Susanne Gerdom - Queen of Clouds: Die Wolkentürme

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    Susanne Gerdom - Queen of Clouds: Die Wolkentürme


    Fantastischer Genre-Mix


    Im Reich des Panarchen Laurenz werden seit Generationen die Schluchter von den Bewohnern der Türme ausgebeutet und ausgepresst. Während es den adeligen Türmern an nichts fehlt, leiden die Schluchter an Hunger und Entbehrung und müssen oftmals in den Untergeschossen der Türme schwere Arbeit leisten.
    Die Schluchterin Melania wurde von Laurenz als dessen neue Favoritin erwählt und teilt sein Bett - eine kluge Frau, die versucht, ihre neue Stellung für ihre Ziele zu nutzen.
    Für seinen Lieblingssohn Valentin hat der Panarch eigene Pläne, die Valentin jedoch nicht immer gefallen.
    Elster, eine junge Schluchterin bringt sich in große Schwierigkeiten: ihr droht die Gefangenschaft im Turm. Das Oberhaupt der Schluchter, das ewige Prinzip, hat jedoch andere Pläne mit Elster. Sie ist der Meinung, daß es Zeit wird, nach dem Ewigen König zu suchen, dessen Erweckung das Ungleichgewicht zwischen Türmern und Schluchtern ausgleichen soll.


    Mit ihrem neuen Roman entführt die Autorin die Leser in eine unheimliche Welt aus dicht bewälderten Schluchten und hohen Türmen, die die Wolken berühren. Dieses Ungleichgewicht spiegelt sich auch in der Lebensqualität der Schluchter und Türmer wider, wobei das vermeintlich bessere Leben der Türmer geprägt ist von Mißtrauen und höfischen Intrigen. Dem Leser kommen viele Aspekte der Welt der Schluchter und Türmer schnell vertraut vor, vor allem, wenn es um die Artefakte geht, die die Schluchter in den geheimnisvollen Alten Kammern finden.


    Die Entwicklung der spannenden Handlung konnte mich einige Male überraschen, vieles kam anders, als ich es erwartet habe. Dadurch, daß zum Schluß nicht alle Fragen beantwortet werden, was mich aber nicht gestört hat, bleibt der eigenen Phantasie genügend Interpretationsspielraum, was es mit dem Ewigen König und seinem mysteriösen Turm Null auf sich hat.


    Das Buch ist zwar ein Fantasybuch, aber so ganz klar sind die Grenzen nicht gezogen: neben Tesla-Waffen tauchen auch Elemente aus dem Science-Fiction-Bereich auf. Da ich solchen Genre-Mix liebe, war ich natürlich ganz begeistert.


    Die Charaktere sind gewohnt detailliert und facettenreich gezeichnet: Elster ist eine Schluchterin, die sich mit ihrem Tun und ihrem frechen Mundwerk manches Mal in Schwierigkeiten bringt. Ihr Freund, der Mechaniker Indigo hat mir mit seiner ruhigen Art sehr gut gefallen, außerdem ist er Elster ein sehr zuverlässiger Freund, der sie auch in ausweglosen Situationen nicht hängen läßt.
    Elsters Zwillingsschwester Winter ist eine Auserwählte, da ihre Magiebegabung sehr umfassend ist – sehr zum Mißfallen ihrer Schwester, die nur wenig Magie abgekommen hat und auf deren Erwachen immer noch wartet. Dann gibt es noch den geheimnisvollen Steuermann, der die Suche nach dem Ewigen König begleiten soll und über außergewöhnliche Fähigkeiten zu verfügen scheint.


    Bei den Türmern hat mir Leona sehr gut gefallen, eine Cousine von Valentin, die äußerst wehrhaft ist und eine der wenigen Personen, denen Valentin als Erbe des Panarchats vertrauen kann. Valentin selbst muß als zukünftiger Erbe Entscheidungen treffen und akzeptieren, die er nicht immer mit seinem Gewissen vereinbaren kann. Sein Erzieher Alban hat mir einige Fragen aufgegeben, er scheint etwas vor seinem Zögling zu verbergen, außerdem hatte ich aufgrund seiner Alkoholsucht das Gefühl, daß ihn irgendwas aus seiner Vergangenheit beschäftigt.


    Das Buch ist zwar in sich abgeschlossen, läßt aber genügend Raum und Potential für eine Fortsetzung, über die ich mich sehr freuen würde.


    5ratten

    Liebe Grüße

    Karin

  • Die Welt ist aufgeteilt in Türme und Schluchten. Die Türmer leben in Wohlstand, doch nur auf Kosten der Schluchter. Diese leben in Dörfern und müssen das Land bestellen und für Nahrung sorgen, aber von allem einen Zehnt an die Türmer abgeben – sogar von ihren Kindern, denn anscheinend werden in den Türmen nicht genug Kinder geboren.
    In unterirdischen Kammern gehen ausgewählte Mitglieder der Dorfbewohner auf die Suche nach Artefakten aus längst vergangenen Zeiten. Doch alles was nützlich erscheint, muss an die Türme abgegeben werden.
    Elster ist ein junges Mädchen, das gemeinsam mit ihrem besten Freund Indigo immer wieder gegen die Regeln verstößt. Sie klettert an einem Turm hoch, um einen Eingang zu finden, die beiden stoßen gemeinsam heimlich in die unterirdischen Kammern vor, obwohl sie nicht zu den Suchern gehören.


    Als eines Tages ihr Dorf von mehreren jungen Männern aus den Türmen überfallen wird, die eine junge Frau vergewaltigen und verschleppen wollen, überlegt Elster nicht lange, sondern stürzt sich impulsiv auf einen der Angreifer. Es gelingt ihr auch, ihn zu verletzen und zur Flucht zu zwingen, doch zu ihrem Pech handelt es sich um einen der Söhne des Panarchen, des Oberhauptes der Türmer. Eine schwere Bestrafung erscheint unerlässlich.


    Parallel zum Leben in den Dörfern lernen wir auch die Gesellschaft der Türmer näher kennen. Ihr Anführer ist der Panarch Laurenz, dessen zahlreiche Söhne aus diversen Affären darum wetteifern, wer einst sein Nachfolger werden wird. Laurenz hat hierfür seinen Sohn Valentin vorgesehen, der im Vergleich zu seinen Halbbrüdern einen sehr sympathischen Eindruck macht.


    Eine weitere wichtige Rolle in der Geschichte spielt Melanie, die aktuelle Geliebte des Panarchen.


    Durch den Zusammenstoß in Elsters Dorf erhält die Geschichte eine andere Wendung. Das Oberhaupt der Schluchter und der Panarch entscheiden, dass es nun an der Zeit ist, eine alte Prophezeiung zu erfüllen, und Valentin und Elster werden gemeinsam mit ihren jeweiligen Freunden auf eine Reise geschickt, an deren Ende sie den legendären und seit langem verschollenen Turm Null finden und den mysteriösen Ewigen König befreien sollen.


    Susanne Gerdom schafft hier wieder einmal eine wunderbar abwechslungsreiche und phantasievolle Geschichte, die aber auch den Gedanken und Ideen der Leser noch Platz für eigene Interpretation und Weiterentwicklung bietet.
    Ihre Figuren sind wie immer äußerst interessant und vielschichtig angelegt. Dadurch wirken sie lebendig und man geht als Leser richtig mit ihnen mit.


    Das Buch ist in sich abgeschlossen, bietet aber meiner Meinung nach noch sehr viel Potential für eine Fortsetzung, die ich sehr gerne lesen würde!


    :tipp:

    LG, Dani


    **kein Forums-Support per PN - bei Fragen/Problemen bitte im Hilfebereich melden**

  • Eine magische Welt und eine Prophezeiung


    Inhalt:
    Es gibt Menschen, die in Türmen leben und über diejenigen herrschen, die in den Schluchten leben. Die Schluchter müssen den Türmern dienen und einen Zehnt abgeben. Da relative Unfruchtbarkeit der Menschen das Land wie eine Epidemie überfallen hat, werden den Schluchtern sogar Kinder geraubt. Kein Wunder, dass es über kurz oder lang zu einer Rebellion kommt.


    Daneben existiert noch eine Prophezeiung, nach der die Schluchter und die Türmer zusammen den Turm Null finden und dort den Ewigen König erwecken sollen, um das Gleichgewicht wieder herzustellen. Diese Aufgabe fällt der Schluchterin Elster und dem Türmer Valentin und ihren Freunden zu. Eine abenteuerliche Reise beginnt, die aufgrund der Feindschaft der beiden Gruppen nicht immer harmonisch verläuft.


    Meine Meinung:
    Wieder einmal beweist Susanne Gerdom mit ihrem neuesten Werk, über welch enorme Fantasie sie verfügt. Sie hat eine tolle Welt entwickelt, die ganz entfernt an unsere reale Welt erinnert, aber dann doch wieder nicht. Dabei beschreibt sie die Umgebung so bildhaft, dass bei mir sofort das Kopfkino in Gang gesetzt wurde. So macht das Lesen gleich noch viel mehr Spaß! Susanne Gerdom schreibt wie gewohnt sehr fesselnd und immer wieder mit einer Prise Humor, was das Lesen zu einem spannenden Vergnügen macht.


    Erzählt wird aus verschiedenen Perspektiven, anfangs abwechselnd aus der Sicht von Elster und Valentin, später auch aus Melanias Perspektive. Dadurch wird das Geschehen umfassend beleuchtet, und der Leser erhält Einblick in die Gedanken und Gefühle verschiedener Charaktere.


    Die Protagonisten sind hervorragend ausgearbeitet. Man kann sich ein Bild von ihnen machen, man kann ihre Handlungsweisen meistens gut nachvollziehen. Sie sind mit Ecken und Kanten versehen, keine der Figuren ist nur schwarz oder nur weiß. Sie sind teilweise mit Zweifeln und zwiespältigen Gefühlen ausgestattet, was sie umso authentischer wirken lässt.


    Besonders die Figur der Elster mochte ich sehr. Sie ist ein bisschen unzufrieden, rebellisch, aber im Grunde doch herzensgut. Ihr zur Seite steht ihr bester Freund Indigo, dessen romantische Gefühle Elster zu seinem Leidwesen nicht erwidert. Auch die anderen Paarungen geben viele Rätsel auf. Es wartet manche Überraschung auf den Leser, wer hier mit wem wie verbandelt ist. Doch auch hinter den Identitäten mancher Personen stecken Geheimnisse, die entdeckt werden wollen. So kann ich nur genaues Lesen, auch zwischen den Zeilen, empfehlen, um die versteckten Hinweise rechtzeitig zu bemerken.


    Das Buch ist ein Einzelband, am Ende sind die wichtigsten Fragen aufgeklärt. Doch gibt es über diese Welt noch so viel zu erfahren, dass ein Fortsetzungsband durchaus vorstellbar und wünschenswert ist.


    Fazit:
    Ein toller, vielschichtiger Fantasyroman für Menschen ab ca. 14 Jahren, nach oben ohne Altersbeschränkung. Ich kann nur eines empfehlen: LESEN!


    5ratten :tipp:

  • Atmosphärisch dichtes Fantasy-Abenteuer, das einen den Atem anhalten lässt


    Klappentext
    „Ihr Leben könnte gegensätzlicher nicht sein:
    Der junge Adelige Valentin wächst im Prunk und im Luxus der Wolkentürme auf, von Kindesbeinen an dazu erzogen, einmal seinen Vater, den mächtigen Panarchen, zu beerben.
    Elster ist ein Kind der Schluchten – groß geworden in den endlosen Wäldern und seit ihrer Geburt dazu verpflichtet Frondienste zu leisten und den Türmen zu dienen.
    Was bewegt Om, das allwissende Prinzip und Oberhaupt der Schluchter, und den Panarchen, den Herrscher der Türme, dazu, ausgerechnet diese beiden gemeinsam auf eine riskante Mission zu schicken?
    Zumal das Schicksal ihrer beider Völker vom erfolgreichen Ausgang dieser Aufgabe abhängt …“

    Gestaltung

    Das Cover ist wirklich mysteriös und einfach atemberaubend. Man sieht zwei Türme, die bis in die Wolken ragen. Der Ast oder die Ranke, die über den Titel „Queen of Clouds – Wolkentürme“ ragt ist blattlos und trägt so zur düsteren Atmosphäre des Covers bei. Schön fand ich auch die Muster, die man im schwarzen Hintergrund sieht.


    Meine Meinung
    Die Geschichte von „Queen of Clouds“ ist wirklich eine der ganz Besonderen. Ein wahrer Diamant unter den ganzen Fantasygeschichten. In einer wundervoll kreativen, fantasiereichen und wirklich durchdachten Welt erleben sympathische Figuren Abenteuer, befinden sich in der ein oder anderen Gefahr und versuchen dabei das Fortbestehen ihrer Gesellschaft zu retten. Die Handlung ist voller Atmosphäre und nimmt den Leser so in seinen Bann. Vor allem die Idee der Wolkentürme ist dabei innovativ, sehr gut ausgestaltet und faszinierend!


    Erzählt wird in der 3. Person, wobei zunächst abwechselnd aus der Sicht von Elster und Valentin berichtet wird. Ein Kapitel erzählt so Elsters Leben, während das nächste Valentins Erlebnisse in den Blick nimmt. Im späteren Verlauf der Handlung wird noch aus der Sichtweise einer weiteren Person berichtet, nämlich aus Melanias Sicht. Melania ist die Geliebte des Panarchen, des Anführers der Türmer. So setzt sich die Handlung stückweise zusammen, da der Leser zum einen die Geschehnisse, Intrigen sowie Gespräche im Turm erfährt und zum anderen die Mission von Elster, Valentin und ihren Freunden miterlebt.


    Die Charaktere sind dabei so unterschiedlich, wie man nur sein kann. Auf die Mission kommen neben Elster und Valentin wirklich viele ihrer Freunde mit. Elster ist selbstbewusst, stark und frech, ihre Zwillingsschwester Winter hingegen ist ruhig und besonnen, während Indigo Elsters treuen besten Freund darstellt. Auf Seiten der Türmer wäre da Valentin, der Erbe des Panarchen, der immer auf der Hut ist, gut kämpfen kann und vorausschauend handeln muss. Seine Cousine Leona ist eine untypische Türmerin, sie kann kämpfen, ist ihrem Cousin treu ergeben und nicht auf den Mund gefallen. Hinzukommen noch Valentins bester Freund sowie treue Seele Cosimo und Valentins Erzieher sowie Alkoholiker Alban. Und dann wäre da noch der Steuermann, ein Schluchter, der mysteriöser nicht sein könnte. Er ist weise und wirft im Verlauf der Handlung eine Frage nach der anderen auf.


    Aber auch der Panarch und seine Geliebte Melania werden vielfältig dargestellt. Hat man zunächst den Eindruck, der Panarch sei ein kalter, herrschsüchtiger Mann, so lernt man ihn doch immer besser kennen und entdeckt wirklich menschliche, freundliche Züge an ihm. Seine Geliebte spielt vor allem ab der Mitte des Romans eine größere Rolle. Sie ist klug, verschmitzt und vor allem ihr innerer Konflikt wird für den Leser sehr gut nachvollziehbar dargestellt. Auf der einen Seite liebt sie den Panarchen, auf der anderen Seite möchte sie aber auch Rache.


    Zu etwas Besonderem wurde dieser Roman vor allem durch Susanne Gerdoms Schreibstil. Ich habe bisher noch nichts von dieser Autorin gelesen, aber sie versteht es grandios, den Leser die Handlung miterleben zu lassen. Der Schreibstil ist so bildlich, wie Kopfkino! Bei „Queen of Clouds“ findet sich der Leser in einer fremden Welt wieder, man weiß zu Beginn irgendwie noch gar nicht so recht, wie es zu den Lebensumständen kam, aber man kann sich alles wirklich haargenau vorstellen und erlebt alles so richtig mit!


    Durch diesen angenehm zu lesenden Stil fliegt man geradezu durch die Seiten. Die Geschichte spinnt ihre Fäden immer weiter, sodass man Vermutungen anstellen kann und dennoch die ein oder andere Überraschung erlebt. So wird die Spannung konsequent aufrechterhalten. Interessant war auch die Darstellung der absolut konträren Lebensweisen der Türmer und Schluchter, also der Menschen, die auf den Türmen oder in den Schluchten leben. Während die Türmer im Überfluss leben, haben die Schluchter noch nicht einmal genug Essen. Sie müssen Essen, Kinder und Fundstücke an die Türme abgeben. So kommt es zu bei ihnen Unzufriedenheit, die in einer Widerstandsorganisation zum Ausdruck kommt.


    Größtenteils geht es in „Queen of Clouds“ um das Leben der Menschen im Turm sowie in den Schluchten, um die Lebensumstände, die Ungerechtigkeiten und die Widerstände. Erst gegen Ende des Romans geht es wirklich ausschließlich um die im Klappentext thematisierte Mission. Zuvor werden über einen langen Zeitraum die Figuren zueinander geführt, die Reise wird vorbereitet und die Erlebnisse zwischen Panarchen und Melania werden erzählt.


    Der Klappentext klingt allerdings so, als würde das Augenmerk des Romans auf Elster, Valentin und ihre Mission liegen. Dies weckt falsche Erwartungen, da es in „Queen of Clouds“ um noch so vieles mehr geht. Allerdings habe ich nun während der Lektüre die ganze Zeit auf dieses Abenteuer, eine Suchaktion mit vielen Gefahren und einen langen, beschwerlichen Weg bzw. eine Reise dieser beiden Figuren gewartet. Natürlich gab es diese Abenteuer, Gefahren und die Reise auch, ja. Aber erwartet habe ich nach dem Klappentext irgendwie etwas ganz anderes.

    Fazit

    „Queen of Clouds“ ist ein atmosphärisch dicht erzählter Roman mit einem wundervollen Schreibstil, spannenden Entwicklungen und einer ganz bezaubernden, innovativen Grundidee. Unvorhersehbare (Liebes-)Beziehungen, mysteriöse Figuren und tiefgründige Handlungsstränge, die nach und nach zusammengezogen und –geführt werden machen „Queen of Clouds“ zu einem unvergesslichen Leseerlebnis. Einzig der etwas in die Irre führende Klappentext weckt beim Leser andere Erwartungen an die Handlung. Denn das, was der Leser bekommt, ist so viel vielschichtiger, dass es schade ist, dass sich der Klappentext nur auf einen Aspekt konzentriert. Daher meine Empfehlung: Lest den Klappentext nicht, sondern lasst euch einfach so von dieser wundervollen Geschichte verzaubern!
    4 von 5 Sternen!
    4ratten

  • Klappentext:
    Ihr Leben könnte gegensätzlicher nicht sein: Der junge Adelige Valentin wächst im Prunk und im Luxus der Wolkentürme auf, von Kindesbeinen an dazu erzogen, einmal seinen Vater, den mächtigen Panarchen, zu beerben. Elster ist ein Kind der Schluchten – groß geworden in den endlosen Wäldern und seit ihrer Geburt dazu verpflichtet Frondienste zu leisten und den Türmen zu dienen. Was bewegt Om, das allwissende Prinzip und Oberhaupt der Schluchter, und den Panarchen, den Herrscher der Türme, dazu, ausgerechnet diese beiden gemeinsam auf eine riskante Reise zu schicken? Zumal das Schicksal ihrer beider Völker vom erfolgreichen Ausgang dieser Mission abhängt…


    Inhalt:
    Eine Expedition, die gegensätzlicher nicht sein könnte: zwei Gesellschaftstypen stehen sich gegenüber – die Schluchter, die in einfachen Verhältnissen leben, kaum genug zum Essen haben, die ein Teil ihres Besitzes und ihrer Erträge an „die Oberen“ abgeben müssen und dazu noch ständig in der Gefahr stehen, dass ihre Kinder entführt werden. Und die Türmer, die keinem Menschen vertrauen können, weil sich alle in der Machthierarchie eine möglichst gute Ausgangsposition sichern wollen. Intrigen, Kämpfe und Mord stehen auf der Tagesordnung, zur Entspannung vergnügt man sich mit den jungen Frauen der Schluchter. Um eine alte Prophezeiung zu erfüllen, wird eine gemeinsame Expedition von Türmern und Schluchtern unternommen.


    Meine Meinung:
    Ein Buch, das mich begeistert – die Geschichte ist interessant und spannend. Man kann kaum erwarten, weiterzulesen und die neusten Entwicklungen mit zu verfolgen. Die Hintergründe sind sehr gut durchdacht und mit viel Liebe für das Detail erzählt.
    Kein Charakter bleibt in seiner Darstellung oberflächlich. Durch die gute Charakterisierungen kann man schwierigen Entscheidungen und interessante Handlungsweisen der einzelnen Personen sehr gut nachvollziehen und miterleben.
    Sehr gelungen finde ich das kurze Crossover zur Science Fiction, was ruhig hätte mehr Platz erfahren dürfen.
    Ein rundherum empfehlenswertes Buch mit einer Gedankenwelt und einer Personenauswahl, der ich gerne noch einmal begegnen würde.
    5ratten

  • Während Valentin als designierter Nachfolger des Panarchen in einem Wolkenturm dem Luxus frönt, kämpt Elster täglich in den Schluchten um ausreichend Nahrung und ums Überleben. Beide Völker könnten unterschiedlicher nicht sein. Die Privilegierten der Türme beuten die Schluchter aus und lassen sämtliche Arbeiten von ihnen verrichten. Alle Bequemlichkeiten des Lebens scheinen nur für sie reserviert.


    Die Schluchter hingegen leben ein karges Leben, stets in den Diensten der Türmer. Nur einige wenige von ihnen sind davon ausgenommen; diejenigen, die über Magie herrschen. Wie auch Elsters Zwillingsschwester Winter. Doch als das Schicksal die Zukunft beider Völker bedroht, sind sie gezwungen zusammenzuarbeiten, denn nur gemeinsam können sie das Fortbestehen ihrer Welt sichern. Wird es ihnen gelingen?


    Meine Meinung:


    Dies ist mein zweites Buch von Susanne Gerdom und wieder bin ich unheimlich begeistert von dem komplexen Weltenbild, das sie in ihrem Buch aufgebaut hat und, das sie aus diversen Erzahlperspektiven erläutert und zum Leben erweckt.


    Die Türmer scheinen alles zu haben und gleich wieder auch nichts. Denn hier herrscht das Recht des Blutes und des Stärkeren. Diejenigen, die Macht besitzen, müssen immer auf der Hut sein. Jederzeit kann ihnen ein anderer auflauern, der sie kaltblütig töten will. Intrigen sind an der Tagesordnung und Freundschaft und Vertrauen untereinander sehr selten. Valentins einzige Vertraute scheinen sein Freund Cosimo, sein Lehrer und Erzieher Alban und seine Cousine Leona zu sein, doch auch sie können ihn nicht immer vor den zahlreichen Anschlägen bewahren, so dass er stets in Alarmbereitschaft leben muss.


    Wohingegen den Schluchtern Familie und Freunde sehr wichtig sind, ebenso wie die komplette Dorfgemeinschaft, denn sie alle sind geeint in ihrer Aufgabe, für das Wohl der Türmer zu arbeiten. Sie selbst jedoch haben nicht viel; es reicht kaum für die täglichen Grundbedürfnisse und nur die Magiebegabten scheinen ein ansatzweise erstrebenswerteres Leben zu haben. Während Winter, Elsters Zwillingsschwester, in dieser Hinsicht sehr viel Potential mitbekommen hat, scheint Elster selbst weniger beschenkt worden zu sein. Das unterschiedliche Schicksal der beiden trennt die einst innigen Schwestern und wäre da nicht noch Indigo, Elsters treuergebener Freund, gäbe es nicht mehr viel Freude für das Mädchen, deren Familie schon viele Schicksalsschläge hat hinnehmen müssen.


    Es gibt viele Verstrickungen in diesem Buch, die mich oftmals überraschen konnten und für viel Spannung sorgten. Das Ende hinterlässt einen abgeschlossenen Eindruck, enthält aber noch genügend offene Fragen und Potential für eine eventuelle Fortsetzung, auf die ich ganz stark hoffe.


    Auch die Charaktere waren hier sehr zahlreich und es würde wirklich den Rahmen sprengen, sie alle im einzelnen zu würdigen. Allesamt fand ich sie sehr klar gezeichnet und ausgearbeitet, denn sie wurden für mich beim Lesen schnell zu fast realen Gefährten. Nicht jeder von ihnen hatte meine Sympathien, aber das wäre ja wohl auch langweilig. Sie alle handelten für mich ausgesprochen authentisch.


    Fazit:


    Mit "Queen of Clouds - die Wolkentürme" hat mich Susanne Gerdom in eine fantastische Welt enführt, deren Zauber ich mich einfach nicht entziehen konnte. Tolle Charaktere und ein wunderschöner Weltenaufbau habe mich durch das spannende Geschehen begleitet, das hoffentlich bald eine Fortsetzung finden wird.


    4ratten:marypipeshalbeprivatmaus:

  • Valentin liegt die Welt zu Füßen - er ist jung und attraktiv, und er ist der Sohn des Panarchen, der von seinem unermesslich hohen Turm aus über dessen zahlreiche Bewohner sowie über die Menschen unten in der Schlucht herrscht. Die "Türmer" sind reich und mächtig und leben in Saus und Braus, während die "Schluchter" im Schatten des Turmes ein karges Dasein fristen, sofern sie nicht gleich in den Turm geholt und als billige Arbeitskräfte ausgebeutet werden. Manche hat man schon als kleine Kinder ihren Familien entrissen.


    Elster, die waghalsige Kletterausflüge liebt und dabei häufig Kopf und Kragen riskiert, hat das hautnah miterlebt. Ihre kleine Nichte verschwand, später auch deren Mutter. Elsters verbliebene Familie schuftet Tag und Nacht, um irgendwie zu überleben.


    Man könnte sich also kaum unterschiedliche Charaktere vorstellen als den vom Leben verwöhnten Valentin und Elster, die Kummer, Sorgen und harte Arbeit gewöhnt ist. Doch auch im Turm gibt es Anlass zur Besorgnis: es werden immer weniger Kinder geboren, Intrigen und Machtkämpfe bringen die gewohnte Ordnung aus dem Gleichgewicht, und in den unteren Etagen brodelt es unter den Bediensteten.


    Schließlich wird klar, dass es nur einen Ausweg gibt: Schluchter und Türmer müssen zusammenarbeiten und auf einer gefährlichen, geheimen Mission versuchen, die Welt wieder ins Lot zu bringen.


    Ungleiche Protagonisten, die sich zusammenraufen müssen, um die Welt zu retten, sind in der Fantasy immer wieder ein gern genommenes Thema. Für die Ausgangssituation kann man der Autorin somit keine Originalitätspunkte gutschreiben, wohl aber für die Welt, die sie hier erfindet: die Reichen leben abgeschottet in himmelhohen Türmen, die Armen hausen entweder unter miserablen Bedingungen am Fuß der Türme oder werden direkt zu Arbeitssklaven der Türmer gemacht. Die schlimmen Lebensumstände der Schluchter lassen an Charles Dickens denken, während die stählernen Türme mit ihrer Hightech-Ausstattung eher futuristisch anmuten. Ungewöhnlich, aber gelungen.


    Womit sich Susanne Gerdom aber endgültig in mein Herz geschrieben hat (und sich wohltuend von einem gewissen Fantasy-Einheitsbrei abhebt), sind ihre tollen Charaktere. Schwarzweißmalerei ist ihre Sache gottlob nicht. Sie erzählt sowohl aus Elsters als auch aus Valentins Perspektive (und auch Nebenfiguren kommen zu Wort), so dass ein rundes, ausgewogenes Bild der Geschehnisse entsteht und für beide Seiten Verständnis und Sympathie entstehen. Jeder hat seine Konflikte, seine Stärken und Schwächen, es gibt nicht hier die komplett Guten und dort die furchtbar Bösen. Das gilt nicht nur für die Hauptfiguren, sondern auch für die durchweg großartig dargestellten Nebencharaktere.


    Auch am Spannungsbogen gibt es nichts auszusetzen. Für Überraschungen ist immer wieder gesorgt, dazu kommt eine Prise Humor, ein kleines bisschen Romantik und Schilderungen, die im Kopf wunderbare Bilder entstehen lassen. Das war mal wieder ein richtig schönes Fantasybuch, das sich in Nullkommanichts wegliest, ohne dabei anspruchslos zu sein.


    Einziges kleines Manko war für mich, dass die Geschichte nicht komplett abgeschlossen ist. Das Hauptanliegen des Buches wird zwar zu Ende gebracht, es bleibt aber noch etwas offen, was schätzungsweise noch ein weiteres Buch nach sich ziehen wird. (Ich zweifle nicht daran, dass die Autorin das in vergleichbarer Qualität hinbekommen wird, allerdings bin ich der Trilogien- bzw. Reihen-Manie einfach ein wenig müde.)


    4ratten

    If you don't become the ocean, you'll be seasick every day.

    Leonard Cohen





  • Hallo Ihr Lieben,


    nachdem ich hier im Forum immer wieder so viel Positives über die Bücher von Susanne Gerdom gelesen habe, bin ich neugierig geworden und habe mir in den Silvesterurlaub auch eins von ihr mit eingepackt. So viel sei verraten: Ich wurde nicht enttäuscht! Hier meine Meinung:


    Elster lebt in den Schluchten zwischen den Türmen und muss schwer arbeiten, um die Forderungen der Türmer erfüllen zu können. Als sie eines Tages bei einem brutalen Überfall zweier königlicher Türmer eingreift, befürchtet sie schon ihr Leben verspielt zu haben. Jedoch wird sie nicht getötet, sondern auf eine gefahrvolle Reise geschickt, um den sogenannten Turm Null zu finden und den Ewigen König zu befreien, wie es eine Legende besagt.
    Zusammen mit ihr wird der junge Türmer Valentin mit auf die Reise geschickt. Valentin soll die Nachfolge des herrschenden Panarchen antreten und vorher noch auf dieser Reise seinem Volk einen großen Dienst erweisen.
    Bei der ungleichen Reisegesellschaft fliegen schon bald die Fetzen, aber auch bei den Zurückgebliebenen brodelt es gehörig. Denn das ungerechte System wird von immer mehr "Schluchtern" hinterfragt und nicht mehr geduldet. Schaffen es Elster und Valentin Turm Null zu finden und die Legende zu erfüllen?


    Susanne Gerdom schafft in diesem Fantasy-Roman eine spannende Welt, die zwischen absolutem Hightech und tiefstem Mittelalter schwankt. Gleichzeitig gibt es ein extrem ungerechtes Sozialsystem, dass den "Türmern" erlaubt in Saus und Braus zu leben, während die "Schluchter" immer kurz vor dem Verhungern stehen. Die Legende vom Ewigen König schafft ein Bindeglied zwischen den beiden Fraktionen und doch stellt sich schließlich heraus, was sich tatsächlich hinter der Legende und diesem ungerechten System verbirgt.


    Die Erzählweise wechselt dabei zwischen der Sicht von Elster und der Sicht von Valentin und auch noch einigen anderen Charakteren. Durch diesen stetigen Wechsel kommen die Ungerechtigkeiten noch besser zu tragen und gleichzeitig erhöht der Wechsel immer von einer Figur zur anderen stetig die Spannung.


    Alle auftretenden Figuren werden dabei sehr detailliert und intensiv beschrieben und ich konnte mich in alle Figuren, sogar den Panarchen, gut einfühlen. Schön ist dabei auch zu beobachten, wie die Figuren sich weiter entwickeln und im Laufe des Buches ganz andere Seiten an ihnen zum Vorschein kommen.


    Die magischen Elemente sind spannend beschrieben und einige Ideen, fand ich sehr faszinierend. Die Hintergründe zur Entstehung der Türme werden auch beleuchtet und auch wenn nicht alles im Detail beschrieben wurde, konnte ich mir doch ein gutes Bild machen, wie es zu ihnen kam und auch was es mit dem Ewigen König auf sich hat. Faszinierend fand ich auch, dass in diesem Roman Fantasy- und Science-Fiction-Elemente miteinander kombiniert werden, was mir sehr gut gefallen hat.


    Alles in allem ein spannender und gut erzählter Fantasy-Roman, der mich schnell in seinen Bann gezogen hat. Das Ende ist in sich abgeschlossen, bietet trotzdem noch genug Spielraum für einen weiteren Teil, ohne dabei offen zu enden. Tolles Buch, für das ich gerne 4ratten vergebe und es wird definitiv nicht mein letztes Buch von Susanne Gerdom bleiben!


    Liebe Grüße
    Tammy :winken:

    &WCF_AMPERSAND"Jeder der sich die Fähigkeit erhält, Schönheit zu erkennen, wird nie alt werden.&WCF_AMPERSAND" (Franz Kafka)

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    Susanne Gerdom: Queen of Clouds – Die Wolkentürme (14 – 17 Jahre), München 2014, bloomoon/ArsEdition GmbH, ISBN 978-3-8458-0207-7, Klappenbroschur, 504 Seiten, Format: 14,4 x 4,5 x 21,1 cm, Buch: EUR 14,99 (D), EUR 15,50 (A), Kindle Edition: EUR 12,99.


    Ein paar Jahrtausende nach einer schweren Naturkatastrophe ist unsere Welt nicht mehr so, wie wir sie kennen. Die privilegierte Adelskaste lebt in himmelhohen Türmen – befestigte Städte, die in die Höhe gebaut wurden. Der Luxus der „Türmer“ geht direkt zu Lasten der „Schluchter“, des einfachen Volks, das unter primitiven Bedingungen in den Tälern haust und zu Frondiensten und Realabgaben herangezogen wird.


    Die Schluchter stellen außerdem unfreiwillig das Dienstpersonal der Türme. Menschen, die den Türmern nützlich erscheinen, werden einfach geraubt. In letzter Zeit betrifft das auch immer häufiger kleine Kinder, denn die Adeligen haben immer weniger eigene Nachkommen. Mit den Mätressen aus den Schluchten klappt die Fortpflanzung noch, aber der Adel unter sich ist praktisch unfruchtbar.


    Es gibt nur einen Typus der Schluchter, der von den Übergriffen der Türmer verschont bleibt: diejenigen, die bereits weißhaarig zur Welt kommen, denn die haben starke magische Kräfte. Oder wäre „Psi-Begabungen“ der bessere Ausdruck? Auf jeden Fall wollen die Türmer diese Leute weder als Adoptivkinder noch als Bedienstete um sich haben.


    Schluchter, die nur mit einzelnen weißen Strähnen im Haar geboren werden, sind keine Vollmagier, sondern werden im Teenager-Alter nur ein einziges übersinnliches Talent entwickeln.


    Von den Schluchter-Zwillingsschwestern, die im Mittelpunkt dieser Geschichte stehen, ist die weißhaarige Winter eine Vollmagierin, die gerade darin ausgebildet wird, die greise spirituelle Führerin Om, „das ewige Prinzip“, eines Tages zu ersetzen. Ihre schwarzhaarige Schwester Elster hat lediglich eine einzelne weiße Haarsträhne und bis jetzt noch kein Psi-Talent ausgebildet. Sie ist jung, das kann noch kommen. Mit ihrem gleichfalls magisch unbegabten Kumpel, dem Mechaniker Indigo, streift die rebellische Elster durch Wälder und Höhlen, sucht Artefakte der untergegangenen Kultur der „Alten“, fliegt verbotenerweise einen Gleiter und klettert unter Lebensgefahr auf dem Turm herum.


    Als ihr Dorf überfallen wird, verletzt sie einen der Türmer mit einem Dolch. Dummerweise ist der Lümmel ein Sohn des Herrschers, des Panarchen Laurenz Lecare. Nothilfe hin oder her – dafür soll das Mädchen an die Türmer ausgeliefert werden.


    Auch im Turm hat man seine Sorgen. Nicht nur, dass die Türme im Süden turnusmäßig aufmüpfig werden und dem Panarchen die Vormachtstellung streitig machen wollen – durch die Unfruchtbarkeit der Adelsfamilien gibt es immer mehr Schluchter-Mätressen und –Mischlinge, und da ist das mit der Loyalität so eine Sache …


    Valentin Lecare, dem jüngste Sohn des Panarchen, sähe man seine Schluchter-Herkunft sogar an, wenn er nicht Gegenmaßnahmen träfe. Er ist der Sohn der vor Jahren verschwundenen Lady Fabia, die er nach wie vor hartnäckig sucht. Auch die aktuelle Favoritin seines Vaters, Lady Melania, stammt aus den Schluchten und wurde wegen ihrer Schönheit direkt vom Dienstbotentrakt in sein Schlafzimmer befördert. Sie ist überaus intelligent und auf einer eigenen geheimen Mission. Doch länger sie mit dem Panarchen und seiner Familie zusammenlebt, desto weniger ist sie in der Lage ihn zu hassen und ihre ursprünglichen Ziele weiter zu verfolgen.


    Seit Valentin Lecare als künftiger Panarch gehandelt wird, hat er alle Hände voll zu tun, um am Leben zu bleiben. Seine Halbbrüder sind selbst scharf auf den Posten und tun alles, um den Jüngling zu beseitigen. Dass er seine Cousine Leona, die redegewandte Kämpferin mit der Augenklappe, heiraten soll, passt ihm gar nicht. Er liebt sie „nur“ wie eine Schwester und sie ist mit seinem Lehrer, dem versoffenen Alban, liiert. Was auch immer sie an ihm findet.


    Diesen Leuten soll also die renitente Schluchterin Elster ausgeliefert werden. Doch dazu kommt es nicht. Om, die spirituelle Führerin der Schluchter, und Laurenz, der Panarch aus dem Turm, kommen überein, dass es jetzt an der Zeit sei, eine Expedition auszurüsten, die eine alte Prophezeiung erfüllen soll. Nur das könne die Welt noch retten.


    Plötzlich finden sich, neben der regulären Besatzung, eine Abordnung der Türmer und der Schluchter auf dem Luftschiff „Wolkenkönigin“ wieder: Valentin, sein Halbbruder Rufus, Lehrer Alban, Cousine Leona und Kumpel Cosimo aus der einen Gruppe, Elster, ihre Schwester Winter, der Mechaniker Indigo und der mysteriöse „Steuermann“ Zach, ein Vertrauter von Om, aus der anderen. Sie müssen sich zusammenraufen. Ihre Aufgabe: den legendären Turm Null zu finden und den Ewigen König zu wecken. Dann werden die Türme wohl untergehen, aber die Menschheit wird überleben, weil die Unfruchtbarkeit ein Ende haben wird.


    So der Plan. Aber so wenig die Identitäten und Loyalitäten geklärt sind, so wenig herrscht Einigkeit über das Ziel der Expedition und die Art und Weise, wie die Aufgabe erledigt werden soll. Dass während der Reise der Himmelskönigin in den Türmen das totale Chaos ausbricht und die Mission abgeblasen wird, ist auch nicht gerade hilfreich. Wird das zusammengewürfelte Team den Turm Null trotzdem finden und die Welt retten können?


    Auch wenn sich das Buch an Jugendliche richtet: Es fasziniert auch Erwachsene. Wenn man erst einmal angefangen hat, zu lesen, verlottert die Wohnung, das Essen brennt an und Verabredungen werden vergessen. Sollte man das Buch in der Bahn lesen, verpasst man wahrscheinlich seine Ausstiegshaltestelle. Dabei dauert es knapp 150 Seiten, bis von der Weltrettungsmission überhaupt einmal die Rede ist. Vorher lernt man die Welt, ihre Bewohner und deren Interessen und Allianzen kennen. Manches erschließt sich erst nach und nach. Zum Beispiel, was ein „Trikker“ ist oder was es genau mit den Textstellen auf sich hat, die geheimschriftartig aus Sonderzeichen gesetzt wurden.


    Was die Sache zusätzlich komplex macht: Wenn ein Schluchter in einen Turm verbracht wird, bekommt er dort einen neuen Namen. Die Bedeutung seines Geburtsnamens bleibt dabei oft (aber nicht immer) erhalten. Aus „Biene“ würde im Turm zum Beispiel „Deborah“, aus „Feuer“ ein „Ignatius“, aus „Blume“ eine „Flora. Dadurch, dass die einen den alten und die anderen den neuen Eigennamen verwenden, ist manchmal von ein und demselben Menschen die Rede, ohne dass der Leser sich dessen bewusst ist. Das ist natürlich Absicht. ☺ Den handelnden Personen geht es auch nicht besser als den Lesern. Sie haben mitunter eine gesuchte Person oder einen nahen Verwandten direkt vor der Nase und wissen es nicht.


    Sobald man das Prinzip erkannt hat, rätselt man als Leser mit: Wer ist wer, wer plant was und wer hält zu wem? Aber so leicht ist das Verwirr- und Versteckspiel nicht zu lösen, und so gibt es ein paar schöne Überraschungen.


    Man würde sich in diesem faszinierend bizarren und dennoch logisch aufgebauten Universum gerne noch länger herumtreiben. Da ist es schade, dass die Geschichte in sich abgeschlossen ist. Gut, nicht alle Fragen werden abschließend geklärt, sodass die Möglichkeit einer Fortsetzung gegeben wäre …


    Warum das Buch einen englischen Titel hat, wo im Roman selbst nur auf Deutsch von der „Wolkenkönigin“ die Rede ist, bleibt ein Rätsel. Kürzer ist der englische Titel ja nicht. Er hört sich vielleicht einfach nur besser an. Wie auch immer das „Kind“ heißt: Die Story ist klasse!


    Die Autorin
    Susanne Gerdom lebt und arbeitet im Familienverband mit vier Katzen und zwei Menschen in einer kleinen Stadt am Niederrhein, bezeichnet sich selbst als "Napfschnecke", die ungern ihr Haus verlässt, und ist während ihrer wachen Stunden im Internet zu finden. Wenn sie nicht gerade schreibt. Manchmal auch, während sie schreibt. Sie schreibt Fantasy für Jugendliche und Erwachsene für die Verlage Piper, ArsEdition und Ueberreuter. Man findet sie dort auch unter den Pseudonymen Frances G. Hill und Julian Frost.

  • Die Türmer leben im Luxus der Wolkentürme, der sich auf der Ausbeutung der Schluchter gründet, die in den endlosen Wäldern um ihr Überleben kämpfen oder in den unteren Stockwerken der Wolkentürme den Türmern dienen. Als die Zukunft beider Völker bedroht ist, entsenden Om (das allwissende Prinzip und Oberhaupt der Schluchter) und der Panarch (der Herrscher der Türme) ihre Vertrauten, um gemeinsam den sagenumwobenen Turm Null zu finden. Denn laut einer alten Prophezeiung können sie diese Aufgabe nur zusammen erfüllen – und so das Fortbestehen ihrer Welt sichern.


    Die Geschichte beginnt mit der Schluchterin Elster, die sich zweihundertvierzig Meter über dem Boden befindet und versucht, den Rekord im Turmklettern zu brechen. Diese Szene hat mich gleich gefesselt, weil es eine spannende und faszinierende Situation war. Eisenrebenranken, ein Unwetter, der gefahrvolle Weg zurück zum Boden und die verschlüsselte Sprache, in der Elster mit ihrem besten Freund Indigo kommuniziert. Ich war auf so vieles neugierig – und genoss auch die dichte Atmosphäre.


    Winter, die Zwillingsschwester von Elster, umgibt etwas Geheimnisvolles. Sie wird einmal die Schamanin sein, die ihr Volk anführt, also die Nachfolgerin von Om. Das alles spricht meine mystische Seite natürlich sehr an, außerdem hatte Winter für mich eine besondere Ausstrahlung. Besonders heftig erwischt hat mich allerdings die Figur, die alle den Steuermann nennen. Das ging ja auch gar nicht anders, bei den tragischen Andeutungen und dem Charisma! Und dann wäre da noch Indigo, Elsters bester Freund, der mehr für sie empfindet. Ihn kann man einfach nur gern haben – ein freundlicher, loyaler und in sich ruhender Protagonist. Es ist direkt schade, dass er in dieser Geschichte für meinen Geschmack ein wenig zu kurz kam.


    Die Türmer schwelgen im Luxus, aber auch in Intrigen. Es gilt das Gesetz des Stärkeren und man muss jederzeit damit rechnen, in einen Hinterhalt zu geraten. In so einer Umgebung ist Vertrauen natürlich Mangelware … Valentin, der Lieblingssohn des Panarchen, hat – genau wie sein Vater – etwas Zeit benötigt, bis er mir so richtig nahe stand. Bei seiner Cousine und einer weiteren Protagonistin war das anders, beide hatten mich schnell beeindruckt. Und dann wäre da noch Valentins Lehrer, der für mich einfach eine (im positiven Sinn) interessante Figur war.


    Es wird sich Zeit genommen, um den Leser mit den beiden Völkern und den einzelnen Figuren vertraut zu machen, was mir ja immer gut gefällt, weil man so auch einiges über die Hintergründe erfährt. Bei der Einführung in diese dystopische Welt hat mir das auch genug Luft gelassen, um mir über die Details und Andeutungen Gedanken zu machen. Denn diese Welt wirkte so nah, dass man beispielsweise erahnen kann, was die Türme einst waren.


    In der Geschichte mischt sich Fantasy mit Science-Fiction, und ich hätte mich – völlig untypisch – über etwas mehr SF gefreut, weil mich das sehr fasziniert hat. Mir gefiel, dass die Grenzen da immer mehr verschwommen sind und ich mich öfter gefragt habe, ob das jetzt Magie oder SF ist. Es fühlte sich magisch an, aber ich konnte mir auch vorstellen, dass das eine Technologie sein könnte. Oh, und es gibt Gleiter, Schlitten und Luftschiffe – ich liebe Luftschiffe! :herz: Da vergesse ich dann auch immer, dass ich doch Höhenangst habe … Eigentlich.


    In “Queen of Clouds” konnte ich wunderbar abtauchen und hatte großartiges Kopfkino. Ich fühlte mich mit dem Buch sehr wohl, was sicherlich auch an der dichten Atmosphäre und den vielen Details lag. Man konnte wunderbar spekulieren und fand sich gleichzeitig mitten in der Geschichte wieder. Eine spannende, emotionale und überraschende Lektüre mit einer großen Bandbreite an Figuren! Und vielen Ideen, die mich wirklich beeindruckt haben. :)


    Das Ende des Romans klingt stark nach einer Fortsetzung und ich hoffe, dass wir diese auch irgendwann lesen dürfen. Ich bin doch sooo neugierig!