimmeres, „aber nur, weil ich dich so sehr liebe“ oder „du mich so verrückt gemacht hast“.

    Was ich aber auch wirklich sehr befremdlich fand, war das Verhalten gleich zu Beginn. Direkt zu jemandem nach Hause zu gehen, den man das erste Mal sieht. Da scheinen wirklich sämtliche Hormone verrückt gespielt zu haben.:gruebel:


    Insgesamt ein bedrückendes Buch, das dennoch einen starken Sog auf mich als Leser ausgeübt hat.

    Personen, die physische und/oder psychische Gewalt erfahren haben, ist eher davon abzuraten!


    Knapp 4ratten

    Es geschah kurz nach Anbruch des neuen Jahres, zu einem Zeitpunkt,

    als die violetten und gelben Blüten der Mimosenbäume rings um die Ambulanz

    aufgesprungen waren und ganz Missing in Vanilleduft gehüllt war.


    Abraham Verghese – Rückkehr nach Missing

    Einmal editiert, zuletzt von British_Soul ()