Petra Schier - Der Hexenschöffe

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    Hermann Löher, eine Stimme aus dem 17. Jahrhundert
    Im 17. Jahrhundert brennen die Scheiterhaufen in ganz Deutschland. Der Hexenwahn geht um. Im Jahre 1636 in Rheinbach versucht der Schöffe Hermann Löher dagegen anzugehen. Auch er und seine Familie sind der Inquisition aufgefallen. Schon vor Jahren wurden Familienmitglieder angeklagt und hingerichtet. Löher selbst glaubt nicht daran das es Hexen und Zauberer gibt, er scheut auch nicht davor zurück sich in dieser Richtung zu äußern. Solch ein Verhalten ist gefährlich und so hat er zu Recht Angst um seine Frau und seine Kinder.


    Die Autorin schildert hier spannend und vor allem detailgetreu die Ereignisse dieser Zeit. Gekonnt hat sie die wenigen historisch belegten Tatsachen mit einer fiktiven Handlung verknüpft. So ist ein lebhaftes Bild dieser Zeit entstanden. Die Ängste der Menschen, ihre Furcht selbst angeklagt und verurteiltet zu werden, ist deutlich spürbar. Der historische Hintergrund für sich sorgt schon für eine spannende Geschichte. Die einzelnen Charaktere, wie Hermann Löher oder sein Sohn Bartel sowie auch deren Gegner, sind gut ausgearbeitet und facettenreich gestaltet. Mit Hermann Löher geht der Leser gemeinsam den Weg in die Prozesse und versucht zu beweisen, dass die Frauen unschuldig waren. Kunigunde, seine Frau steht ihm zur Seite und auch sein Sohn, Bartel wird mit eingebunden. Mit ihrer Hilfe entsteht ein Gesamtbild dieser Zeit. So wird von alten Bräuchen erzählt, von den Jugendverbindungen und das sich langsam herantasten an die Mädchen. Durch diese Szenen wird die sonst eher düstere Geschichte ein wenig umgänglicher und heller. So macht es Spaß diese Geschichte zu lesen. Dies ist mal eine Stimme zu den Hexenprozessen die von den Zweifeln der Menschen erzählt, von ihren Ängsten und Nöten und vor allem davon, dass es Menschen gab die nicht an die Schuld der Frauen und Männer glaubten. Sie wollten helfen und haben ihr eigenes Leben dafür riskiert. Leider wird auch von der ganzen Grausamkeit erzählt der diese Prozesse mit sich brachte, denn auch die Art der Foltermethoden werden geschildert, also nicht immer was für schwache Nerven.


    Textzeilen aus alten Briefen von Hermann Löher, die über den einzelnen Kapiteln stehen, lassen die gesamte Geschichte authentisch wirken, diese Auszüge haben mir gut gefallen. Am Ende gibt es dann noch ein ausführliches Nachwort der Autorin, indem sie Fiktion und Wahrheit klärt.


    „Der Hexenschöffe“, ein historischer Roman über den Schöffen Herman Löher aus Rheinbach. Er erzählt von den Hexenprozessen des 17. Jahrhunderts, von den Ängsten der Menschen aber auch von ihrem Leben und ihren Bräuchen. Für mich ist dieser Roman der wohl Beste aus der Feder von Petra Schier und ich hoffe es werden noch einige dieser Art folgen.


    5ratten

  • Mit diesem historischen Roman um den Kaufmann Hermann Löher zeigte mir Petra Schier eine neue Facette ihres Schaffens. Anders als in der „Adelina“- Reihe, die in einen konkreten historischen Kontext gesetzt ist, aber die Geschichte von fiktiven Figuren erzählt, handelt dieser Roman vom Leben des Kaufmanns und Schöffen Hermann Löher in Rheinbach, wo es in den Jahren 1631-1636 zu zahlreichen Hexenprozessen gekommen ist.


    Ergänzt werden die historisch verbürgten Personen um Löher durch glaubhaft charakterisierte fiktive Figuren, die dem Leser Brauchtum und Zeitgeist sehr anschaulich und nachvollziehbar vors innere Auge führen. Die Prozesse, die infolge von auf Verdacht verhafteten Hexen und Zauberer geführt werden, sind sehr ausführlich beschrieben, so dass man die Verzweiflung und Angst der Verhafteten, aber auch der Angehörigen und ganz normalen Bürger förmlich fühlen kann.


    Das Klima der Angst, das zu Beginn des 17. Jahrhunderts während der Zeit der Inquisition herrschte, wo jeder Angst haben musste von seinen Nachbarn ausspioniert und unschuldig irgendwelcher Verbrechen bezichtigt zu werden, gehört leider noch nicht wirklich der lange bewältigten Vergangenheit an. Ich kann mir gut vorstellen, dass das Buch vielen Menschen recht nahe geht, die diese Angst selber verspürten oder deren Eltern davon erzählten. Von daher ist der Roman von zeitloser Aktualität.


    Sprachlich ist der Roman in Petra Schiers gewohnter, eingängig zu lesender Schreibweise verfasst und durch die ausgesprochen gelungen gewählte Schriftart und –größe leicht und flüssig lesbar und somit auch als Lektüre im Zug oder im Urlaub geeignet.


    Gerne empfehle ich diesen Roman und vergebe 5ratten