Upton Sinclair - The Jungle (Der Dschungel)

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    Um das Jahr 1900 kommt der Litauer Jurgis Rudkus mit seiner Braut, seinem Vater und einigen Verwandten nach Chicago, um hier ein besseres Leben zu führen. Da in den Schlachthöfen immer Arbeiter gesucht werden, kommen sie hier unter. Durch eine Verkettung unglücklicher Umstände gerät aber das Leben aller aus den Fugen. Einige Mitglieder der Familie verlieren ihr Leben und Jurgis sackt gesellschaftlich auf das unterste Niveau.


    Das Buch ist aus unterschiedlichen Gründen nicht einfach zu lesen. Sinclair schildert die Arbeit in den Schlachthäusern in aller Ausführlichkeit. Obwohl er dabei immer sachlich bleibt, sind die Details doch Grauen erregend. Nicht nur die Tiere erleiden Schreckliches, auch die die Arbeitsumstände der Angestellten sind unerträglich und schlecht bezahlt. Doch die Menschen sind froh, wenigstens diese Einkünfte zu haben. Wer sich dagegen auflehnt, wird entlassen, denn es warten genügend andere auf einen Job. Später im Buch wird es ähnlich ausführlich, als Jurgis zum Ende hin bei einer Versammlung aktive Sozialisten kennen lernt und flammende Reden, aber auch Diskussionen seitenlang ausführlichst wiedergegeben werden.


    Es ist schier unglaublich, was der litauischen Familie alles widerfährt. Sinclair lässt in der Hinsicht kaum etwas aus. Ebenso wie Jurgis sind alle grundehrliche Menschen, die nichts anderes wollen, als genügend Geld zu verdienen, um ein einigermaßen angenehmes Leben ohne Hunger und mit einem Dach über dem Kopf zu haben. Doch sie tappen von einem Schicksalsschlag zum nächsten und sind die geborenen Opfer, die aus reinem Unvermögen und Gutgläubigkeit unfähig sind, sich zu wehren. Auf der anderen Seite stehen die Halunken, egal ob Kollegen, Kneipenbesitzer, Polizisten oder Immobilienmakler. Alle wollen den letzten Cent aus den arglosen Einwanderern herausholen oder sie zu ihrem Vorteil ausnutzen. Mit der Zeit wird diese Schwarz-Weiß-Malerei richtig ermüdend. Es gibt nur Gute oder Böse, keine Grauzone dazwischen.


    In der zweiten Hälfte des Buches verlagert sich die Handlung vom Schlachthof auf die Situation der Arbeiter allgemein: Schlechte Löhne, Streiks, Manipulation durch Politiker und die stetige Notwendigkeit, wenigstens ein paar Dollar für den täglichen Lebensunterhalt zu erarbeiten. Jurgis macht hier eine Wandlung durch, die sich mit seiner Ehrlichkeit nicht verträgt. Allerdings hat er nicht die Möglichkeit, wählerisch zu sein und gerät dadurch in fragwürdige Kreise.


    Sinclair spricht mit seinem Buch gleich mehrere heiße Themen an: Die widrigen Lebensumstände der Einwanderer, die Arbeitsbedingungen in den profitorientierten Fabriken, das korrupte Polizei- und Beamtensystem. Er bleibt immer sachlich, nimmt sich aber sehr viel Zeit, um alle Einzelheiten zu beschreiben, vor allem zu Beginn während der Zeit im Schlachthof. Jurgis und seine Familie rücken dabei zeitweise so weit in den Hintergrund, dass sie nur noch als Mittel zum Zweck erscheinen. In gewisser Weise fallen sie der Sachlichkeit zum Opfer. Als Leser steht man immer ein wenig neben der Handlung, weil zu viel einfach nur erzählt wird und nicht aktiv passiert.


    Sicherlich ein wichtiges Buch, nicht nur zum Zeitpunkt seines Erscheinens 1906, sondern zum Teil auch noch heute, weil sich an manchen Gegebenheiten wenig geändert hat. Es sind zwar zum Großteil Themen, die mich auch interessieren, aber die Umsetzung sagt mir nicht zu. Ich sehe zu oft den erhobenen Zeigefinger und anklagende Blicke. Sinclair wollte auf Missstände hinweisen, was ihm perfekt gelungen ist, aber die Verknüpfung mit einer Romanhandlung ist nicht überzeugend. Dies ist definitiv kein „Wohlfühlbuch“, das man zur Entspannung liest. Besonders die sozialistische Schiene, die zum Ende des Buches hin gefahren wird, verlangt entweder Interesse oder Vorkenntnisse, um noch mit Begeisterung weiterzulesen. Bei mir ist in dieser Hinsicht beides nur begrenzt vorhanden, außerdem war mein Englisch für das Fachgesimpel schlicht nicht ausreichend. Die letzten 40 Seiten habe ich deshalb nur noch quergelesen.


    3ratten