04 - "Italien" (S. 173 - 238)

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  • Die Schauspielerin Sophie Morceaux ist nicht in Panik geraten, als sie einen ungewaschenen verlausten und nach Urin stinkenden Inder anstatt ihrer Kleider im Schrankkoffer vorgefunden hat. Stattdessen beschließt sie ihm unter die Arme zu greifen, spendiert einen Anzug, lädt ihn zum Essen ein und verschafft ihm sogar einen hochdotierten Vertrag mit einem Verlag für sein Buch. Dieser Teil hat etwas märchenhaftes an sich, was für mich in Ordnung ist. Im Gegenteil ich finde es sogar ganz nett, dass zur Abwechslung einmal eine "Prinzessin" den Helden aus seinem Elend rettet und nicht umgekehrt.
    Unser Inder gelangt indessen weiter zur Einsicht, dass er sein Leben ändern muss und meldet sich nicht nur bei seinen Lieben in der Heimat, sondern auch bei der einsamen Französin Marie, in die er sich offensichtlich verliebt hat.
    Leider nimmt der Autor einfach nicht von seinem furchtbaren "Roma"-Handlungsstrang Abstand. :grmpf: Es ist schön und gut, dass der betrogenen Taxifahrer Gustave Ayarajmushee am Flughafen wegen der geprellten Taxirechnung eine Abreibung verpassen will, aber dass er einen italienischen Verwanden beauftragt, ihn deswegen umzubringen, geht einfach zu weit für mich. Abgesehen davon, dass er, um überhaupt an die Information zu gelangen, wohin die Reise des Schrankkoffers ging, seine Tochter an einen wildfremden Roma verschachtert. Sorry, dass geht mir zu weit, darüber kann ich einfach nicht lachen.

  • Stimmt, daran, dass das die Umkehr der klassischen Geschichte vom Mädchen in Nöten und dem hilfsbereiten Märchenprinzen ist, hatte ich noch gar nicht gedacht! Dass Sophie Aya so unbefangen und ohne Vorbehalte gegenübertritt, hat mir auch gut gefallen. Märchenhaft ist es natürlich über alle Maßen, aber das hier ist ja auch kein Buch, das auf Realitätsnähe Wert legt.


    Der Handlungsstrang um Gustave ist hingegen wirklich nervig. Viel überzeichneter als die Sophie-Geschichte ist er ja auch nicht, aber dieser übertriebene Rachedurst und die furchtbar klischeehaften Figuren sind echt eine Katastrophe.

    If you don't become the ocean, you'll be seasick every day.

    Leonard Cohen





  • Hmmm, langsam weiß ich nicht mehr weiter. Die Sophie-Morceaux-Geschichte (wieder so was mit Namen, was mich auch schon aufregen könnte) ist mir zu kitschig (ok, die liest ja auch Kitschromane) und die Roma-Mord-Geschichte immer noch etwas heftig.
    Wärs keine Leserunde, ich würd' aufhören, zumal ich jetzt ja weiß: der will mit Sicherheit zu seiner Ikea-Freundin zurück. Och nö. Warum ist das so platt? Oder erwarte ich zuviel?

  • Der vorletzte Abschnitt ist geschafft und so langsam macht sich bei mir auch Enttäuschung breit, denn was anfänglich noch witzig war wird immer platter.


    Aya wird nach seiner Entdeckung huldvoll von Sophie Morceaux aufgenommen, bekommt ein Hotelzimmer, Kleidung, etc, sprich alles wie im Märchen. Sogar einen Buchvertrag heimst er mit seinen paar Zeilen ein und erhält dafür 100.000 Euro. Doch das Glück währt nicht lang, ist ihm doch Gustaves Cousin Gino auf der Spur.


    Ich finde es arg übertrieben jemanden wegen 100 Euro um die Ecke bringen zu wollen. Wahrscheinlich hätte Aya dem bösen Gino sogar einen 500 Euroschein abgegeben, wenn der mal mit ihm geredet hätte. Das ist mir dann zu aufgebläht und unrealistisch. Auch dass Gustaves Tochter nun gleich verlobt ist mit dem Spanier vom Flughafen, och nö...


    Da wir ja nun schon den LKW und das Flugzeug hatten, muss ein neues Gefährt her und was eignet sich da besser als ein Heißluftballon? Nur zu doof, dass dieser irgendwann kein Gas mehr hat und unser Ex- Fakir und Nichtschwimmer ins Mittelmeer plumpst. Aber auch hierfür hat der Autor eine Lösung, denn das Schiff als Verkehrsmittel hatten wir noch nicht und es geht auf nach Libyen.


    Hat mir der Anfang des Buches noch richtig gut gefallen, musste ich bei diesem Abschnitt oftmals den Kopf schütteln und mein Lesegenuss wurde mir so ein bisschen verleidet. Ich bin gespannt, was da jetzt noch so kommt, aber auf eine Niveauanhebung warten wir wohl vergeblich. :rollen:

    &WCF_AMPERSAND"Das Buch als Betriebssystem ist noch lange nicht am Ende&WCF_AMPERSAND" (H.M. Enzensberger)


  • Leider nimmt der Autor einfach nicht von seinem furchtbaren "Roma"-Handlungsstrang Abstand. :grmpf: Es ist schön und gut, dass der betrogenen Taxifahrer Gustave Ayarajmushee am Flughafen wegen der geprellten Taxirechnung eine Abreibung verpassen will, aber dass er einen italienischen Verwanden beauftragt, ihn deswegen umzubringen, geht einfach zu weit für mich. Abgesehen davon, dass er, um überhaupt an die Information zu gelangen, wohin die Reise des Schrankkoffers ging, seine Tochter an einen wildfremden Roma verschachtert. Sorry, dass geht mir zu weit, darüber kann ich einfach nicht lachen.


    Dodo ich stimme dir in allen Punkten zu. Mich hat es jetzt auch genervt. Hallo es geht um 100 Euro und die machen da so einen Aufstand. Klar ist man sauer, wenn man betrogen wird, aber deswegen bringt man nicht gleich wen um. Außerdem hat der Taxifahrer unseren Fakir ja zuerst betrogen. Ich verstehe es nicht... :grmpf:

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  • Vor allem ist es ziemlich flach, dieses Klischee. Warum ist es nicht ein wenig anspruchsvoller dargestellt - auch wenn ein Klischee oder sonst was per se nicht toll ist, aber es ist halt einfach der Roma den man sich als Roma "denkt". Ich denk mir allerdings anderes.


  • Leider nimmt der Autor einfach nicht von seinem furchtbaren "Roma"-Handlungsstrang Abstand. :grmpf: Es ist schön und gut, dass der betrogenen Taxifahrer Gustave Ayarajmushee am Flughafen wegen der geprellten Taxirechnung eine Abreibung verpassen will, aber dass er einen italienischen Verwanden beauftragt, ihn deswegen umzubringen, geht einfach zu weit für mich. Abgesehen davon, dass er, um überhaupt an die Information zu gelangen, wohin die Reise des Schrankkoffers ging, seine Tochter an einen wildfremden Roma verschachtert. Sorry, dass geht mir zu weit, darüber kann ich einfach nicht lachen.


    Da kann ich mich nur anschliessen. Das der Roma, immer noch auf Rache dürstet und ihn dafür umbringen will, ist nicht mehr witzig.


    Aber ansonsten das die Schauspielerin sich Ayarajmushee an nimmt und ihm unter die Arme greift finde ich schlichtweg schön.
    Es ist soweit sehr gut beschrieben und ich finde auch das er bei seiner Lebensumwandlung bleiben möchte sehr gut und das er eine Auge auf die Französin geworfen hat, ja das ist wirklich nicht mehr zu leugnen. :smile:

  • Ich schließe mich euch an - der Roma-Teil ist einfach fürchterlich. Wegen 100 Euro jemanden durch halb Europa verfolgen und umbringen wollen... das geht auch mir irgendwie zu weit. :rollen: Zumal es natürlich auch so reibungslos klappt, den neuen Aufenthaltsort von Ayaraimushee herauszufinden...


    Das andere, der Märchen-Teil, hat mir wieder besser gefallen. Natürlich ist auch das nicht unbedingt glaubwürdig, aber das muss es gar nicht. Für mich war das einfach eine weitere Aneinanderreihung irrwitziger Zufälle, was ein Buch wie dieses durchaus darf. Ich hatte mein Lesevergnügen dabei, zu lesen, wie sich die schöne Schauspielerin unseres armen Inders annimmt, wie ihre Beziehungen dazu führen, dass er flugs sein Buch veröffentlichen kann und sogar Vorschuss bekommt, und wie enttäuscht sie ist, als er einfach davonflitzt. Und auch die Sache mit dem Ballon, warum nicht. Irgendwie muss es ja weitergehen.


    Das Telefonat mit Marie fand ich niedlich. Und auch Ayas Gedanken darüber, dass er nun, wo ihm soviel Gutes widerfahren ist, das an andere Menschen weitergeben möchte und etwas für andere tun möchte, gefallen mir. :smile:

    Freiheit ist immer Freiheit der Andersdenkenden (R. Luxemburg)

    Was A über B sagt, sagt mehr über A aus als über B.


  • Das Telefonat mit Marie fand ich niedlich. Und auch Ayas Gedanken darüber, dass er nun, wo ihm soviel Gutes widerfahren ist, das an andere Menschen weitergeben möchte und etwas für andere tun möchte, gefallen mir. :smile:


    Das Telefonat gefiel mir auch, aber ich kann immer noch nicht so recht begreifen wie man nach einem einzigen Date schon so von einander hin und weg sein kann. Das ist auch wieder eines der etwas unrealistischen Details in dem Buch...

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  • Während ich am Anfang des Buches wenigstens noch einiges recht amüsant und unterhaltsam fand, kommt mir vieles in diesem Abschnitt ziemlich niveaulos und slapstick-mäßig vor. Allein die Namenskalauer, die einfach nicht enden wollen – witzig finde ich das schon lange nicht mehr.
    Hartnäckig hält der Autor an seiner unsäglichen Roma-Rachestory fest – als wenn es sonst keine Gauner in Rom gäbe, die hinter Ayas Geld her sein könnten. Nun gut …
    Schon eher ins märchenhaft Kitschige driftet die Story mit der französischen Schauspielerin ab, die voller Mitleid unserem Fakir unter die Arme greift und seine schriftstellerischen Ambitionen unterstützt, so dass er gleich einen Buch-Vertrag nebst einem horrend hohem Vorschuss bekommt.
    Wem so viel Gutes widerfährt … da ist es nur logisch, dass er nun sein Leben umkrempeln will und zu einem Gutmenschen wird.
    Um sein Glück perfekt zu machen, fehlt nur noch seine einsame puppenhafte Französin Marie, in die er sich bei Ikea unsterblich verliebt hat.
    Da steht dem Happy End ja eigentlich nichts mehr im Wege. :zwinker:
    Interessant fand ich noch, dass Aya seine Wahrheitsliebe entdeckt hat und fortan nicht mehr lügen und betrügen will. Witzig, dass unsere Sophie eigentlich viel lieber eine melodramatische Version des politisch verfolgten Schriftstellers hätte … wollen die Menschen vielleicht doch viel lieber getäuscht und belogen werden?
    Als Aya dann im Heißlustballon sitzt und ihm das Gas langsam ausgeht und er erkennt, dass ihm das viele Geld nun auch nicht mehr von Nutzen ist, hatte ich kurz daran gedacht, dass es eine witzige Szene gewesen wäre, wenn er seine 100.000 Euro über der Küstenregion verteilt hätte. :breitgrins:
    Aber als Nichtschwimmer im Mittelmeer notzuwassern und von den libyschen Schlepper-Schiff Mal-Evil aufgelesen zu werden – klar, dass er da sein Geld noch brauchen wird.


    Wird der Autor mit Libyen den Flüchtlingsstrang noch mal aufgreifen?


  • Wärs keine Leserunde, ich würd' aufhören, zumal ich jetzt ja weiß: der will mit Sicherheit zu seiner Ikea-Freundin zurück. Och nö. Warum ist das so platt? Oder erwarte ich zuviel?


    Ich hätte schon den dritten Abschnitt nicht mehr gelesen. :rollen:

  • Die Schauspielerin ist ja nett. Ich wäre an ihrer Stelle entsetzt über den ungepflegten Mann in meinem Koffer.
    Den Verlust der Kleider kann sie natürlich gut verschmerzen, hat sie nun schon einen Grund für einen Shopping-Bummel und an Geld mangelt es ihr ja nicht.


    Dass Aya nun für sein 4-Seiten-Werk gleich mal 100.000 Euro Vorschuss bekommt, ist natürlich absurd. Aber nun hätte er alle Möglichkeiten, sein Leben zu ändern.
    Er könnte zurück nach Paris fliegen und mit Marie die Liebe erleben. Er könnte Gutes tun und sein Leben komplett umkrempeln.
    Aber es kommt natürlich erstmal wieder alles anders, da Gustavo einen italienischen Cousin auf den Zechpreller angesetzt hat. Der Taxifahrer ist echt ausdauernd nachtragend!
    Dass irgendein Flughafen-Gepäckarbeiter aber mal einfach so rauskriegt, wohin eine VIP-Person geflogen und in welchem Hotel sie dann untergebracht ist, halte ich auch mal wieder für weit hergeholt. Noch mehr, dass diese VIP ein Kleid vom Vorjahr im Gepäck hat, welches die klatschpresse-lesende Frau des Taxifahrers sofort erkennt :breitgrins: Aber muss wohl sein, sonst hätten sie Aya ja nicht so schnell wieder aufgespürt.


    Sehr nervig fand ich in diesem Abschnitt die diversen Aussprache-Interpretationen von Ayas Namen. Das ist nach zig Abwandlungen und Wiederholungen nicht mehr lustig.


    Aber egal, weiter gehts: Das Reisemittel ist diesmal also kein LKW und kein Flugzeug, sondern ein Heißluftballon. Und dann fällt er auch noch Piraten (?) in die Hände und das nächste Reiseziel ist nun keine schöne, europäische Stadt mehr, sondern ausgerechnet Libyen!

    LG, Dani


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  • Ach, ich weiß nicht. Ich finde das alles jetzt irgendwie so unrealistisch. Da findet die Schauspielerin unseren Fakir, hat jedoch weder Angst noch Zweifel und gibt ihm einfach ein Zimmer, Kleidung - und dann auch noch einen Buchvertrag, durch den er unheimlich viel Geld einnimmt. Sie denkt, er ist arm wie eine Kirchenmaus, doch wenn sie nur wüsste... Diese Stelle fand ich wirklich sehr seltsam, denn ich kann mir nicht vorstellen, dass das irgendjemand einfach so schnell machen würde. Als wäre sowas auch überhaupt möglich.


    Auch das mit dem Taxifahrer und dem geplanten Mord finde ich total übertrieben. Schade, dass das Buch wirklich so ins Negative geht... Auch das mit den Roma finde ich weiterhin total sch... Das gefällt mir überhaupt nicht, wenn ich nicht sogar behaupten kann, dass ich diese Stellen verabscheue.

  • Übrigens dürftet ihr die Schauspielerin alle kennen, siehe hier: http://de.wikipedia.org/wiki/Sophie_Marceau.


    Ich fand sie ja total dufte in "La Boum - Die Fete", ich glaub den Film habe ich gefühlt 1000 Mal gesehen. Und ja sie war wirklich mal ein Bondgirl...

    &WCF_AMPERSAND"Das Buch als Betriebssystem ist noch lange nicht am Ende&WCF_AMPERSAND" (H.M. Enzensberger)


  • Noch mehr, dass diese VIP ein Kleid vom Vorjahr im Gepäck hat, welches die klatschpresse-lesende Frau des Taxifahrers sofort erkennt :breitgrins:


    DAS hab ich mir auch gedacht :breitgrins:

    If you don't become the ocean, you'll be seasick every day.

    Leonard Cohen