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Klappentext
Thomas Hockenberry, ehemaliger Professor für Philosophie an der University of Indiana, wird nach seinem Tod zusammen mit einigen Fachkollegen von den Göttern des Olymp auserwählt, im Auftrag der Muse Melete als Kriegsberichterstatter in Ilium tätig zu werden. Als so genannter Scholiker mit raffinierten High-Tech-Geräten ausgestattet, die es ihm ermöglichen, mitten im Kampfgetümmel zu erscheinen und in Sekundenbruchteilen wieder zu verschwinden, soll er der Muse Zeugnis geben von den Wechselfällen des Trojanischen Krieges.
Hockenberry kennt die "Ilias" allerdings zu genau, um nicht bald zu merken, dass sich zwischen dem, was er sieht, und den Versen Homers beträchtliche Diskrepanzen auftun. Hat sich der berühmte griechische Epiker in sträflicher Weise dichterische Freiheiten erlaubt, oder befindet er, Hockenberry, sich etwa im falschen Krieg? Doch die Wahrheit ist weitaus erschrekcender: Hockenberry wurde nicht auf dem griechischen Olymp wiedererweckt, sondern auf dem Olympus Mons, dem höchsten Berg des Mars. Und es hat ihn nicht in die Antike, sondern in eine ferne Zukunft verschlagen, in der schon vor Jahrhunderten das nackte Grauen Einzug gehalten hat...
Meine Meinung
Thomas Hockenberry ist einer von vielen Scholastikern (die in der Übersetzung aus mir noch nicht bekannten Gründen als Scholiker bezeichnet werden), die von Zeus nach ihrem Tode wiedererweckt wurden, um Zeitzeugen des Kampfes um Troja zu sein. Außer Zeus weiß keiner der Götter und Göttinen, die munter in das Geschehen eingreifen und mit dem Leben "ihrer" Menschen spielen, um den Ausgang dieses großen Krieges. Die Scholastiker müssen ihren Musen Bericht erstatten, dürfen jedoch nichts über zukünftige Ereignisse verraten.
In einem weiteren Erzählstrang werden vier Moravecs, darunter Shakespeare Anhänger Mahnmut und Proust-Fan Orphu, zu einem Einsatz auf den Mars einberufen. Die Mission ist so geheim, dass nur der Anführer um den wahren Auftrag weiß.
Auf der Erde in ferner Zukunft finden die Altmenschen Ada, Harmann, Daemon und Savi nach und nach zu ihrer eigentlichen Natur zurück, die von der Bequemlichkeit ihres bisherigen Lebens überschattet wurde.
Nach einem recht zähen Anfang, bei dem man vor lauter griechischer Helden- und Götternamen kaum mehr weiß, wie man selbst heißt und den literarischen Diskussionen um Shakespeares Sonette und dem Eintauchen in Marcel Prousts (oder viel mehr Swanns) Welt fast nicht mehr folgen kann, weiß Dan Simmons diese drei so völlig unterschiedlichen Geschichten im Laufe des Buches geschickt miteinander zu verknüpfen. Der Autor beweist seine Belesenheit mit Andeutungen auf weitere Klassiker der Weltliteratur, doch immer noch ist die "Ilias" DAS Thema des Buches. Allvater Zeus erinnert an einen gutmütigen Onkel, der über eine Horde ungezogener Kleinkinder wacht. Die Götter und Göttinen sehen in den Menschen nicht mehr als Spielzeug, das man nach Herzenslust manipulieren und zerstören kann. Thomas Hockenberry ist ein liebenswerter Antiheld mit überaus trockenem Humor und einer gewissen Schicksalsergebenheit.
Im Jahre 2005 soll die Fortsetzung "Olympos" erscheinen, weshalb "Ilium" natürlich kein wirklich befriedigendes Ende aufweist. Kein Cliffhanger, jedoch noch viele offene Fragen am Ende. Mag das Buch auch noch so langatmig beginnen: Es gewinnt immer mehr an Geschwindigkeit und Spannung, ist allerdings meiner Meinung nach nicht für einen absoluten Science Fiction Neuling zu empfehlen. Zu sehr lässt sich der Autor dazu verleiten, technische Geräte und absurde Begebenheiten einfach ohne Erklärung in den Raum zu stellen. So erfährt man erst spät, um was es sich bei den Servitoren und Voynixen, den Moravecs und den Faxportalen handelt.
Aber ganz ehrlich gesagt: Das ist völlig egal! Die Geschichte ist oft so herrlich bitterböse und schwarzhumor geschrieben, dass man so gefangengenommen wird und sich nur noch nach einem sehnt: "Olympos".