Robert Schneider - Schlafes Bruder

Es gibt 47 Antworten in diesem Thema, welches 20.681 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag () ist von Valentine.

  • Zitat von "melima"


    Ragle: 15 heißt 1+ und ist die beste Note. Deshalb bin ich ja so stolz.


    Du meinst also wirklich, ich sollte meinen Schluss nochmal lesen? Ich weiß nämlich nicht mehr, wie ich es enden lassen hab. Schließlich ist es jetzt doch schon ein paar Jährchen her. Damals war ich 17 oder so.
    Wenn es dich sehr interessiert, kann ich es dir auch schicken. Ist nur 2 Seiten lang (word).


    Liebe Grüße,
    melima


    Wow 1+!


    Warum solltest du ihn nicht noch mal lesen? Spricht was dagegen bei 1+?
    Ich würd ihn gern lesen, wenns dich nicht stört.


    Lg,


    Ragle


  • Ragle: Naja, ist halt lange her und manchmal ist man auf Dinge aus seiner jungen Jugend stolz und dann, mit den Augen eines Erwachsenen betrachtet, stellt man dann fest, dass das vielleicht noch ein ganz anderes Niveau war und heute evtl. peinlich ist, oder so. Kennst du das?


    Wenn du es lesen magst, dann schick mir ne mail-Adresse (per pn?) und dann schick ich es dir.


    Liebe Grüße,
    melima

  • Zitat von "melima"

    Naja, ist halt lange her und manchmal ist man auf Dinge aus seiner jungen Jugend stolz und dann, mit den Augen eines Erwachsenen betrachtet, stellt man dann fest, dass das vielleicht noch ein ganz anderes Niveau war und heute evtl. peinlich ist, oder so. Kennst du das?

    Ich kenne das gut, aber ebenso das Gegenteil: "Was, solche tollen Gedanken habe ich schon damals gehabt!" Du müsstest eben ausprobieren, in welche Kategorie dein "Ende" gehört.

    Wir sind irre, also lesen wir!

  • Zitat von "Saltanah"


    Ich kenne das gut, aber ebenso das Gegenteil: "Was, solche tollen Gedanken habe ich schon damals gehabt!" Du müsstest eben ausprobieren, in welche Kategorie dein "Ende" gehört.


    Ja, stimmt auch wieder. Ich habe neulich Gedichte gefunden, die ich mit 15 und 16 mal geschrieben habe und ich war erstaunt, sowas damals produziert zu haben (im positiven Sinn). Ich werd mein Ende auch nochmal lesen, aber zuerst will ich Schlafes Bruder nochmal gelesen haben, weil mein Ende sonst keinen Sinn ergibt, glaube ich. Ist doch schon zu lange her (und bei meinem Büchergedächtnis :sauer: ).


    Liebe Grüße,
    melima

  • hallo!


    habe gerade davor mit dem buch angefangen und ich bin jetzt schon begeistert.


    mir gefällt der schreibstil ungemein... bin allerdings erst bei der geburt und der ellensönin mit ihrem "schwatzhaften wesen" :) hihi... wunderbar wie er sie dargestellt hat... ja schwatzhaft... das ist das richtige wort.


    so... und weiter gehts.


    liebe grüße
    mara

    <b>Mit Büchern habe ich das meiste Gespräch</b> Seneca

    Einmal editiert, zuletzt von mara84 ()

  • so... bin nun ca. bei der hälfte vom buch.
    ich muss sagen... WOW WOW WOW! bin begeistert. das buch versetzt einen in eine wahnsinnige stimmung und man fühlt mit, man ist mittendrin... es ist wunderbar. freu mich auf den rest.


    al mara

    <b>Mit Büchern habe ich das meiste Gespräch</b> Seneca

  • fertig...!


    oh ich bin so begeistert.


    es ist ein wunderbares leseerlebnis.
    ich empfehle dieses buch jedem und ich habe selten so etwas wunderbares gelesen.
    die art wie schneider schreibt... man wird als leser einbezogen... man ist teil des buches... man spürt so viel und...
    hach ich hör schon auf... *grins* wunderbar einfach!


    5ratten:marypipeshalbeprivatmaus:

    <b>Mit Büchern habe ich das meiste Gespräch</b> Seneca

  • Bin auch durch ! :klatschen:

    Meine Rezi:


    Vor wenigen Tagen beendet und noch ganz fasziniert bin ich von Schlafes Bruder. Ein ganz tolles Buch in herrlicher Sprache - die aber sicher Geschmackssache ist !


    Wir befinden uns nämlich im 19. Jahrhundert - ganz am Anfang dieser Zeit und wie dort gesprochen wurde ist natürlich etwas fremd für uns. Manchmal befremdlich sind auch die Lebensumstände die beschrieben werden und die Einstellung der recht einfachen Menschen in dem Dörfchen in welchem die Geschichte spielt. In diesem Dorf ist bald jeder mit jedem verwandt - Inzuchtschäden somit sehr verbreitet. Die Menschen dort sind sehr engstirnig und intolerant und so hat es Elias nicht leicht. Ist er doch ein sonderbares Kind - er hat gelbe Augen, ist irgendwie anders als alle anderen und er hat dass perfekte Gehör. Er hört Dinge die sonst niemand zu hören vermag und stößt mit seinem Talent, dass auch von seiner aussergewöhnlichen Stimme begleitet wird, nur auf Ablehnung. Wenige Freunde findet er mit der Zeit und sind dass überhaupt wahre Freunde ? Und als er sich verliebt wird alles noch schlimmer ...


    Ich liebe dieses Buch, es ist herrlich finster und spannend von der ersten bis zur letzten Seite. Diese Zeit muss wirklich hart gewesen sein. Es findet sogar fast noch eine Hexenverbrennung statt in der Geschichte und untereinander gehen die Dorfbewohner recht grob miteinander um. Ich will da nicht gelebt haben ...


    Lesetipp !!! 5ratten

  • Hallo ihr Lieben,


    beim Durchlesen eurer durchwegs positiven Eindrücke habe ich mich jetzt sehr gewundert.
    Ich bin - warum wäre ich sonst hier- ein Bücherfreund und lese nicht nur irgendwelche Trivialliteratur ausgesprochen gerne. "Schlafes Bruder" hab ich in der 11. Klasse gelesen, jetzt bin ich gerade dabei mein Abi zu schreiben, also es ist schon etwas her. Schrecklich - anders kann ich meinen Eindruck von damals nicht beschreiben. Ich fand das alles ziemlich abstrus und den Film musste ich Gott sei Dank nicht ganz sehen.


    Naja, manchmal liest man ein Buch beim zweiten Mal lesen ja mit ganz anderen Augen... Ihr habt mich jetzt fast so weit nach dem Abi einen "Neuanfang" zu starten :zwinker:


    Eine noch etwas :confused:
    Bella*

  • Das ist die Geschichte des Musikers Johannes Elias Alder, der zweiundzwanzigjährig sein Leben zu Tode brachte, nachdem er beschlossen hatte, nicht mehr zu schlafen.


    Mit diesem Satz beginnt diese außergewöhnliche Erzählung über das kurze Leben des Elias Alder in einem kleinen vorarlbergerischen Bergdorf zu Beginn des 19. Jahrhunderts. In einer ganz beeindruckenden – betont altmodischen – Sprache und unter Einbindung des Lesers durch die direkte Anrede entführt der auktoriale Erzähler direkt in diese Zeit und an diesen Ort.


    Johannes Elias ist von Geburt an ein sonderbares Kind, mit seiner hohen Stimme, seinen gelben Augen und seiner damit verbundenen Introvertiertheit ein Außenseiter in Verhalten und Aussehen und hat es somit in seiner engstirnigen, kleinkarierten Heimat nicht einfach.
    Die Musik begleitet Elias von Anfang an und spielt eine große Rolle in seinem Leben. So überlebt der Junge nur, weil die Hebamme bei seiner Geburt das „Te Deum“ singt. Immer öfter fühlt er sich zur Orgel in der Kirche hingezogen um die in seiner Phantasie entstandenen Melodien genial zu Tone zu bringen ohne jemals das Orgelspielen oder Notenlesen gelernt zu haben.
    Als 5-jähriger verliebt er sich in seine Cousine Elsbeth, welche Liebe ihm in der Folge auch das Leben kosten wird.


    Das Herausragende an diesem Buch war für mich die Sprache. Man versinkt in dieser finsteren, dämonischen Welt und gibt sich ganz den Beschreibungen der Natur und der Orgelmelodien hin. Auch die Derbheit, die Intoleranz und die Selbstgerechtigkeit der Bevölkerung wird großartig beschrieben. Ein ganz außergewöhnliches Buch!


    5ratten

    :blume:&nbsp; Herzliche Grüße!&nbsp; :blume: <br />creative

  • Hallo zusammen


    Ich bin neu hier und habe mich registriert da ich mir erhoffe das mir hier jemand helfen kann.


    Ich muss für einen Vortrag das Buch Schlafes Bruder literaturgeschichtlich einordnen aufgrund der Form/Gestalt des Textes.


    kann mir da jemand helfen (Naturalismus, Realismus, magischer Realismus, Romantik...??)

  • Als erstern Schritt empfehle ich Dir, mal in einer Literaturgeschichte (oder allenfalls auch online auf Wikipedia) abzuklären:


    [o]Wann war der Realismus, Naturalismus etc.?
    [o]Wann ist Schlafes Bruder erschienen?
    [o]Wer hat Schlafes Bruder verfasst?
    [o]...


    PS. Schlafes Bruder = Weltliteratur? Na ja ... de gustibus ...

    Wo nehme ich nur all die Zeit her, so viel nicht zu lesen. (Karl Kraus)

  • ich weiss schon wer es verfasst hat und wann... das heisst aber noch nicht was es dann auch ist schlussendlich...

  • Na ja - wenn das Buch 2008 erschienen ist, kann es literaturgeschichtlich nicht zum Realismus gehören, wenn der 1773 stattgefunden hat. ;)

    Wo nehme ich nur all die Zeit her, so viel nicht zu lesen. (Karl Kraus)

  • aber man kann es so schreiben wie jene es getan haben oder? :zwinker:

  • Hallo!


    Ich lese auch gerade Schlafes Bruder für die Schule und muss sagen mir geht es da ähnlich wie bellastella. Als ich damit begonnen habe ist mir auch sofort das Parfum von Süskind in den Sinn gekommen. Aber dann denke ich mir wieder, die beiden Werke sind doch nicht vergleichbar. Irgendwie wird zwar dauernd erwähnt welch geniales Gehör dieser Elias doch besitzt, aber diese wunderbaren Schilderungen von Sinneseindrücken wie im Parfum, wo dem Leser die beschriebenen Düfte beinahe selbst in die Nase steigen, vermisse ich hier ein wenig. Seine Genialität spielt meiner Meinung nach doch eine eher untergeordente Rolle. Vielleicht interpretiere ich es ja falsch, aber ich habe den Eindruck der Elias zerbricht am Ende an der Lieblosigkeit seiner Mitmenschen. Was die Sprache anbelangt stimme ich euch zu - einfach genial! Auch wenn mich diese seltsamen Namen ziemlich nerven! :breitgrins:

  • Gestern Abend habe ich Schlafes Bruder fertig gelesen und bin ebenfalls begeistert und auch geschockt von den Umständen damals.
    Bei dem Vergleich mit dem Parfüm muss ich Lara zustimmt, denn Schlafes Bruder hat mich einfach nicht hören lassen wir er spielt. Wobei ich denke, dass es auch schwieriger ist zu beschreiben wie sich etwas anhört...hm, natürlich ist es aber auch schwer zu beschreiben wie etwas riecht :zwinker:
    Ich muss sagen die Sprache fand ich gar nicht sooo überwältigend wie ihr; ich fand die Geschichte selbst eigentlich mitreisender. Mit den Namen hatte ich anfangs auch meine Probleme...
    Es gibt einen Punkt in der Geschichte, wo es für mich irgendwie hackt:



    Liebe Grüße

    If the world weren&#39;t such a beautiful place we might all turn into cynics<br />(Paul Auster)

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    Autor: Robert Schneider
    Titel, Jahr: Schlafes Bruder, 1992
    Verlag: Reclam
    ISBN: 3-379-01518-0
    Ausgabe: Taschenbuch
    Seiten: 204


    Inhalt
    Eschberg, ein kleines Dorf in Vorarlberg, zu Beginn des 19. Jahrhunderts. Mehr geduldet als akzeptiert geschweige denn geliebt, wächst Johannes Elias Alder als Bauerssohn heran. Im Alter von gerade mal 5 Jahren hat er eine unglaubliche Erfahrung. Und er kann den Herzschlag eines noch ungeborenen Mädchens hören. Des Mädchens, das ihm von Gott vorherbestimmt scheint und dessen Herzschlag er nie wieder vergessen wird. Elsbeth. Seit diesem Ereignis ist er imstande, Töne wahrzunehmen wie es niemand anderes vermag. Seit diesem Erlebnis hat sich die Farbe seiner Augen in ein Gelb verwandelt, dass ihm unter den Dorfbewohnern den Namen "Gelbseich" einbringt und noch weiter an den Rand der Gesellschaft drängt. Zudem besitzt er ein unglaubliches musikalisches Talent, welchem leider kaum Beachtung geschenkt wird. Seine ganze Liebe zu Elsbeth lässt er in seine Musik einfließen....


    Meine Meinung
    Was für ein seltsames Buch! Was für eine Schande, dass das Manuskript von über zwanzig Verlagen abgelehnt wurde bevor es dem Leser zugänglich gemacht wurde.


    Sprachlich der damaligen Zeit angepasst, verleiht dies dem Buch gleich eine gewisse Authentizität. Die Beschreibungen des damaligen Landlebens, auch wenn bekanntermaßen nicht einfach, ließen mich vor Fassungslosigkeit öfters den Kopf schütteln. Dieser Egoismus, diese Kaltherzigkeit, Grausamkeit und Intoleranz.... erschreckend. Die Handlung selbst fand ich ergreifend, Sprache und Stil außergewöhnlich und eindrücklich. Ein Wort das mir während des Lesens immer wieder in den Sinn kam: Gewaltig. Das Buch übte auf mich eine ungewohnte Sogwirkung aus, obwohl ich öfters pausieren musste denn Entspannungslektüre ist dies keine. Beschreibungen von Sinneseindrücken kann ich normalerweise wenig abgewinnen. Aber die Seiten über Elias' Spiel auf dem Feldberger Orgelfest hörte ich mehr als dass ich sie las.


    Elias' Liebe zu seiner Cousine Elsbeth ist alles andere als eine klassische romantische Liebesgeschichte mit Happy End. Sie ist tragisch und endet auch in einer Tragödie. Niemals jedoch gesteht er ihr seine Liebe, sie lebt nur in ihm und vor allem in seiner Musik. Elsbeth ist ihm gottgegeben, davon ist er überzeugt.


    [quote author=Schlafes Bruder, S. 118]Er liebte die Frühlinge, er verteidigte die Winter, und der Herbst war ihm kein Zeichen des Sterbens mehr. Er war sich dessen gewiss, daß er das Herzschlagen des ihm vorbestimmten Geliebten gefunden hatte. Und zu Peter sagte er einmal: "Was müssen die armen Menschen suchen und irren! Von einem Geliebten zum anderen hetzen sie und wissen nicht, daß Gott ihnen einen Menschen von Ewigkeit her zugedacht hat. Einen Menschen, der dasselbe Herzschlagen trägt wie sie[...]"[/quote]


    Als er durch Gottes Gnaden schlußendlich 'befreit' wird, lebt er nicht etwa endlich sein Leben, sondern beschließt diesem ein Ende zu setzen. Durch Schlafentzug.... denn wer wahrhaft liebt, schläft nicht.


    Gestört haben mich an dem Buch nur Kleinigkeiten wie etwa Elias' wundersame Wandlung, die war mir nun doch etwas zu grotesk. Alles in allem aber ein Leseerlebnis welches ich nicht missen möchte.


    4ratten + :marypipeshalbeprivatmaus:

    "Man hat in der Welt nicht viel mehr, als die Wahl zwischen Einsamkeit und Gemeinheit." A. Schopenhauer

    :blume::engel::katze:

  • Hallo!
    Auch ich habe gestern den Schlafes Bruder - meine aktuelle Schullektüre - beendet und bin nicht ganz so begeistert wie die meisten hier. Erstmal zum positiven: die gesamte Atmosphäre und der Ort des Geschehens wurde sehr gut eingefangen und man fühlte sich wirklich wie im 19. Jahrhundert in einem kleinen Bauerndorf das primär von Arbeit und Unzucht geprägt war.
    Die Beschreibungen des Elias Alder als musikalisches Genie und dessen Ähnlichkeit zu dem Parfüm wurde hier ja schon mehrfach angesprochen, wobei ich Schneiders Darstellung des verzweifelten Genies deutlich gelungener und weniger überzogen fand (generell bin ich auch kein großer Fan von dem Parfüm).


    Das eigentlich Problem, dass ich mit diesem Buch habe ist allerdings der gesamte Mittelteil. Während Anfang und besonders das Ende mehr als gelungen sind ist der Mittelteil einfach nur eine Erzählung wahrlos ausgewählter Ereignise in Elias' Leben, die dessen gesamte Verzweiflung am Ende erklären soll. Da frage ich mich nur wieso der Elias nicht schon vorher verrückt geworden ist. Wer so viele schreckliche Ereignisse in seinem Leben ertragen musste zerbricht nicht erst als man ihm die Fähigkeit zu lieben nimmt. Hier ist mir der Elias Alder einfach viel zu absurd und seine doch eher "nüchterne" Entscheidung des Selbstmordes passt hier irgendwie nicht richtig rein.


    Als zweiten Kritikpunkt sehe ich die Sprache von Schneider. Es ist zwar sehr interessant wie er den Leser direkt anspricht und ihn in den Text einbezieht, doch prinzipiell ist die Sprache sehr stumpf und meiner Meinung nach nichts besonderes. Des weiteren erschienen mir die Beschreibung von Elias' musikalischen Werken eher als blosse Aneinandereihung von musiktheoretischen Fachbegriffen, wobei das wohl die wenigsten besser hätten machen können.


    Letztlich gebe ich also 3,5/5 Punkten, wobei ich bevor ich das Ende gelesen hatte das Buch definitiv nicht als besonders lesenswert angesehen hätte.

    Zitat von André Glucksmann: <br />Philosophieren bedeutet zuallererst, gegen die eigene Dummheit zu kämpfen.