Catherynne M. Valente - The Habitation of the Blessed

Es gibt 2 Antworten in diesem Thema, welches 1.178 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag () ist von Wendy.

  • Hallo ihr Lieben,


    ich glaube es selbst kaum, aber das ist das erste Cat Valente Buch, das mir nicht sofort gefällt.


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    Inhalt:
    Dies ist die Geschichte eines Ortes, der nie war: Das Königreich von Prester John, die Utopie, die in einem anonymen Dokument aus dem 12. Jahrhundert beschrieben wird, die die Welt im Sturm erobert hat und Hunderte verlorener Seelen auf die Suche getrieben hat. Aber was, wenn es das Königreich wirklich gab? Was, wenn ein armer, gebrochener Priester sich einst an seinen Grenzen wieder fand und kein christliches Paradies entdeckte, sondern ein Land, wo alles möglich, wo Unsterblichkeit greifbar, wo die westliche Welt nichts als ein ferner Traum ist?


    Bruder Hiob von Luzern stolpert auf seiner Missionarsreise im Himalaya auf ein kleines Dorf, in dem ein magischer Baum wächst. Von seinen Zweigen sprießen Bücher statt Früchten. Diese seltsamen Bücher erzählen die Chroniken des Königreichs von Prester John und Hiob wird besessen von seinen Geschichten.


    Erste Eindrücke:
    Ich liebe Cat Valente! Und ich mag, wie kompliziert ihre Bücher teilweise geschrieben sind. Nicht nur ihre Spielerein mit Metaphern, Mythologie und Geschichte, sondern auch die Struktur, die sie ihren Romanen verleiht. Auch hier muss man wieder mehrere Erzählstränge gleichzeitig im Kopf bewahren.
    Die Rahmengeschichte erzählt von Hiob und davon, wie er drei Bücher vom magischen Baum "pflückt". Abwechselnd lesen wir dann immer ein Kapitel aus einem der drei Bücher - das erste aus der Sicht von Prester John selbst, das zweite aus Sicht seiner Gefährtin, Hagia - und beim dritten bin ich noch nicht angelangt. :breitgrins:


    Die Idee gefällt mir sehr gut. Der Stil ist mir diesmal fast ein wenig zu viel. Durch die vielen Hinweise auf mittelalterliche christliche Figuren fehlt mir einfach der Halt. Bei diesem Thema habe ich so gut wie kein Vorwissen und blicke daher bei vielen Begriffen wie ein Schaf in die Gegend. :spinnen: So richtig gepackt hat es mich deshalb noch nicht.
    Das Kapitel mit Prester John las sich zudem sehr surreal. Er reist auf dem Schiff in den Osten, aber ständig wird von der Wüste geredet... ich bin mir jetzt unsicher ob er wahnsinnig ist und denkt er fährt mit dem Schiff durch eine Wüste, oder ob es sich um eine echte Wüste handelt. Da Valente ja gerne in Bildern erzählt und nicht immer alles für bahre Münze genommen werden kann, könnte es sowohl das Meer als auch die Wüste sein. John ist jedenfalls auf dem Schiff und zumindest am Rande des Wahnsinns. Seine Gefährten haben sich offenbar schon ins Meer/die Wüste gestürzt...


    Mal sehen, ob das Buch beim Weiterlesen mehr Sinn ergibt, ich bleibe jedenfalls dran. Es wäre ja tragisch, wenn ein Valente-Buch so krass an meinem Geschmack vorbei zielen würde.

    Jahresziel: 2/52<br />SLW 2018: 1/10<br />Mein Blog

  • Puh, ich bin wieder beruhigt. :breitgrins:


    Das Kapitel aus Sicht von Hagia hat mir wieder gut gefallen. Hagia ist eine Blemmyae - das heißt, sie hat keinen Kopf, sondern trägt ihren Mund auf dem Bauch, ihre Augen auf dem Busen usw. Dass sie auch die Ehefrau von Prester John war, wird bestimmt noch interessant. Ich versuche mir ständig vorzustellen, wie ein menschlicher Mann und Hagia sich küssen...


    Hagia erzählt aus ihrer Kindheit und vom Brunnen der ewigen Jugend, aus dem sie getrunken hat. Dieser ist nicht, wie Hiob der Priester glaubt, klares Wasser, das golden vor sich hintröpfelt, sondern voller Schleim und Algen und Kaulquappen. Das Wasser riecht nach Erde und Alter und Leben. Wenn Valente gewisse Dinge so auf den Kopf stellt, bin ich wieder in meinem Element. Die Geschichte ist zwar noch nicht sonderlich spannend, aber ich freunde mich immer mehr mit dem Stil an, der weiterhin sehr anspruchsvoll ist, selbst für Cat Valente.

    Jahresziel: 2/52<br />SLW 2018: 1/10<br />Mein Blog

  • Hallo allerseits!


    Das ist das dritte Mal, das ich beginne eine Rezi zu schreiben. Leicht fällt das bei so einem Buch wirklich nicht. Am besten beginne ich mal von Anfang an. :breitgrins:


    Bruder Hiob von Luzern entdeckt auf einer Pilgerreise einen Baum, auf dem statt Früchten Bücher wachsen. Die mysteriöse Besitzerin des Baumes erlaubt Hiob, drei Bücher zu pflücken. Eigentlich sucht Hiob ja nach dem Königreich von Prester John, der angeblich den Brunnen des ewigen Lebens entdeckt hat. Dass eines der drei gepflückten Bücher die Geschichte von Prester John erzählt, kommt Hiob gerade recht und er macht sich in bester Mönchsmanier daran, das zerfaulende Buch zu kopieren.
    Im zweiten Buch erzählt Hagia - die Ehefrau von Prester John - ihre eigene Geschichte. Wie sie aufgewachsen ist, wie sie unsterblich wurde, wie sie John geheiratet hat. Im dritten Buch wandern wir weiter zurück in die Zeit. Imtithal ist Kindermädchen der königlichen Nachkommen und berühmt für ihre Geschichten. Diese Märchen sind in der Zeit von Hagia und John bereits steinalt und etwa mit unseren Grimms' Märchen vergleichbar.


    Wie so oft bei Valentes Büchern ist die Struktur des Romans ebenso wichtig wie sein Inhalt. Eine Rahmenhandlung umschließt drei scheinbar zusammenhanglose Geschichten. Je weiter man liest, umso klarer wird es, dass die drei Bücher nur unterschieliche Aspekte einer viel größeren Geschichte erzählen. Dass Hagia und Johns Geschichten miteinander verschmelzen, ist von Beginn an offensichtlich. Wie Imtithal, die Jahrhunderte vor den beiden gelebt hat, hinein passt, verrate ich hier nicht.


    Faszinierender als die Strutkur war aber das Königreich Pentexore. Hagia zeigt uns diese Welt von innen, wie sie als Kind den Brunnern des ewigen Lebens zum ersten Mal besucht, wie die Gesellschaft funktioniert. Darunter fällt etwa auch, wie man als Blemmye (kopflose Menschen, die ihre Augen auf der Brust und den Mund statt einem Nabel tragen) mit einem riesigen Löwen schlafen kann. Aber neben Blemmyae und roten Löwen gibt es in Pentexore auch Greifen, Schlangenfrauen, sprechende Vögel und allerlei andere Sagengestalten. Dieselbe Welt durch die Augen von John noch einmal kennen zu lernen, war wie ein Schlag ins Gesicht. Als Christ meint er zuerst, in der Hölle gelandet zu sein, denn sicherlich gibt es im Paradies keine Nackten Frauen, deren Augen auf ihren Brüsten wachsen...


    Besonders lieb gewonnen habe ich Imtithal, die liebevollst über ihre drei Ziehkinder erzählt. Obwohl der Stil der drei Bücher-im-Buch ziemlich abweicht, haben sie alle Valentes poetische Sprache zur Grundlage. Die Handlung war nicht so mitreißend wie etwa die Feenland-Bücher, aber dies ist schließlich auch der erste von drei Bänden. Ich bin gespannt auf den zweiten Band, vor allem weil das Ende hier doch noch eine kleine Überraschung bereit hielt.


    4ratten

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