Dan Simmons - Ilium

Es gibt 9 Antworten in diesem Thema, welches 4.398 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag () ist von Aeria.

  • Kaufen* bei

    Amazon
    Bücher.de
    Buch24.de

    * Werbe/Affiliate-Links


    Klappentext


    Thomas Hockenberry, ehemaliger Professor für Philosophie an der University of Indiana, wird nach seinem Tod zusammen mit einigen Fachkollegen von den Göttern des Olymp auserwählt, im Auftrag der Muse Melete als Kriegsberichterstatter in Ilium tätig zu werden. Als so genannter Scholiker mit raffinierten High-Tech-Geräten ausgestattet, die es ihm ermöglichen, mitten im Kampfgetümmel zu erscheinen und in Sekundenbruchteilen wieder zu verschwinden, soll er der Muse Zeugnis geben von den Wechselfällen des Trojanischen Krieges.


    Hockenberry kennt die "Ilias" allerdings zu genau, um nicht bald zu merken, dass sich zwischen dem, was er sieht, und den Versen Homers beträchtliche Diskrepanzen auftun. Hat sich der berühmte griechische Epiker in sträflicher Weise dichterische Freiheiten erlaubt, oder befindet er, Hockenberry, sich etwa im falschen Krieg? Doch die Wahrheit ist weitaus erschrekcender: Hockenberry wurde nicht auf dem griechischen Olymp wiedererweckt, sondern auf dem Olympus Mons, dem höchsten Berg des Mars. Und es hat ihn nicht in die Antike, sondern in eine ferne Zukunft verschlagen, in der schon vor Jahrhunderten das nackte Grauen Einzug gehalten hat...


    Meine Meinung


    Thomas Hockenberry ist einer von vielen Scholastikern (die in der Übersetzung aus mir noch nicht bekannten Gründen als Scholiker bezeichnet werden), die von Zeus nach ihrem Tode wiedererweckt wurden, um Zeitzeugen des Kampfes um Troja zu sein. Außer Zeus weiß keiner der Götter und Göttinen, die munter in das Geschehen eingreifen und mit dem Leben "ihrer" Menschen spielen, um den Ausgang dieses großen Krieges. Die Scholastiker müssen ihren Musen Bericht erstatten, dürfen jedoch nichts über zukünftige Ereignisse verraten.


    In einem weiteren Erzählstrang werden vier Moravecs, darunter Shakespeare Anhänger Mahnmut und Proust-Fan Orphu, zu einem Einsatz auf den Mars einberufen. Die Mission ist so geheim, dass nur der Anführer um den wahren Auftrag weiß.


    Auf der Erde in ferner Zukunft finden die Altmenschen Ada, Harmann, Daemon und Savi nach und nach zu ihrer eigentlichen Natur zurück, die von der Bequemlichkeit ihres bisherigen Lebens überschattet wurde.


    Nach einem recht zähen Anfang, bei dem man vor lauter griechischer Helden- und Götternamen kaum mehr weiß, wie man selbst heißt und den literarischen Diskussionen um Shakespeares Sonette und dem Eintauchen in Marcel Prousts (oder viel mehr Swanns) Welt fast nicht mehr folgen kann, weiß Dan Simmons diese drei so völlig unterschiedlichen Geschichten im Laufe des Buches geschickt miteinander zu verknüpfen. Der Autor beweist seine Belesenheit mit Andeutungen auf weitere Klassiker der Weltliteratur, doch immer noch ist die "Ilias" DAS Thema des Buches. Allvater Zeus erinnert an einen gutmütigen Onkel, der über eine Horde ungezogener Kleinkinder wacht. Die Götter und Göttinen sehen in den Menschen nicht mehr als Spielzeug, das man nach Herzenslust manipulieren und zerstören kann. Thomas Hockenberry ist ein liebenswerter Antiheld mit überaus trockenem Humor und einer gewissen Schicksalsergebenheit.


    Im Jahre 2005 soll die Fortsetzung "Olympos" erscheinen, weshalb "Ilium" natürlich kein wirklich befriedigendes Ende aufweist. Kein Cliffhanger, jedoch noch viele offene Fragen am Ende. Mag das Buch auch noch so langatmig beginnen: Es gewinnt immer mehr an Geschwindigkeit und Spannung, ist allerdings meiner Meinung nach nicht für einen absoluten Science Fiction Neuling zu empfehlen. Zu sehr lässt sich der Autor dazu verleiten, technische Geräte und absurde Begebenheiten einfach ohne Erklärung in den Raum zu stellen. So erfährt man erst spät, um was es sich bei den Servitoren und Voynixen, den Moravecs und den Faxportalen handelt.


    Aber ganz ehrlich gesagt: Das ist völlig egal! Die Geschichte ist oft so herrlich bitterböse und schwarzhumor geschrieben, dass man so gefangengenommen wird und sich nur noch nach einem sehnt: "Olympos".


    5ratten

    Rechtsextremismus ist wieder salonfähig gemacht worden, durch CDU/CSU und FDP.

    Einmal editiert, zuletzt von nimue ()

  • Hach, eigentlich hätte ich gute Lust, das Buch gleich nochmal zu lesen. Aber dann würden natürlich sofort die ganzen SUB-Bücher protestieren...

  • Nach der begeisterten Rezension landet das sofort auf meiner Wunschliste. Ich liebe so komplizierte Geschichten, je verwickelter desto besser (vorausgesetzt es gibt schließlich eine logische Zusammenführung ;) )

    Viele Grüße aus dem Zwielicht<br />[size=9px]Rihla.info | blooks - Rezensionen und mehr<br />[b][url=http://www.librarythi

  • Hört sich sehr crazy und interessant an.
    Ich denke da werde ich mich in absehbarer Zeit ranmachen.
    Wenn du dermaßen begeistert bist, kann das Buch ja nur gut sein...


    Danke für den Tipp.


    Ragle

  • Hier schrieb ich ja schon über ein paar Ungereimtheiten in "Ilium".


    Nun habe ich das Buch noch einmal gelesen - zum vierten mal! - und eine interessante Fußnote in der russischen Ausgabe entdeckt.


    Diese Fußnote bezieht sich auf die KGMs bzw. die Zeks. Dan Simmons entnahm dieses Wort angeblich dem Buch "Ein Tag im Leben des Iwan Denisowitsch" von Solschenizyn, wo das Wort "Zeks" in Zusammenhang mit der "Scharaschka" steht - einem wissenschaftlichen oder technischen Spezialinstitut, dessen Personal aus Häftlingen besteht, diese Häftlinge wurden (so Simmons) "Zeks" genannt.


    In der russischen Ausgabe schreibt der Übersetzer in der Fußnote, dass er nicht wisse, wie Simmons ausgerechnet auf "Ein Tag..." kommt, die "Scharaschka" komme in einem ganz anderen Buch von Solschenizyn vor. Außerdem wird jeder x-beliebige Häftling in Russland Zek genannt (und dafür brauche ich nicht mal einen Übersetzer, der mir das erklärt), das Wort ist eine Abkürzung von "der Eingesperrte".


    :rollen:
    Liebe Hummel, es wird Zeit, dass "Olympos" erscheint, ich lese "Ilium" sonst womöglich zum fünften Mal und finde noch mehr solcher Ungereimtheiten...


    ***
    Aeria

  • Lauf Randomhouse (Heyne) Homepage soll es im März so weit sein.
    Also nichtmehr sooo lange, aber doch noch viel zu lange :)


    lg Stefan

  • Dann will ich mal auch meine Meinung zu Ilium kundtun.


    Kaufen* bei

    Amazon
    Bücher.de
    Buch24.de

    * Werbe/Affiliate-Links


    Inhalt: Thomas Hockenberry wird auf dem Mars von den Göttern wiedergeboren um den Verlauf der Ilias als Scholiker zu dokumentieren. Bald kommt er drauf, dass es viele Unterschiede zur Ilias des Homer gibt. Er wird in einen Kampf zwischen den Göttern und den Menschen des Ilium verwickelt.


    Meine Meinung: Nachdem das Buch von allen Seiten so hochgelobt wurde und wird, hatte ich auch sehr hohe Erwartungen, die in den ersten 100 Seiten einmal maßlos enttäuscht wurden. Ich fand die ganze Geschichte zwar sehr nett, aber mir war alles einfach viel zu langatmig und zu langsam.


    Dann wurde die Geschichte aber besser und besser. Je weiter ich in diese Welt eindrang, die aus insgesamt drei Handlungssträngen besteht, die sich nach und nach annähern, bekam die Geschichte einen tieferen Sinn. Die letzten 300 Seiten habe ich nur mehr verschlungen und wollte das Buch nicht mehr aus der Hand legen. Jetzt verstand ich, warum das Buch so hochgelobt wird.


    Einziger negativer Effekt: Viele Fragen bleiben am Ende offen und man muss gezwungenermaßen den Nachfolger "Olympos" lesen. Was ich dann auch tun werde. :breitgrins:


    Für Einsteiger in das Genre Science Fiction würde ich diesen Roman dennoch nicht empfehlen. Was ich als sehr witzig empfunden habe, ist dass Simmons in seinem Buch andere Bücher erwähnt: Proust, Shakespeare, Dracula und einige weitere noch.


    Von mir bekommt das Buch 5ratten


    Katrin

  • Thomas Hockenberry wird fuer mich immer eine Kreuzung aus Thomas von Aquin (der Scholastiker! :D) und dem Journalisten John Hockenberry, der querschnittgelaehmt ist und trotzdem fuer das NASA-Weltraumprogramm ausgewaehlt wurde.


    Im Studium fand ich Homer irre anstrengend, aber dass ich das ganze Zeug mal gelesen hab, hat mir sicher geholfen, um diesen Riesenroman zu verstehen. Das ist echte Liteatur, weil Simmons es schafft, in diesen Roman viele Andeutungen und Motive aus anderen grossen Werken einzubauen. Danach hatte ich richtig Lust nochmal Homer, Nabokov und Shakespeare zu lesen! :klatschen:

  • Vor ein paar Wochen ist eine Neuauflage von "Ilium" erschienen, diesmal mit dem Original-Cover der US-Ausgabe:


    Kaufen* bei

    Amazon
    Bücher.de
    Buch24.de

    * Werbe/Affiliate-Links


    Bedauerlicherweise wurde der eBook-Preis von 8,99 Euro auf 13,99 Euro angehoben. Ich hatte zwar nie das Bedürfnis, das eBook zu lesen, aber das ärgert mich nun doch.


    ***

    Aeria

    (die sich die neue TB-Ausgabe bestellt hat)