Ekaterina Sedia - The Alchemy of Stone

  • Guten Morgen!


    Und wieder ein SLW-Buch aufgeholt. Ich bin diesmal hin- und hergerissen und tu mir mit der Bewertung extrem schwer.


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    Inhalt:
    Mattie, ein intelligenter Roboter mit einem Talent für Alchemie, findet sich mitten im Konflikt zwischen Wasserspeiern, Mechaniker und Alchemisten wieder. Als die bisherige politische Landschaft beginnt zusammenzubrechen, entdeckt Mattie gefährliche Geheimnisse. Geheimnisse, die das Gleichgewicht der Macht in der Stadt Ayona gefährden. Das gefällt Loharri, ihrem Erschaffer, natürlich gar nicht. Und nur er besitzt den Schlüssel zu ihrem Herzen - wortwörtlich...


    Meine Meinung:
    Was für ein seltsames, magisches Buch. Die Wasserspeier der Stadt suchen nach Hilfe und landen irgendwie bei Mattie, einer anerkannten Alchemistin. Sie soll helfen, ihren Alterungsprozess aufzuhalten - langsam werden sie nämlich immer mehr Stein und immer weniger lebendige Statuen. Durch Matties mechanische Augen entdeckt man als Leser zuerst die wunderbare Stadt Ayona, die mich an nichts mehr erinnert hat als an Studio Ghibli Filme. :breitgrins: Sedia beschreibt die Umgebung, Gebäude, und vor allem die Gerüche so wunderbar, dass man völlig in der Welt versinken kann. Ich habe vor meinem innerne Auge eine niedliche Stadt gesehen, in der Steampunk-Gerätschaften einen Großteil der Arbeit übernommen haben. Seltsamerweise passen diese zwei Dinge ausgezeichnet zusammen. Kleine Häuser mit roten Schindeldächern, dazwischen riesige Eidechsen, die Kutschen ziehen, dampfbetriebene Aparate, die Straßen reinigen, und und und. Langsam wird klar, dass in der Stadt ein politischer Krieg zwischen Mechanikern und Alchemisten herrscht und Mattie steckt mittendrin.


    Faszinierend fand ich auch die Charaktere, die ich leider viel zu wenig kennen lernen durfte. Loharri, Matties Erschaffer, scheint ein sehr vielschichter Mann mit jeder Menge Geheimnissen zu sein. Von ihm hätte ich mir mehr gewünscht, von mir aus auch einen ganzen Roman aus seiner Sicht. :zwinker: Als Mattie Freundschaft mit einer dunkelhäutigen Alchemistin schließt - Niobe - war ich einerseits davon angetan, wie clever die Autorin den Rassismus dieser fiktiven Welt darstellt, und andererseits davon, wie schön diese Frauenfreundschaft beschrieben wird. Da wir die Geschichte durch Matties Augen (und die der Wasserspeier) erfahren, hat mich auch Niobe durchgehend fasziniert. Man weiß nicht so recht, woran mein bei ihr ist, aber gemocht habe ich sie trotzdem.
    Besonders gefallen hat mir der Seelenraucher, ein Mann, der verlorene Seelen in einer Opium-Pfeife raucht und sie in sich aufnimmt. Illmarekh war vermutlich der tragischste aller Charaktere, wobei jeder von ihnen düstere Erinnerungen mit sich trägt.


    Mattie selbst hat mich vielen Dingen zu kämpfen. Nicht nur hat Loharri sie so gebaut, dass sie Schmerz empfinden kann, sondern sie muss damit leben, dass sie zuerst als Maschine gesehen (und daher meist ignoriert) wird und erst an zweiter Stelle als Mensch. Dass sie sich selbst auch als Frau identifiziert, hat Bedeutung im Buch und stellt Mattie vor ein interessantes Problem. Wenn sie sich verliebt - wie soll das funktionieren? Sie hat die Form einer Frau, allerdings nicht die nötigen Organe um z.B. Sex zu haben. Ihr Gesicht ist eine steife Maske, mit der sie zwar riechen und schmecken kann, aber nicht wirklich küssen. Sich das vorzustellen, hat mir ein kleines bisschen das Herz gebrochen. Apropos Herz - Matties Herz ist ihr Antriebswerk, das immer wieder mal aufgezogen werden muss. Und nur Loharri hat den Schlüssel. Somit ist sie, trotz Emanzipation, ständig abhängig von jemand anderem. Auch das trägt zu ihrem Charakter und ihrem Wunsch nach Freiheit bei. Sie ist faszinierend und liebenswert, gleichzeitig aber auch fremd.


    Die Handlung selbst ist simpel. Mattie sucht nach einem Zauber oder einem Trank, der die Wasserspeier am Leben erhält. Durch ihre Recherchen stößt sie auf die angehende Revolution - ausgelöst durch den Verlust von Arbeitsplätzen, weil viele Bauern durch Maschinen ersetzt wurden. Man bekommt beim Lesen durchaus einen Eindruck der politischen Landschaft, aber irgendwie hat mir der persönliche Bezug gefehlt. So erging es mir mit vielen Dingen, die passieren. Ich mochte die Charaktere und ich konntee mit Mattie mitfphlen, aber es blieben alle auf armeslänge.


    Dafür, dass ich das Buch an einem Tag aufgefressen habe, kann ich mir nicht erklären, warum mich z.B. der Tod bestimmter Charaktere so kalt gelassen hat. Normalerweise bin ich ein Häuflein Elend, wenn ein lieber Charakter stirbt. Hier hatte ich eher den Blick eines Wissenschaftlers ins Mikroskop. Interessant, aber nicht berührend. Ich denke, die Autorin hat sich zu wenig Zeit genommen, ihre vielen Ideen wirklich aufleben zu lassen. Die Stadt erwacht wunderbar zum Leben, die Alchemie wird toll erklärt, aber gerade die spannenden Themen - Rassismus, Außenseiter sein, Matties Identität als Roboter und als Frau mit Gefühlen, Politik, Sklaverei - kamen nur am Rande vor. Ich kann es mir anders nicht erklären, warum das Buch mich mit so einem mittelmäßigen Gefühl zurücklässt.


    Der Stil war wunderschön, ich bin in die Geschichte gekippt und habe sie, wie gesagt, fast komplett an eine Tag gelesen. Aber irgendwas hat gefehlt. Von der Autorin werde ich aber bestimmt noch mehr lesen. Selbst wenn das nächste Buch auch so eine Distanz zwischen Charakteren und Leser bietet, lohnt es sich alleine für die Ideenvielfalt und den tollen Erzählstil.


    3ratten :marypipeshalbeprivatmaus:


    Liebe Grüße,
    Wendy (SLW-Aufholerin)

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