03 - "Spanien" (S. 125 - 172)

Es gibt 25 Antworten in diesem Thema, welches 4.604 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag () ist von dodo.

  • So nun ist Ayarajumushee in Barcelona angekommen.
    Er hatte sich gerade von seinen neuen Freunden den Sudanesen verabschiedet, die ihm anvertarut haben das Sie es immer wieder probieren werden in das gelobte Land zu kommen, da hat der Fakir auch schon einen Gedanken der ihn die ganze Zeit beschäftigt und zwar der das er sein Leben ändert. Er möchte ein ehrlicher Mensch werden und anderen helfen.


    Und schon steht Gustave vor ihm und blitzt ihn aus seinen Augen mit einer wilden Mordlust an.
    Und schon bekommt der Fakir eine Kühltasche von Gustave um die Ohren und da seine Frau nach dem prinzip handelt........ hat mein Mann mit Dir ärger, dann habe ich das auch, fliegt Ayarajmushee auch noch die Krokoledertasche um die Ohren, das er mit einem Schwung auf das Gepäckband fliegt und dann wieder die Augen öffnet als eine weitere Schlagsalve ausbleibt und er befindet sich im Securitybereich..


    Ich finde es interessant.....


    Es war irgendwie klar das Gustave mitsamt seiner Familie den Sicherheitsbereich erobert, da er den Fakir nicht entkommen lassen will.


    Der Fakir versteckt sich derweil in einem Koffer und ehe er sich es versieht ist er im Flugzeug nach Rom und befindet sich im Frachtraum mit einem Hund, nachdem er sich wieder aus dem Koffer befreit hat, setzt er sich zu dem Hund und fängt an sich der Schriftstellerei zu widmen mit einem Ikea Bleistift und dem als Hund sein Publikum.


    Alles in allem finde ich die Ideen nicht schlecht, aber ich war am Anfang mehr begeistert, vielleicht ändert sich das ja noch, wer weiß was Ihn in Rom erwartet.

  • Die Überzeichnung von Gustave und seiner Familie finde ich furchtbar. Anstatt lustig zu sein, was, wie ich annehme, die Intention des Schriftstellers war, empfinde ich die Beschreibung der Roma Familie als entwürdigend. Um sich bei einer Karikatur im Ton nicht zu vergreifen, gehört viel Fingerspitzengefühl, was Roman Puèrtolas einfach vermissen lässt.
    Interessanterweise gefällt mir der Roman im Roman, die Geschichte die Ayarajumushee im Frachtraum des Fliegers auf seinem Anzughemd schreibt, eigentlich ganz gut. Seine Erzählung vom verhinderten blinden Terroristen, der seine Zeit im Gefängnis fristen muss und sich mit seinem Mithäftling anfreundet, war sogar sehr berührend. Die Erklärung, wie er lernt, mit seinem neuen, aber tauben Zellengenossen zu kommunizieren, ist zwar sehr an den Haaren herbeigezogen, lässt sich aber als typischer Anfängerfehler erklären. Das Ende seiner Geschichte ist zwar vorhersehbar, gefiel mir aber trotzdem sehr gut.

  • Ja, die Idee vom Roman im Roman hat mich auch angesprochen, ebenso, wie Ayarajmushee schreibt (bzw. wo :breitgrins: ).


    Gustave und Co. finde ich auch nach wie vor schrecklich - sowohl unsympathisch als auch, wie dodo schon sagte, furchtbar überzeichnet :rollen: Dass unser weitgereister Inder in Spanien auf ihn stoßen wird, war ja sowas von klar. Die Odyssee auf dem Gepäckband war aber schon irgendwie amüsant.


    Auch die Schauspielerin namens Sophie Morceaux nervt mich ein wenig (genauso wie der falsche James-Bond-Bezug). Sie ist ja eine sehr nette Figur, aber es ist sooo offensichtlich, wen er meint. Da hätte er auch gleich den echten Namen verwenden können ... oder halt eine fiktivie Schauspielerin gut erfinden müssen.

    If you don't become the ocean, you'll be seasick every day.

    Leonard Cohen





  • Ja, es ist schon recht heftig, dass die Roma-Familie (und ALL ihre anderen Angehörigen) per se die Wohnwagen-Kevins und Schantalles sind. Ist das eine Aversion, die bei französischen Lesern noch ok ist, aber bei uns schon Unwohlsein hervorruft?


    Und weil vorher eine von euch fragte, warum Spanien? Hier der Grund, die Sudanesen haben im Corte Ingles eingekauft. Oh man. Wenn man danach geht: wohin würden uns die Ausländerbehördenbeamte abschieben, wenn sie nichts weiter an uns finden würden als unsere Kleidung? Bangladesh? Türkei? China? Oh je. Bestätigt meine Meinung zu diesen Behörden immer mehr...

  • holger: ich fragte mich, warum Ayarajmushee nach Spanien abgeschoben wurde, obwohl er offensichtlich legal in Frankreich eingereist war. Das konnte er ja mit seinem Pass beweisen. Die Begründung, dass er mit Sudanern, die im Corte Ingles eingekauft hatten, zufällig im selben LKW aufgegriffen wurde, war mir nicht schlüssig genug. Aber wahrscheinlich arbeiten Behörden wirklich nach dem Motto: Je weiter weg, desto besser.


  • holger: ich fragte mich, warum Ayarajmushee nach Spanien abgeschoben wurde, obwohl er offensichtlich legal in Frankreich eingereist war. Das konnte er ja mit seinem Pass beweisen. Die Begründung, dass er mit Sudanern, die im Corte Ingles eingekauft hatten, zufällig im selben LKW aufgegriffen wurde, war mir nicht schlüssig genug. Aber wahrscheinlich arbeiten Behörden wirklich nach dem Motto: Je weiter weg, desto besser.


    Da war vermutlich die Szenerie, in der er aufgegriffen wurde, entscheidend. Und vielleicht hat er seine Papiere auf dem Ikea-Bett vergessen? (Wobei das unlogisch oder komisch wäre, bzw. nicht erwähnt ist...)


  • Da war vermutlich die Szenerie, in der er aufgegriffen wurde, entscheidend. Und vielleicht hat er seine Papiere auf dem Ikea-Bett vergessen? (Wobei das unlogisch oder komisch wäre, bzw. nicht erwähnt ist...)


    Auf Seite 108 im Abschnitt Großbritannien überreicht ihm Officer Simpson eine Liste, auf die alle seine Besitztümer aufgelistet sind, unter anderem auch "1 echter indischer Reisepass mit einem authentischen Kurzzeitvisum für die Schengenländer..." Er konnte nur nicht den Durchschlag mit der Bestellung für das Nagelbett, welcher seine Geschichte beweisen könnte, vorweisen, denn der steckte in seiner Anzugjacke, welche im Ikea liegen blieb.


    Aber du hast sicher recht, dass die Szenerie seiner Aufgreifung entscheidend war. Immerhin könnte er ja den Pass auch gestohlen haben. Wahrscheinlich verlange ich einfach zu viel Logik an diesem Punkt. Der Autor brauchte eine neue Destination für Ayarajmushees Odyssee und hat sich eben für diese Methode entschieden. Manchmal bin ich einfach ein I-Tüpferl-Reiter :breitgrins:

  • Unser Fakir ist also auf dem Weg nach Spanien mit anderen, die auch noch nie in Spanien waren, aber aufgrund von total logischen Schlüssen (haha) nun nach Spanien abgeschoben werden. Da Aya einen Pass hat, darf er passieren, während die Sudanesen leider warten müssen. Es kommt zu einer schmerzlichen Trennungsszene.


    Und kaum ist unser Fakir frei, läuft er ganz zufällig dem geprellten Taxifahrer mitsamt Familie über dem Weg, das heißt nichts wie Beine in die Hand nehmen und weg. In einem Markenschrankkoffer versteckt er sich, nur um bald festzustellen, dass er wieder in einem Flieger ist. Nur wo geht der hin? Wir Leser wissen ja, dass es nach Italien geht.


    Die Geschichte, die Aya da im Frachtraum schreibt, fand ich zwar ganz gut, aber total unpassend das in dem Bereich zu schreiben. War für mich wie ein Seitenfüller, so nach dem Motto der Leser muss ja merken das Zeit vergeht. Das hätte sich der Autor in meinen Augen sparen können.


    Unser Fakir stinkt wie ein Iltis, weil er sich nicht gern wäscht. Das letzte Mal hat er Wasser abbekommen als es geregnet hat. Ihh das wollte ich mir so richtig nicht vorstellen und bin froh, dass es keine Bücher mit Geruch gibt. :rollen:


    Die Schauspielerin muss ich hingegen ein wenig bemitleiden, denn ich hatte auch mal so ein Kontaktlinsenproblem, gar nicht schön. An meinem Hochzeitstag waren irgendwann die Augen so trocken, dass ich sie mit Tropfen etwas befeuchten wollte. Leider war das etwas zu viel, so dass eine Kontaktlinse raus flutschte. Ich sah sie noch, spießte sie aber mit meinen extra für die Hochzeit gefertigten Kunstnägeln auf. Nun ja ich bin jedoch so blind, dass ich einäugig kaum zurecht gekommen wäre. Meine Schwägerin fuhr mich dann aber zum Glück heim, so dass ich meine Brille holen konnte. Wer glaubt denn, dass er ne Brille braucht, wenn er Kontaktlinsen drin hat? Aber als sonst leidenschaftlicher Brillenträger passiert mir das ganz bestimmt nicht so schnell wieder. :breitgrins:

    &WCF_AMPERSAND"Das Buch als Betriebssystem ist noch lange nicht am Ende&WCF_AMPERSAND" (H.M. Enzensberger)


  • Ja, es ist schon recht heftig, dass die Roma-Familie (und ALL ihre anderen Angehörigen) per se die Wohnwagen-Kevins und Schantalles sind. Ist das eine Aversion, die bei französischen Lesern noch ok ist, aber bei uns schon Unwohlsein hervorruft?


    Ja so richtig lustig ist das mit der Romafamilie für mich auch nicht. Das wirkt für mich so typisch nach Stempel aufdrücken und in eine Schublade stecken... :sauer:

    &WCF_AMPERSAND"Das Buch als Betriebssystem ist noch lange nicht am Ende&WCF_AMPERSAND" (H.M. Enzensberger)

  • Den Handlungsstrang mit dem geprellten Gustave und seiner Roma-Familie finde ich auch ganz furchtbar überzeichnet und ziemlich platt und peinlich. :sauer:


    Überhaupt war das Zusammentreffen von Fakir und dem Taxifahrer auf dem Flughafen in Barcelona doch sehr vorhersehbar.
    Ganz witzig fand ich dann Ayarajmushees kleine Irrfahrt auf dem Gepäckband und im Sicherheitsbereich, die ihn erneut in einen Schrank flüchten lässt (diesmal in Form des gigantischen Schrankkoffers) und ihn schließlich in den Frachtraum eines Flugzeugs bringt.
    Ich hatte gar nicht damit gerechnet, dass seine Barcelona-Episode so kurz sein würde. :breitgrins:
    Auch wenn die Idee seinen Romanentwurf auf sein Hemd zu schreiben ja recht witzig ist, kam mir der Einschub seiner netten Fabel von blinden Terroristen ein bisschen wie ein Lückenfüller vor, um den Flug zu überbrücken.
    Interessant finde ich ja, Ayarajmushees Vorsätze, ein besserer Mensch zu werden und sein Leben zu ändern.
    Ich bin aber auch etwas erstaunt darüber, denn so überaus tiefgreifende Erlebnisse (außer vielleicht die mit den Sudanesen) hatte er bisher doch eigentlich gar nicht, dass er sich so plötzlich zu einem Gutmenschen wandeln will. :zwinker:


    Nun bin ich ja mal gespannt, was die Begegnung mit dem französischen Ex-Bond-Girl in Rom an neuen Erleuchtungen bringen wird.

  • Ja so richtig lustig ist das mit der Romafamilie für mich auch nicht. Das wirkt für mich so typisch nach Stempel aufdrücken und in eine Schublade stecken... :sauer:


    Das sehe ich genauso und Puertolas hat mit seinen Roma-Klischees eindeutig eine Grenze überschritten.
    Ich hoffe nur, dass wir die Sache mit dem rachsüchtigen Gustave in Barcelona zurückgelassen haben. :rollen:

  • Es fällt auf, dass Ayarajmushees Aufenthalte in den jeweiligen Ländern jedes Mal sehr kurz sind. Er sieht praktisch nichts vom Land außer Flughäfen oder sonstigen Durchgangsstationen. "Reisen bildet" kann da wohl nur ironisch gemeint sein.


    Ich stimme euch zu bezüglich der Roma-Familie. Das ist so übertrieben, dass es schon sehr grenzwertig ist. Ich dachte beim Lesen nur, hätte ein deutscher Autor so etwas geschrieben, wäre das wohl als sehr anstößig empfunden worden.


    Der Roman, den Ayarajmushee schreibt, ist ganz nett, es kommt mir aber wie ein weiterer Versuch vor, ernste Themen anzuschneiden. Das fand ich bei den Sudanesen wesentlich besser gelungen. Bisher weiß ich nicht, wie ich diese ernsten Versatzstücke einordnen soll. Ob sich da noch ein Zusammenhang ergibt?



    Auch die Schauspielerin namens Sophie Morceaux nervt mich ein wenig (genauso wie der falsche James-Bond-Bezug). Sie ist ja eine sehr nette Figur, aber es ist sooo offensichtlich, wen er meint. Da hätte er auch gleich den echten Namen verwenden können ... oder halt eine fiktivie Schauspielerin gut erfinden müssen.


    Ich hätte schwören können, dass es eine Schauspielerin dieses Namens gibt, und habe es so verstanden, dass dieselbe jetzt gemeint ist... :redface:
    Da muss ich doch gleich mal nachsehen gehen, wie sie wirklich heißt.


    Im übrigen habe ich mich gefragt, ob es wirklich realistisch ist, dass ein solcher Koffer unverschlossen auf dem Gepäckband unterwegs ist, so dass jeder ihn so mir nichts, dir nichts öffnen kann.


    Amüsant finde ich das Buch trotzdem nach wie vor.

    Freiheit ist immer Freiheit der Andersdenkenden (R. Luxemburg)

    Was A über B sagt, sagt mehr über A aus als über B.

  • Marceau heißt sie in echt ;)


    Und Du hast recht, normalerweise wäre der Koffer schätzungsweise abgeschlossen. Aber manchmal läuft es ja auch dumm ...

    If you don't become the ocean, you'll be seasick every day.

    Leonard Cohen






  • Gustave und Co. finde ich auch nach wie vor schrecklich - sowohl unsympathisch als auch, wie dodo schon sagte, furchtbar überzeichnet :rollen: Dass unser weitgereister Inder in Spanien auf ihn stoßen wird, war ja sowas von klar.


    Aber dass sie sich sofort am Flughafen treffen, fand ich dann wieder überzogen. Zumal der Fakir sich ja sowieso die Stadt ansehen wollte.



    Das sehe ich genauso und Puertolas hat mit seinen Roma-Klischees eindeutig eine Grenze überschritten.
    Ich hoffe nur, dass wir die Sache mit dem rachsüchtigen Gustave in Barcelona zurückgelassen haben. :rollen:


    Ja, da stimme ich euch vollkommen zu!


    Nervig finde ich immer noch, dass manche Sätze nach kurzer Zeit wiederholt werden. In diesem Abschnitt war es die Sache mit den Schatten unter den Augen, die erst vom Fakir und danach vom Angestellten des Flughafens beschrieben werden.

  • Das mit den Schatten fand ich gar nicht so schlimm, eigentlich sogar ganz gelungen.


    Dafür nervt mich die ständig wiederkehrende Beschreibung des Fakirs mit dem knotigen Baum :rollen:

    If you don't become the ocean, you'll be seasick every day.

    Leonard Cohen





  • Es war nur ein Beispiel. Mich nerven alle ständigen Wiederholungen, egal worum es geht. :zwinker:


  • Und weil vorher eine von euch fragte, warum Spanien? Hier der Grund, die Sudanesen haben im Corte Ingles eingekauft. Oh man. Wenn man danach geht: wohin würden uns die Ausländerbehördenbeamte abschieben, wenn sie nichts weiter an uns finden würden als unsere Kleidung? Bangladesh? Türkei? China? Oh je. Bestätigt meine Meinung zu diesen Behörden immer mehr...


    Oh Gott, das ist ja wirklich mal ein schrecklicher Gedanke. Sowas möchte ich mir gar nicht vorstellen.

  • Das Buch geht wieder weiter... Und ich habe immer noch keine direkte Meinung darüber. Im letzten Abschnitt ging es bergauf, jetzt jedoch wieder bergab. Was soll denn das ganze mit der Roma-Familie? Ich fand das richtig verletzend und hoffe, dass das nie eine echte Roma-Familie lesen wird! Ich glaube, dass ein deutscher Autor so etwas nie im Leben geschrieben hätte, geschweige denn gedacht. Aber anscheinend ist das in Frankreich ja normal... Oder? Auf alle Fälle hat das meine Meinung über das Buch wirklich zum Bröckeln gebracht - da war sie eh schon nicht so gut, und jetzt?... Ich hoffe, dass der nächste Abschnitt besser wird. Ich glaube immer noch, dass das Buch Potential hat. Ich hoffe, dass man das noch irgendwann merkt.


    Übrigens finde ich, dass die "unglaubliche Reise" zwar unglaublich ist, aber fast keine richtige Reise ist. Klar kommt er von Land zu Land, aber er ist nie lang in einem Land, erlebt die Menschen, die Kultur, die Sprache nie richtig. Ich weiß nicht, ob man da dann von einer Reise sprechen kann. Egal, weiter gehts mit dem Lesen. Ich glaube wie gesagt immer noch, dass das Buch noch schön wird. Es wird wohl nicht umsonst so hochgelobt.

  • Oh Gott, das ist ja wirklich mal ein schrecklicher Gedanke. Sowas möchte ich mir gar nicht vorstellen.


    Mich würde heute meine Unterhose retten. Made in Germany... ;) Zum Glück ist aus dem T-Shirt das ... ach ne, auch "Made in Germany"... Hmmm, schlechter Tag für die Abschiebebehörde heute ;)